Botanik: Gewürzsträuch Calycanthus x raulstonii syn. Sinocalycanthus *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Mai 21, 2023, 10:50:17 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Die Gewürzsträucher (Calycanthus) sind eine Pflanzengattung  innerhalb der Familie der Gewürzstrauchgewächse (Calycanthaceae).

Von den nur vier Arten kommt eine in China vor und drei Arten sind im gemäßigten westlichen und südöstlichen Nordamerikas ( Virginia bis Florida, Alabama, Missouri bis Tennessee) verbreitet.
Der Echte Gewürzstrauch Calycanthus floridus  stammt aus dem Südosten Nordamerikas und ist bis jetzt in Nordeuropa noch weitestgehend unbekannt.
Die Rinde von Calycanthus floridus wurde früher als Gewürz genutzt. Jedoch vorsichtig, die Pflanze ist giftig!

Beim Schneiden oder Zerreiben verströmen Blätter, Holz und Wurzeln einen kampferartigen Geruch aus.
Die getrocknete Rinde duftet nach Gewürzlelken. Die Blüten duften eigenartig nach Apfelsaft oder leicht vergorenem Apfelsaft.

Bild 01 Habitus, Gewürzsträuch Calycanthus x raulstonii

Quelle: Heidi Dieck Baumschule, 27254 Siedenburg

Systematik:
Unterabteilung: Samenpflanzen Spermatophytina
Klasse. Bedecktsamer Magnolipsida
Ordnung: Lorbeerartige Laurales
Familie: Gewürzstrauchgewächse Calycanthaceae
Gattung: Gewürzsträucher Calycanthus
Wissenschaftlicher Name: Calycanthus x raulstonii
Trivialname: Nelkenpfeffer
Englische Bezeichnung: spice bush

Bild 02 Illustration, Echter Gewürzstrauch Calycanthus floridus

Dieses Werk ist gemeinfrei.
Urheber: Pierre-Joseph Redouté (1759–1840)
1726 wurde die Pflanze von Catsby nach England eingeführt.

Mark Catesby (* 3. April 1683 (evt. 24. März 1682); † Dezember 1749) war ein englischer Naturhistoriker.

Er veröffentlichte zwischen 1731 und 1743 sein Werk Natural History of Carolina, Florida and the Bahama Islands, die erste Sammlung über die Flora und Fauna Nordamerikas,

Die Gattung Calycanthus wurde 1759 durch Carl von Linné aufgestellt.

Carl von Linné war ein schwedischer Naturforscher, der mit der binären Nomenklatur die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie schuf.

Der Gattungsname Calycanthus ist aus den griechischen Wörtern ,,cályx" und lat. ,,calix" = Kelch, Becher ,,anthos" griech. = Blüte: der Kelch ist  blumenblattartig abgeleitet.

Calycanthus x raulstonii  ist eine Gattungskreuzung aus Calycanthus chinensis x Calycanthus floridus

Gattungskreuzung aus dem Raulston Arboretum Amerika.

Das JC Raulston Arboretum ist ein 10 Hektar großes Arboretum und botanischer Garten, das von der North Carolina State University verwaltet wird und sich in Raleigh, North Carolina, befindet.

Der noch recht seltene Strauch, der im Sommer seine burgunderfarbenen Schalenblüten zur Schau stellt, wächst breit aufrecht.

Wuchs:
Der Gewürzstrauch Calycanthus x raulstonii ist ein mehrstämmiger, überhängender Strauch, der purpurrote, schalenförmige Blüten mit einem starken Duft hervorbringt. Sie erscheinen von Mai bis Juni. Besonders dekorativ ist der bronzefarbene Jungaustrieb. Der Strauch erreicht eine Höhe von ca. 3 Meter und wird ca. 3 Meter breit.

Triebe:
Die kantigen, fein behaarten Triebe von Calycanthus x raulstonii  sind hellgrün. Die Rinde beibt sehr lange glatt.

