Botanik: Lawsons Scheinzypresse Chamaecyparis lawsoniana *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 01, 2023, 14:20:46 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Diese Art stammt ursprünglich aus dem Grenzgebiet von NW-Kalifornien (Humbold Bay) und SW-Oregon (Coos Bay) nahe der Pazifikküste im Gebirge mit nassen milden Wintern und regenarmen, aber nebelreichen Sommern, bis 1700 Meter Höhe.
Das Herkunftsgebiet ist nur ca. 300 x 50 km groß.

Chamaecyparis lawsoniana besitzt als Jungpflanze einen sehr raschen Wuchs, von bis zu 50 cm pro Jahr.

Chamaecyparis lawsoniana die größte Art ihrer Gattung, kann über 60 Meter hoch werden, einem Stammdurchmesser (BHD) von 2 Meter einnehmen und ein Höchstalter von 600 Jahren erreichen.
Mit Brusthöhendurchmesser (BHD) wird der Durchmesser eines stehenden Baumstammes in der Brusthöhe von 1,30m bezeichnet.

Das größte, 1972 vermessene Exemplar im Siskiyou National Forest/Oregon hatte eine Höhe von 66,75 Meter, eine 12 Meter breite Krone und einen Stammdurchmesser von 3,65 Meter !.

Es handelt sich um einen immergrünen Baum mit charakteristisch, pyramidenförmigen Wuchs.

Seine dichten Verzweigungen sind mit dunkel- bis blaugrünen Blattschuppen bedeckt und stehen damit sehr in Kontrast zu der rotbraunen Farbe seiner Borke.

Von April bis Mai zeigen sich an den Spitzen seiner Triebe die kleinen, rötlichen männlichen und die bläulichen weiblichen Blütenzapfen.

Männliche und weibliche Blüten kommen am selben Zweig vor.
♂ Blütenzapfen 2 – 4 mm lang, dunkelbraun, Pollensäcke rot.
♀ Blütenzapfen kugelförmig, 5 mm im Durchmesser, blaugrün.

Seine zapfenförmigen Früchte sind relativ hart und besitzen eine dunkelbraune Farbe.

Die Lawsons Scheinzypresse begeistert mit einem absolut gleichmäßigen und pyramidalen Wuchs. Die Seitenäste sind dabei absolut waagerecht am Stamm und gleichmäßig verteilt.

In Mitteleuropa wird die Lawsons Scheinzypresse nur halb so hoch. Die Wuchsbreite bleibt dabei gleich. So entstehen wunderschöne und breit ausladende Exemplare.

In der Regel bildet dieser Waldspezialist einen geraden und dicken Stamm, im Einzelstand können sich aber auch mehrstämmige Exemplare bilden.

Bild 01 Habitus: ausgewachsener Baum, Chamaecyparis lawsoniana

Foto: H.-J_Koch

Chamaecyparis lawsoniana ist eine Pflanzenart mit einer unglaublich großen genetischen Vielfalt. Bei einer Aussaat oder einer Naturverjüngung wird man viele Unterschiede in der Nadelfarbe oder der Wuchsform erkennen.

In der Regel bildet die Lawsons Scheinzypresse farnartige Benadelung mit einer typisch überhängenden Spitze. Meist sind die Nadeln von dunkelgrüner oder türkiser Farbe. Oft schleichen sich jedoch auch Pflanzen mit blauer oder gelber Benadelung ein.

Die Nadeln sind schuppenförmig, gegenständig, 1,6 – 4 mm lang auf der Ober- und Unterseite rhombisch, dem Zweiglein flach anliegend, mit länglichen Öldrüsen an den Seiten der Länge nach gefaltet, eine Hälfte liegt der Unter- und eine der Oberseite an, oberseits dunkelgrün, unterseits hell- bis graugrün.

Die Borke des Stammes ist hellbraun und sehr schuppig. Diese Schuppen blättern nach und nach ab und können auch mit der Hand abgezogen werden. Diese Borke kann eine Dicke von mehr als 20 cm erreichen.

