Olympus Vanox AHBT3 Fluorescent Microscope

Begonnen von Jakob_Wittmann, August 09, 2023, 16:52:15 NACHMITTAGS

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Jakob_Wittmann

Hallo geschätzte Gemeinschaft,

gleich einleitend: Ich möchte dieses Instrument nicht erwerben, da ich momentan eine mit ZEISS Standard Typen kompatible Fluoreszenz-Lösung verwende, die ,,nur" mit Blauanregung einwandfrei funktioniert. Ich bin mit diesem System sehr zufrieden.

Dennoch würde es mich bitte interessieren, was Ihr bitte zu einem Olympus Vanox meint, für welches bei Ebay US $2.376,00 verlangt wird und das nach den Abbildungen zu schließen in einem einwandfreien Zustand ist.

Eine Verlinkung ist gemäß den Forenregeln nicht gestattet, ein liebes Dankeschön für diesen Hinweis an Gerd!

Dessen aufgerufener Kaufpreis ist in etwa gleichauf mit dem mancher (neuer) Fluoreszenz-Instrumente chinesischer Hersteller. Allerdings ,,spielt" ein Vanox bezüglich Aufrüstbarkeit und Qualität in einer ganz anderen Liga. Glaube ich zumindest ...  ;)

Und: Die Höhe des Kaufpreises dieses Angebots dürfte keinen Einzelfall ausmachen.

Die Frage wäre nun, was man für eine komplette Ausstattung mit allen Varianten der Beleuchtung aufwenden müsste. Und ob so etwas bei diesem Typ überhaupt sinnvoll – preislich betrachtet – zu machen wäre.

Besser mit Zeiss oder Leica (ältere Typen meine ich hier, bitte)? Wobei ich bitte an ein ,,Komplett-Paket" denke. Polarisation muss nicht unbedingt dabei sein.

Was meint Ihr bitte dazu?

Danke im Voraus, beste Grüße

Jakob

,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

plaenerdd

Hallo Jakob,
ich möchte Dich auf die Nutzungshinweise aufmerksam machen:
ZitatBitte stellen Sie keine Links zu laufenden Online-Auktionen in das Forum (Ausnahme: Hinweis auf besondere Kuriositäten). Entsprechende Links werden von den Administratoren prinzipiell gelöscht.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Jakob_Wittmann

#2
Zitat von: plaenerdd in August 09, 2023, 17:29:21 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,
ich möchte Dich auf die Nutzungshinweise aufmerksam machen:
ZitatBitte stellen Sie keine Links zu laufenden Online-Auktionen in das Forum (Ausnahme: Hinweis auf besondere Kuriositäten). Entsprechende Links werden von den Administratoren prinzipiell gelöscht.
LG Gerd


Danke Dir, lieber Gerd, für diesen Deinen hilfreichen Hinweis. Ich habe meinen Beitrag entsprechend geändert. Obwohl: es handelt sich um ein Kaufangebot, bei einer Auktion wäre die Option sofort zu kaufen sinnbefreit!

Liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Florian Stellmacher

Moin Jakob,

an meiner alten Arbeitsstätte gab es ein Vanox mit Hellfeldausrüstung und Fluoreszenz mit Planapos. Ich konnte mir damals mein Mikroskop aus dem Bestand aussuchen und stürzte mich sofort auf das Olympus, weil ich es aus der Werbung kannte und "total sexy" fand. Was soll ich sagen? Ich habe dann recht schnell ein Zeiss Axioskop 40 vorgezogen.

Die Darseinberechtigung des Vanox und ähnlicher Geräte wie das Axiophot oder das Axioplan 2 imaging liegt darin, dass einem ein Werkzeug zur Verfügung gestellt wird, mit dem quasi jeder in kurzer Zeit viele Bilder in gleichbleibender adäquater Qualität schießen kann. Das Setup wird dann einmal konfiguriert und danach sollte es flutschen. Damit niemand die Einstellungen verändert, waren diese oft sofrtwagesteuert und motorisiert. Was da mal für ein Rechner dran hing, ist nur noch zu errraten - es gibt eine Mange Buchsen auf der Rückseite. Ich schlage mich aktuell mit einem Axioplan 2 herum, das für den Reset der Einstellungen (das betrifft leider auch Grob- und Feintrieb...) eine 16 BIT-Software (auf 16 BIT-Rechner) verlangt. Bei einem motorisierten Oly wird das nicht anders sein. Es ist recht spaßig, wenn alles auf Knopfdruck läuft, aber ob man das braucht? Blöd ist es allemal, wenn es nicht läuft. In dem Moment, in dem man die vorgesehenenen Funktionen für Aufnahmen auf KB-Film nicht nutzt und eine externe Digitalkamera aufsetzt, wird das Vanox zu einem ganz gewöhnlichen Mikoskop, nur eben zu einem echt großen (das Ding ist länger als jeder Standardschreibtisch und nur zu zweit einigermaßen zu schleppen) und komplex zu bedienenden.

Während Zeiss bei den Fotomikroskopen I-III noch voll auf die Standardisierung eben des "Standard"-Systems gegangen war, haben die beim Axiosystem einige Teile für -plan und -phot exklusiv entwickelt, z.B. den Analysatorschieber (offenbar war da Rheinmetall Zulieferer). Beim Axioplan 2 Imaging sind es dann noch mehr Exklusiv-Teile geworden. Beim Vanox haben die ein eigenes System entwickelt - da passt, so weit ich das weiß, i.d.R. auch nur Vanox dran.

Der Markt für Vanox-Teile ist erheblich kleiner als für BH-2 und BX-Teile von Olympus. Nun muss man sich hüten zu behaupten, man bekäme für das BHS oder BHT alles, was das Herz begehrt, in der Bucht für schmales Geld (wer mal einen Nomarski DIC gesucht und gefunden hat, wird mir beipflichten), aber tatsächlich findet man hier auf Anhieb vieles, was man gut gebrauchen kann. Essentielle Vanox-Teile (z.B. ohne Lampe wird es schwierig) sind schon echt rar.

Bliebe also noch die Idee, ein Vanox in der Vollausstattung zu erwerben. Dann aber die Frage: Warum? Das Vanox kann ehrlich gesagt nichts, was das BH-2 aus seiner Zeit nicht auch könnte, nur eben kann es das automatisiert, und es kann Messungen für KB-Kameras machen, die heute keiner nutzen würde. Einen fassbaren Vorteil gegenüber anderen voll ausgestatteten Typen von Olympus oder anderer Hersteller sehe ich da entsprechend nicht. Aber wenn einem eins über den Weg läuft, das in Ordnung und gut bestückt ist, kann man damit sicher glücklich werden.

Ich habe aktuell zwei BH-2 im Gebrauch, weil es dafür gute und günstige Diskussionsbrücken gibt. Die nutze ich auch. Ansonsten verwende ich Zeiss Axios, weil ich dafür gleich viel Optik zur Verfügung hatte und diese gut mit anderen Komponenten an verschiedenen Stativen kombinieren kann. Das Axioplan 2 wäre mir unmotorisiert lieber, da mag ich den 7-fach-Revolver und die Möglichkeiten der Auflichtflourezenz-Achse mit vier Schiebern. Aber ehrlich: wirklich benutzen (und das beruflich im Homeoffice) tue ich aktuell dann doch ein Axioskop 2 mit "schönden" Plan Neofluaren. Das kann eigentlich alles, was ich brauche.

Das Vanox aus dem Institut wurde übrigens an ein vererinärmidizinisches Labor im kurdischen Teil des Iraks gestiftet. Niemand wollte ernsthaft damit arbeiten, seilbst das Fotografieren ging mit einem Leica DMLB mit DFC 420 viel einfacher.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

plaenerdd

Hallo Jakob,
Florian hat ja schon viele Besonderheiten besprochen. Was die Automatisierung angeht, gab es die VANOX-Geräte in voll- und semi-automatischer Variante. Bei letzterer kann man schon auch noch alles von Hand bewegen, bei der vollautomatischen Variante kannst Du nicht mal ein Objektiv wechseln, wenn die Elektronik sich verabschiedet. Die Kataloge und Bedienungsanleitungen dazu gibt es auf der Seite von Alan Wood, falls Du Dich weiterbilden möchtest. Du brauchst jedenfalls ein gut ausgestattetes Gerät, wenn Du es umfänglich nutzen möchtest, wie z.B. die verschiedenen Objektivrevolver-Einschübe für Fluoreszenz, Auflicht- und natürlich für Durchlicht. Neben dem Mikroskop auf einem sehr stabilen Tisch brauchst Du noch einen kleinen Schrank für die Wechselteile. Vieles funktioniert hier über das Wechseln von Einschüben, z.B. der Umstieg auf Phasenkontrast: da wird nicht nur ein Ph-Objketiv gebraucht, sondern die normale Aperturblende unter dem dreilinsigen Wechselkondensor wird durch einen Ph-Einschub ausgetauscht.

Ein Grundgerät ohne Objektive und Einschübe wie in dem Angebot ist eigentlich ein Ersatzteilspender.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter V.

#5
Hallo Jakob,

Ich habe (als Sammler) ein fast neuwertiges Vanox mit DIC und zwei oder drei  weitere Vanox-Stative, die man eigentlich nur als Edelschrott bezeichnen kann und die nur im Weg herumstehen. Hätte ich das "gute" Vanox nicht voll funktionsfähig zu dem Preis bekommen, den allein die schönen Planapos daran wert waren, hätte ich es sicher nicht genommen. Als Sammler hat man aber natürlich auch gerne dieses Stativ dazu.

Jedoch: Es wäre so ziemlich das letzte Mikroskop, das ich mir zur ernsthaften Benutzung kaufen würde. Warum? Vieles ist schon gesagt worden: Außer Objektiven und Okularen ist an dem Mikroskop nichts, aber auch gar nichts kompatibel zu anderen Geräten aus dem Olympus-Programm, somit ist ein Ausbau und auch die Ersatzteilbeschaffung im Falle eines Defektes extremst schwieirig. Zudem ist es so eigenwillig konstruiert, dass sich kaum jmand an die Reparatur wagt. Mein Vanox zum Beispiel hat einen "nachziehenden" Trieb. Ich wüsste tatsächlich niemanden, der mir diesen Mangel an d i e s e m Mikroskop beheben könnte/wollte! Zudem ist das Gerät sehr raumfüllend und irrsinnig schwer und  somit nur zu Zweit mit Mühe (!) zu transportieren. Es ist relativ laut (Lüfter, der durchgehend läuft), die Helligkeitsregulierung erfolgt nur durch schaltbare Graufilter. Es bietet für den Hobbymikroskopiker aber funktionell nicht mehr als ein wesentlich(!) komfortableres BH-2.
Ach ja, wenn etwas an der Elekronik ausfällt (bei Geräten dieses Alters kann man jeden Tag damit rechnen, dass irgendetwas abraucht), ist eh Hopfen und Malz verloren. Immerhin kann man den motorisch drehbaren Objektivrevolver noch per Hand bedienen. Von einem Modell mit noch weitergehender Automatisierung (z.B. Fokustrieb) würde ich erst recht absehen.
Es gibt überhaupt keinen Grund, mit diesem Trumm zu liebäugeln, außer man bekäme es genau in der Ausstattung, die man benötigt und das zu einem attraktiven Preis, der einem die anderen Nachteile ausgleicht. Und vielleicht, wenn man einfach Spaß an solchen Ikonen hat. 90 Prozent dieses Ungetüms sind aber für den heutigen Anwender Ballast.

@Florian: Ein Vanox in den Irak zu spenden grenzt aber schon fast an Entsorgung....

Hezrliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jakob_Wittmann

#6
Guten Morgen zusammen!


Ein leicht verspätetes, aber nichtsdestoweniger herzliches Dankeschön für Eure ausgesprochen gehaltvollen Erläuterungen zu diesem Thema!

Dies gilt bitte selbstverständlich für alle Eure Beiträge. Obwohl ich mittlerweile (intensiver) schon fast ein Jahr in unserem Forum regelmäßig aktiv bin, fasziniert mich nach wie vor, in was für einem Ausmaß hier Fachkenntnisse zu erleben sind. Ebenso, und dies sehr, die hier zu erlebende Hilfsbereitschaft.

Grundsätzlich bleibt es sicher dabei, dass ich keine konkreten Kaufabsichten für ein Vanox-Sytem habe. Allerdings mache ich mir zumindest ein wenig Gedanken, wie es denn wäre, sich ein vollständig (Phako, Dunkelfeld, DIK, Fluoreszenz  usw.) ausgestattetes, gutes Forschungsinstrument zuzulegen.

Wobei dies keine eilige Angelegenheit für mich ist, überhaupt nicht, aber manchmal liebäugelt man ein wenig. :) ;D

Mit den von mir momentan genutzten Instrumenten habe ich bereits durchaus eine sehr gute Ausstattung:

Zur Zeit sind das vor allem diverse ZEISS STANDARD Typen, ein CZJ Lg und neuerdings einige wirklich feine ,,schwarze" Schönheiten von Leitz.

Bei der Nutzung von Hellfeld inkl. schiefer Beleuchtung (diese ist beispielsweise hervorragend gut mit meinem ZEISS STANDARD KF2 zu bewerkstelligen) und auch Fluoreszenz (mit auf 3 Watt CREE LED umgerüsteten ZEISS Lampenhaus 60 und auch einer HBO 50 Watt Beleuchtungseinrichtung) ist dies eh schon mal schwer OK ...

Bei beispielsweise Florians (danke!) sehr ausführlichen Erläuterungen ist mir aufgefallen, dass  Florian gerne ZEISS Axio-Typen verwendet. Dadurch entsteht natürlich bald mal Neugierde.

Beim Googeln wird es wenig überraschend schnell mal etwas unübersichtlich, denn die Preisspannen für ein (mit gleicher Ausstattung) Z. B. Axioskop 40 schwanken erheblich.

Oder auch: Ich/man weiß nicht, ob ein bestimmtes Angebot nun ein Schnäppchen darstellt, oder ob eher Vorsicht angebracht ist.

Beispielsweise ein Axioskop aus UK um EUR 891,21:

Angaben dazu:

ZitatTrinokular-Kopfstück (45 29 11)

Unendlich-Tubusobjektiv (45 29 60)

Fluoreszierender Würfelschieber (44 64 21)

Lampe - HBO 50 (44 72 20)

Phako IV Z7 Mikroskop-Kondensator Axiomat ID (465274-9901)


Hier weiß ich beispielsweise wirklich nicht, ob ein Haken dabei ist, oder ob es vor allem aufgrund der Fluoreszeneinrichtung ein günstiges  Angebot darstellt. Nun gut, es sind keine Objektive, Okulare (?) dabei und es fehlen Netzteile, Vorschaltgerat. Dennoch ...

Dies ist bitte nur ein Beispiel und ich habe auch keine Kaufabsicht. Trotzdem ist das ein geeignetes Beispiel dafür, dass eine Suche nach gehobenen Geräten etwas kompliziert sein kann ... Ich hänge bitte ein Foto an, da es sich nicht um eine Auktion handelt, sollte dies (Forenrichtlinien) regelkonform sein. Wenn nicht, bitte sagen. Dankeschön!

Ich will das bitte jetzt nicht noch länger gestalten, nur kurz eine Bemerkung zu Olympus-Mikroskopen: Ich war als Student von den BH- und CH-Typen, die ein Optiker bei mir in Graz anbot an der ,,Auslage mit der Nase stupsend"  ;D hellauf begeistert. Klar, die waren absolut unleistbar für einen Studenten, aber mir hat alleine schon deren (äußerliches) Design enorm gefallen. Deswegen ist für mich Florians Anmerkung von wegen ,,total sexy" absolut nachvollziehbar!  ;) :)

Liebe Grüße, danke nochmals, allen ein schönes Wochenende!

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Bernd

Hallo Jakob,

ich würde das Teil auf keinen Fall kaufen. Zubehör für die Unendlich-Zeiss wird selten angeboten und ist in der Regel kein Schnäppchen. Mal grob geschätzt: pro Objektiv mehrere 100 Euro; 2 Okulare wahrscheinlich auch >100 Euro; ob der angebotene Kondensor paßt ???; Schieber für Fluoreszenzwürfel ok, aber keine Fluoreszenzwürfel - pro Würfel wahrscheinlich locker 200-300 Euro,  Halogen-Lampenhaus 50-100 Euro? HBO-Vorschaltgerät - wahrscheinlich spottbillig. Bis du ein halbwegs funktionales Gerät hast mußt du also noch etwa 2000-3000 Euro investieren. Für das Geld kriegst du vermutlich ein komplett ausgestattetes Gebrauchtgerät.
Ach ja: Quecksilberhochdrucklampen haben eine Betriebsdauer von ca 200 Stunden. Eine neue Lampe kostet in etwa 100 Euro. Das ist aber bei allen älteren Geräten so.