Blätter:
Die sommergrünen, gegenständigen Blätter des Gewürzstrauchs sind mittelgrün, glänzend. Bronzefarbener Austrieb.
Calycanthus x raulstonii zeigt sich leuchtend hellgelb im Herbst.


Bild 03 Blüten, Calycanthus x raulstonii

Quelle: 1A Garten Ammer, 94486 Osterhofen

Blüte:
Die purpurroten, schalenförmigen Blüten erscheinen von Mai bis Juni. Diese werden etwa 8 - 10 cm groß und sind stark duftend.
Äußere Perigonblätter bräunlich weinrot, innere mit weißen Spitzen.
Die Tepalen sind riemenförmig, 2 – 5 mm breit.

Tepalen = Als Perigonblatt oder Tepalum wird bei Blütenpflanzen ein Blatt der Blütenhülle bezeichnet, wenn die Blütenhülle nicht in Kelch und Krone gegliedert ist.

Wurzel:
Calycanthus raulstonii  ist ein Flachwurzler.

Teil 1
Spross, Querschnitte
20 Mikrometer

Bild 04 Halter für Querschnitte


Bild 05 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Negativaufnahme, Calycanthus x raulstonii


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000

Bild 06 Übersicht, Calycanthus x raulstonii


Bild 07 Detailaufnahme, Calycanthus x raulstonii


Bild 08 Detailaufnahme mit Beschriftung, Calycanthus x raulstonii


MP = Markparenchym, MS (?) = primärer Markstrahl, PXY = Protoxylem, XY = Xylem, CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, Sk = Sklerenchym, PH (?) = Phloem
Die Sklerenchymzellen dienen hier zr Festigung (Druckferstigung) des dünnen Sprosses.

Beginnt der Strahl direkt im Mark = primärer Holzstrahl (Markstrahl).
Beginnt der Strahl im Xylem = sekundärer Holzstrahl (Markstrahl).


Bild 09 Detailaufnahme, Calycanthus x raulstonii

PH = Phloem

Bild 10 Detailaufnahme, Calycanthus x raulstonii


Bild 11 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Calycanthus x raulstonii

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 12 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Calycanthus x raulstonii


Teil 2
Spross , Längsschnitt
30 Mikrometer


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 13 Übersicht, Tangentialschnitt, Calycanthus x raulstonii


Bild 14 Detailaufnahme, Tangentialschnitt, Calycanthus x raulstonii


Bild 15 Detailaufnahme, Tangentialschnitt, Calycanthus x raulstonii


Bild 16 Schraubengefäße, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Calycanthus x raulstonii


Bild 17 Schraubengefäße, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Calycanthus x raulstonii


Schraubengefäße,Schraubentracheiden im Protoxylem, die eine schraubenförmige Verdickungsleiste besitzen.

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie

Peter A. Schmidt ,,Taschenbuch der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
Peter A. Schmidt ,,Die wilswachsenden und kultivierte Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas", ISBN: 978-3-494-0180-3
Bernd Schulz ,, Gehölzbestimmunh im Winter", ISBN: 978-3-8001-7986-2
,,Das grosse Illustrierte Pflanzenbuch", 1966
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6


Wie komme ich eigentlich an die Informationen?
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere.Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da hast Du uns mal wieder einen opulenten Thread geschrieben! Eine sehr schöne und interessante Darstellung des Gewürzstrauchs.

Auffällig finde ich den einlagigen, hellblauen Zellring ausserhalb der Sklerenchymkappen in Bild 5. In den nachfolgenden Bildern bis Bild 10 zeigt sich, dass diese Zellen kräftig rot angefärbt sind, in der Fluoreszenz setzen sie sich orange ab. Hast Du eine Idee, um was es sich da handeln könnte? Ich werde die Tage auch einmal meine Literatur bemühen.

Herzliche GRüße
Jörg

p.s.
Natürlich gelistet.
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Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke.

könnte es sich hier (hellblauer Zellring ausserhalb der Sklerenchymkappen in Bild 5) um eine Stärkescheide  handeln ?

Dieses habe ich bei Sonnenblumen schon einmal gesehen.

Gruß
Hans-Jürgen
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