Interessante Pilzfunde 100 – Rötender Risspilz

Begonnen von Bernd Miggel, Januar 15, 2024, 14:39:06 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Der Rötende Risspilz Inocybe godeyi ist eine der häufigeren Arten innerhalb der Familie Inocybaceae. Es handelt sich um eine recht kleine, glattsporige Art mit rötendem Fruchtkörper, gerandet knolligem Stiel und Zystiden mit Kristallschopf. Der Rötende Risspilz geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, wie Rotbuchen oder Eichen, ein und wächst vorzugsweise auf kalkhaltigen Böden.

Ein großes Dankeschön an Ingeborg Dittrich für Bild 1.


Bild 1 – Fruchtkörper am Fundort. Die gerandete Stielknolle ist deutlich erkennbar. Foto: Ingeborg Dittrich.

Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale

Hut bis 40 mm im Durchmesser, jung halbkugelig oder kegelig und weißlich bis ockerfarben, alt ausgebreitert und am Rand gerne rissig, mit deutlichem Buckel und stark rötend. Die Huthaut erscheint eingewachsen faserig. Die weißliche Cortina ist nur bei sehr jungen Fruchtkörpern sichtbar. Die Lamellen sind zuerst grauweißlich, dann ockerlich, später rötend. Die Schneide ist durch die Cheilozystiden weiß bewimpert. Der schlanke Stiel ist ist anfangs weißlich, später rötend, durch Kaulozystiden bereift (Lupe) und besitzt eine deutlich berandete, flache, oft schief stehende Knolle. Das anfangs weiße Fleisch rötet bei Verletzung oder im Alter. Der Geruch wird in der Fachliteratur sehr unterschiedlich angegeben: etwas staubig, erdig, säuerlich, fruchtartig, widerlich, spermatisch. Das Sporenpulver ist tabakbraun.

Bild 2 – Ein eigener Fund am Wegrand bei Eichen auf nacktem Kalklehm in 300 Metern Höhe. Beim rechten Exemplar kann man die weißliche Lamellenschneide erkennen. Foto: Bernd Miggel.

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Mikroskopische Merkmale

Sporen
Länge x Breite = 9-12 x 5-7 µm, glatt, bräunlich, ellipsoid bis mandelförmig, apikal oft deutlich konisch ausgezogen; Basidien vorwiegend mit 4 Sterigmen.


Bild 3 –  Die Sporen, angefärbt in Phloxin. Foto: Bernd Miggel

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Cheilozystiden, Pleurozystiden und Kaulozystiden ähnlich einander in Form und Größe, sie sind sämtlich dickwandig mit Kristallschopf, Maße: 50-70 x 15-25 µm, Wandstärke 1-2 µm.

Bild 4 –  Pleurozystiden, angefärbt in Kongorot. Foto: Bernd Miggel.
Bild 5 –  Kaulozystiden, angefärbt in Kongorot. Foto: Bernd Miggel.

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#4
Notizen
•    Die meisten Risspilze, so auch die hier beschriebene Art, gelten als giftig bis sehr giftig.

Ähnliche Arten
•    Der  Weinrote Risspilz (Inosperma adaequatum) sowie der Ziegelrote Risspilz (Inosperma erubescens) sind größer und kräftiger, und ihre Stiele sind ohne Knolle. Zudem besitzen sie keine Pleurozystiden, und ihre Cheilozystiden sind dünnwandig ohne Kristallschopf.
•    Der Weißrosa Risspilz (Inocybe whitei), ist etwas robuster und dickstieliger als unsere Art. Sein Fruchtkörper ist weiß und fleckt bei Verletzung oder im Alter rötlich. Er wächst vor allem im Fichtenwald. Seine Stielknolle – wenn vorhanden – ist rundlich, keinesfalls gerandet.

Literatur
•    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinariaceae: Nr. 24.
•    ENDERLE, M. & STANGL, J. (1981) - Rißpilze (Inocyben). Beitrag zur Kenntnis der Ulmer Pilzflora: 120-121.
•    KRIEGLSTEINER, G. & GMINDER, A. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: 408-409.
•    LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr. 130.12.
•    STANGL, J. (1989): Die Gattung Inocybe in Bayern. Hoppea Bd. 46. Regensburg: Nr. 47; Tafel 20/4.
•    https://www.inocybe.org/genus-inocybe-glattsporer-smooth-spored/godeyi/
(abgerufen am 15.01.2024)
•    https://www.pilzfreun.de/wp-content/uploads/2017/06/Juni-2017-Inocybe-godeyi.pdf
(abgerufen am 15.01.2024).
•    https://fundkorb.de/pilze/inocybe-godeyi-r%C3%B6tender-risspilz


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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Bernd Miggel

Hier noch ein sehr charakteristisches Foto der Art von Uwe Winkler: