Botanik: Morgenstern-Segge Carex grayi *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juni 22, 2023, 14:00:37 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Eine kleine Reise in die Welt der Gräser.
Die Gattung Carex ist außerordentlich formen- und artenreich. Sie umfasst momentan mindestens 140 zum Teil schwer unterscheidbare Arten bzw. Unterarten und Übergangsformen, in der Regel horstbildender Staudengräser, die nur mit spezieller Literatur zu bestimmen sind.

Horstbildend bedeutet bei den Pflanzen,dass diese Pflanze keine Wurzelausläufer bildet und sich deshalb auch ohne eine Wurzelsperre in Ihrem Garten nicht unkontrolliert ausbreiten wird.
Seggen bilden unterirdische Rhizome.

Die Gattung ist welteit verbreitet, die größte Artenkonzentration findet sich jedoch in den gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre einschließlich der arktischen und subarktischen Regionen.
Die meisten Arten haben scharfkantige, oft überhängende Blätter; die kleinen Blüten erscheinen in kätzchenartigen Ähren.

Die Pflanze wurde im Dezember 1834 durch den Amerikanischen Botaniker Asa Gray (1810-1888) als Varietät von Carex intumescens (Carex intumescens var. globularis) beschrieben.

Die gültige Erstbeschreibung als eigenständige Art erfolgte im Juli 1847 durch William Carey als Carex Grayii.

William Carey (1761-1834) war ein englischer Botaniker und Missionar..

Dabei handelt es sich um ein Gewächs aus der Familie der Sauergrasgewächse.
Den Namen Sauergräser haben diese Pflanzen nicht wegen ihres Geschmackes bekommen, sondern weil sie im Gegensatz zu den Süßgräsern als Futergräser für das Vieh kaum verwendbar sind.
Sie wurden allenfalls als Streu genutzt.

Der Name ,,Riedgräser" hat mit dem Namen ,,Sauerwiesen" für Riedgrasbestände oder ,,wertloses" Grünland zu tun.

Bild 01 Habitus, Morgenstern-Segge Carex grayi

Foto: H.-J_Koch
Eine interessante Pflanze, die an unserem Gartenteich wächst.

Dei Morgenstern-Segge Carex grayi ist eine im östlichen Nordamerika, USA und Kanada  weitverbreite, sommergrüne Art, sie bildet einen aufrechten, bis über 70 cm hohen Horst aus mit derben, blaßgrünen, etwa 1 cm breiten Blättern.

Als Horst wird in der Botanik eine Pflanzenwuchsform bezeichnet, bei der viele Triebe einer Pflanze eng aneinander stehen. Diese Wuchsform entsteht durch eine basale Verzweigung der Pflanze, ohne das  Ausläufer gebildet werden. Die Seitentriebe stehen zudem meist aufrecht. Die Bildung von Horsten ist charakteristisch für viele Süß- und Sauergräser.

Im Sommer erscheinen die beblätterten Blütenstengel, an deren Spitzen mehrere Ähren aus grünen Blüten stehen.
Diese reifen schnell zu langgespitzten Samen, die den Enden ein interessantes, stacheliges Aussehen verleihen.

Bild 02 Blüten, männlich  ♂ und weiblich  ♀ , Morgenstern -  Segge Carex grayi

Foto: H.-J_Koch

Jähriger, dreidimensional, sternförmig, grüner, weiblicher Blütenstand auf knotenlosem, dreikantigem Stängel, oberhalb des Sterns männliche Blüten in Form von Staubfäden.
Die dekorativen morgensternartigen weiblichen Blüten (die männlichen Blüten sind unscheinbar) eignen sich frisch und getrocknet für die Floristik.

Früchte:
Nach der Blüte, etwa ab Oktober, zeigt die Morgenstern-Segge ihre grünen Früchte, deren Form an die gleichnamige mittelalterliche Schlagwaffe erinnert – nur sehr viel kleiner und zarter. Sie bilden sich aus den weiblichen Blüten.
Die Blütezeit erstreckt sich vom Wonnemonat Juli bis in den August.

Bild 03  Aufgeschnittene Frucht mit Samen, Morgenstern-Segge Carex grayi

Foto: H.-J_Koch
   
Bild 04 Stängel und Blattscheide, Morgenstern-Segge Carex grayi

Foto: H.-J_Koch

Bild 05 Blattspreite, Morgenstern-Segge Carex grayi

Foto: H.-J_Koch

Charakteristisch für fast alle Sauergräser ist der markige, knotenlose, 3kantige Srängel. Dementsprechend sind die Blätter
dreizeilig angeordnet. Die Blattscheide ist stats geschlossen. An der Übergangsstelle von der Blattscheide in die Blattspreite kann ein Blatthäutchen (Ligula) ausgebildet sein. Entsprechend wie bei den Süßgräsern ist dies ein wichtiges Bestimmungsmerkmal.

Blätter:
Frischgrüne Blatthorste mit bogig überhängenden hellgrünen Blättern. Vorsicht, die Blätter sind scharfkantig.

Die schmalen Blätter werden bis zu 50 cm lang, fallen im Laufe des Sommers an den Seiten etwas auseinander.

Systematik:

Ordnung: Süßgrasartige Poales
Familie: Sauergrasgewächse Cyperaceae
Gattung: Segge Carex
Art: Morgenstern-Segge
Wissenschaftlicher Name: Carex grayi
Trivialname: Riedgras
Englische Bezeichnung: Gray's sedge

Etymologie:
Der Gattungsname Carex ist eine alte lateinische Bezeichnung für Sauergräser mit schneidenden Blättern. Der Name leitet sich vermutlich von einer rekonstruierten indogermanischen Wurzel *(s)ker- (schneiden) ab.

Etymologie ist die historische Untersuchung der Herkunft von Wörtern.

Carex: lat. carex = Riedgras; "Segge"
gracilis: schlank, schlicht, zierlich

Bild 06 Illustration, Morgenstern-Segge Carex grayi

Quelle: Foto n. 8464 – Morgenstern-Segge (Carex grayi)
USDA-NRCS PLANTS Database / Britton, N.L., and A. Brown. 1913. An illustrated flora of the northern United States, Canada and the British Possessions. Vol. 1: 439.
File size: 37483 bytes - Views: 274

Teil 1
Stängel, Querschnitte
25  Mikrometer
Bild 07  Klingenführung bei einem dreikantigen Stängel– Querschnitte, Morgenstern-Segge Carex grayi

Foto; H.-J_Koch

Tipp:
Ändert man die Schnittrichtung dann zerreist der Schnit ( auch bei einem dickeren Schnitt über 30 Mikrometer),  immer zuerst die lange Kante des Dreieckes schneiden - in Richtung Spitze.

Bild 08 Detailaufnahme,  ungefärbter Schnitt, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 09 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr    abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger    verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000

Bild 10 Übersicht, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 11 Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 12 Polarisation, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 13 Polarisation, Morgenstern-Segge Carex gray


Bild 14 Phasenkontrast, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 15 Phasenkontrast, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 16 Detailaufnahme ,Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 17 Detailaufnahme ,Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 18 Detailaufnahme ,Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 19 Detailaufnahme mit Beschriftung, Morgenstern-Segge Carex grayi

PH = Phloem, XY = Xylem, MP = Markparenchym

Bild 20 Detailaufnahme ,Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 21 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Morgenstern-Segge Carex grayi

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 22 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Morgenstern-Segge Carex grayi

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Hans-Jürgen Koch

Teil 2
Blatt, Querschnitt
20 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 23 Übersicht, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 24 Negativaufnahme,  Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 25 Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Auffällig sind die vielen luftgefüllten Hohlräume der Blätter.
Vermutlich ist es ein Aerenchym.

Aerenchym, Durchlüftungsgewebe, durch große Interzellularen ausgezeichnetes, Luft führendes Parenchymgewebe (Parenchym), das vor allem bei Wasserpflanzen (Hydrophyten) und Sumpfpflanzen (Helophyten) auftritt und dem Gasaustausch dient.

Bild 26 Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 27  Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 28  Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Bild 29  Detailaufnahme, Morgenstern-Segge Carex grayi


Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie

Aichele ,, Der Kosmos Pflanzenführer!, ISBN: 3-86047-394-8

Hans Joachim Conert ,,Flora in Farbe", 1965

Grau und Gunter (Hg.) Steinbach: ,,Gräser", 1990

Ernst Klapp ,,Taschenbuch der Gräser", ISBN: 3489-7271-X

Rita Lüders ,,Grundkurs Pflanzenbestimmung", ISBN: 3-949-01418-3

,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6

,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1977

,,Was blüht denn da ?", ISBN: 978-3-440-11379-0

,,Pflanzen bestimmen", ISBN: 978-3-527-71428-5


Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere.Dahinter verbergen sich weitere spannende Informationen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen



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Jürgen Boschert

Lieber Hans-Jürgen,

was für ein Farbrausch, vielen Dank für den tollen Beitrag !
Beste Grüße !

JB

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

mal wieder ein Gras! Die Seggen sind ja durchaus schwierig zu schneiden: tolle Präparate und tolle Fotos.
Natürlich habe ich den Thread gelistet.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jürgen,
danke.

Ich habe schon viele Färbungen ausprobiert.
Für mich ist die W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) das Mittel der Wahl für die Pflanzenfärbung.

Lieber Jörg,
danke.

Das Schneiden der Seggen ist sehr zeitaufwendig, viele Schnitte sind unbrauchbar.

Gruß
Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Ich bin da vor Jahren gescheitert, Gratulation, ist super geworden :)

Danke für den Tipp mit der Schnittrichtung.

Das Blatt finde ich besonders faszinierend

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

#6
Hallo Gerhard,

danke für dein Lob.

Die Gräser sind jetzt ein lohnendes Untersuchungsmaterial, die Mikrotom-Schnitte aber nicht unproblematisch.
Ich suche mir die besten Schnitte für die Färbung heraus.

Gruß nach Wien

Hans-Jürgen
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