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Was sind Leukoplasten?

Begonnen von rlu, Dezember 08, 2023, 13:11:53 NACHMITTAGS

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rlu

Hallo,

was sind Leukoplasten?

Leukoplasten sind Plastiden. Plastiden kommen nur in Pflanzen vor. Sie übernehmen spezielle Funktionen so wie die Mitrochondrien und leben in der Pflanzenzelle(Cytoplasma).

Laut Studyflix sind Leukoplasten, Speicherbausteine der Pflanzenzelle mit eigener ringförmiger DNA, Mehrfachmembran, durch endosymbiontische Bakterien entstanden (Endosymbiontentheorie).
Amyloplast = speichert Stärke
Elaioplast = speichert Fette, Öle
Proteinoplast = speichert Proteine

Gerhard Wanner(Buch: Mikroskopisch botanisches Praktikum) unterscheidet zwischen Amyloplasten(Stärke) und Leukoplasten.
Dann werden noch folgende Speicherorte genannt:
Aleuronkörner = Speicher für Aminosäuren, auch Phosphor, Calcium, Magnesium
Lipidbodies = Speicher für Lipide

Schließzellen/Spaltöffnungsapparat haben Leukoplasten. S.149

Gerhard Wanner sagt nicht viel über die Funktion der Leukoplasten. Er ordnet auch Aleuronkörner und Lipidbodies nicht expliziet den Leukoplasten zu.

Vielleicht weiß jemand mehr wie die Zusammenhänge sind und wie man die Definitionen aus diesen beiden Quellen matched.


Liebe Grüße
Rudolf

rlu

#1
Hallo zusammen,

ich habe mit Prof. Wanner telefoniert. Er meinte, dass Elaioplasten extrem selten sind.

Gerhard Wanner: Mikroskopisch-botanisches Praktikum, Elaioplasten sind eine "Rarität"
Seite 71
Elaioplasten_Beispiel_Buch_Wanner.jpg

Was sagt wiki:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lk%C3%B6rper
ZitatÖlkörper (international häufig Elaioplast...Ölkörper sind eine Untergruppe der Leukoplasten und photosynthetisch inaktiv, da sie chlorophylllos sind.
Sie treten bei rund 90 % der Lebermoosarten auf und kommen sonst nirgends im Pflanzenreich vor.

Noch dünner wird es bei den Proteinoplasten
https://de.wikipedia.org/wiki/Proteinoplast
Das war's. Mehr gibt es nicht:
ZitatEin Proteinoplast (von altgriechisch πρωτεῖος proteios, deutsch ,grundlegend' und altgriechisch πλαστός plastós, deutsch ,geformt') ist ein farbloser Plastid (Leukoplast) der sich zur Speicherung von Proteinen und Enzymen aus einem Proplastid differenziert hat.

Das scheint terra incognita zu sein. Die Einstufung als Leukoplast erfolgt in dem Buch von Prof. Wanner, optisch, also über ein mikroskopisches Verfahren. Wenn es sich nicht um ein anderes bekanntes Plastid handelt und keine Pigmente vorhanden sind, dann ist es ein Leukoplast. Unter anderem heißt es im Glossar: "In Leukoplasten findet man Plastoglobuli, das sind kleine Lipidtröpfchen/Lipidkörper, die nur im Elektronenmikroskop sichtbar sind."

Liebe Grüße
Rudolf

P.S. Dafür, dass Pflanzen die Menschheit ernähren sollen und Fette, Eiweiße und Stärke speichern müssen, wissen wir sehr wenig darüber. Zumindest ich, im Moment.

Fahrenheit

Lieber Rudolf,

Deine Fragen sind ziemlich speziell und Du versuchst sie über recht einfache Quellen zu klären (auch der Wanner ist "nur" ein Praktikumsbuch, das Studierende im Einsteigerkurs zur Pflanzenanatomie begleiten soll, wenn auch m.M. nach das beste).

