Frage zu Zeiss Standard 18

Begonnen von Muschelbluemchen, September 17, 2023, 23:53:47 NACHMITTAGS

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Muschelbluemchen

Liebe Mikrofreunde,

ich habe mir ein Zeiss Standard 18 aus der Bucht gezogen.
Die Fotos bei ebay ließen schon ahnen dass da viel Arbeit auf mich zukommt.

  • Das Mikroskop hatte einige Macken - so ließ sich der Kondensor, einmal bis zum Anschlag hochgeschraubt, nur mehr mit viel
    Anstrengung wieder nach unten bewegen. Hatte man einen halben Zentimeter nach unten geschafft, dann war der restliche Weg
    nach unten kein Problem mehr.
  • Der Feintrieb rutschte durch - mit dem Feintrieb war es nicht möglich, den Tisch annehmbar nach oben zu bewegen.
  • Die Leuchtfeldblende im Fuß des Mikroskop total verharzt - bei einem Versuch die Lamellen zu bewegen bestand die Gefahr
    diese zu beschädigen
  • Der Objektivrevolver war sehr schwergängig
So weit es ging, habe ich das Mikroskop zerlegt, das alte Fett und Öl mit Petroleum entfernt und neu gefettet.
Viel Arbeit war die Leuchtfeldblende.
Der Feintrieb war auch nicht so leicht in den Griff zu bekommen - wohl gibt es diese hervorragende Anleitung:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18915.0, doch egal wie zäh das Öl war, der Feintrieb rutschte durch.

Vielleicht als Hinweis für Mitleser die ein ähnliches Problem mit dem Feintrieb haben - bei mir war nicht das richtige Öl bzw. Fett die Lösung,
sondern - ich beziehe mich wieder auf die soeben verlinkte Reparaturanleitung - der Übertragungszylinder hat einen mehrfach geschlitzten Rand.
Die Lamellen, die sich dadurch ergeben, haben eine Federwirkung und drücken den Übertragungszylinder nach innen, weil die Abdeckung auf diese drückt.
Offensichtlich hat hier eine Medizintechnikfirma bei der Wartung des Mikroskops es nicht für notwendig gehalten, das Problem
des zu lockeren Feintriebs bei der Wurzel zu packen, sondern einfach immer mehr die Abdeckung des Übertragungszylinders nach gespannt.
Mir fiel auf dass die Abdeckung des Übertragungszylinders nicht mehr viel Spielraum zuließ, so weit war diese schon eingeschraubt.
Die Lösung war die Lamellen des Übertragungszylinders mit eine kleinen Zange nach außen zu biegen.
Durch den jahrelangen Druck der Abdeckung auf die Lamellen ließ offensichtlich deren Spannung nach.

Meine Frage nun zum Mikroskop:
Das Mikroskop hat unterhalb des Kondensor eine ausschwenkbare Phasenblende (PH2) und darunter ist eine ebenfalls ausschwenkbare Linse angebracht. Meine Meinung nach dienen diese Linsen um die Apertur des Kondensors herabzusetzen,
um auch bei Objektiven mit niedriger Vergrößerung ein voll ausgeleuchtetes Sehfeld zu ermöglichen.
Was für mich neu ist: Diese Linse ist so wie die Phasenblende zentrierbar. Gibt es dafür einen Grund?

Zu den Bildern:
Bild 1: Das Standard, nun neu gefettet und gerinigt.
Bild 2: Die Leuchtfeldblende, zerlegt
Bild 3: der oben angesprochene Übertragungzylinder

LG
Leo

-JS-

#1
Hallo Leo,
die Phasenblende muß (bei Einsatz eines entsprechenden mit "Ph 2" gekennzeichten Objektiv) wegen der notwendigen Abstimmung mit dem im Objektiv vorhandenen Phasenring zentrierbar ausgeführt sein. Die von Dir beschriebene Anordnung funktioniert aber nur dann, wenn sich sowohl die (ebenfalls zentrierbare) Hilfslinse und die Phasenblende sowie das entsprechend gekennzeichnete Objektiv im Strahlengang befinden.
Bei Verwendung von normalem Hellfeld sollte die Phasenblende jedoch ausgeklappt bleiben.
Gruß, Joachim

... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Muschelbluemchen

Hallo Joachim,
herzlichen Dank für diese Info.
Phasenkontrastmäßig habe ich mit dieser Neuerwerbung noch nicht gearbeitet.
Deine Info hat mir da vermutlich zukünftigen Ärger erspart, den die Hilfslinse hätte ich sicherlich dabei ausgeklappt.

