Leica DMRB: Demontage des Grobtrieb-Handrads

Begonnen von Alfons Renz, August 03, 2023, 22:22:40 NACHMITTAGS

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Alfons Renz

Liebe Leitz/Leica-Spezialisten,

Der Grobtrieb meines DMRBs schleift leicht am Gehäuse des Mikroskops (Bild 1).

Das möchte ich beheben (wie??) und habe deshalb zuerst das Handrad für den Feintrieb abmontiert. Das ging problemlos mit einem feinen Imbus-Schlüssel, aber nun bräuchte ich Hilfe:

Wie löse ich das Rad für den Grobtrieb?
Muss ich dazu die zwei blau markierten Schrauben lösen und dann ??

Oder??

Für sachdienliche Hinweise wäre ich dankbar!

Herzliche Grüße aus Tübingen,

Alfons


Diana1982

Lieber Alfons,
Lass bitte den Knopf dran.
Dein Problem ist anders zu lösen.
Ich mache Dir dazu am WE Bilder.

LG Diana (Deine DMRB-Fachberaterin  :-*)
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Diana1982

Lieber Alfons,

Damit Du nicht bis zum WE warten musst, beschreib ichs Dir meine Vorgehensweise (das Problem kenne ich) jetzt noch kurz und schicke Dir ein Video über Whatsapp (das geht am schnellsten). Ich stell die Bilder dann aber später gerne noch ins Forum (oder Du machst das).

Wenn Du von vorne auf das Mikroskop schaust, findest Du hinter dem Tischträger insgesamt drei weiße Abdeckbleche, je eins rechts und links, sowie eines unten.
Sie sind mit kleinen Hex-Schrauben befestigt. Diese Bleche müsstest Du bitte demontieren.
Hinter dem unteren Blech kommst Du an zwei Inbusschrauben, die den Trieb (eine Art "Röhre") halten. Die Schrauben kannst Du minimal anlösen und dann die ganze "Triebröhre" in der Horizontalen ganz leicht verschieben, so dass nichts mehr schleift. Bitte dabei vorsichtig sein, dass der Tischschlitten nicht runterratscht, wenn Du zu viel löst. Besser Du stützt den Tisch etwas ab.

LG und viel Erfolg
Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Alfons Renz

Herzlichen Dank, liebe Diana, für diesen kompetenten Rat!

Ich habe ihn gleich befolgt, mit lautem Schimpfen über diese 4 tüteligen Fummelkram-Schrauben, mit denen die zwei Deckbleche befestigt sind.

Darunter kamen, ganz unten, die zwei Imbusschrauben zum Vorschein, welche die Hülse des Grobtriebs fixieren. Man muss sie nur eine Vierteldrehung lösen, wie Du beschrieben hast, um den gesamten Trieb um ca. einen Millimeter seitlich zu verschieben. Die Bohrung der Löcher in der Befestigungshülse lässt so viel Spiel.

Jetzt hat jedes Rad des Grobtriebs ca. einen Millimeter Abstand zum Stativ. Eine Postkarte lässt sich leicht dazwischen schieben.

ABER: Das schabende Geräusch und Rattern beim schnelle Drehen blieb. Da hat sich nichts verändert. Offenbar liegt das Problem im Trieb selbst, dessen Teile hoffnungslos verharzt sind. Da hilft dann nur eine Komplettrevision.

Zumindest der Feintrieb läuft noch seidenweich ohne Problem.

Und weiter geht's auf der ewigen Baustelle....

Grüße,

Alfons



Alfons Renz

#4
Fortsetzung:

Die Ursache für das schabende Geräusch des Grobtriebs war tatsächlich das völlig verharzte Innenleben des Grob- und Feintriebs. Ein Wunder, dass dieser überhaupt noch lief!

Rückblickend ist mir klar. Diese Reparatur war mehr als überfällig und ohne komplettes Zerlegen des Triebs nicht zu bewerkstelligen.

Mit Hilfe von Diana und Jörg (=> Spezialgabelschlüssel) war es ein Leichtes, den Trieb auszubauen:

Man muss die beiden blau markierten Schrauben lösen, dann kann man den Grobtriebknopf abziehen.

Auch die beiden Schrauben unter der Tischführung lassen sich leicht lösen: => Vorsicht, den Tisch unterstützen, denn nach Lösen und Entfernen der beiden Schrauben wird das Getriebe frei und der Tisch saust nach unten!

Nun kann man den gesamten Triebmechanismus nach links herausziehen. Die Griffräder für den Grob- und Feintrieb links braucht man dazu nicht entfernen.

Zum Zerlegen der Triebachse braucht man zwei Gabelschlüssel (Größe 22), einer davon muss sehr flach sein (=> abschleifen!).

Alles Weitere ist selbsterklärend und recht einfach.

Nur VORSICHT: Bei meinem Trieb waren keine zwei Kugellager verbaut, sondern die Kugeln lagen frei, nachdem die konische Gegenmutter gelöst wurde. Und fielen natürlich gleich auf den Boden: Klack, klack, klack und klack. Zwei vermisse ich immer noch, aber passende Ersatz-Stahlkugeln (3 mm) hatte ich noch in meinem Fundus.

Deshalb: Angstwanne verwenden! Und die vielen Reibscheiben vorsichtig und in richtiger Reihenfolge lagern!

Das Hauptgeschäft ist nun das Entfernen des alten Fettes: Eine grün-schwarze, bröselige und teils sehr fest anhaftende Masse, die sich nur langsam und mechanisch durch vorsichtiges Schaben entfernen lässt. Das hat mich die meiste Zeit gekostet!

Die Lager der Kugelführung mit dicken Fett auskleiden und dann die Kugeln (es waren ca. 40) einzeln mit einer Pinzette ins Fett drücken. Dann fallen sie auch nicht herunter, wenn man die Lager wieder zusammenbaut. Ist ganz ähnlich wie bei der Nabe eines Fahrrads.

Zusammenbau, fetten mit geeignetem, zähem Fett und Justierung der Reibung durch die zwei 22iger Muttern ist kein Problem. Der Wiedereinbau im Mikroskop etwas fummelig, da man die beiden Bohrungen für die Halteschrauben genau treffen muss.

=> Rechts den Trieb fixieren (ein Griff eines kleinen Schaubenziehers passte) und das Loch der Halteschraube rechts mit einem feinen Schraubenzieher (oder ähnlichen Teil) suchen und in der Lage fixieren. Dann findet auch die linke Halteschraube ihre passende Bohrung.

Die Aktion hat mich mehrere Stunden gekostet, aber jetzt läuft der Trieb wieder butterweich.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons