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Tardigrada

Begonnen von mapimis, Oktober 06, 2023, 19:16:13 NACHMITTAGS

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mapimis


Hallo.

Dies ist meine zweite Tardigrada in meinem Leben.
Ich habe es im feuchten Moos gefunden.
Ich habe das Moos herausgequetscht und ich habe diesen Kerl unter der Linse.
Ich habe ein wenig über ihn gelesen.
Anscheinend ist er ein ziemlich harter Kerl

Grüße
Maciej

https://youtu.be/RqYlHrk813E

Gerd Schmahl

Hallo Maciej,
Bärtierchen kann man im Moos sehr regelmäßig finden. Die besten Chancen hat man bei Moospolstern die gut von der Sonne beschienen werden. Ich weiche die Moospolster etwas 1/2 Stunde in Wasser ein und spüle und drücke sie dann aus. Am besten geht das in einer Petrischale, die man dann unter dem Stereomikroskop absucht (schwarze Unterlage benutzen, denn die meisten Bärtierchen erscheinen sehr hell). Gucken wo sich was bewegt. Dort sind dann entweder Nematoden, Rädertierchen oder eben Bärtierchen.

Ich trockne immer einen Teil der Proben, in denen viele Bärtierchen zu finden waren. Dann hat man immer welche zur Hand. Nach einer halben Stunde im Wasser, sind die Tiere wieder munter.

Kennst Du das Bärtierchen-Journal

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

mapimis


Hallo Gerd.

Danke, dass du dir mein kurzes Video angesehen hast und mit mir geteilt hast, wie man Bärtierchen fängt.
Deutsch ist nicht meine natürliche Sprache.
Ich benutze einen Computer-Übersetzer.
Deshalb sind meine Beschreibungen abgekürzt.
Aber ich muss schreiben, dass ich deine Anweisungen genau befolgt habe.
Ich habe ein ziemlich großes Moospolster in einen durchsichtigen Plastikbehälter gequetscht. Ich beleuchtete es von der Seite mit einer starken Taschenlampe.
Dann habe ich mit einer starken Juwelierbrille nach hellen Kommas auf dem dunklen Hintergrund gesucht.
Und ich habe sie gefunden.
Leider habe ich kein stereoskopisches Mikroskop.
Das Trocknen der Moosproben ist eine sensationelle Idee.
Vor allem, weil der Winter naht und es schwierig sein wird, Proben zur Beobachtung zu bekommen.
Danke für den Link zu der Zeitschrift über Bärtierchen.
Sehr viele Informationen und Fotos.
Da wird es an den langen Herbstabenden etwas zu lesen geben.
Ein Grund mehr, sich mit trockenem Moos einzudecken.
Zumal Bärtierchen ein sehr schönes und beliebtes Thema zu sein scheinen.

UFF, aber ich habe selbst geschrieben. :D

Mit freundlichen Grüßen
Maciej


Gerd Schmahl

Hallo Maciej,
Du kannst das Moos das ganze Jahr über sammeln. Auch gefrorenes Moos enthält Bärtierchen und die sind genauso wie im trockenen Moos in einer Dauerform ("Tönnchen"). Sie lassen sich recht schnell wieder erwecken, wenn man sie in Wasser einweicht.

Auch wenn die Tardigrada als "unzerstörbar" gelten, sollte man ihnen einen möglichst sanften Übergang in das Trockenstadium gönnen: Ich trockne das Moos sehr langsam an einem kühlen Ort und ich wecke sie mit kaltem Wasser auf.

Übrigens ertrinken viele Bärtierchen, wenn man sie einfach im Wasser lässt. Das gilt zumindest für solche aus Moos, denn sie sind an ein sehr sauerstoffreiches Milieu in der recht dünnen Wasserhaut auf den Moosblättern angepasst. Tiefes Wasser ist für sie genauso gefährlich wie für uns.

Ein kleines Stereomikroskop mit 10x und 30x Vergrößerung solltest Du Dir aber mal gönnen! Das braucht man doch immer wieder zur Probenvorbereitung nicht nur für Bärtierchen. Es erschließt die Welt all der Dinge, die zu groß oder zu undurchsichtig sind für das Durchlichtmikroskop.

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

mapimis


Hallo Gerd.

Und ich habe bereits angefangen, Moos zu sammeln.
Ich stimme Ihnen zu, dass Tardigrada in seiner Ruheform sehr resistent ist, da ich seine Überreste bereits mehrfach in Proben angetroffen habe.
Ich habe sie nicht veröffentlicht, weil es nicht das war, was ich suchte.
Und jetzt werde ich meine Tardigrad-Erntetechnik perfektionieren.
Was das Stereomikroskop betrifft, wird es ein Problem sein, weil meine Frau mein Mikrohobby nicht gutheißt, weil es mit Makrokosten verbunden ist.
Aber ich werde an diesem Problem arbeiten.
Ich habe übrigens eine Frage: Werden Fotos mit einem Stereomikroskop durch das Okular oder durch die dritte Lichtöffnung aufgenommen?

Grüße
Maciej

Gerd Schmahl

Hallo Manciej,
Zitat von: mapimisIch habe übrigens eine Frage: Werden Fotos mit einem Stereomikroskop durch das Okular oder durch die dritte Lichtöffnung aufgenommen?

Stereomikroskope sind grundsätzlich nicht besonders gut zur Fotografie geeignet. Man schaut ja immer schräg auf die Probe. Besonders beim Stäking hat man das Problem, dass die Probe seitlich auswandert. Geräte nach dem Abbe-Typ haben zudem den Nachteil, dass die beiden Strahlengänge schräg durch das Objektiv laufen. dadurch kommt es zu Farbrändern, die bei der visuellen Beobachtung ausgeglichen werden, bei der Fotografie aber nicht. Geräte mit Fototubus sind zudem teurer. Ich mache überwiegend Fotos zur Dokumentation durch ein Okular. 
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Kai.B

Da hatte ich wohl Glück, als Neuanfänger.
Mein Fundort ist das dem Norden zugewandte Dach meines Hauses. Als ich heute Morgen zum Fenster hinausschaute, sah ich das Moos auf dem Dach, und dachte, na, mal sehen.
Ich habe es 1Stunde aufgeweicht und dann ausgepresst.
Darauf waren gleich 5 Bärtierchen unter dem Mikroskop zu entdecken, neben Nematoden und Rädertierchen.

Dass die Bärtierchen ertrinken könnten, kam mir nicht in den Sinn. Aber plötzlich das Gefühl, eine kleine Welt in eine schwierige Situation gebracht zu haben.

Wie lasse ich die nun wieder frei?

Gibts hier Bärtierchenspezialisten?

Grüße
Kai

Gerd Schmahl

Hallo Kai,
wenn die Bärtierchen auf dem Objektträger sind: Deckglas vorsichtig abnehmen und mit etwas Wasser aus einer Pipette den OT und das DG über Eck abspülen, so dass sie wieder im Moos landen.

Wenn sie in der Petrischale sind: Wasser vorsichtig abgießen bis auf kleinen Rest, mit dem die Tiere wieder zurück in das Moospolster gespült werden.

Das Moospolster kannst Du dann wie weiter oben beschrieben langsam eintrocknen lassen oder Du schaffst es wieder in die "Freie Wildbahn".

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Kai.B

Wäre auch ein Thema, Tierethik in der Mikroskopie.
Oder gibts das hier schon.
Ich befürchte diese Beschäftigung geht fast nicht ohne Opfer...

