Botanik: Asiatischer Blüten-Hartriegel Cornus kousa *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 20, 2023, 09:55:03 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Die Gattung Cornus zählt 45 Arten vorwiegend in der nemoralen (kühlgemäßigten) oder meridionalen (warm-gemäßigten) Klimazonen.
Das Verbreitungsgebiet ist Japan, (Honshu bis Kyushu) und Korea.

Die Familie der Cornaceae ist mit den Tulpenbaumgewächsen (Nyssaceae) nahe verwandt.

Die Gattung ist fossil seit dem Tertiär nachgewiesen.

Das Tertiär war ein Erdzeitalter im Rang eines Systems, das den älteren und weitaus längeren Abschnitt des Känozoikums umfasste. Es begann am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren und dauerte bis zum Beginn des Quartärs vor 2,6 Millionen Jahren. Das Klima auf der Erde war im Tertiär wesentlich wärmer als heute.

Der Familie der Cornaceae gehören nur noch 2 Gattungen mit insgesamt 85 Arten an.

Der Name Cornus wurde bereits von Plinius gebraucht und später als Gattungsname von Carl von Linne übernommen.

Gaius Plinius Secundus Maior, auch Plinius der Ältere, war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter, der vor allem durch die Naturalis historia, ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde, Bedeutung erlangt hat.

Kousa stammt aus einer ostasiatischen Sprache. Die Art wird in Japan als Yamaboshi bezeichnet
,,Cornus" bezieht sich auf das hornartig harte Holz.
Der Name ,,Hartriegel" leitet sich vom althochdeutschen ,,hartrugil" ab und rührt vom harten Holz her.

Bild 01 Habitus, Asiatischer Blüten-Hartriegel Cornus kousa

Foto: H.-J_Koch

Cornus kousa ist ein kleiner, sommergrüner 3 – 8 Meter hoher Baum. Die Zweige wachsen aufrecht und sind meist waagegerecht neigend und breit ausladend ausgebreitet. Die Borke löst sich leicht schuppenförmig.
Die Blätter färben sich im Herbst scharlachrot.

Systematik:
Ordnung:    Hartriegelartige (Cornales)
Familie:    Hartriegelgewächse (Cornaceae)
Gattung:    Hartriegel (Cornus)
Art: Asiatischer Blüten-Hartriegel
Wissenschaftlicher Name: Cornus kousa
Trivialnamen: Japanischer Hartriegel
Englische Bezeichnung: Asian flowering dogwood


Bild 02 Blüten, Asiatischer Blüten-Hartriegel Cornus kousa

Quelle: Valérie75
Bei dieser Datei fehlen Angaben zum Autor.

Der Schauapparat des Blüten-Hartriegels wird nicht durch die eigentlichen Blüten, sondern von Hochblättern, die diese umgeben, gebildet.
Der Schauapparat ist bei Blütenpflanzen die Gesamtheit aller Organe, die eine Blüte oder einen Blütenstand für einen Bestäuber optisch attraktiv macht.
Wie bei allen Blumen-Hartriegeln übernehmen die Hochblätter die Schauwirkung für den Blütenstand und täuschen damit eine einzige große Blüte vor.
Die nur wenige Millimeter großen Blüten sitzen im Zentrum der Hochblätter. Bei dieser Art sind sie am Grund gemeinsam in die Achse des Blütenstands eingesenkt.
Die s schwillt nach der Blüte an, so dass die Früchte in einer erdbeerartigen, essbaren Scheinfrucht miteinander verbunden bleiben.

Während sich die winzigen Blüten entwickeln, entfärben sich diese Hochblätter langsam von Grün nach Weiß. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli.

Bild 03 Scheinfrüchte, Asiatischer Blüten-Hartriegel Cornus kousa

Urheber: Photo by David J. Stang

Die Früchte sind miteinander zu fleischig-saftigen, kugelförmigen 1 – 2 cm großen Ständern verwachsen. Die Fruchtreife ist von September bis Oktober.

Bild 4 Blätter, Asiatischer Blüten-Hartriegel Cornus kousa

Foto: H.-J_Koch

Die gegenständigen Blätter sind 5 – 9 cm lang und gestielt. Die Spreite ist elliptisch, kurz zugespitzt.
Das Blatt ist immer ein Oval mit bogig nach vorn verlaufenden Seitennerven, es ist das einzig deutliche Kennzeichen, das die Hartriegel gemeinsam haben.

Meine Proben stammen aus Bad Grund.
WeltWald Harz - Niedersächsische Landesforsten

Gesammelt habe ich die Pflanzenproben in diesem Sommer (2023).
Aufbewahrung im AFE – Gemisch III.

Alkohol-Formol-Eisessig-Gemische (AFE III-Gemisch) 
Ethanol verg. 96%ig - 88,13 ml
Aqua dest. -                  1,87 ml
Formol 40%ig -            5,00 ml
Eisessig -                      5,00 ml


Teil 1
4 - jähriger Spross, Querschnitt
30 Mikrometer

Bild 05 Spross im Probenhalter eingespannt, Cornus kousa



Bild 06 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa



Bild 07 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa



Bild 08 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa



Bild 09 Lentizelle, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa


Lentizellen, Korkporen, luftdurchlässige, häufig linsenförmige Poren im Korkmantel, die den Gasaustausch ermöglichen. Sie werden unter den Stomata angelegt und übernehmen später deren Aufgabe. An jungen Stämmen oder Zweigen sind sie als vorspringende Warzen oft gut sichtbar.


Bild 10 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Cornus kousa

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 11 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa



Bild 12 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Cornus kousa



W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:

1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000

Bild 13 Übersicht mit Beschriftung, Cornus kousa


1 – 4 Jahresringgrenzen, XY = Xylem, MST = Markstrahl, MP = Markparenchym, PH = Phloem, RP = Rindenparenchym

Das Holz ist zäh und schwer spaltbar mit zerstreutporig verteilten Gefäßen.

Bild 14 Detailaufnahme, Cornus kousa


Innerhalb des Sprosses befinden sich die Leitbündel, welche die Xylem- und Phloemsäfte transportieren und so den Kreislauf der flüssigen Substanzen gewährleisten.

Der aufwärts fließende Strom besteht aus Wasser mit gelösten Mineralsalzen und ist von dem absteigenden, mit Zucker angereicherte Phloemsaft durch eine dünne Schicht teilungsfähiger Meristemzellen getrennt, dem Kambium.

Das Kambium ist das Wachstumsgewebe (vom Lateinischen cambiare, ,,wechseln");  durch Teilung werden Bastzellen nach außen und Holzzellen nach innen gebildet.

Das Kambium, der Ort, an dem die Zuwachsschichten entstehen und wo aus sukzessive neue Entfaltungsebenen erschlossen werden, ermöglicht ein ,,Aufstocken auf bereits Gebautem" anstatt jedes Jahr wieder vom Boden ausgehen zu müssen. Hierzu kommt, dass die Reproduktionsphase erst sehr spät, nach einer langen vegetativen Wachstumsphase einsetzt.

Derartige Wuchsformen konnten nur durch die ,,Erfindung" des Lignins ermöglicht werden. Diese Substanz wirkt als eine Art organischen Zement, der die Zellulose verstärkt und den entstandenen Strukturen Druckfestigkeit verleiht.

Bild 15 Detailaufnahme, Cornus kousa


Bild 16 Eine Sklereide oder Steinzelle Cornus kousa




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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

#1
Bild 17 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Cornus kousa


Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 18 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Cornus kousa



Bild 19 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Cornus kousa


Teil 2
Spross, Längsschnitt
25 Mikrometer


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)


Bild 20 Übersicht, Cornus kousa



Bild 21 Detailaufnahme, Cornus kousa



Bild 22 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Cornus kousa


Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Teil 3
Blattstiel, Querschnitt
25 Mikrometer

Färbung mit Safranin-Astrablau-Chrysoidin (SAC)
Fixiermittel auswaschen in 70% Ethanol, 5 Minuten
Über 50% Ethanol, 3 Minuten.
30% Ethanol, 3 Minuten.
In Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
Färben mit
• Safranin (>5 Minuten),
• 3x gut spülen in Wasser
• Differenzieren in Salzsäurealkohol
• 5x gut spülen in Wasser
• Astrablau (30 Sekunden),
• 3x spülen in Wasser
• Chrysoidin (>5 Minuten),
In Wasser entmin. auswaschen, 1x wechseln, je 1 Minute.
In 100% Isopropylalokohol, sorgfältig entwässern, >2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden,
2.Stufe = 3 Minuten,
3.Stufe = 5 Minuten.
Einschließen in Euparal.

Bild 23 Übersicht, Cornus kousa


Bild 24 Detailaufnahme, Cornus kousa



Bild 25 Detailaufnahme, Cornus kousa



Bild 26 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Cornus kousa



Bild 27 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Cornus kousa




Teil 4
Blattader, Querschnitt
25 Mikrometer

Blattadern, auch Blattnerven oder in ihrer Gesamtheit Nervatur genannt, sind die Leitbündel in den Blattspreiten der Laubblätter. Sie dienen dem Zustrom von Wasser und Nährstoffen, dem Abtransport von Assimilaten.
Man unterscheidet zwischen den stärkeren Hauptadern (auch Hauptnerven) und den zarteren Leitbündeln (Seitennerven).

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 28 Detailaufnahme, Cornus kousa


Bild 29 Detailaufnahme, Cornus kousa



Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie


Bachofer ,,Der Kosmos Baumführer", ISBN: 978-440-14660-6

Dieter Böhlmann, ,,Gehölzbiologie", ISBN: 978-3-494-01547-7

U. Hecker ,,Bäume und Sträucher", ISBN: 3-8354-0021-7

Hugh Johanson ,,Das große Buch der Bäume", ISBN:3444-101538

Spohn ,,Kosmos Baumführer Europa", ISBN: 978-3-4440-44741-5

Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

P. Schmidt, U. Hecker ,,Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas, ISBN: 978-3-494-01800-3

,,Welcher Baum ist das?", ISBN: 978-3-440-16449-5

,,Das Kosmos Buch der Bäume", ISBN: 3-440-04898-5


Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen


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Jürgen Boschert

Hallo Hans-Jürgen,

wieder  einmal ein wundervoller, lehrreicher Beitrag.

Herzlichen Dank !
Beste Grüße !

JB

Hans-Jürgen Koch

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Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

gewohnte Qualität und Informationsfülle! In Abb. 9 ist Dir m. E. ein Patzer unterlaufen: Du hast mit Epidermis und Phellogen die gleiche Struktur benannt. Das Phellogen findest Du am deutlichsten unter der "Korkschicht" im mittleren Breich der Lentizelle.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Hans-Jürgen Koch

Lieber Detlef,

danke für deine Rückmeldung.
Mein Fehler; das Bild Nr. 09 habe ich korrigiert.

Gruß
Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

danke für Deinen lehrreichen und interessanten Beitrag, den ich gerne gelistet habe,

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

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