Mykologie: Welcher Pilz ist das? - Rübling?

Begonnen von jcs, Oktober 08, 2023, 13:52:32 NACHMITTAGS

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jcs

Liebes Forum,

der Jahreszeit entsprechend möchte ich etwas tiefer in das Thema Pizmikroskopie einsteigen, Untersuchungsgebiet ist der Einfachheit halber der eigene Garten.

Unter Buchen und Fichten wächst der unten abgebildete Pilz in schönen Gruppen. Mit meinem Pilzbuch komme ich da leider nicht recht weiter bei der Bestimmung. Weiß jemand von Euch, welche Pilzart das sein könnte?

LG
Jürgen

Florian D.

Vielleicht ein Rettichhelmling.

Viele Grüsse
Florian

Rübezahl

-ich vermute etwas aus der Rüblingsecke, Waldfreundrüblinge i.w.S.
LG  Rainer

jcs

Hallo Florian und Rainer,

danke für Eure Rückmeldung! In meinem Pilzbuch sind zwar 450 Arten zu finden, der Rettichhelmling ist gar nicht dabei, und vom Waldfreund Rübling sieht das Foto ganz anders aus. Aber Internet sei Dank findet man zu den beiden Arten ausreichend Bildmaterial. Der Rettichhelmling geht farblich mehr ins Violett-dunkelbraun, während mein Pilz eher ins Ockerbraun-weißliche tendiert. Die Hüte von meinem Pilz sind weniger kegelig, eher "Sonnenschirm-artig". Das passt nicht so wirklich zum Rettichhelmling.

Die Rüblingsecke sieht sehr passend aus, für mich als Pilz-Laie. Der Waldfreund Rübling könnte hinkommen. Fast noch besser passt der Hellhütige Waldfreund Rübling. Dass die Pilzgruppe (und eine zweite in der Nähe) im lockeren Buchenlaub wachsen, mit wenig Kontakt zum tieferen Boden, spricht auch für Rüblinge. Ich werde mal schauen, ob ich eine Aufnahme der Sporen machen kann.

LG
Jürgen

jcs

#4
Anbei eine schnelle Aufnahme der Sporen (Leica HC PL Fluotar 100x, DIC). Die Länge liegt bei 4-5µm, die Breite bei 2,5-3µm. Somit entsprechen sie dem, was bei einem Waldfreund-Rübling zu erwarten wäre:

https://www.123pilzsuche-2.de/daten/details/Waldfreundruebling.htm
https://www.123pilzsuche-2.de/daten/details/HellWaldfreundruebling.htm

Ob die Sporen jetzt "apfelkernartig" (Waldfreund Rübling) oder "unregelmäßig gekeult" (Hellhütiger Waldfreund-Rübling) sind, wage ich nicht zu entscheiden. Aber grundsätzlich scheint die Rübling-Ecke gut zu passen, danke für den Hinweis!

LG
Jürgen

jcs

Und falls es jemanden interessiert, hier noch eine Aufnahme des Fundortes.
LG
Jürgen

Eckhard F. H.

Hallo Jürgen,
meiner Meinung ist das der Fuchsige Trichterling.
Gruß - EFH

jcs

Hallo Eckhard,

danke für den Hinweis, auf
https://www.123pilzsuche-2.de/daten/details/FuchsigerRoeteltrichterling.htm
habe ich versucht, den Trichterling mit meinen Pilzen zu vergleichen. Was in meinen Augen nicht ganz zusammenpasst, ist der Stiel, der sich bei den Trichterlingen nach oben hin konisch erweitert. Bei meinen Exemplaren ist der Stiel hohl und ziemlich konstant im Durchmesser.

Ich muss mir die Sporen noch einmal genauer anschauen, bei den Trichterlingen sollen die "feinwarzig" sein. Ist Baumwollblau geeignet, um Sporen einzufärben? Andere Färbemittel für Pilzmikroskopie habe ich gerade keine.

LG
Jürgen

Peter Reil

Hallo Jürgen,

es ist irgendein Rübling. Mehr kann und will ich dazu nicht schreiben.

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

Pilze zu bestimmen ist nicht einfach und es braucht einen ganzen Satz an Merkmalen, um zumindest auf Gattungsebene einigermaßen sicher zu sein.  So wollte ich z.B. nach Peters Aussage "irgendein Rübling" wenigstens die Gattung in den Titel schreiben aber (Wikipedia):

ZitatDie Pilzgattung der Rüblinge (Collybia s. l.) wurde aufgrund von DNA-Untersuchungen und phylogenetischen Analysen in mehrere Gattungen aufgeteilt (Hughes et al. 2001):

    Zwerg- oder Sklerotienrüblinge (Collybia s. str.),
    Dendrocollybia, monotypische Gattung mit der Art Traubenstieliger Sklerotienrübling
    Blasssporrüblinge (Gymnopus),
    Rosasporrüblinge (Rhodocollybia).

An den Gattungsnahmen lässt sich erkennen, dass z.B. nicht nur die Form, sondern auch die Farbe der Sporen eine Rolle spielt.

Wenn Du etwas tiefer einsteigen möchtest, ist das kleine Buch Pilzmikroskopie von Bruno Erb und Walter Matheis (antiquarisch) vielleicht ein guter Start, um sich mit der Methodik anzufreunden. Die notwendige Chemie bekommst Du für kleines Geld bei Andreas Gminder:

https://www.myko-service.de/ (da gibt es mit etwas Glück auch noch das oben genannte Buch).

Einen ersten Überblick gibt auch der folgende Artikel auf der Webseite des MKB:

Pilzmikroskopie i & II

Persönlich denke ich, dass der Einstieg am besten gelingt, wenn man sich von erfahrenen Pilzlern anleiten lässt.

Herzliche Grüße
Jörg


Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

jcs

Hallo Peter, Jörg,

danke für Eure Hinweise und Rückmeldungen! Das Reich der Pilze ist (leider?) riesig, deshalb beschränke ich mich vorerst auf meinen Garten, was offenbar schon kompliziert genug ist. Ausgangspunkt für mein Interesse waren die Orchideen (Abb. 1), die im Garten wachsen. Im Foto sieht man ein rotes Waldvöglein und eine Stendelwurz. Zum Keimen benötigen die Orchideen bekanntlich einen Mykorrhiza-Pilz. Ich vermute, dass die Mykorrhiza an den Wurzeln der umliegenden Buchen (siehe Abb. 2) hier eine Rolle spielt.

Welche Pilzarten unterirdisch ihr Unwesen treiben, wird sicher nicht einfach herauszufinden sein. Oberirdisch tut sich im Garten mykologisch jedenfalls einiges, je nach Jahr und Saison. Abb. 3 zeigt vermutlich einen Körnchenröhrling, in Abb. 4 vermute ich einen Hexenröhrling. Was in Abb.5 zu sehen ist, weiß ich nicht. Das junge Waldvöglein in Abb. 5 (rotes Rechteck) scheint sich jedenfalls in der Pilznachbarschaft ganz wohl zu fühlen.

Literaturmäßig bin ich schon ganz gut ausgestattet, wie weit ich in die Pilzmikroskopie-Chemie einsteige, muss ich mir noch überlegen. Zum Teil sind das doch recht grauslige Substanzen, die nicht unbedingt Home-Office-tauglich sind. Aber man kann ja einfach anfangen, mit Baumwollblau. Uvitex habe ich auch schon ausprobiert, das ist aus meiner Sicht auch recht hilfreich, wenn man Fluoreszenz am Mikroskop hat.

LG
Jürgen

Rübezahl

Hallo,
der 3. gezeigte Pilz sollte ein Kornblumenröhrling sein.
LG
Rainer

Peter Reil

Hallo,

wie Jörg sagte und Jürgen bereits feststellte, Pilzbestimmung ist nicht so ganz einfach. Und Bestimmung nach Bildern ist in vielen Fällen "einfach bloße Raterei".

Das eine könnte ein Körnchenröhrling sein. Ohne Kenntnis von Hutunterseite, Stiel, Stielbasisfarbe, Begleitbäume schlicht geraten.
Das nächste ist einer der Hexenröhrlinge mit netzigem Stiel. Man bräuchte einen Fruchtkörperschnitt, Färbung des Stielfleisches, Ökologie.
Das dritte ist ein Röhrling mit gelber Röhrenschicht, die auf Druck stark blaut. Das könnte (aber nur vielleicht) ein Kronblumenröhrling sein. Es fehlen die Angaben Stiel mit Netz oder ohne, Stiel hohl, gekammert oder voll, Geschmack des Fleisches,  Begleitbäume.

Es tut mir leid, aber ohne Beschreibung wichtiger Merkmale gibt es eben keine korrekte Bestimmung - auch wenn in einigen Pilzforen teils ein anderer Eindruck vermittelt wird.  :)

Gruß
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

jcs

Zitat von: Peter Reil in Oktober 15, 2023, 16:49:24 NACHMITTAGS

Das eine könnte ein Körnchenröhrling sein. Ohne Kenntnis von Hutunterseite, Stiel, Stielbasisfarbe, Begleitbäume schlicht geraten.
Das dritte ist ein Röhrling mit gelber Röhrenschicht, die auf Druck stark blaut. Das könnte (aber nur vielleicht) ein Kronblumenröhrling sein. Es fehlen die Angaben Stiel mit Netz oder ohne, Stiel hohl, gekammert oder voll, Geschmack des Fleisches,  Begleitbäume.
Hallo Peter,
danke für die Erläuterungen. Da weiß ich zumindest, worauf ich in der nächsten Saison achten muss, wenn ich Aufnahmen mache.

Zum Körnchenröhrling habe ich noch zwei Aufnahmen gefunden, einmal vom Stiel und einmal von der Hutunterseite. Angeblich soll der Körnchenröhrling nur unter Kiefern wachsen. Die gibt es in unserem Garten allerdings nicht, auch nicht in der näheren Umgebung.

Vom vermeintlichen Kornblumenröhrling habe ich auch noch eine Aufnahme eines Querschnittes mit Maßstab. Der Pilz hatte knapp 20cm Durchmesser. In der Umgebung waren Fichten und Buchen.

LG
Jürgen

MykoMikro

#14
Hallo miteinander,
zu dem Rübling enthalte ich mich. Der Hexenröhrling ist sehr wahrscheinlich Suillellus luridus. Der vermeintliche Kornblumenröhrling ist ziemlich sicher Caloboletus radicans. Der Körnchenröhrling könnte auch gut hinkommen. Mit Fotos von Stiel und Hutunterseite könnte man das auch mit einiger Sicherheit sagen, rein makroskopisch und ohne weitere Angaben.

VG
Jan