Dieser Waldspezialist bildet keine Pfahlwurzeln, jedoch dringen die erst flachen Wurzeln später sehr tief in die Erde, so dass Chameacyparis lawsoniana sturmsicher ist.

Bild 02 unreife noch geschlossene Zapfen, Chamaecyparis lawsoniana

Foto:H.-J_Koch

Zapfen 7 – 11 mm Durchmesser, mit 8 – 10 Schuppen, deren Schild mit zusammengedrücktem Höcker.

Die Lawsons Scheinzypresse ist ein Baumt mit kleinen, braunen und kugelrunden Zapfen, die in großer Anzahl an den Bäumen hängen. Diese Zapfen finden wir immer an den Triebenden.
Was zudem noch zu erwähnen ist: Chamaecyparis lawsoniana kommt bereits sehr früh zur Blüte und kann bereits ab 3 Jahren das erste Mal blühen und Samen bilden.
Pro Hektar und Jahr fallen 20.000 bis 4,6 Millionen Samen zu Boden.


Wie alle Scheinzypressen ist auch die Lawsons Scheinzypresse giftig.
Hauptwirkstoffe sind die Monoterpene Thujon und Sabinen.

Bild 03 Blätter und männliche ,reife Blütenzapfen von Lawsons Scheinzypresse Chamaecyparis lawsoniana

Foto: H.-J_Koch

Schuppenblätter an den Kanten der Triebe deutlich größer, ihre Spitzen frei, an der Triebunterseite mit verwaschenen Linien.

Weil die äußeren die inneren Blätter abdecken, entstehen auf den Zweigen unterseits eine x-förmige, rote Markierung.

Zerrieben riechen die Triebe nach Petersilie.


Bild 04 Beblätterter Seitenzweig, Unterseite, Chamaecyparis lawsoniana

Foto: H.-J_Koch

Das Holz der Lawsons Scheinzypresse ist von heller Farbe. So ist der Splint fast weiß und der Kern von creme-gelber Farbe. Die Jahresringe sind fast nicht erkennbar. Auch Harzkanäle weist dieses Holz kaum auf.

Es handelt sich um ein leichtes Holz mit sehr guten Werkeigenschaften. So lässt es sich maschinell sehr gut bearbeiten und hält Farben und Lacke hervorragend.

Vor allem in Japan ist dieses Holz sehr beliebt, da es dem Holz der einheimischen Zypressenarten sehr stark ähnelt und die japanischen Zypressen sehr selten sind.

Das Holz erzielt auf dem internationalen Markt absolute Spitzenpreise.

Die Rohdichte liegt bei 0,426 g/kcm, die statische Biegefestigkeit bei 87,7 N/qmm, und die Druckfestigkeit parallel zur Faser bei 43,1 N/qmm.

Das Holz ist gegen Verrottung und tierische Schaderreger sehr resistent und gilt als nicht anfällig.

Von etwa 1920 bis nach dem Zweiten Weltkrieg fertigte man daraus sogar Trennelemente in Batterien.

Systematik:
Klasse: Coniferopsida
Ordnung:   Koniferen (Coniferales)
Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)
Unterfamilie: Cupressoideae
Gattung: Scheinzypressen (Chamaecyparis)
Art: Lawsons Scheinzypresse
Wissenschaftlicher Name: Chamaecyparis lawsoniana
Trivialname: Oregonzeder, Lawsonzypresse, Lawsons Lebenbaumzypresse
Englische Bezeichnung: Lawson's Cypress, Port-Orford - cedar, Port-Oxford white - cedar

Die Chamaecyparis lawsoniana trägt ihren Namen zu Ehren des Botanikers C.Lawson.
Lawson war ein schottischer Gärtner und Baumschulinhaber (1794 - 21.12.1873)
Sie wird auch Oregonzeder genannt.

Im botanischen Namen stecken griech. ,,chamai" (an der Erde, niedrich) und kyparissos" (Zypresse).

Witzigerweise hat Edouard Spach, der Benenner der Gattung, 1841 den Namen für die riesigen Bäume aus ,,chamaecyparissus" zusammengekürzt – dem lateinischen Namen für das ca. 30 cm hohe Graue Heiligen- oder Zypressenkraut (Santolina chamaecyparissus).

Édouard Spach war ein französischer Botaniker (* 26. November 1801 in Straßburg; † 18. Mai 1879 in Paris).

Die Schnittprobe stammt aus unserem Garten.


Teil 1
Zweijähriger Spross, Querschnitte
30 Mikrometer


Bild 05 Schnittstellen, Chamaecyparis lawsoniana

Foto: H.-J_Koch

Bild 06 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 07 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 08 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 09 Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Chamaecyparis lawsoniana



W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000

Bild 10 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 11 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Die Rinde ist längsrissig mit Schuppen.

Bild 12 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 13 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 14 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 15 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Die Jahresringe sind undeutlich. Das Holz ist sehr leicht und geradfaserig. Es weist keinerlei Harzkanäle auf.
Die bogenförmigen Holzstrahlen sind ein Erkennungsmerkmal der Lawsons Scheinzypresse.
Die Markstrahlen verlaufen ziemlich genau horizontal im Stamm.- Wie auf meinem Bild ersichtlich ist, sind sie aber alle in derselben Weise in vertikaler Richtung etwas gebogen.

Was versteht man unter Holzstrahlen?
Als Holzstrahlen werden in der Holzwissenschaft bandartige Anhäufungen von Parenchymzellen bezeichnet, die in radialer Richtung verlaufen und vom Kambium gebildet werden.
Die primären Holzstrahlen verbinden die Primärrinde und das Mark. Sie werden auch als Markstrahlen bezeichnet.
Die Holzstrahlen sind im Radialschnitt längs getroffen. Sie sind oft mehrere bis viele Zellschichten hoch und dienen dem Wasser- und auch Assimilattransport in radialer Richtung.

Bild 16 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 17 Detailaufnahme, mit Beschriftung Chamaecyparis lawsoniana


J = Jahresringgrenze 1 + 2, MST = Markstrahl, MP = Markparenchym, XY = Xylem, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem

Bild 18 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Drei Schnitte vom Spross, mit Ansätzen von Nadelblättern

Bild 19 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Chamaecyparis lawsoniana


Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 20 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Chamaecyparis lawsoniana

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Hans-Jürgen Koch

Teil 2
Zweijähriger Spross, Längsschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Der Tangentialschnitt wird längs zur Stammachse im Sinne einer Tangente zu den Zuwachszonen geführt, wobei die Holzstrahlen im rechten Winkel durchtrennt werden. Höhe und Breite der Holzstrahlen lassen sich im Tangentialschnitt am besten beobachten. Der Tangentialschnitt ist der gewöhnliche Bretterschnitt.

Bild 21 Radialschnitt, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 22 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 23 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 24 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 25 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 26 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Chamaecyparis lawsoniana


Teil 3
Schuppenblätter, Querschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 27 Übersicht, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 28 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Bild 29 Detailaufnahme, Chamaecyparis lawsoniana


Die Schuppenblätter haben eine durchscheinende Harzdrüse.


Bild 30 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz,  Chamaecyparis lawsoniana


Bild 31 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz,  Chamaecyparis lawsoniana


Bild 32 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz,  Chamaecyparis lawsoniana



Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie

U. Hecker ,,Bäume und Sträucher", ISBN: 3-8354-0021-7

Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

P. Schütt ,,Lexikon der Bäume und Straucharten", ISBN: 978-3-86820-123-9

P. Schmidt, U. Hecker ,,Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas, ISBN: 978-3-494-01800-3

The Woodbook, ISBN: 978-3-8365-3603-5

,,Welcher Baum ist das?", ISBN: 978-3-440-16449-5


Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder ein lehrreicher und unterhaltsamer Beitrag mit guten Bildern, den ich gerne gelistet habe.
Besonders auffällig finde ich hier die sehr großen Sekretgänge.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für deine Rückmeldung.

Gruß
Hans-Jürgen
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