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eine kleine Geschichte...

Begonnen von Kurt, Juni 16, 2023, 17:44:56 NACHMITTAGS

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Kurt

Hallo zusammen,

jemand hat mir mal gesagt, meine Bilder erzählen Geschichten aus dem Tümpel...

Heute eine kleine Geschichte in 3 Bildern von einer Grünalge, einem Vasentierchen und einem Bösewicht.

Alle Fotos mit dem Jenaval, dem Spitzen - APO 100/1,40 aus Jena, einen selbst gebastelten Blitz und dem hochauflösenden DIK mit immergierten 1,4er Kondensor.

Viel Spaß beim Anschauen
Kurt

JaRo

Hallo Kurt,
ganz toll! Ich bin ja (bisher) kein Tümpler, aber wenn ich das so sehe... Wirklich eine schöne kleine Geschichte!
Und das 100er Apo 1.4 ist echt ein Traum. Habe ich auch oft im Einsatz. Bei mir am Jenamed lässt sich leider diese Spitzenoptik leider nicht komplett ausreizen, da der Kondensor da nur eine 0.9er Apertur hat. Dafür bin ich vom DIK am Jenamed restlos begeistert... Zeiss hat da damals wirklich tolle Sachen gebaut...
Eine Frage die ich mir dabei stelle, ist der Vergleich der Auflösung dieser beiden Mikroskope beim DIK. Soweit ich weiß, ist die Auflösung dort beim Jenaval durch die kleineren DIK-Prismen wiederum begrenzt, während diese beim Jenamed größer sind, aber der Kondensor nur eine 0.9er Apertur hat. Oder gibt es auch eine Jenaval DIK-Variante mit höherer Apertur? Meinst du das mit hochauflösend?
Viele Grüße
Jan

Apochromat

#2
Zitat von: JaRo in Juni 16, 2023, 18:41:00 NACHMITTAGS
Hallo Kurt, .....
Meinst du das mit hochauflösend?
Viele Grüße
Jan
"

Endlich fragt das mal einer.

:) :) :)
LG
Michael

PS: Wie immer, sehr schöne Aufnahmen, Kurt!

Lieber Jan: Und der Durchmesser der DIK- Prismen hat nichts mit ihrer nutzbaren Apertur zu tun, das ist ein Denkfehler. Wenn ein kleines Prisma für n.A.= 0.9 auch mit einem hochaperturigen Kondensor funktioniert, weil man dafür geeignete abbildungsseitige Prismen besitzt, wird hier die Beleuchtungsapertur nicht beschnitten, da die Kondensoroptik hier eine andere ist und der Prismendurchmesser dann anders genutzt wird. Das alles zu zeigen, wäre eine eigene Geschichte (Schick mir eine PN).

Siegfried

Hallo Kurt
Eine deiner schönsten Tümpel - Geschichten, welche du bisher gezeigt hast. 8)
Ganz hervorragend.
Und ja, deinen FA-DIK hast du dir selbst erarbeitet.
Wir sprachen oft darüber. Es ist auch eine Geschichte, die erzählt werden sollte. :D
      Gruß von Siegfried

Apochromat

Zitat von: Siegfried in Juni 16, 2023, 20:22:36 NACHMITTAGS
Hallo Kurt
Eine deiner schönsten Tümpel - Geschichten, welche du bisher gezeigt hast. 8)
Ganz hervorragend.
Und ja, deinen FA-DIK hast du dir selbst erarbeitet.
Wir sprachen oft darüber. Es ist auch eine Geschichte, die erzählt werden sollte. :D
      Gruß von Siegfried

Ganz genau! Kurt hat sich immer schon gewundert warum da Keiner fragt.

LG
Michael

purkinje

Hallo,
lasst mich nicht dumm sterben, was ist der FA-DIC?
Grüße Stefan

JaRo

Hallo Michael,
ich hatte ja ein bisschen gehofft, dass du dich zu meiner Frage äußerst. ;)
Auf jeden Fall vielen Dank für deine Antwort, das ergibt auch deutlich mehr Sinn, ansonsten wäre die Konstruktion bei Jenamed/Jenaval auch nicht 100% sinnvoll, was mich bei dem ansonsten so durchdachten System sehr gewundert hätte... Ich schreibe dir nachher nochmal eine PN, die Details (und 1-2 andere Fragen zum Auflösungsvermögen beim Jenamed würden mich da auf jeden Fall interessieren).

@Kurt Dann bin ich umso mehr gespannt worum es sich bei dem "FA-DIK" handelt und würde mich ebenso über diese Geschichte freuen. :)

Viele Grüße
Jan

Peter V.

Hallo Kurt,

schon oft habe ich hier im Forum aus Deinem "Umfeld" gelesen, dass Du Deinen CF-250 DIK irgendwie "optmiert" hast. Falls ich es nicht schon in einem früheren Thread überlesen habe: Verrätst Du uns, welche Modifikationen Du durchgeführt hast?

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Kurt

#8
Hallo zusammen,

hier nun die Fortsetzung der kleinen Geschichte zum FA-DIK:

Das Jenaval und das Jenaval Kontrast sind Mikroskope aus der 250-CF Baureihe von CZ-Jena welche 1982 auf dem Markt kam und nach der Wende 1990 zu Gunsten ICS-Baureihe von CZ-West vom Markt genommen wurden.............

Die Objektive dieser Baureihe sind zu 100% auskorrigiert und als unendlich Optik ausgeführt, es wird also keine weitere Korrektur durch Okular oder Tubuslinse benötigt. Die PlanApo- und Apo-Objektive müssen heute keinen Vergleich mit aktueller Optik der 4 großen Hersteller von Mikroskopen scheuen.

Der DIK dieser Geräte ist mehr für technische als biologische Anwendung ausgerichtet und damit stark auf Kontrast orientiert. Bis zum 50/0,95 fl- oder 50/1,0 WI-Objektiv ist das für mich alles auch sehr, sehr gut. Bei den 100er Objektiven mit Aperturen zwischen 1,25 und 1,40 kommt, wie bei allen anderen Objektiven auch, der absolut farbfehlerfreie apl. Achr. Kondensor 0,9 zur Anwendung. Dieser Kondensor kann ein hochaperturige Objektiv im Hellfeld natürlich bis zur Apertur von 0,9 bedienen – alles Bestens!

Bei DIK-Anwendung in Verbindung mit diesen hochaperturigen Objektiven wird jedoch die Kondensorapertur von 0,9 durch die Größe des DIK-Prismas im Kondensor auf etwa 0,65-0,70 eingeschränkt (techn. Anwendung, hoher Kontrast, schön...!).
Das hat mich für meine Anwendung jedoch immer gestört und meine 100er-Objektive lagen fast 25 Jahre unbenutzt im Schrank - so lange habe ich das Jenaval Kontrast schon!

Im Nov. 2021 (als Jung-Renti) fasste ich den Entschluss, es muss sich endlich etwas ändern, es muss mehr Apertur für die tollen Objektive her, die müssen ''volles Rohr'' ausgeleuchtet werden..., das Jenaval muss aufgebohrt werden...., ich muss was tun, wer sonst...

In zahllosen Experimenten und sehr vielen Stunden suchte ich nach einer Lösung. Habe mit Kondensor-Köpfen, Hilfslinsen, Blenden, DIK-Prismen von Zeiss Jena, Zeiss West und Nikon experimentiert, habe Adapter drehen lassen und - und - und....

Dann, im März 2022 die ''Erleuchtung'', mit einem 1,4er CZJ-Kondensor der 70er Jahre und DIK-prismen vom Jenaval Kontrast sowie verschiedenen DIK-Prismen der sogenannten keinen DIK-Einrichtung des normalen Jenavals klappte alles!!! Ich konnte mein APO 100/1,40 mit dem Wasser-immergierten 1,4er Kondensor bis etwa zu einer Apertur von 1,2 bedienen (mit ÖL noch ein Stückchen mehr) -  der Full-Aperture-DIK (FA-DIK) war geboren.

