Interessante Pilzfunde 103 – Gerandetknolliger Risspilz

Begonnen von Bernd Miggel, Januar 21, 2024, 17:08:39 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Bernd Miggel

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080


Einführung, Lebensweise und Verbreitung


Der Gerandetknollige Risspilz Inocybe mixtilis ist eine häufig vorkommende, kleine, höckrigsporige Art mit gelbem bis gelbbraunem Hut, lange grauweißlichen Lamellen,  gelblichweißem, gerandetknolligem Stiel und spermatischem Geruch. Mykorrhizapartner sind vorwiegend Nadelbäume.
Hans Stern fand die Pilze am am 28. Juli 2011 (Bilder 1 und 2) und am 4. September 2018 (Bild 3) im Germanswald bei Villingen, Baden-Württemberg, einem Fichten-Tannenwald auf saurem Boden über Buntsandstein, auf 775 – 800 mNN auf einem moosigen Waldweg. Begleitpflanzen waren Heidelbeeren. Die Hüte hatten Durchmesser bis 40 mm, waren feucht leicht schmierig, gelblich mit etwas dunklerer Mitte, deutlich gebuckelt, die Stiele bis 5mm dick und bis 70 mm lang, mit weißlicher abgesetzter, bis 12 mm breiter Knolle.


Bild 1 (oben) – Kleine Population von Inocybe mixtilis am Fundort. Die grauweißlichen Lamellen und der weiße Stiel mit gerandeter Knolle sind gut erkennbar. Foto: Hans Stern.
Bild 2 (unten) – Fruchtkörper im Schnitt. Hier sieht man einen kegeligen bis glockigen, ockerfarbigen Hut, grauweiße Lamellen, einen welblichweißen Stiel mit gerandeter Knolle sowie reinweißes Fleisch.  Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale

Hut bis 30 mm breit, anfangs kegelig oder glockig, später ausgebreitet mit deutlichem Buckel. Oberfläche gelbbraun, ocker, glatt, feucht schmierig, Rand glatt, bei alten Exemplaren auch aufgerissen. Lamellen lange grauweißlich, alt graubraun, am Stiel fast frei. Stiel zylindrisch, von oben bis unten etwa gleichdick, weiß oder gelblichweiß, glatt, meist länger als die Hutbreite, Basis als weiße, gerandete Knolle. Fleisch weiß, im Hut dünn. Geruch schwach, ,,mehlartig" bis spermatisch.

Bild 3 – Drei Exemplare am Fundort. Der gelbbräunliche, gebuckelte Hut, die grauweißlichen Lamellen und der weiße Stiel mit gerandeter Knolle sind gut erkennbar. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

Mikroskopische Merkmale

Sporen gelblich, länglich mit ca. zehn Höckern. Aufgrund von 25 repräsentativen Sporen ergaben sich folgende Werte: Länge x Breite: 8,1-10 x 5,8-7,4 µm, Schlankheitsgrad Q: 1,3-1,5.


Bild 4 –  Sporen in Wasser. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#3
Cheilozystiden, Pleurozystiden und Kaulozystiden ähneln einander in Form und Größe. Sie sind recht kurz, lageniform bis fusoid, teils sehr dickbauchig, mit 2-3 µm dicker Wandung und apikalem Kristallschopf. Maße: 35-65 x 13-20 µm. 

Bild 5 –  Cheilozystiden, dickwandig, mit Kristallschopf. Foto: Hans Stern.

Bernd Miggel

#4
Im Folgenden möchte ich eine komplette Ausarbeitung zu Inocybe mixtilis zeigen, die mir Wolfgang Kaiser freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat (Bild 6):

Bernd Miggel

#5
Ähnliche Arten
•    Es gibt zahlreiche, makroskopisch ähnliche Arten, die sich vom Gerandetknolligen Risspilz nur im mikroskopischen Bereich unterscheiden.

Notizen

•    Wie man eine vieleckige Risspilz-Spore in Länge und Breite ausmisst: Man legt gedanklich ein Rechteck um die Spore, das die Spore möglichst eng umschließt, und misst dann die Seitenflächen des Rechtecks.

Literatur
•    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinariaceae: Nr. 83.
•    ENDERLE, M. & STANGL, J. (1981) - Rißpilze (Inocyben). Beitrag zur Kenntnis der Ulmer Pilzflora: Nr. 58.
•    KRIEGLSTEINER, G. & GMINDER, A. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: Nr. 5.96.
•    LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr.131.53.
•    STANGL, J. (1989): Die Gattung Inocybe in Bayern. Hoppea Bd. 46. Regensburg: Nr. 117; Tafel 34/3.
•    https://www.inocybe.org/genus-inocybe-h%C3%B6ckersporer-nodulose-spored/mixtilis/
(abgerufen am 20.01.2024)
•    http://tintling.com/inhalt/2004/inocybe_mixtilis.pdf
(abgerufen am 20.01.2024).
•    https://fundkorb.de/pilze/inocybe-mixtilis-gerandetknolliger-risspilz


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

reblaus

Hallo Bernd -

in meinem uralten (1967) MICHAEL-HENNIG gilt der noch als giftig. Wie sieht man das heute?

Viele Grüße

Rolf

Bernd Miggel

Zitat von: reblaus in Januar 21, 2024, 17:54:20 NACHMITTAGSHallo Bernd -

in meinem uralten (1967) MICHAEL-HENNIG gilt der noch als giftig. Wie sieht man das heute?

Viele Grüße

Rolf


Hallo Rolf,

irgendwie habe ich deine Frage erst jetzt bemerkt, tut mir leid.

Wie kann man es denn hinkriegen, dass man bei Antworten automatisch benachrichtigt wird?

Zu deiner Frage: Soweit ich weiß, sind mehr oder weniger alle Risspilzarten giftig bis sehr giftig. Von Selbstversuchen an dieser seltenen Art weiß ich leider nichts.

Viele Grüße
Bernd