JPG- und RAW-Bilder mit einfachsten Mitteln - ein Vergleich

Begonnen von Lupus, Januar 14, 2024, 16:07:07 NACHMITTAGS

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Nochnmikroskop

Hallo,

zunächst einmal Dank an Hubert und Tino für die klärenden Antworten.

Wenn ich mit meiner Panasonic G9 die gleichzeitig abgespeicherten Fotos in JPG und RAW vergleiche, dann schaffe ich es kaum die Qualität der JPGs zu erreichen, geschweige denn deutlich erkennbar zu verbessern. Mag aber an meinen schwachen Kenntnissen der RAW Bearbeitung zu liegen.

Es ist wohl das Wichtigste gleich den richtigen Weißabgleich vor der Bilderstellung zu machen.

LG Frank

 
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

TStein

Hallo Frank,

es ist dummerweise wieder etwas komplizierter als gedacht. Ein wichtiger Punkt des RAWs, dass der komplette Dynamikumfang der Sensordaten übertragen wird, bzw. erhalten bleibt, nützt halt auch nur bei Kameras, bei welchen die Sensoren auch substantiell mehr als 8bit liefern.
Da war früher beispielsweise Canon nicht so gut aufgestellt, da sie technologisch veraltetete (in einer eigenen Fab hergestellte) Sensoren verbaut haben, welche die nun überall standardmäßig verwendete Column-AD-Wandler noch nicht integriert hatten. Diese ermöglichen bei neueren Kameras den Sensor extrem rauscharm auszulesen, bei gleichzeitig niedriger Verstärkung, so dass der volle Dynamikumpfang von bis zu 13-14bit nutzbar ist. Nikon beispielweise hat schon früh auf die extrem guten Sony-Sensoren gesetzt, da sie keine eigene Fab hatten.
Das Dumme ist, dass wenn die ISO hoch ist, auch der Dynamikumpfang geringer wird und bei hoher ISO einfach prinzipiell nicht viel mehr als die 8-bit vorhanden sind. Dh. das RAW nutzt nur bei speziellen Kameras und niedriger ISO.

Bei meiner Nikon D750 kann man beispielsweise sehr deutlich sehen, dass in den RAWs einfach viel mehr drin steckt.

Lg Tino
   

jcs

#17
Zitat von: Nochnmikroskop in Januar 15, 2024, 17:29:41 NACHMITTAGSWenn ich mit meiner Panasonic G9 die gleichzeitig abgespeicherten Fotos in JPG und RAW vergleiche, dann schaffe ich es kaum die Qualität der JPGs zu erreichen, geschweige denn deutlich erkennbar zu verbessern.

Es ist wohl das Wichtigste gleich den richtigen Weißabgleich vor der Bilderstellung zu machen.
Hallo Frank,

die Panasonic G9 ist insofern speziell, weil ihre JPGs 16bit Farbtiefe haben. Man verliert hier gegenüber RAW also kaum Dynamik (abgesehen von Bildkompression).

Bei RAW-Bearbeitung ist es egal, ob ich den Weißabgleich in der Kamera oder in der Bildbearbeitung mache. Die Farbtemperatur, die bei der Aufnahme gewählt wurde, wird in der RAW-Datei als separate Information gespeichert, ohne an den Bilddaten selbst etwas zu ändern.

Meine persönliche Meinung zu RAW vs. JPG: In der konventionellen Fotografie bringt RAW wirklich sichtbare Vorteile, weil abgesoffene Schatten, ausgebrannte Lichter sowie zarte Farbverläufe (Hauttöne) deutlich besser gerettet werden können, wenn die Lichtsituation schwierig ist.

In der Hellfeld-Mikroskopie kann man Beleuchtung sowie Objektpräparation meistens gut kontrollieren, da kommt man dann mit JPGs schon sehr weit in der Bildqualität.

Wenn echte Bildverarbeitung erforderlich ist (Auswertung von Fluoreszenzsignalen, Bildtransformationen über Faltungsintegrale, ...), dann wird man jedes Bit an Farbtiefe gut gebrauchen können, da gelten dann wieder andere Regeln.

LG
Jürgen
P.S.: Hab noch einmal nachgeschaut, die JPGs der G9 sind doch nur 8bit pro Farbkanal.

Stuessi

Hallo,

hier ein Vergleich zwischen jpg und RAW Auswertung in dunklen Bereichen:


Sony A7 jpg Bild:
b1-DSC03391.JPG

aus RAW Datei:
b2-DSC03391-r.JPG

aus jpg-Datei:
b3-DSC03391-hk.JPG

aus RAW-Datei
b4-DSC03391-r-hk.JPG

Viele Grüße,
Rolf



KayZed

Hallo Rolf und Jürgen,

eure Kommentare bzw. Bilder bestätigen exakt meine unten gegebenen Einschätzungen und Erfahrungen mit Raw vs. JPG.

LG Klaus
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7

Nochnmikroskop

Hallo zusammen,

bei https://www.dpreview.com/ gibt es die geniale Möglichkeit verschiedene Kameras bei viel und wenig Licht zu vergleichen. Wenn Pixelshift an der Kamera angeboten wird, ist auch das vergleichbar.
Zum Thema Vergleich RAW und JPG habe ich mal die Panasonic G9 mit einer Pentax K1 und der Sony a7RV an recht dunkler Stelle des immer gleichen Testbildes miteinander verglichen. Um die Reserven der Belichtung zu prüfen wurden die Bilder mit ACDSee um 3 Blendenwerte stärker belichtet.

Die Bilder sind wohl praktisch unbearbeitet bei dpreview dargestellt worden. RAWs wurden nur umgewandelt. Zitat: The visualisations of RAW data (and the accompanying downloadable JPEGs) are based on a standard development process using Adobe Camera Raw. Zitat Ende

Bei JPG waren die Ergebnisse für meine Ansprüche insgesamt gut und ohne weitere Bearbeitung vorzeigbar.
Bei RAW kam kein einziges Bild ohne mind. aufwändiges Entrauschen aus um es irgendwo zeigen zu können. Allerdings kann man auch trotz des Rauschens erkennen, dass noch höhere Auflösung bei RAW herauszuholen ist.

LG Frank

https://www.dpreview.com/reviews/image-comparison/fullscreen?attr18=daylight&attr13_0=panasonic_dcg9&attr13_1=panasonic_dcg9&attr13_2=pentax_k1&attr13_3=sony_a7rv&attr15_0=raw&attr15_1=jpeg&attr15_2=raw&attr15_3=raw&attr16_0=200&attr16_1=200&attr16_2=200&attr16_3=200&attr126_0=2&attr126_1=2&attr126_2=2&attr126_3=2&normalization=full&widget=856&x=-0.1275001228684644&y=-1.04296334635381

Dpreview-Vergleich Panasonic G9 hell.jpg
Die rot markierten Stellen sind variabel. Der unten mittig dargestellte Bereich wird in 100% Ansicht bei den 4 Vergleichsfotos angezeigt.

Vergleich hell-plus 3LW.jpg

Vergleich dunkel-plus 3LW.jpg

Vergleich-dunkel PixelShift-plus3LW.jpg

Vergleich-hell PixelShift-plus3LW.jpg


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Lupus

#21
Hallo Frank,

mein ursprünglicher Beitrag sollte nicht dazu dienen in die Tiefen der RAW-Bearbeitung einzusteigen, sondern nur den Unterschied zu zeigen, der speziell durch die unkontrollierbare Nachbearbeitung zum JPG-Bild einfacher Kameras wie Smartphone oder Nicht-Systemkameras entsteht. Und das beschränkt auf den m.E. für die Mikrofotografie wichtigen Bereich der Grenzauflösung, also in der Umgebung weniger Bildpixel.

Wenn man über gute Systemkameras diskutiert sollte man nicht vergessen, dass dort in der Regel viele Voreinstellmöglichkeiten bestehen (die stecken oft tief versteckt in der meist nicht gelesenen Bedienungsanleitung ;) ).