Ist aber nur meine Meinung. Viele Grüße
Bernd

Peter V.

#8
Hallo Jakob,

"Wat is ne Forschungsmikroskop? Da stelle mer uns ma janz dumm an, dat fällt uns ja nich schwer..."

Nun, in der Tat gibt es dafür ja keine feste Defintion. Zu früheren Zeiten versatnd man darunter bei den Herstellern insbedondere deren größe Stative, die meist sehr weit ausbaubar waren und viel "Schnittstellen" (wie man heute sagen würde). Als viele wechselbare Komponenten, auch und gerade Revolver, Tisch etc. und die Ausbaubarkeit für Auflicht, Fluoreszenz, Phako sowieso und ggf. auch DIC. Das war bei Leitz das Orthoplan, bei Zeiss geräte wie Phomi und Universal, später das Axioplan (die Axioskope waren "nur" Labormikroskope der mehr oder weniger gehobenen Klasse).
Sehr breits ausbaubare Mikroskope sind (auch wenn  nicht explizit als Foschungsmikroskope beworben) das Zeiss WL (noch recht klein, handlich und auch sehr weit ausbaubar), das Orthoplan (ich mache kein Geheimnis daraus, dass das Mikroskopsystem mein Favorit ist) und das Olympus BH-2 (BH-S) sowie das BX-System (alleridngs nur die größeren Stative).  Ich rede natürlich nicht von den allerneuesten Generationen wie zum Beispiel dem Axios Scope von zeiss, die ohnehin für den Hobbyisten meist noch unerschwinglich sind.
Die Teileverfügbarkeit ist für Zeiss extrem gut, für Leitz ebenfalls (wenngleich DIC etwas schwieiriger zu bekommen ist als für Zeiss) und für Olympus mäßig, aber auch da ist auf Dauer ein Ausbau realisierbar (DIC allerdings wirklich schwieirig).

Wenn ich ein Mikroskopsystem kaufen wollte, das für den Hobbyisten weit ausbaubar inklusive DIK ist und für das man recht gut alle Teile inklusive Auflicht bekommt, wäre in der Tat Das Orthoplan von Leitz meine erste Wahl. Ich mikroskopiere aber auch sehr gerne mit dem BH2.

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jakob_Wittmann

Zitat von: Bernd in August 11, 2023, 20:13:03 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,

ich würde das Teil auf keinen Fall kaufen. Zubehör für die Unendlich-Zeiss wird selten angeboten und ist in der Regel kein Schnäppchen. Mal grob geschätzt: pro Objektiv mehrere 100 Euro; 2 Okulare wahrscheinlich auch >100 Euro; ob der angebotene Kondensor paßt ???; Schieber für Fluoreszenzwürfel ok, aber keine Fluoreszenzwürfel - pro Würfel wahrscheinlich locker 200-300 Euro,  Halogen-Lampenhaus 50-100 Euro? HBO-Vorschaltgerät - wahrscheinlich spottbillig. Bis du ein halbwegs funktionales Gerät hast mußt du also noch etwa 2000-3000 Euro investieren. Für das Geld kriegst du vermutlich ein komplett ausgestattetes Gebrauchtgerät.
Ach ja: Quecksilberhochdrucklampen haben eine Betriebsdauer von ca 200 Stunden. Eine neue Lampe kostet in etwa 100 Euro. Das ist aber bei allen älteren Geräten so.

Ist aber nur meine Meinung. Viele Grüße
Bernd

Guten Abend Bernd, guten Abend liebe Runde!


Dankeschön, Du hast mir den notwendigen Aufwand, um ein funktionierendes, akzeptables Instrument aus einem wie diesem angebotenen, sowohl technisch gesehen als auch finanziell betrachtet. wirklich sehr gut erklärt bzw. erläutert.

Momentan habe ich zwar keine Absicht, ein ,,voll" ausgestattetes Forschungsmikroskop zu kaufen. Wenn, dann wird das erst in – sag ich nun mal – in ein oder zwei Jahren ins Auge gefasst werden. Und auch ,,wenn" werde ich ein solches ganz sicher nur hier aus den Bestand unserer Forenmitglieder oder auch sehr seriösen, verlässlichen Händlern wie beispielsweise von Thilo Immel erwerben.

Damit bin ich gewissermaßen auf der sicheren Seite, was die Beschaffenheit eines solchen Geräts angeht. Ich habe von Mitgliedern unseres Forums bereits so einiges erworben und wurde absolut NIE enttäuscht. Viel eher war ich sogar oft äußerst positiv überrascht, da regelmäßig Teile sehr deutlich schöner beschaffen waren, als ich es aufgrund der Beschreibungen angenommen habe.

Nur bitte noch kurz zu Fluoreszenz-Einrichtungen. Ich verwende zur Zeit den vertikalen Epi-Illuminator 46 30 00-9901 von ZEISS. Dieser ist für die ZEISS STANDARD Instrumente konzipiert. Da ich auch einen HBO 50 Brenner nutze, ist mir die Angelegenheit mit der Lebensdauer des Brenners sehr bewusst.

Ein Dilemma ist dabei, dass meine 3 Watt LED Beleuchtung beispielsweise Belichtungszeiten von über 90 Sekunden (bei Acridinorange Färbungen etwa) braucht (mit allen zu beseitigenden Nebenwirkungen, soweit überhaupt möglich), während, je nach genutztem Objektiv, ich bei der Beleuchtung mit der HBO 50 (bei Blauanregung) teilweise schon nahe dem Bereich bin, bei dem man Hellfeld und Fluoreszenz gleichzeitig darstellen könnte.

Hast Du bitte einen Tipp, Bernd, ob man so etwas an Helligkeit auch mit LEDs (Umbau) erzielen könnte? Ich frage Dich bitte deshalb, da Du Dich mit Flluoreszenz auskennen dürftest.

Vielleicht hast Du ja einen Hinweis parat ...

(falls nicht, auch kein Drama, wirklich nicht ... ;))

Liebe Grüße


Jakob

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Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Peter V.

Hallo,

was mikroskopirst Du denn?? Eine blaue 3 Watt LED reicht nicht aus? Das erstaunt mich. Auch mit 100 W Halogen hat man doch schon reichlich "Blau".

Herzliche Grüße
Peter
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Bernd

Hallo Jakob,

ich kenne mich mit Fluoreszenz nicht "wirklich gut" aus. An meinem Axioplan habe ich ein HBO-Lampenhaus. Die Einrichtung habe ich in etlichen Jahren aber nur 2-3 mal in Betrieb genommen  - und es wird mir immer unheimlicher.

Der Vorteil der Quecksilberhochdrucklampen ist, daß man damit recht viele unterschiedliche Anregungswellenlängen in guter Intensität zur Verfügung hat. Bei den Leuchtdioden ist das Emissionsspektrum sehr viel enger begrenzt. So viel ich weiß ist es nicht möglich, mit einer Diode alle Bereiche abzudecken. Deshalb bieten die Hersteller ja auch sehr teure Beleuchtungseinrichtungen mit verschiedenen Dioden an, die automatisch gewechselt werden können. Diese Dioden sind dann mit ihren Anregungswellenlängen auf die in der Flureszenzmikroskopie typischerweise verwendeten Fluorochrome abgestimmt.

Wenn du weißt, welche Fluorochrome du verwenden willst (DAPI, Acridinorange, Chlorophyllautofluoreszenz...), läßt sich das mit einem passenden Filterwürfel und einer entsprechenden Leuchtdiode sicher sehr effizient und mit überschaubarem finanziellen Aufwand realisieren.

Und immer daran denken, daß bei der Fluoreszenzintensität die numerische Apertur des Objektivs in der 4. Potenz eingeht. Das beste = teuerste ist bei schwach fluoreszierenden Objeten gerade gut genug. Natürlich in Kombination mit einer hochempfindlichen, aktiv gekühlten Monochromkamera.  ;D

Viele Grüße
Bernd

Florian Stellmacher

Moin Jakob,

Es gibt natürlich eine Vielzahl von Fluorezenzfiltern, die heute als Kurz- oder Langpassfilter mit entsprechender definierter Durchlässigkeit als Erreger und Sperrfilter mit einem dichroitischen Teilerspiegel in einem Cube zusammengefasst werden. Auch Mehrfachanregungen und Sperrungen (z.B. für Emission rot, grün und DAPI für Fluoreszenz-in situ-Hybridisierungen) gibt es. Die Wellenlängen müssen zu dem eingesetzten Fluochrom passen. Daher werden die Farbstoffe und die Cubes aufeinander abgestimmt. Die gute Nachricht ist, dass man für den Hausgebrauch (Chlorophyll, Auramin etc.) mit FITC, TRTC und UV (böse böse...) auskommt. Blöd ist halt, wenn man die komplette Hardware für Fluoreszenz hat, aber die Filter, die dann auch noch mit kryptischen Namen bzw. Nummern versehen sind, in der Bucht oder sonst wo suchen muss.

Zu meiner Vorliebe für das Axio-System: Das Axioskop I kam – ich meine – 1987 auf den Markt. D.h., viele Sachen sind inzwischen Jahrzehnte alt und haben ein bis zwei Karrieren hinter sich. Auch ICS-Optik für Axios kann delaminieren (besonders eindrucksvoll die DIK-Schieber), und außerdem gibt es hier z.B. Probleme mit dem Kunststoff. Die Grobtriebknöpfe sehen zwar aus wie beim Standard-Programm, neigen aber regelmäßig dazu zu reißen, und die Koaxtriebe des Tisches werden grau wie beim Standard auch. Für das Axioskop I konnten Kondensoren des 160 mm-Systems genommen werden, alles was danach kam, ist Axio und nichts anderes.

Vorteile des Systems sind große Sehfelder und eine für mich exzellente Ergonomie. Letztere wurde beim Axioskop 2 nochmals durch entsprechende Ergo-Tuben verbessert. Wer wie ich viele Stunden am Tag am Mikroskop sitzt, weiß das zu schätzen (und fragt sich, z.B. warum Nikon die Triebe gefühlt vorne und nicht da, wo die Hände hinwollen, liegen – in Perfektion der Anti-Ergonomie zuletzt gesehen am Steindorff Mikrobenjäger...). Dass man relativ einfach Filterwürfel tauschen und Durchlichtfilter einschwenken kann, ist wohl für den Hausgebrauch kein so schlagendes Argument. Und, natürlich, andere Eltern haben auch schöne Töchter. Das Leica DMLB fühlt sich aber wirklich nicht so wertig an (das DMRB schon), die Tische des Olympus BX sind auch nicht mein Fall, Nikons Ergonomie für Zwerge und die eigenwillige Farbgebung und Materialanmutung muss man mögen. Auch beim Axio-System der zweiten Generation gibt es Teile, die wohl aus wiederverwerteten Joghurtbechern gemacht wurden, vor allem die Abdeckung des Filterkarussells ist schlicht eine Frechheit.

Was man aber beachten muss, wenn man sich ernsthaft für das Axio-System interessiert: Das Axioskop I hat nur eine Sehfeldzahl von 20 – das entspricht dem Olympus BH-2! Delaminationen sind durchaus nicht selten. Nur Kenner können definitiv unterscheiden, aus welcher Serie die Objektive sind, das kann Jahrzehnte Unterschied ausmachen. Es gibt übrigens in verschiedenen Klassen RMS und M42-Gewinde, und Verkäufer schreiben das nie hin. So sammelt man dann auch das eine oder andere Objektiv an, das nur mit Adapter und damit verbundenem Höhenversatz zu benutzen wäre. Die Objektive und Okulare sind nie billig, Kondensoren für Axio 2 sauteuer (und die gehen tatsächlich wegen des üppig verbauten Kunststoffs und der darin mit extrem viel Spiel verbauten Mechanik auch gerne mal kaputt (Hebel brechen regelmäßig ab, manchmal schaffen es sogar Leute, etwas vom Gehäuse abzubrechen). Fluoreszenz-Lampenhäuser und Vorschaltgeräte werden meist zu deftigen Preisen angeboten. Daher würde ich alles in allem ein Axioskop 2 (Sehfeldzahl immer 23) mit der präferierten Ausstattung anpeilen und es auf jeden Fall testen. Axioplane und Axiophots sind größer, schwerer, haben Sehfeldzahl 25 und sehen wohl auch cooler aus. So richtige Vorteile haben die nicht wirklich (theoretisch kann man den Revolver tauschen, aber es gibt keine Zweitrevolver auf dem Markt). Nichts steht so stabil auf der durchgebogenen IKEA-Tischplatte wie ein Axiophot!

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es sich nicht gut anfühlt, wenn man das neu erworbene Gebraucht-Axioskop 2 auspackt, einschaltet und dann der Strom unter Aufleuchten alles Dioden über Maximum geht, die Birne rezidiviert durchflippt und man sich erstmal einen Elektroniker besorgen muss, der einem dann erzählt, dass er praktisch das gesamte Innenleben austauschen musste. Ich nutze inzwischen hauptsächlich ein Stativ, das entkernt wurde, mit externem Netzteil und warte auf die Hiller-LED. Also auch relativ neue Axios sind kein Garant für grenzenlose Freude.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
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Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

#13
Hallo,

für das BH2 gibt es aber einen Großfeld-Bino und -Trino mit einem Sehfeld von 26 (ich habe davon zwei in Betrieb; im DIC erzeugen sie leider durch Interferenzen ganz diskret Farbspiele im Hintergrund, die aber offenbar nicht von allen Betrachtern wahrgenommen werden können). Und das Orthoplan (erwähnte ich das eigentlich schon?  ;)) bringt von Haus aus schon solche Riesen-Sehfelder mit.

Ergonomie spielt natürlich bei einem Berufsmikroskopiker, der 8 Stunden vor dem Mikroskop vebringt, eine ganz andere Rolle als beim Hobbymikroskopiker. Ohne Ergotubus ist für den Pathologen eigentlich jedes Mikroskop unpassend, der Privatmann leistet sich einen Ergotubs wegen Seltenheit auf dem Markt und der exorbitanten Preise ohnehin kaum.

Elektronik ist bei a l l e n, wirklich a l l e n älteren Gebrauchtmikroskopen mit eingebauter Beleuchtung ein Problem, und zwar markenübergreifend. Das macht kein Hersteller eine Ausnahme. Und mit älter meine ich auch Geräte, die vielleicht "nur" 20 Jahre alt sind. Wenn ich ein Mikroskop (vor allem, wenn es längere Zeit nicht gebraucht wurde) erstmalig einschalte, bin ich schon heilfroh, wenn es nicht knallt und sich das Zimmer mit Rauchschwaden füllt (keine Seltenheit), bestenfalls passiert einfach gar nichts (also auch kein Licht). Leuchte es gar und es flackert nichts, nicht einmal beim Verderehn des Potis, hat man das große Los gezogen - zumindest für den Moment  ;)

Ich empfehle insofern immer, sich für ein Mikroskop zu entscheiden, das man leicht mit einem externen Trafo betreiben oder "LEDisieren" kann. Bei Mikroskopen mit externen Lampenhäusern ist das natürlich am einfachsten.

Und generell (für den Hobbyisten): Je weniger Elektronik und Motorik am Mikroskop verbaut ist, desto besser.

Herzliche Grüße
Peter


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Jakob_Wittmann

Zitat von: Peter V. in August 11, 2023, 22:36:23 NACHMITTAGS
Hallo,

was mikroskopirst Du denn?? Eine blaue 3 Watt LED reicht nicht aus? Das erstaunt mich. Auch mit 100 W Halogen hat man doch schon reichlich "Blau".

Herzliche Grüße
Peter

Hallo zusammen!

Zuerst bitte ein abermaliges Dankeschön an alle für die präzisen Erläuterungen.

Zu der 3 Watt LED Beleuchtung: Ich hätte das genauer erklären sollen. Ordentlich zentriert und mit passender Kollektorstellung ist die Lichtstärke für viele Präparate vollkommen OK, ich hatte allerdings mit Acridinorange in teils starker Verdünnung experimentiert und bei beispielsweise Mundhöhlenabstrichen war die Fluoreszenz manchmal eher schwach ausgeprägt.

Mit den üblichen Methoden wie z. B. Darks zum Mildern des Rauschens und Bildbearbeitung bekommt man das auch bei Belichtungszeiten >60 Sek. durchaus noch hin.
Allerdings braucht die Angelegenheit bei Fokusstacks dann doch gewisse Zeit. Wenn ich die Verstärkung (Gain) der Kamera erhöhe, schrumpft relativ schnell der Dynamikumfang zusammen.  Ist auch nicht gut.
Na ja, dann wünscht man sich doch eine stärkere Lichtquelle.

Danke auch, Peter, für die genauen Ausführungen zu sinnvoll einzusetzenden Mikroskopen. Die Informationen zum Orthoplan fand ich besonders interessant. Auch deswegen weil ich letztens zu einigen Leitz-Klassikern ,,gekommen" bin (ein SM, ein Laborlux3, zwei sehr frühe Laborlux1). Ausgenommen das Laborlux3 sind das noch mehr oder minder Baustellen, aber das wird noch.

Und: Die Qualität der schwarzen Leitz-Klassiker (feinmechanisch und optisch) halte ich für erstklassig. Irgendwann in nächster Zeit wird auch ein schön erhaltenes Ortholux fällig sein. Etwas schade ist nur, dass ein Ausbau eines Ortholux auf Auflichtfluoreszenz – nachdem was ich bisher mitbekommen habe – nicht möglich sein soll.


Auch daher wäre es evtl. sinnvoll ein Orthoplan zu nutzen. Wobei es mir sehr gefiele, wenn diese Instrumente noch ohne Plastikbauteile auskommen.

Zu den elektrisch- elektronischen Teilen mancher nicht sehr alter Instrumente: Nachdem was ich hier gerade gelesen habe, ist mir nun klarer, warum gar nicht so selten bei Ebay Platinen für gewisse Mikroskope angeboten werden. Hochinteressant!  :)

Die Informationen über die Unterschiede der Sehfelder sind selbstverständlich auch sehr nützlich. Danke dafür!


Zitat von: Florian Stellmacher in August 12, 2023, 10:43:56 VORMITTAG
Moin Jakob,

Es gibt natürlich eine Vielzahl von Fluorezenzfiltern, die heute als Kurz- oder Langpassfilter mit entsprechender definierter Durchlässigkeit als Erreger und Sperrfilter mit einem dichroitischen Teilerspiegel in einem Cube zusammengefasst werden. Auch Mehrfachanregungen und Sperrungen (z.B. für Emission rot, grün und DAPI für Fluoreszenz-in situ-Hybridisierungen) gibt es. Die Wellenlängen müssen zu dem eingesetzten Fluochrom passen. Daher werden die Farbstoffe und die Cubes aufeinander abgestimmt. Die gute Nachricht ist, dass man für den Hausgebrauch (Chlorophyll, Auramin etc.) mit FITC, TRTC und UV (böse böse...) auskommt. Blöd ist halt, wenn man die komplette Hardware für Fluoreszenz hat, aber die Filter, die dann auch noch mit kryptischen Namen bzw. Nummern versehen sind, in der Bucht oder sonst wo suchen muss.

Zu meiner Vorliebe für das Axio-System: Das Axioskop I kam – ich meine – 1987 auf den Markt. D.h., viele Sachen sind inzwischen Jahrzehnte alt und haben ein bis zwei Karrieren hinter sich. Auch ICS-Optik für Axios kann delaminieren (besonders eindrucksvoll die DIK-Schieber), und außerdem gibt es hier z.B. Probleme mit dem Kunststoff. Die Grobtriebknöpfe sehen zwar aus wie beim Standard-Programm, neigen aber regelmäßig dazu zu reißen, und die Koaxtriebe des Tisches werden grau wie beim Standard auch. Für das Axioskop I konnten Kondensoren des 160 mm-Systems genommen werden, alles was danach kam, ist Axio und nichts anderes.

Vorteile des Systems sind große Sehfelder und eine für mich exzellente Ergonomie. Letztere wurde beim Axioskop 2 nochmals durch entsprechende Ergo-Tuben verbessert. Wer wie ich viele Stunden am Tag am Mikroskop sitzt, weiß das zu schätzen (und fragt sich, z.B. warum Nikon die Triebe gefühlt vorne und nicht da, wo die Hände hinwollen, liegen – in Perfektion der Anti-Ergonomie zuletzt gesehen am Steindorff Mikrobenjäger...). Dass man relativ einfach Filterwürfel tauschen und Durchlichtfilter einschwenken kann, ist wohl für den Hausgebrauch kein so schlagendes Argument. Und, natürlich, andere Eltern haben auch schöne Töchter. Das Leica DMLB fühlt sich aber wirklich nicht so wertig an (das DMRB schon), die Tische des Olympus BX sind auch nicht mein Fall, Nikons Ergonomie für Zwerge und die eigenwillige Farbgebung und Materialanmutung muss man mögen. Auch beim Axio-System der zweiten Generation gibt es Teile, die wohl aus wiederverwerteten Joghurtbechern gemacht wurden, vor allem die Abdeckung des Filterkarussells ist schlicht eine Frechheit.

Was man aber beachten muss, wenn man sich ernsthaft für das Axio-System interessiert: Das Axioskop I hat nur eine Sehfeldzahl von 20 – das entspricht dem Olympus BH-2! Delaminationen sind durchaus nicht selten. Nur Kenner können definitiv unterscheiden, aus welcher Serie die Objektive sind, das kann Jahrzehnte Unterschied ausmachen. Es gibt übrigens in verschiedenen Klassen RMS und M42-Gewinde, und Verkäufer schreiben das nie hin. So sammelt man dann auch das eine oder andere Objektiv an, das nur mit Adapter und damit verbundenem Höhenversatz zu benutzen wäre. Die Objektive und Okulare sind nie billig, Kondensoren für Axio 2 sauteuer (und die gehen tatsächlich wegen des üppig verbauten Kunststoffs und der darin mit extrem viel Spiel verbauten Mechanik auch gerne mal kaputt (Hebel brechen regelmäßig ab, manchmal schaffen es sogar Leute, etwas vom Gehäuse abzubrechen). Fluoreszenz-Lampenhäuser und Vorschaltgeräte werden meist zu deftigen Preisen angeboten. Daher würde ich alles in allem ein Axioskop 2 (Sehfeldzahl immer 23) mit der präferierten Ausstattung anpeilen und es auf jeden Fall testen. Axioplane und Axiophots sind größer, schwerer, haben Sehfeldzahl 25 und sehen wohl auch cooler aus. So richtige Vorteile haben die nicht wirklich (theoretisch kann man den Revolver tauschen, aber es gibt keine Zweitrevolver auf dem Markt). Nichts steht so stabil auf der durchgebogenen IKEA-Tischplatte wie ein Axiophot!

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es sich nicht gut anfühlt, wenn man das neu erworbene Gebraucht-Axioskop 2 auspackt, einschaltet und dann der Strom unter Aufleuchten alles Dioden über Maximum geht, die Birne rezidiviert durchflippt und man sich erstmal einen Elektroniker besorgen muss, der einem dann erzählt, dass er praktisch das gesamte Innenleben austauschen musste. Ich nutze inzwischen hauptsächlich ein Stativ, das entkernt wurde, mit externem Netzteil und warte auf die Hiller-LED. Also auch relativ neue Axios sind kein Garant für grenzenlose Freude.

Herzliche Grüße,
Florian



Danke Florian!

Die Unterschiede zwischen verschiedenen Axio-Modellen sind etwas, was ich mir noch genau anschauen werde. Jedenfalls sind auch diese Informationen ausgesprochen wertvoll.

Zu den Fluoreszenzfiltern: Du hast das absolut stimmig zusammengefasst. Es ist tatsächlich mühsam, zusätzliche Filtersets zu verkraftbaren Beträgen zu bekommen. Ich meine hier für den von mir oben erwähnten Epi-Illuminator, der für die ZEISS STANDARD Typen gedacht ist.

Orientiert man sich an Fluoreszenzfarbstoffen allein, sind gleich mal mehr als nur 2 oder 3 Filtersätze angebracht. De facto ist das für Hobbyzwecke nicht leistbar.

Momentan habe ich eben einen Filtersatz für Blau. Mit zwei weiteren für UV und Grün hätte ich mehr Optionen, allerdings ist einer für UV wirklich schwierig zu bekommen. Bei Thilo Immel ist immerhin einiges erhältlich.

Manche Filtersätze von Zeiss sind zwar lieferbar, aber preislich abenteuerlich hoch angesetzt. Was auch noch dazukommt, mir ist absolut unklar, wie ich zu den passenden Größen kommen soll.

Sonst gäbe es noch Firmen, die Filter nach Kundenwunsch fertigen: Auch nicht gerade billig zu haben ...

Grundsätzlich habe ich auch damit keine Eile. Man wird sehen. Es bleibt ja dann noch die Frage offen, was sinnvoller ist:

Mit der Einrichtung für ZEISS STANDARDs weiterzumachen bzw. sich Filter für diese zu beschaffen ODER (später mal, was mich betrifft) mit beispielweise einem etwas moderneren Instrument, wie ein Orthoplan oder Axio-?, die Sache zu betreiben?

Danke nochmals, Florian, Deine Hilfe ist für mich wertvoll!


Zitat von: Bernd in August 12, 2023, 08:44:54 VORMITTAG
Hallo Jakob,

ich kenne mich mit Fluoreszenz nicht "wirklich gut" aus. An meinem Axioplan habe ich ein HBO-Lampenhaus. Die Einrichtung habe ich in etlichen Jahren aber nur 2-3 mal in Betrieb genommen  - und es wird mir immer unheimlicher.

Der Vorteil der Quecksilberhochdrucklampen ist, daß man damit recht viele unterschiedliche Anregungswellenlängen in guter Intensität zur Verfügung hat. Bei den Leuchtdioden ist das Emissionsspektrum sehr viel enger begrenzt. So viel ich weiß ist es nicht möglich, mit einer Diode alle Bereiche abzudecken. Deshalb bieten die Hersteller ja auch sehr teure Beleuchtungseinrichtungen mit verschiedenen Dioden an, die automatisch gewechselt werden können. Diese Dioden sind dann mit ihren Anregungswellenlängen auf die in der Flureszenzmikroskopie typischerweise verwendeten Fluorochrome abgestimmt.

Wenn du weißt, welche Fluorochrome du verwenden willst (DAPI, Acridinorange, Chlorophyllautofluoreszenz...), läßt sich das mit einem passenden Filterwürfel und einer entsprechenden Leuchtdiode sicher sehr effizient und mit überschaubarem finanziellen Aufwand realisieren.

Und immer daran denken, daß bei der Fluoreszenzintensität die numerische Apertur des Objektivs in der 4. Potenz eingeht. Das beste = teuerste ist bei schwach fluoreszierenden Objeten gerade gut genug. Natürlich in Kombination mit einer hochempfindlichen, aktiv gekühlten Monochromkamera.  ;D

Viele Grüße
Bernd

Hallo Bernd!

So einiges habe ich bereits geschildert, selbstverständlich auch ein Danke an Dich für Deine Ausführungen.

Liebe Grüße an alle

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow