PLEURAX (Safeline Produkt, alt), wie ist damit umzugehen, bitte? Trocknung etc.

Begonnen von Jakob_Wittmann, Juni 11, 2023, 05:33:58 VORMITTAG

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Jakob_Wittmann

Hallo liebe Runde,

ich hatte das Glück eine Menge von ca. 10 ml PLEURAX von einem sehr hilfsbereiten, netten Forumsmitglied unserer Gemeinschaft zu erhalten.
Dazu hätte ich bitte paar Fragen, die hoffentlich nicht allzu kompliziert zu beantworten sind.

Diese schon ältere Safeline-Variante dieses Einbettung-Mediums für Diatomeen, das als Lösungsmittel Isopropanol enthält und im Fläschchen dunkelbraun gealtert aussieht, hat sich bei einem ersten Versuch als problemlos brauchbar erwiesen, das Medium wirkt vom Aussehen am Präparat von der Farbe her betrachtet wie sehr heller Honig. Die Brechungseigenschaften sind erstklassig. So weit kein Problem.

Aber:

Wie sollte man es trocknen/erhärten lassen, bitte? Wie dies falls möglich beschleunigen, bitte?

Und: Wäre es eventuell sinnvoll das Iso-PLEURAX in einem Wasserbad zu erwärmen, damit das Isopropanol verdunstet? Würde danach ein Zufügen von z. B. Toluol als Lösungsmittel die Härtungsdauer des Mediums verkürzen?

Tipps aller Arten von Euch zu diesem Thema würden mich sehr freuen!

Liebe Grüße

Jakob

jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

JaRo

Hallo Jakob,
bei Einschlussmitteln für Diatomeen muss man, um den vollen Brechungsindex zu erreichen, in der Regel das Lösungsmittel verdampfen. Das sollte mit Isopropanol sogar deutlich schneller gehen als mit Toluol (Sdp. 82°C vs 111°C). Zusätzlich kann es bei Pleurax je nach Charge auch noch sein, dass überschüssiges Phenol aus der Synthese enthalten ist. Dieses hat einen noch deutlich höheren Sdp. (182°C). Dementsprechend gibt es für die Verarbeitung verschiedene Temperaturprotokolle mit unterschiedlich langen Erhitzungsdauern und Temperaturen. (60°C über Tage bishin zu kurzzeitig 180°C)
Da das Verdampfen zwischen OT und Deckglas recht lange dauern kann, kann man auch erst das Deckglas mit dem Einschlussmittel drauf erhitzen und erst wenn kaum noch Blasen kommen mit dem OT zusammenbringen.

Weitere Infos z.B. hier:
www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16916.0
www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31516.0

Ich finde Gerds Anleitung im 2. Link ziemlich gut. Erhitzungszeit und Dauer musst du wahrscheinlich ausprobieren, wenn niemand das Safeline Pleurax genau kennt.
Es gibt auch Einschlussmittel, die sich durch das Erhitzen noch chemisch vernetzen, Pleurax gehört meines Wissens nicht dazu. Wenn es nicht aushärtet, sollte es an noch vorhandenem Lösungsmittel oder Phenol liegen. 
Viele Grüße
Jan

Gerd Schmahl

Hallo Jakob,
Du siehst, ich stand vor 10 Jahren genau vor dem gleichen Problem (erster Link von Jan). Mir haben die Ausführungen von "felix" damals sehr geholfen. Leider ist er nicht mehr besonders aktiv im Forum, obwohl die Diatomisten heute (zumindest gefühlt) viel aktiver sind als damals. Wenn Du in der Erweiterten Suche ( erst einfach auf "suchen" klicken ohne etwas in das Suchfeld einzugeben und dann auf "Erweiterte Suche" klicken) ins Suchfeld "Diatomeen" und bei "nach Benutzer" "felix" eingibst, wirst Du etliche weitere Tipps finden. Hier kann man übrigens auch alle Beiträge eines Nutzers suchen. Dazu gibt man einfach *** in das Suchfeld ein und natürlich bei "nach Benutzer" den gewünschten Benutzernahmen.
LG Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

Jakob_Wittmann

Guten Abend,

herzlichen Dank Jan und Gerd!

Ihr habt mir beide mit Euren Hinweisen geholfen. Letztendlich brauche ich nur eine gewisse Temperatur für einige Zeit, ok.

Ich dachte bereits schon (als Überbrückungslösung) an die Wärmeplatte, für die in ,,Stehli, Krauter: ,,Mikroskopie für Jedermann" eine Bastelanleitung zu finden ist. Mit einer Kerze als Wärmequelle für ein Blech.

Offenes Licht muss aber nicht sein, und über 100° Celsius könnte sich auch nicht ausgehen ...

So ein Handy-Reparatur Gerät als Wärmeplatte wäre tatsächlich nicht übel. Ich muss nur gucken, ob die Regelung halbwegs genau funktioniert. Mit 180° wird es auch eher eng werden. Leider sind kompakte Labor-Wärmeschränke geradezu unsinnig teuer und einen Brutschrank in der Größe eines Haushaltskühlschranks für eine mittelgroße Wohngemeinschaft (preislich gesehen günstiger zu kriegen) muss ich auch nicht herumstehen haben ... :) ;)

Noch eine Kleinigkeit als Frage, bitte: ,,Vernetzt" sich Naphrax beim Aushärten?

LG

Jakob
jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

jako_66

Hallo Jakob,

Naphrax ist wie Pleurax ein Oligomeren-Harz aus verbrückten Naphthalinringen bzw. Phenolringen. Da geht beim Trocknen nur das Lösungsmittel raus (beim Pleurax etwas nicht-umgesetztes Phenol bei Temperaturen ab 170°C).

Naphrax ist chemisch stabiler als Pleurax, wo mit der Zeit die Sulfidbrücken oxidieren können und das Harz entsprechend nachdunkelt.

Viele Grüße

Sven

Jakob_Wittmann

Zitat von: jako_66 in Juni 11, 2023, 23:01:30 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,

Naphrax ist wie Pleurax ein Oligomeren-Harz aus verbrückten Naphthalinringen bzw. Phenolringen. Da geht beim Trocknen nur das Lösungsmittel raus (beim Pleurax etwas nicht-umgesetztes Phenol bei Temperaturen ab 170°C).

Naphrax ist chemisch stabiler als Pleurax, wo mit der Zeit die Sulfidbrücken oxidieren können und das Harz entsprechend nachdunkelt.

Viele Grüße

Sven

Herzlichen Dank Sven!

Ist ja auch bei diesem Thema so: Je mehr Details man erfährt, desto besser ...

Da war nun natürlich ein perfektes Musterbeispiel für eine Binsenwahrheit  ;D ;), aber ich meine halt, dass man sich vor ,,Experimenten" mit Substanzen IMMER genau über deren Eigenschaften informieren sollte.


Liebe Grüße

Jakob
jakob.wittmann@hotmail.com


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