ZEISS STANDARD 14: Feintrieb versagt bei langsamer Drehung im Uhrzeigersinn

Begonnen von Jakob_Wittmann, Mai 29, 2023, 23:53:20 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jakob_Wittmann

Guten Abend geschätzte Gemeinschaft,

wie im Betreff erwähnt, bei langsam erfolgender Drehung des Feintriebknopfes im Uhrzeigersinn – die im Normalfall zum Anheben des Objekttisches führt – hat diese Drehung keine Wirkung mehr.

Mit ,,langsam erfolgend" meine ich hier in etwa die Drehgeschwindigkeit eines Sekundenzeigers. Dreht man den Knopf im beschriebenen Tempo, erfolgt beispielsweise selbst bei einer Drehung um 180 Grad keinerlei Bewegung des Objekttisches

Eine Drehbewegung des Feintriebknopfes in die entgegengesetzte Richtung erzeugt ganz normal eine Hubbewegung des Objekttisches nach unten.

Dieses Verhalten tritt nicht immer auf, allerdings nimmt die Häufigkeit der Nicht-Funktion zu.

Startet man eine sehr kurze Bewegung sehr rasch bzw. ruckartig, wird der Tisch befördert.

Ebenso befördert eine schnell erfolgende Drehbewegung in der Größenordnung von z.B. 270 Grad oder mehr den Tisch.

Die Gängigkeit des Grob- und Feintriebes war bis vor etwa zwei Tagen angenehm weich und funktionell.

Das Stativ ist sonst in einem sehr guten Zustand. Eine nicht mit solchen Instrumenten vertraute Person würde höchstwahrscheinlich schätzen, dass das Mikroskop vielleicht zwei Jahre alt sei.

Was meint Ihr bitte dazu?

Selbstredend wäre es ärgerlich, wenn sich dies als Totalschaden erweist. Eine Reparatur des Getriebes in einer Fachwerkstätte zahlt sich in Anbetracht der Stundensätze feinmechanischer Werkstätten sicher nicht aus.

Gottseidank habe ich, wie es grundsätzlich ja immer sein soll, mehrere ZEISS STANDARD Mikroskope ... ;) :)

Ich bin neugierig, was Ihr bitte dazu meint. Vielleicht ist es nur eine Frage der Justage.


Liebe Grüße

Jakob

,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

-JS-

Hallo Jakob,
eine Anleitung für die "Behandlung" eines durchrutschenden Feintriebes findet sich unter  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18915.msg144349#msg144349 .
Es ist allerdings anzumerken, daß es sich beim im Artikel beschriebenen Mikroskop um ein Stadard RA gehandelt hat, noch mit Druckkäfigen für das Planetengetriebe aus Messing ausgestattet.
Dein Standard 14 dürfte jüngeren Datums sein, Rolf hat dazu in meinem Artikel ein paar Bemerkungen gemacht: Wie so vieles, ist leider auch der Druckkäfig aus Messing gegen einen weitaus einfacher gefertigten aus Kunststoff ausgetauscht worden. Das Prinzip ist jedoch gleich geblieben: Drei "Planetenkugeln" übertragen die relativ niedrige Umdrehungsgeschwindigkeit des Grobtriebes auf die (sich dann schneller drehende) Achse des Feintriebes. Fehlt dann an dieser Stelle das richtige Haftöl, kann es zu den von Dir bereits beschriebenen Aussetzern kommen.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Reparatur. Leider kann ich Dir hinsichtlich des Haftöls nicht helfen ... sorry.
Viele Grüße, Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Walter Kaiser

#2
Hallo Jakob,
ich habe drei Zeiss Standard und habe sie alle nach der Anleitung zerlegt und gereinigt und neu abgeschmiert.
Alle drei funktionieren wie Samt und ich würde es immer wieder so machen.
Als Fett habe ich mir diese drei OSIM Fette besorgt.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=15312.0
Ein Haftöl ist nicht nötig.
Wenn die Druckplatte innen sauber und gängig ist, dann laufen die Triebe butterweich.
Der weitere positive Effekt ist, dass die Prismenschienen auch tip top sauber und neu gefettet sind.
So habe ich auf dem ganzen Weg die gleichen Momente und das gleiche feinfühlige Verstellen.
Ich habe auch die Objektivrevolver zerlegt und sauber gemacht.
Bei einem ist aber das Fett etwas zu dünn, da muss ich nochmal ran.
Insgesamt ist so ein Standard 14 aufgebaut wie ein Märklin Metallbaukasten,
das heißt, im Prinzip kann man nichts kaputt machen, außer Teile verschlampen.
Das wäre dann dumm.
Ich häng mal ein Bild an.