Im Mai 2022 startete ich dann den Thread Planktonzeit, welcher bis Nov. 2022 lief und mehr als 36 Tausend Aufrufe hatte, sich also sehr großem Interesse erfreute. Den Thread startete ich, da ich immer wieder mit meinen Einstellungen experimentierte und die Bilder demzufolge einfach so nebenbei entstanden... Interesse am Plankton habe ich natürlich auch!

Monatelang schrieb ich auf jedes Bild immer wieder die Worte: Jenaval FA-DIK, um Neugierde auf FA-DIK zu erwecken..... !
Fehlanzeige, keine einzige Anfrage aus den Reihen des Forums...!??

Nur mit einem sehr kleinen Kreis von Mikroskopikern habe ich mich per mail und Telefon zu meinem Full-Aperture-DIK ausgetauscht, denn mit jemanden muss man ja reden...

In diesem Sinn experimentiere ich weiter und das Original-Einzelstück des FA-DIK, welcher nun auch ein richtiger HR-DIK ist, bleibt vorerst in der Silberstadt Freiberg.

@Peter: hast Du auch die 3 Bilder meiner kleinen Geschichte gesehen?

Viele Grüße aus Freiberg
Kurt






purkinje

Hallo Kurt, besten Dank für die wirklich fanatstischen Bilder und die interesante Ausführung; jetzt kann ich mir unter deinem FA-DIK was vorstellen. Ich hatte gestern Nacht Zeit und hatte in deiner "Planktonzeit" gestöbert, aber nichts dazu gefunden, war aber trotzdem recht intressant dieser Thread  und wunderbar anzusehen (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44073.0).
Beste Grüße
Stefan

junio

#10
Lieber Kurt,
auch ich bin ein ,,Opfer" der vielen Abkürzungen, die uns so täglich begegnen, geworden. Deine DIC-Aufnahmen hatte ich auch bewundert und das ,,FA" hatte ich als eine Jena-spezifische Bezeichnung interpretiert. Auf ,,Full Aperture" war ich nun nicht gekommen.
Wer heute eine eine normale DIK-Einrichtung kauft, hat eigentlich die Möglichkeit die volle Objektivapertur zu nutzen. Diese Möglichkeit hattest du eben aus den geschilderten Umständen nicht.
Nun hast du deinen Lösungsansatz nicht oder noch nicht preisgegeben und das reizt mich, meine Überlegungen dazu einmal zu sagen.
Ein hochwertiger und hochaperturiger Kondensor ist der Einstieg. Hierbei sind eigentlich keine Apertureinschränkungen durch die Prismenfassungen zu erwarten. Das kondensorseitige Prisma müsste dann eine leichte optische Modifikation erfahren, indem hinter dem Prisma nahe der Aperturblende eine passende Linse platziert wird, die den ordentlichen und außerordentlichen Strahlengang etwas modifiziert und so ein Optimum mit der
hinteren Objektivbrennebene und dem bildseitigem Prisma entstehen lässt.
Bin ich da schon auf dem richtigen Weg oder liege ich total falsch? Ist es evtl. optisch völliger Blödsinn?
Ich bin gespannt darauf, wenn du das ,,Freiberger Geheimnis" etwas lüftest.
Auch HR-DIK wäre möglich, wenn man Nomarski-Prismen mit kleiner Bildaufspaltung in dieser Art anpasst.
Es bleibt dann noch die Problematik große Sehfelder bei kleiner Objektivvergrößerung und hoher Kondensorapertur auszuleuchten. Dazu gibt es von mir einen Aufsatz im Mikrokosmos aus den achtziger Jahren

Beste Grüße von Jürgen

mikrohelmi

Hallo Kurt,

es ist schon erstaunlich, dass du mit dem Zeiss Jena Apo 100/1,4 ein homogenes DIK-Bild bekommst. Es ist zwar ein sehr kontastreiches, hoch auflösendes Objektiv, aber von Zeiss Jena war es nie für DIK vorgesehen. Ich habe da so meine eigenen schlechten Erfahrungen. Das geeignete Apo-Großfeldobjektiv Zeiss Jena 100/1,35 als DIK Objektiv ist leider durch die Kondensorapertur 0,9 und den DIK-Prismendurchmesser begrenzt. Ich werde mal versuchen mit meiner großen DIK Einrichtung zu experimentieren. Es gibt im Kreis der Jenaval-DIK Anhänger sicher noch mehr Interesse an deiner "kleinen Geschichte".

Gruß Helmut

Peter V.

Hallo Kurt,

Danke für die ausführliche Darstellung Deiner DIC-Modifikation.

Zitat@Peter: hast Du auch die 3 Bilder meiner kleinen Geschichte gesehen?

ja, schon vor einiger Zeit - und auch diesen Beitrag gelesen. Und auch geantwortet, aber dann ist wohl das passiert, was gelegentlich vorkommt: Man schreibt einen Beitrag, hat noch nicht auf den Button "Schreiben" gedrückt, wird anderweitig abgelenkt und - schwupps - ist die Antwort im Orkus verschwunden.

Nachdem ich heute noch mit Jürgen Stahlschmidt über den "Herklotz-DIC" gefachsimpelt habe, schaue ich nun gerade nochmal in diesen Beitrag und stelle fest, dass meine Antwort gar nicht erscheint. ::)

Also: Bilder natürlich gesehen und durchaus begeistert!

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Apochromat

#13
Zitat von: mikrohelmi in Juli 11, 2023, 22:45:09 NACHMITTAGSHallo Kurt,

es ist schon erstaunlich, dass du mit dem Zeiss Jena Apo 100/1,4 ein homogenes DIK-Bild bekommst. Es ist zwar ein sehr kontastreiches, hoch auflösendes Objektiv, aber von Zeiss Jena war es nie für DIK vorgesehen. Ich habe da so meine eigenen schlechten Erfahrungen. Das geeignete Apo-Großfeldobjektiv Zeiss Jena 100/1,35 als DIK Objektiv ist leider durch die Kondensorapertur 0,9 und den DIK-Prismendurchmesser begrenzt. Ich werde mal versuchen mit meiner großen DIK Einrichtung zu experimentieren. Es gibt im Kreis der Jenaval-DIK Anhänger sicher noch mehr Interesse an deiner "kleinen Geschichte".

Gruß Helmut

Hallo Helmut,

es gab zum Apo 100/1,40 ein eigenes DIK- Prisma ("DIK 100 obj Apo"), das aber nur zum JENALUMAR mitgeliefert wurde. Ich habe es auch in alten technischen Datenblättern gefunden (ich zeige nur einen kleinen Ausschnitt daraus, weil da auch technische Einzelheiten zu sehen sind, die weiterhin vertraulich bleiben sollen):



Dazu gibt es auch eine kleine Geschichte.

Bei CZJ war es so: Aufgrund der Planwirtschaft wurden zu bestimmten Geräten ausschließlich ganz bestimmte Ausrüstungs- Zusammenstellungen (wir würden heute "Bundle" sagen) angeboten:
So wurden die Objektive 250- CF Apo 25x/ 50x/ 100x (bis auf das sehr häufige Objektiv Apo 12,5x) nie standardmäßig zum JENAVAL oder JENAVAL contrast, sondern nur zum JENAMED 2 fluorescence und das Apo 6,3x, 12,5x und 25x auch zum JENALUMAR angeboten. Das Apo 50x war hier optional, da ja die Objektive PA (fl) 50x und PA (fl) 100x zur Standardausrüstung gehörten. Die Objektive Apo Phv 25x/ 50x und 100x waren nur für das JENAMED 2 biology und das SEDIVAL hydrobiology vorgesehen, oder als sog. "Kleine Einrichtung Phv" lieferbar. Das JENAVAL/ JENAVAL contrast wurde meistens mit den Objektiven GF- Planachromat oder GF- Planapochromat verkauft.

Mit dem DIK verhielt es sich ebenso, auch dort gab es neben den ganz normalen Einrichtungen "DIK- GF-PA"/ "DIK- GF- PApo" zusätzlich die "Kleine Einrichtung DIK", bestehend aus der Einzelprismenaufnahme für den Kondensor, den Steckschlüsseln "lang", das zum jeweiligen Objektiv passende Kondensorprisma, sowie den ebenfalls passenden, objektivseitigen DIK- Zwischenring. Für die "Nicht- LD- Objektive" gab es insgesamt 8 kristallografisch unterschiedliche DIK- Prismen, die unter deutlich mehr als 10 verschiedenen Bezeichnungen der DIK- Zwischenringe verkauft wurden (die meisten dieser DIK- Prismen in den objektivseitigen Zwischenringen funktionierten mit mehreren Objektiven).

Das musste man damals alles wissen und die in Göttingen ansässigen Außendienstmitarbeiter des Kombinats waren alle sehr kompetent und haben das damals alles gewusst. Die wurden aber turnusmäßig ausgewechselt und in die DDR zurückbeordert: Die WERNER JÄHNERT KG, ab Mitte der Siebziger Jahre in der Weender Landstr. 6 in 34 Göttingen war als SED- Parteifirma vollständig MfS- gesteuert und quasi exterritoriales Gebiet der DDR auf dem Boden der damaligen Bundesrepublik (zunächst eingetragen als WERNER JÄHNERT GmbH & Co. KG, beim Amtsgericht Göttingen, HRA 1917 am 22.03.1951; ab dem 27.03.1979 umfirmiert in WERNER JÄHNERT KG, der Jahresumsatz in den 1980ern betrug eine hohe zweistellige Millionensumme). Das konnte man auch schon damals spüren, eine ganz merkwürdige Atmosphäre herrschte in der riesigen Firma im damals sehr schicken "IDUNA- Zentrum" vor: Die Stimmung war anfänglich, bevor man sich kannte, von einseitig zur Schau gestelltem Misstrauen geprägt -obwohl die doch etwas verkaufen wollten (!). Es gab da aus bei uns unbekannten Stoffen, senffarbene Vorhänge bis fast zum Boden, die Produktpalette von Astro bis Mess war komplett aufgebaut (etwas lieblos präsentiert), blankpolierte Holzimitat- Möbel, Nelken in winzigen Blumenvasen, die Anzüge der dort arbeitenden Herren ganz in Hellblau oder Hellgrau, dazu violett schillernder Schlips und die goldene CZJ- Nahkampfspange (Krawattennadel); während der Gerätevorführung wurden sehr viele JUWEL und F6- Zigaretten geraucht. Allererste Frage: "Darf ich rauchen?". Überall standen CZJ- Glas- Aschenbecher (den habe ich noch von damals). Dazu wurde "echter Bohnenkaffee, Jacobs- Krönung" ausgeschenkt. Man nahm sich sehr viel Zeit (mehrere Stunden) und beeindruckend war auch, dass z.B. der mir noch erinnerliche Herr Neupert (auf der Visitenkarte stand "Manfred Neupert, Dipl.-Phys.") jede Frage zur Mikro- Optik aus dem Stand beantworten konnte. Zum Schluss kam der spätere Leiter der Vertretung, Herr Pemsel (ein kluger, ruhiger Mann mit Schmetterlings- Brillengestell) und fragte ziemlich klar und direkt das Finanzielle ab. Der unterschrieb auch immer alle Angebote mit "Heinrich Pemsel p.p.A.").

Alle Tisch- Geräte (Mikroskope, Spektrometer, Messmikroskope etc.) standen übrigens auf den speziellen, im ZEISS- Betrieb Lommatzsch gefertigten, sehr hochwertigen und von Gerd Böhnisch entworfenen Tischen mit den Metallauszügen für das gesamte Zubehör. Jede Warengruppe stand auf Tischen mit leicht verschieden gefärbten/gemaserten Hölzern oder farbig lackierten Tischen (Astro war blau, Mikro hellbraun etc.). Die hatten aber mehrere Jahre Lieferzeit, selbst im Westen. Nur die Interphako- Instrumente und das NEOPHOT 32 kamen serienmäßig mit diesen wunderbaren Tischen.

Nach nächtelangem Studium aller Prospekte, Angebote und Teilelisten verstand ich die damals sehr unübersichtlich präsentierte Produktpalette schließlich ganz gut (z.B. gab es zu jedem Instrument sog. "Bestellisten", halbmetergroß und ausfaltbar auf dickem Hochglanzpapier gedruckt). Dann konnte man bei der Außenhandelsvertretung des Kombinats VEB Carl Zeiss, JENA, der WERNER JÄHNERT KG in Göttingen auch die anderen optionalen Objektive, DIK- Prismen etc. bestellen. Für Devisen/ Valuta war A L L E S möglich. Normalerweise hatte das, was nicht am Lager in Göttingen war, eine Lieferzeit von etwa 12 Monaten. Das Lager befand sich direkt gegenüber des IDUNA- Zentrums, in einem alten roten Haus im Maschmühlenweg, das später abgerissen wurde. Für Devisen konnte man gegen Entrichtung eines relativ hohen Betrages, der in den Angeboten "Zuteilung" hieß, alles recht schnell bekommen. Das wurde dann eben rasch herangeschafft aus Jena. Der etwas altmodische, froschgrüne und daher sehr auffällige, nicht sehr große HANSETRANS- Laster mit Plane (das war eine der offiziellen DDR- Speditionen, neben der DEUTRANS- die fuhren aber nicht nach Göttingen; auch MfS) kam jeden Monat mindestens einmal. Das konnte jeder sehen. Ich fuhr da in den Semesterferien jeden Tag mit dem Fahrrad zur Zoologie (hatte eine Stelle, in der ich histologische Schnitte für das Zoologische Großpraktikum anfertigte)  und war damals schon "im Bilde" darüber, dass wieder Ware aus Jena angeliefert wurde. Beim Ausladen sah man große Holzkisten und Styroporverpackungen, beim Beladen (!) war das Fahrzeugheck mit "Sichtschutzelementen", die auf der kleinen Laderampe des Gebäudes aufgestellt waren, vor neugierigen Blicken geschützt. Die ganzen Zusammenhänge (MfS, KoKo (AG BKK); Embargogüter wurden auch in den entsprechend für die Rückfahrt "präparierten" Lastern in die DDR zurück geschmuggelt; Durchführung von Sabotageakten, die von der Fa. JÄHNERT aus gelenkt wurden, z.B. auf das bundesdeutsche Fernmeldewesen durch Spezialisten der DDR- Post etc.) waren uns normalen BRD- Bürgern zu der Zeit aber völlig unklar (der BND wusste Bescheid und die jeweilige Bundesregierung hat weggeschaut, siehe "Köppe- Bericht").

Ich habe damals (1988) sogar auch Objektive Apo Ph statt Phv, also nur mit dem äußeren Phv- Ring, sowie u.a. auch zwei Wasserimmersionen Ph (!) (PA fl WI 25x/0,6 und GF- PA WI 50x/1,0), das Apo HI 100x/1,40 Ph neg mit Ph- Ring für negativen Phasenkontrast und eine Mikroblitzeinrichtung für das JENAVAL bekommen (eine schaltbare Spiegelkastenlösung), jedoch ohne die mechanisch und optisch dazu passende OLYMPUS- OM-2 Kamera und den dazu gehörenden OLYMPUS T-32 Blitz, beides war Embargoware und daher im Einkauf für das stets devisenklamme Kombinat und seinen Außenhandel zu umständlich gewesen. Das musste man dann noch selbst kaufen. Zum Beispiel bei FOTO- BIELING in Göttingen.

Und die damals beschafften Geräte hatten alle schlussendlich auch das "Carl Zeiss Jena"- Linsenlogo aufgeklebt und nicht das hässliche im Westen zu verwendende "aus JENA"- Schild. Das musste ich mit Hilfe der Fa. JÄHNERT aufgrund des Londoner ZEISS- Abkommens allerdings selbst erledigen (auch eine Tube PATTEX war dabei im Spiel). Wäre eine heute ganz amüsante Sache, die Einzelheiten zu schildern .....

LG
Michael

Kurt

Hallo lieber Michael,

vielen Dank für die vielen interessanten Ausführungen - eine echte Bereicherung meiner kleinen Geschichte!

LG
Kurt