Grüße Kai

Gerd Schmahl

#9
Hallo Kai,
natürlich spiel Ethik hier auch eine Rolle. Auch wenn das alles sehr kleine "Viecher" ohne richtiges Gehirn sind, so etwas wie "Schmerz" und "Unbehagen" werden sie allemal fühlen. Wenn man ihnen schon ein Ende breitet, dann wenigstens ein schnelles z.B. in dem man seine Objektträger in Alkohol wirft, statt sie langsam eintrocknen zu lassen. Einen solchen schnellen Tod wünsche ich mir jedenfalls selber ;).
Das gilt übrigens auch für Pflanzen. Ich kann die Argumentation militanter Veganer nicht so ganz nachvollziehen, warum man Tiere nicht töten darf, Pflanzen aber durchaus. Auch die besitzen eine Sensorik und wissen sehr wohl, wenn ihnen Ungemach droht. Sie warnen sich sogar gegenseitig über Pheromone, wenn Fraßfeinde anwesend sind. Die gewarnten Bäume bilden Bitterstoffe, so dass z.B. Giraffen gelernt haben, gegen den Wind zu weiden. 
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

unkenheini

Moin,die meisten Bärtierchen in einer Probe fand ich in einer Fußmatte(Türeingangsmatte)die bei uns auf einem Keller Lichtschacht lag  und dadurch regelmäßig nass regnete.Leider hat  meine Frau die Matte entsorgt.
Vielleicht habt Ihr ja auch Glück an so einem ungewöhnliche Ort.
Viel Erfolg Gruß Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.

Nochnmikroskop

Noch etwas OT

Zitat von: plaenerdd in Oktober 08, 2023, 20:29:52 NACHMITTAGS
Das gilt übrigens auch für Pflanzen. Ich kann die Argumentation militanter Veganer nicht so ganz nachvollziehen, warum man Tiere nicht töten darf, Pflanzen aber durchaus.

Hallo Tier- und Pflanzenliebhaber,
die Wissenschaft findet immer öfters heraus, das auch Pflanzen sehen, hören und fühlen können. Daher finde ich Gerds Hinweis sehr richtig.

https://www.nationalgeographic.de/umwelt/die-sinne-der-pflanzen

Andererseits: muss ich mir beim Pflanzenschnibbels dahingehend gedanken machen? Was tue ich der Pflanze an? Soll man nur noch abgestorbene Dinge untersuchen?

Wir sollten den Respekt zu allen "Lebewesen" nicht verlieren!

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.
keine KI

Dünnschliffbohrer

ZitatDass die Bärtierchen ertrinken könnten, kam mir nicht in den Sinn.

Mir auch nicht, aber als es dann doch vor Jahren einmal passierte, zeigte sich, dass sich die Leichen, die regelrecht aufgedunsen waren, sich sehr gut dafür eigneten, um sie in Polyvinyl-Lactophenol einzubetten. Das vermutlich osmotisch aufgenommene zusätzliche Wasser sorgte offenbar dafür, dass ihre Form beim eintrocknen des Einbettungsmittels gut erhalten blieb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Kai.B

#13
Zitat von: Dünnschliffbohrer in Oktober 09, 2023, 22:14:59 NACHMITTAGS

Mir auch nicht, aber als es dann doch vor Jahren einmal passierte, zeigte sich, dass sich die Leichen, die regelrecht aufgedunsen waren, sich sehr gut dafür eigneten, um sie in Polyvinyl-Lactophenol einzubetten.

...das nenn ich pragmatisch(oder über BärLeichen gehen) ;D


Wie schnell können die sich in ein Tönnchen wandeln?
Wohl nicht schnell genug, dass wenn der Objektträger eingetrocknet ist, man sie
sorglos ins Freie blasen kann?



Gerd Schmahl

Hallo Kai,
die Bärtierchen sind auch nur ganz normale Erdbewohner, die an ihren Lebensraum angepasst sind. Wenn ein Moos austrocknet, dann geschieht das nicht von jetzt auf gleich. Ein Objektträger trocknet sehr viel schneller aus. Sicher haben sie Versuche wie das Tiefgefrieren überstanden, die wir Menschen nicht überstehen würden (wobei das ja mit Spermien und Eizellen durchaus klappt :D), aber letztlich ändert das nichts daran, dass es auch für sie lebensfeindliche Milieus gibt, für die sie nicht "gemacht" sind. Also am besten lebend zurück ins Moos entlassen, wo sie hin gehören.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.