Am Beispiel meiner Panasonic Lumix GX80:
Hier kann man einerseits in einem weiten Bereich Einstellungen für das JPG-Bild machen (Kontrast, Schärfe, Rauschminderung, Farbsättigung, sogar die ganze Tonwert-Kurve verändern).
Andererseits auf ähnliche Weise bereits aufgenommene RAW-Dateien direkt an der Kamera bearbeiten und dadurch zumindest Voreinstellungen durchführen, die für spezielle Aufnahmeobjekte optimiert sind. Ähnliches dürfte bei vielen guten Kameras auch möglich sein.

Hubert

Nochnmikroskop

Hallo Hubert,

ich wollte keinesfalls Deinen interessanten Beitrag "kapern".
Gerne lösche ich meinen Beitrag wieder, wenn Du es wünscht.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

Lupus

Hallo Frank,

natürlich passt Dein Beitrag hier. Ich wollte nur nochmal auf meine spezielle Absicht hinweisen. Das Thema hat viele Facetten.

Hubert

Rawfoto

Guten Morgen

Mit RAW Daten ist es wie mit einem Instrument, man muss sie beherrschen und verstehen. Sonst sind die Ergebnisse dem Zufall überlassen.

Die Hauptvorteile sind:

  • Der VIEL größere Farbraum (Ausdehnung (ca. doppelt so groß) und Umfang (ein Vielfaches)
  • Die Möglichkeit den Weißabgleich anhand des Histogramms gesetzt werden kann
  • Das Sensor-Profile verrechnet werden können, selbst Toleranzen der Kamera können ausgeschlossen werden
  • Das die Daten für den jeweiligen Verwendungszweck optimiert werden können (z.B. für das Ausgabemedium Bildschirm, Druck, usw., aber auch handelt es sich um Einstellungen für ein Einzelbild oder einen Stack)
  • Der Tonwert-Umfang (ein vielfaches von JPG)
  • Das die Farbe erst im RAW Konverter entsteht

Das Aufnehmen von RAWs beginnt schon vor der eigentlichen Aufnahme, z.B. was sind die Erwartungen wenn ich die Tonwerte des Motivs betrachte, wie wird das Histogramm aussehen und wie muss die Kurve daher aussehen.

Kann der Betrachter die Unterschiede sehen, JA, das kann ich in vielen Ausstellungen betrachten. Versteht er warum es Unterschiede gibt, zu 95% nein. Werden 2 Bilder nebeneinander ausgestellt, ein JPG und ein optimiertes RAW, der Unterschied ist vom Motiv abhängig. Bei Durchlicht-Bildern am Mikroskop ist das auf jeden Fall gegeben.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Peter V.

Hallo,

hier wird viel geschrieben und es ist auch durchaus alles interessant. Zweifellos sind die theoretischen und praktischen Erfahrungen der Autoren in diesem Thread mit dem Thema Digitalfotografie/EBV in diesem Thread sehr unterschiedlich, ebenso die Anforderungen an das Endprodukt. Nicht jeder, der (mikro)fotografiert, wird letztlich so tief in die Materie einsteigen wollen und können.

Für diverse Vergleiche werden ja zumeist ganz betsimmte Alltagsmotive, Testkarten etc. genommen. Alles schön und gut und richtig.

Aber für einen Simpel wie mich wäre ein ganz pragmatischer Vergleich an einem realen Ojekt des typischen Mikrofotografen viel aussagekräftiger bezüglich der Frage: Wieviel bringt denn nun wirklich RAW?

Es wäre schön, wenn maljemand, der Bildbearbeitung (eben auch im RAW) gut beherrscht, zwei typische Objekte des Hobbymikroskopikers vergleicht: Einen gefärbten Pflanzenschnitt und ein Tümpelobjekt, gerne auch im DIC. Also, identisches Motiv, einmal JPG (und "maximal" bearbeit) und einmal im RAW (ebenfalls "maximal" bearbeitet). DER Unterschied würde mich interessieren.

Nun kann man einwenden, dass man die Unterchiede doch vielleicht gar nicht sehen wird, wenn man die beiden Bilder noch hinterher ordentlich photoshopt. Ja, aber genau darum geht es mir: Wenn man alles aus einem RAW und JPG herausholt - wie groß ist der Unterschied dann am Ende für den Durchschnitts-Mikrofotografen wirklich? Nach dem Motto des alten Kohl-Spruchs: "Entscheidend ist, was hinten rauskommt".

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Peter Reil

Zitat von: Peter V. in Januar 17, 2024, 09:26:32 VORMITTAGEs wäre schön, wenn maljemand, der Bildbearbeitung (eben auch im RAW) gut beherrscht, zwei typische Objekte des Hobbymikroskopikers vergleicht: Einen gefärbten Pflanzenschnitt und ein Tümpelobjekt, gerne auch im DIC. Also, identisches Motiv, einmal JPG (und "maximal" bearbeit) und einmal im RAW (ebenfalls "maximal" bearbeitet). DER Unterschied würde mich interessieren.

Hallo Peter,

mir geht es genau so wie dir (vielleicht liegt es ja am Namen..?).
Ich vermisse genau diese Vergleichsbilder.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

M59

Hallo,

ich denke Hubert, Gerhard und andere haben viele mögliche Vorteile des RAWformats bereits erläutert.
Kurz gesagt, sehe ich in der Verwendung von JPG Formaten keine wesentliche Zeitersparnis oder andere Vorteile. Was auch immer ich fotografiere, Natur, Landschaft, im Makro- oder Mikrobereich fotografiere ich im RAW format, da muss ich mich nicht um JPG Profile der Kamera, Weissabgleich usw. kümmern.

Selbstverständlich können ,JPGs' genauso 'gut' oder gar ,besser' als bearbeitete 'RAWs'aussehen, da unter anderem die Bewertung von Tonwerten subjektiv verschieden ist und die wahre Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt. Es werden sich immer Beispiele finden lassen, in denen man aus RAW Material mehr Details herausholt und anderseits JPGs, die hervorragend aussehen. Insofern hätten Vergleichsbilder eher anekdotischen Charakter.

Was ich mir nicht vorstellen kann ist, dass wenn man am Mikroskop im JPG fotografiert, ganz ohne Nachbearbeitung auskommt.

Sollten Vorbehalte gegen 'Raw' mit Bedenken vor einer komplexen Nachbearbeitung verbunden sein, so ist wie ich in einem anderen Thread schrieb, meine bevorzugte Software  'NX studio' von Nikon. Das Programm ist aus meiner Sicht eine relativ einfach zu bedienende semiprofessionelle kostenlose Software, in der man die wichtigsten Parameter durch die Änderung der Metadaten anpasst, so dass jederzeit eine verlustfreie Neubearbeitung erfolgen kann. Ich verwende das Programm auch für Aufnahmen von Kameras anderer Hersteller. Liegen Aufnahmen nicht im Nikon RAW format vor lassen sich diese ja leicht im Stapelbetrieb z.B. mit dem ebenfalls kostenlosen Adobe DNG konverter ins TIF format wandeln.

Im Sinne des Threadtitels nicht 'einfachst', aber eine relativ leicht erlernbare Variante.


Grüße,

Michael/M59

rhamvossen

#28
Hallo Michael,

ZitatWas ich mir nicht vorstellen kann ist, dass wenn man am Mikroskop im JPG fotografiert, ganz ohne Nachbearbeitung auskommt.

Nachbearbeitung ist in der Tat oft nötig. Ich bin aber der Meinung das ein JPG-Bild wie es aus der Kamera kommt schon ziemlich gut aussehen muss. Das hat damit zu tun das man sich schon am Anfang Mühe mach das Mikroskop (Beleuchtung!) und die Kamera richtig ein zu stellen. Anbei ein JPG Bild wie es aus der kamera kam, nur ausgeschitten mit RawTherapee. Wie viel Nachbearbeitung findest du braucht das Bild noch? Ja, mehr Kontrast, vor Allem die Vorticella. Aber wie viel braucht die Alge noch? Wieviel Kontrast ein Bild braucht ist oft Geschmacksache. Beste Grüsse,

Rolf

Lupus

Hallo Rolf,

ich kann nicht erkennen dass das Bild irgend eine Kontraststeigerung benötigt. Ein graziles Objekt sollte auch auf dem Foto so aussehen.  ;)

Hubert