Mal schnell gesucht: über Aleuronkörner hat man sich z.B. schon 1925 intensiver Gedanken gemacht:
Über den plastidogenen Ursprung der Aleuronkörner (srce.hr) 
Du kannst also nicht behaupten, wir wüssten wenig über Leukoplasten, wenn Du Dir nur zwei Quellen angesehen hast. Wie intensiv Dein Gespräch mit Prof. Wanner war, kann ich natürlich nicht sagen, aber er hat Dir doch sicher weiterführende Literatur empfohlen?

Auch hier im Forum dürfte so spezielles Wissen dünn gesät sein, mir fällt da eigentlich nur Detlef ein.

Und wie bei Deinem vorangegangenen Fragenkomplex der Hinweis: besorg Dir doch einfach die passende Literatur, wenn Du so tief einsteigen möchtest.
Hier würde ich zum Einstieg auch auf Eschrich tippen oder auf Standardwerke zur Pflanzenphysiologie. Die Recherche kann und möchte ich Dir jedoch nicht abnehmen. Die Universitätsbibliotheken stehen jedoch allen offen und dort kann man Dir sicher auch bei der Suche in den Katalogen weiterhelfen.

Beste Grüße
Jörg
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Sourdough

Hallo Rudolf, hallo Jörg,

IMHO habt ihr beide recht. Das Problem, so meine ich, liegt darin, dass man vermutlich bei (vor allem wirtschaftlich) wichtigen Pflanzen eine Menge weiß. Und da wird man auch wissen, was das für Organellen sind, die der Speicherung bestimmter Stoffe dienen. Rudolf geht nun top down ran: Was sind Leukoplasten. Um das in einem Lehrbuch umfassend abzuhandeln, muss der Verfasser oder die Verfasserin umfassendes Wissen der speziellen Botanik haben, sowie genügend Platz im Buch.

Aus hobby-mikroskopischer Sicht finde ich die Frage von Rudolf ganz gut. Und die Plazierung unter der Rubrik Bestimmungshilfe ist auch passend. Die Leukoplasten können nämlich dem Hobby-Mikroskopiker ein weites Feld für Untersuchungen bieten, insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, histochemisch die verschiedenen Speicherstoffe zu bestimmen.

Ein weiteres kniffliges Problem für Hobby-Forscher, nicht aber für Profis ist die Frage, ob bestimmte Speicherstrukturen tatsächlich Plastiden sind. Der Profi macht "einfach" ein elektronienmikroskopisches Präparat und sieht bei Plastiden "sofort" die doppelte (in manchen Fällen dreifache) Doppelmembran der Organellen. Für uns Lichtmikroskopiker stellt sich daher die Frage, ob man da wirklich einen Plasten sieht oder nicht was anderes.

Und damit, ohne das Ende des Krimis zu verraten, sind wir bei der Endosymbionten-Theorie.

Also Rudolf, ab in die Bib.

Viele Grüße aus deutschlands höchstgelegener Universitätscafeteria
Michael



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(Runrig, Running to the Light)

Sourdough

Hab das zu Stärkekörnen gefunden, sind auch Plasten.

Hoc & S. (2007). Die Vielfalt der Stärkekörner im Vergleich. Mikrokosmos, 96, 238.

Viele Grüße
Michael
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Sourdough

Hallo Rudolf,
beim herumfroschen im Mikrokosmos bin ich auf die Apicoplaten gestoßen. Die gehören auch in die Gruppe der Plastiden. Sie sind besonders interessant, da man sie in einem Taxon fand, das man Sporentierchen nennt und früher, als man noch Tiere und Pflanzen systematisch trennte, zu den Tieren rechnete. Früher hießen die Sporozoa und heute heißen sie Apicomplexa, weil sie den Apicoplasten haben. Zusammen mit Dinoflagellaten und Wimperntierchen gehören sie zu den Alveolata.
In der Wikipedia ist der Apicoplast bei den Apicomplexa erwähnt. Im Mikrokosmos (Linskens, H. F. (2001). Der Apicoplast (Kurzmitt.). Mikrokosmos, 90, S.328. / https://www.zobodat.at/pdf/Mikrokosmos_90_6_0001.pdf) ist er etwas genauer beschrieben. Die dort zitierte Originalarbeit ist leider nicht frei.
Viele Grüße
Michael
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RainerTeubner

Hallo Michael,

 ich hab Dir eine PM geschickt.

Viele Grüße!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

rlu

Hallo Michael,

das Thema ist etwas in den Hintergrund gerückt. Vielleicht ist man ja zu verwöhnt, einfach googlen oder chatgpt fragen und schon hat man "eine" Antwort. Man muss die Unsicherheit aushalten. Wie sagt meine Mutter immmer nebenbei: "Man weiß es nicht". Darüber ließe sich trefflich und umfassend philosophieren.

Da die Malaria auch zu den Apicomplexa gehört und die Apicoplasten nur hier vorkommen, waren sie ein ziemlicher Forschungsschwerpunkt, da man sich erhofft hat, einen Ansatz für die Bekämpfung der Krankheit zu finden. Meines Wissens ohne Erfolg. Die Endosymbiontentheorie ist schon extrem faszinierend. Mittlerweile ist ja auch ein starker Fokus bei der Mitochondriengesundheit zu bemerken .

Der Eschrich("Das Besondere an diesem Lehrbuch ist, daß es die Strukturelemente der Pflanzen nach ihrer Funktion beschreibt"), war hier nicht wirklich hilfreich. Nur ein Bild hat mich beeindruckt, und zwar hat man sichtbar gemacht, an wie vielen Stellen außerhalb des Zellkerns noch DNA zu finden ist. Wenn man an Microcontroller denkt, dann scheint das nur logisch, irgendwie müssen die Vorgänge dezentral gesteuert werden.

Ich gehe davon aus, dass es zumindest eine kleine Forschungscommunity gibt, ähnlich bei den Flechten, die sich mit Hingabe mit diesem Thema beschäftigt. Vielleicht müßte ich auch nur ins Botanische Institut in München reinspazieren.

Liebe Grüße
Rudolf

Sourdough

Hallo Rudolf,
chatgtp und anderes von dieser Sorte würde ich nie ernsthaft fragen. Warum sollte ich etwas fragen, was nur nachplappert und  lügt, von dem selbst ihre "Schöpfer" nicht die Logik ihrer Antworten verstehen, und wo die Ergebnisse mir nicht transparent durch Filter für politische Correctness verändert werden. Pfui Teufel! (Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Das Lügen und die politische Correctness bringe ich nicht in Zusammenhang! Das sind zwei ganz verschiedene Sachen. Das Lügen macht die KI von sich aus, ungeplant vom Erfinder, den correctness-Filter hat man in der guten Absicht eingebaut, um eventuelle biasses aufgrund unausgewogener Trainingsdaten für die KI auszugleichen)
Verwöhnt bin ich vom Internet schon und um so enttäuschter, wenn immer mehr hinter pay walls verschwindet.
Aber zurück zu den Plastiden. Wenn man manchmal sieht, wie klein eine Forschungs-Community ist, wundert man sich schon. Bei Flechten ist sie riesig.
Das Problem bei Plastiden ist, dass die Anzahl der Membranen um sie herum eine Rolle spielt (ElMi nötig), dann bei Chloroplasten die Farbstoffe, und bei allen die Biochemie überhaupt. Das ist uns als Hobby-Mikroskopikern methodisch nicht zugänglich. Schade.
Die Endosymbionten-Theorie ist in der Tat ein großer Wurf gewesen. Heute weiß man, dass das alles mehrfach passiert ist und heute immer noch passiert. Und bei letzterem können auch wir mit zuschauen, nämlich z.B. bei den Einmzellern mit endosymbiontischen Algen. Bei anderen "Teams" ohne Chlorophyll wird es schon schwieriger, aber nicht unmöglich.
So long
Michael
Only those who
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