Bezüglich Phasenkontrast habe ich da aber gleich noch eine Frage:
Die am Mikroskop vorhandene Phasenblende ist für PH2.
Nun gibt es von Zeiss folgende Objektive passend zu dieser Blende: 16/0,35 25/0,45 und 40/0,65
Da aber die Phasenblende die Apertur begrenzt, müsste - bei Verwendung im Phasenkontrast - ein 40er PH2 Objektiv nicht mehr Details liefern als ein 16er PH2 Objektiv? Sehe ich dies richtig?

Gruß
Leo


-JS-

#3
Hallo Leo,

ich gehe einmal davon aus, daß Dir das Prinzip "Phasenkontrast" geläufig ist (unterschiedliche Lichtgeschwindigkeit bei unterschiedlichen optischen Dichten, Ringblende im Kondensor, Phasenring mit 90°-Verschiebung und Lichtdämpfung unter oder an der letzten Objektivhinterlinse usw. )
Betrachtet man nun ein "phasengerechtes" Präparat (z.B. eine Gewebekultur oder ein Pilzmycel) im Phasenkontrast mit unterschiedlichen Vergrößerungen, so wird sich sehr wohl mit steigender numerischer Apertur auch ein entsprechender Detailreichtum zeigen. Natürlich ist die Kombination aus Ringblende im Kondensor und Phasenring im Objektiv eine relativ lichtschluckende Angelegenheit, aber feinste Strukturen, die im normalen Hellfeld nicht erkennbar wären, lassen sich mit Phasenkontrast eben hervorragend darstellen.
Im Umkehrschluß (auch wenn mich nun der eine oder andere eingefleischte Hellfeldfreak steinigen sollte) leisten Phasenobjektive auch im Hellfeld an gefärbten oder kontrastreichen Präparaten sehr gut brauchbare Dienste :-)))

Viele Grüße, Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Muschelbluemchen

Danke für deine Antwort.
Ich gehe momentan mal aus, wenn Phasenkontrast verwendet wird,
das die Apertur bei 16er und 40er nicht großartig verschieden ist.

Diese Ansicht wird auch gestützt davon, dass der Phasenring im 40er einen wesentlich kleineren Durchmesser hat
als beim 16er.
Für mich ist es dann so als würde man die Aperturblende entsprechend zuziehen, denn die Phasenblende wirkt ja auch
wie eine Aperturblende.

LG
Leo

-JS-

#5
Hallo Leo,

die kondensorseitige Ringblende (Nr. 2) wird vom 16er Objektiv (Ph, n.A. 0,36) anders abgebildet als mit dem 40er (Ph, n.A. 0,65).
Bei letztgenannter Optik liegen andere (kürzere) Brennweiten vor, so daß hier sich kleineres Bild der an sich ja unverändert
gebliebenen Kondensor-Ringblende ergibt, auf den der interne Phasenring des 40ers natürlich abgestimmt sein muß.

Zu "nicht großartig verschieden":
Im Anhang findest Du drei Bilder.
Alle Aufnahmen erstellt am Zeiss Standard WL mit Okular S-KPL 10x20 Br, Leica Summicron 1:2/35mm, Canon Eos M6 MkII (APS-C), Blitz.
Bild 01: Kieselalge Cymbella lanceolata (Streupräparat aus der Schmiede von Peter Höbel); Zeiss Plan 16/0,36 Ph2 
Bild 02: gleiches Präparat; Zeiss Plan 40/0,65 Ph2
sowie "außer Konkurrenz" (40er Objektiv mit höherer num. Apertur, größerem Phasenring und Multi-Immersion)
Bild 03: gleiches Präparat; Zeiss Plan-Neofluar 40/0,9 Imm.(Wasser) Ph3; Maßstab wie Bild 02.

Vergleiche bitte selbst.

Viele Grüße, Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Muschelbluemchen

Hallo Joachim,

danke für die wunderbaren Fotos.
Hat Licht in die Sache gebracht. Danke für Deine Zeit und Erklärung.

Viele Grüße
Leo