Gruß
Walter

Jakob_Wittmann

Zitat von: -JS- in Mai 30, 2023, 06:14:03 VORMITTAG
Hallo Jakob,
eine Anleitung für die "Behandlung" eines durchrutschenden Feintriebes findet sich unter  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18915.msg144349#msg144349 .
Es ist allerdings anzumerken, daß es sich beim im Artikel beschriebenen Mikroskop um ein Stadard RA gehandelt hat, noch mit Druckkäfigen für das Planetengetriebe aus Messing ausgestattet.
Dein Standard 14 dürfte jüngeren Datums sein, Rolf hat dazu in meinem Artikel ein paar Bemerkungen gemacht: Wie so vieles, ist leider auch der Druckkäfig aus Messing gegen einen weitaus einfacher gefertigten aus Kunststoff ausgetauscht worden. Das Prinzip ist jedoch gleich geblieben: Drei "Planetenkugeln" übertragen die relativ niedrige Umdrehungsgeschwindigkeit des Grobtriebes auf die (sich dann schneller drehende) Achse des Feintriebes. Fehlt dann an dieser Stelle das richtige Haftöl, kann es zu den von Dir bereits beschriebenen Aussetzern kommen.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Reparatur. Leider kann ich Dir hinsichtlich des Haftöls nicht helfen ... sorry.
Viele Grüße, Joachim

Ein begeistertes Dankeschön lieber Joachim,

Deine Beschreibung ist großartig! Diese komplexe Feinmechanik so gut und absolut verständlich zu beschreiben, ist ganz sicher eine tolle Leistung.

Ich glaube zwar, dass ich es wie beschrieben schaffen könnte, dennoch werde ich das nicht selber durchführen.
Fehlendes Werkzeug wäre kein Problem, das ist schnell bestellt und geliefert, allerdings möchte ich nicht noch einmal erleben, was mir mit einem der sehr frühen LOMO-Modelle (in Schwarz) passiert ist:

Höchstwahrscheinlich habe ich beim Versuch einen nicht funktionierenden Feintrieb (vermutlich durch einen beim Transport ausgehakten Bolzen) zu reparieren, das Uhrwerk geschrottet. Das tut weh! Vor allem bei einem wirklich feinen Stück.

Mal sehen, wer das machen könnte.

Danke auch für die Hinweise zu tauglichen Schmiermitteln.

Beste Grüße

Jakob


Zitat von: Walter Kaiser in Mai 30, 2023, 08:01:59 VORMITTAG
Hallo Jakob,
ich habe drei Zeiss Standard und habe sie alle nach der Anleitung zerlegt und gereinigt und neu abgeschmiert.
Alle drei funktionieren wie Samt und ich würde es immer wieder so machen.
Als Fett habe ich mir diese drei OSIM Fette besorgt.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=15312.0
Ein Haftöl ist nicht nötig.
Wenn die Druckplatte innen sauber und gängig ist, dann laufen die Triebe butterweich.
Der weitere positive Effekt ist, dass die Prismenschienen auch tip top sauber und neu gefettet sind.
So habe ich auf dem ganzen Weg die gleichen Momente und das gleiche feinfühlige Verstellen.
Ich habe auch die Objektivrevolver zerlegt und sauber gemacht.
Bei einem ist aber das Fett etwas zu dünn, da muss ich nochmal ran.
Insgesamt ist so ein Standard 14 aufgebaut wie ein Märklin Metallbaukasten,
das heißt, im Prinzip kann man nichts kaputt machen, außer Teile verschlampen.
Das wäre dann dumm.
Ich häng mal ein Bild an.

Gruß
Walter

Bestes Danke lieber Walter,

ich in mechanischen Belangen naiver Zeitgenosse hab mich schon bei Montierungen für die Amateurastronomie darüber gewundert, dass man mit der Wahl des Schmiermittels auf gleich einige Details achten sollte. Dort ist die Schneckenwelle wegen der notwendigen Präzision ein sehr heikles Teil bei der Wahl des Schmierfetts.

Beim Feintrieb der ZEISS STANDARDs glaubte ich eher, dass irgendein säurefreies Schmiermittel guter Qualität für alle Teile der Feinmechanik (ausgenommen Irisblenden) ok sei.

Die OSIM-Fette werde ich mal bestellen. Danke Dir für Deine hilfreichen Hinweise!

Ach ja, reichlich ,,Caramba 70" auf die Triebachsen zu sprühen, wäre wohl keine gute Idee? Oder? :) ;)

Sorry, ist natürlich ein Scherz! :) ;)

Liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow