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Wählen Sie Protisten aus

Begonnen von 3nzo, November 02, 2023, 08:25:31 VORMITTAG

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3nzo

Hallo zusammen.
Ich bitte diejenigen um Hilfe, die Erfahrung damit haben, wie man Protisten auswählt und was man mit einem Umkehrmikroskop zum Einfangen eines Wimperntiers verwenden kann.
Ich glaube, wir brauchen eine bestimmte Art von Pipette, die leicht aktiviert werden kann, etwa mit einem Knopf, und angesichts der Beweglichkeit der Probanden reicht es vielleicht aus, die Petrischale zu bewegen, um zu versuchen, sie zur Pipette zu bringen.
Ich bin für Anregungen und Ratschläge dankbar, auch wenn ich mit anderen Mitteln als den von mir vermuteten arbeite.
Danke und viele Grüße.

Enzo

Peter V.

#1
Hallo,

ich bin nicht der erfahrene Tümpler, aber beim sonntäglichen Zoom-Treffen der Tübinger Mikroskopiker wurde diese Thematik auch letztens diskutiert.
"Viele Wege führen nach Rom" - wie wir in Deutschland sagen ;-)
Meines Wissens verwenden aber alle erfahrenen Tümpler letztlich ganz gewöhnliche Glaspipetten mit einem Gummibällchen, die man über einer Flamme fein auszieht und dann abbricht. Der Rest ist Übung, Übung, Übung.........

https://www.youtube.com/watch?v=9L2bpAbkls4

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

andr_brno

#2
Buongiorno Enzo,
ich bevorzuge für solche Jagden dieses Gerät der Fa. Hecht- Assistent. Es ist im Internet unter dem Namen "Mikro-Pipettierhelfer" zu finden. Man kann Standard-Glaspipetten einsetzen, auch solche mit selbstgezogenen Spitzen wie von Peter empfohlen.
Mit dem kleinen Rad kann ich ein Objekt mit sehr wenig Wasser einsaugen und wieder ausstoßen. Das ist wichtig für eine dünne Schicht unter dem Deckglas.
Ich führe diese Jagden unter dem 3,5x Übersichtsobjektiv durch, ideal ist dafür natürlich das Inversmikroskop.
Die Bezugsquelle für den Pipetteur von Hecht weiß ich nicht mehr, ich nutze das Teil schon zwanzig Jahre. Durch den guten Griff und das ergonomische Rad kann man sich auch ohne ruhige Hand erfolgreich auf die Pirsch legen (ich hoffe, der Übersetzer macht das mit...)
Ciao aus dem Süden (Bayerns...)
Andreas

3nzo

Danke an Peter und Andreas für die Vorschläge.
Beste grüße.

Enzo

plaenerdd

Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

andr_brno

Hallo Gerd,
das ist es!
Es kommt mit einem Ersatzsilikonschlauch, meiner hält aber schon ewig.
Beste Grüße
Andreas

rlu

#6
Hallo,

scheinbar eine Anschaffung fürs Leben:
hier für 68,54€

https://doxs-medizinbedarf.de/Micro-Pipettierhelfer-micro-classic/33639

Kann man den Winkel wie die Pipette eintaucht feinjustieren oder bleibt der immer gleich?
Sieht nur nach einer Klammer aus, was bedeutet, man muss sie mit der Hand führen.

Liebe Grüße
Rudolf


Apochromat

#7
Hallo Enzo,

ich benutze zum Isolieren von Flagellaten seit Jahrzehnten ein STANDARD WL mit einem Übersichtobjektiv Plan 2,5 und zur Kontrastierung dann Dunkelfeldbeleuchtung. Ich breite einen sehr großen flachen Tropfen Tümpelwasser auf dem Objektträger aus und durchmustere diesen zunächst im Phasenkontrast mit dem NEOFLUAR 16 Ph 2 ohne Deckglas. Der achr. apl. Kondensor IV Z/7 für H,D, Ph und Fronlinse n.A.= 0.63 ist hier meine Wahl.
Habe ich einen interessanten Organismus gefunden, schalte ich auf das Übersichtsobjektiv um.

Ich verwende Pasteurpipetten der Fa. HECHT/ ASSISTENT mit kurz ausgezogener Spitze. In das hintere Ende der Pipette wird ein dichter Wattebausch reingesteckt, der dann mit einer Küchenschere sauber abgeschnitten wird. Die vordere Öffnung der Pipette wird mit dem Bunsenbrenner zugeschmolzen. Anschließend werden die Pipetten, in einem großen Becherglas stehend, autoklaviert (ein Schnellkochtopf geht hier auch). Die mit Watte verschlossenen Pipetten-Enden müssen mit einem großen Stück Alufolie abgedeckt werden und dann nach der Sterilisation unter dieser Alufolie vorsichtig ein paar Tage trocknen. So bleiben die Pipetten steril. Diese kann man dann jahrelang in frischer Alufolie eingewickelt aufheben. Wer keine Kulturen anlegen will, sondern Protisten nur für genauere Untersuchungen herauspipettieren will, braucht diesen Aufwand nicht zu betreiben. Trotzdem empfiehlt sich der Verschluss mit Watte.

Bei Bedarf entnehme ich eine so vorbereitete Pasteurpipette und ziehe die Pipettenspitze über einer Spiritusflamme (kein Bunsenbrenner!) auf den geeigneten Durchmesser aus (entsprechend der Größe der herauszufangenden Organismen) und breche das Ende wieder ab. Die Pipette ist jetzt wieder geöffnet.

Oft gelingen kleine Durchmesser besser, wenn man die Pipette dicht neben der Spiritusflamme erhitzt, anstatt direkt darüber. An der Pipette wird am Hinterende ein passender Silikonschlauch mit Mundspitze aufgeschoben. Die üblichen Gummihütchen sind nicht feinfühlig genug, um sie für diese Zwecke zu verwenden.

Würde man jetzt die Pipette einfach in das Tümpelwasser eintauchen, so würde diese aufgrund der Kapillarkraft alles unkontrolliert einsaugen. Deshalb muss die Pipette zuvor in eine Flüssigkeit/ das Kulturmedium (ich nehme einfach VOLVIC) eingetaucht werden, bis diese nichts mehr ansaugt. Das dauert nur einen kurzen Moment. Das ist aber der entscheidende Trick bei der ganzen Sache, den mir Wulf Koch in der Algensammlung vor mehr als 40 Jahren beigebracht hatte und der war nirgends veröffentlicht. Im Pringsheim- Buch über die Kultur von Algen (Ernst Georg Pringsheim: Algenreinkulturen. Ihre Herstellung und Erhaltung, Gustav Fischer Jena, 1954) wird der ganz bewusst verschwiegen.

Dann ist die Mikropipette befüllt und damit einsatzbereit und kann manuell mit ruhiger Hand geführt werden. Ich kann damit kleinste Flagellaten isolieren.

Da ich diese Technik vor vielen Jahren am STANDARD WL erlernt habe, kann ich das Ganze nur an einem Mikroskop machen, das ein seitenverkehrtes Bild erzeugt. Der Vorteil des kompakten und niedrig bauenden WL- Statives ist, dass man die Hand absolut ruhig neben dem Mikroskoptisch halten und die Pipette führen kann. Einige Kollegen haben sich da auch Handauflagen aus Holz anfertigen lassen.

Zusätzlich dazu habe ich mir vor Jahrzehnten eine kleine Ansaugvorrichtung bauen lassen. Die braucht man aber nicht wirklich. Ihr Vorteil besteht aber darin, dass man Protisten, die häufig mit ihrem Zellkörper am Glassubstrat festheften, durch kleine Spülbewegungen vom Untergrund ablösen kann (z.B Cercomonas- Arten).

LG

Michael


Das kleine Gerät sieht so aus und ist eine kleine modifizierte Glasspritze mit Gegenfeder. Man kann Ansaugen oder Flüssigkeit aus der über einen dünnen Schlauch angeschlossenen Pipette ins Tümpelwasser spülen:



Hier noch ein Bild zum Gebrauch einer Mundschlauch- Pipette (aus: de Fonbrune: Technique de Micromanipulation, Masson, Paris 1948)



NACHTRAG: Das STEMI 508 mit dem apochromatischen Vorsatzobjektiv 1.5x ist auch sehr gut für die Isolierung von Protisten (Ciliaten, Rhizopoden) geeignet. Für Flagellaten würde ich aber immer ein konventionelles, zusammengesetztes Mikroskop wählen.


andr_brno

Hallo Rudolf,
Zitat von: rlu in November 03, 2023, 11:50:13 VORMITTAGHallo,

scheinbar eine Anschaffung fürs Leben:
hier für 68,54€

https://doxs-medizinbedarf.de/Micro-Pipettierhelfer-micro-classic/33639

Ja!
Zitat von: rlu in November 03, 2023, 11:50:13 VORMITTAGKann man den Winkel wie die Pipette eintaucht feinjustieren oder bleibt der immer gleich?
Sieht nur nach einer Klammer aus, was bedeutet, man muss sie mit der Hand führen.

Liebe Grüße
Rudolf


Ja, man kann die Klammer drehen und den Winkel verstellen. Das Glaspipettenröhrchen "Pasteur-Standard" ist ganz fest in der Klammer fixiert. Man hat den Griff gut in der Hand, mit dem Rad kann man steuern, mit dem grauen Knopf völlig entleeren.
Ich nutze das Teil gerne und oft, der Feinmotoriker kann das sicher mit Gefühl und Pipettenhütchen ebenso oder besser.
Grüße Andreas

3nzo

Vielen Dank an alle für die interessanten Anregungen und insbesondere an Michael für die umfassende Erklärung.
Beste grüße.

Enzo