Interessante Pilzfunde 112 – Wildleder-Täubling

Begonnen von Bernd Miggel, Februar 22, 2024, 14:56:27 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung


Wer in einem Hainbuchenhain auf einen großen, festfleischigen Täubling stößt, ähnlich einem der ,,Ledertäublinge", der sollte durchaus auch den Wildleder-Täubling Russula sericatula auf dem Schirm haben. Der wächst stets bei Laubbäumen, vorzugsweise Hainbuchen, auf trockenen bis frischen, neutralen bis basenreichen Böden. Die Rote Liste Deutschlands 2016 führt ihn in der Katergorie 3 (Gefährdet).

Bild 1 verdanke ich Karl Wehr, die Mikrozeichnung Bild 2 Helga Marxmüller.

Bild 1 – Russula sericatula am Fundort, einem Kalkbuchenwald in der Eifel. Funddatum 28.7.2021. Foto Karl Wehr, 800x.jpg
Bild 1 – Russula sericatula am Fundort, einem Kalkbuchenwald in der Eifel. Funddatum 28.7.2021. Foto Karl Wehr

Makroskopische Merkmale (weitgehend nach GALLI, R. (1996)

Hut bis 100 mm, in Ausnahmefällen bis 130 mm breit, fleischig, jung halbkugelig, dann konvex, schließlich flach ausgebreitet, oft mit vertieftem Zentrum, nur im Alter kurz gerieft. Huthaut bis zur Hälfte des Radius abziehbar, trocken, glatt, matt, wie bereift, weinbraun, rotbraun, rosabraun, lederbraun, zimtbraun, violettbraun, purpurbraun, sogar in der Farbe des Speisetäublings Russula vesca. Lamellen breit, zuerst elfenbeinweiß, später ockerfarben. Stiel zylindrisch, zuerst voll, später schwammig oder ausgehöhlt, weiß. Fleisch zuerst fest, später weich, brüchig, weiß, Geruch schwach, evtl. etwas obstig, Geschmack mild.

Makrochemische Farbreaktionen
Fleisch mit FeSO4 schwach rosa, mit Phenol ,,normal" braun.

Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers hellgelb, IVa-IVb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.



Mikroskopische Merkmale (weitgehend nach KRÄNZLIN F. 2005)

Bild 2 –  Mikromerkmale von R. sericatula  ph = inkrustierte Primordialhyphen, eh = Epikutishaare, sp = Sporen, hz = Hymen.jpg
Bild 2 –  Mikromerkmale von R. sericatula  ph = inkrustierte Primordialhyphen, eh = Epikutishaare, sp = Sporen, hz = Hymen. Zeichnung aus MARXMÜLLER 2014.

Die Sporen sind rundlich bis breit ellipsoid und 6,9-9,3  x 5,8-8 µm groß, mit einem Schlankheitsgrad Q von 1,1-1,2; die Ornamentation ist isoliert stachelig und bis zu 1,3 µm hoch. Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren und inkrustierten Primordialhyphen. Die Epikutishaare sind vielgestaltet, zylindrisch, verzweigt, mitunter auch mit angeschwollene Hyphenabschnitten, 3-9 µm breit. Die inkrustierten Primordialhyphen sind zylindrisch, 3-6 µm breit.

Ähnliche Täublinge (Auswahl)
•    Brauner Ledertäubling (Russula integra): Nadelbaumbegleiter, Epikutis komplex aufgebaut: mit Pileozystiden, die nicht oder stark inkrustiert sind, sowie mit wenigen, inkrustierten Primordialhyphen.
•    Zedernholz-Täubling (Russula badia): sehr scharf schmeckend, bodensaure Nadelwälder, subretikuliert warzige Sporen, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Fleischvioletter Heringstäubling (Russula graveolens) und Buchen-Heringstäubling (Russula faginea) : Fleisch mit Heringsgeruch und mit FeSO4 grün, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Rotstieliger Ledertäubling (Russula olivacea): rot überhauchter Stiel, Fleisch mit Phenol rotviolett, Epikutis mit nicht inkrustierten Primordialhyphen.
•    Kurzstieliger Ledertäubling (Russula curtipes): Stiel meist recht kurz, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Scharfer Brauntäubling (R. adulterina): Nadelbaumbegleiter, scharf schmeckend, Apfelkompott-Geruch, Epikutis mit inkrustierten Primordialhyphen.
•    Wiesel-Täubling (Russula mustelina): saure Bergfichtenwälder, Sporen warzig/gratig mit offenen Netzen, Epikutis mit wenigen, schlecht färbbaren Pileozystiden.

Literatur
•    Eder, M. - 1986 - Russula sericatula Romagn. – Schwachreagierender Ledertäubling, Mykolog-Mitt-Blatt Jg. 29: 0075-0076.
•    GALLI, R. (1996): Le Russule: 394-395.
•    KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 216-217.
•    KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 4.8.
•    KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 200.
•    MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 554-557.
•    PIDLICH-AIGNER, H., (2009): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 6: Russula carminipes und Russula sericatula. – Österr. Z. Pilzk.: 59-468.
•    ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord. Neudruck der Ausgabe von 1967 mit Ergänzungen: 743-749.
•    SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa: 1439-1444.
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwachreagierender_Leder-T%C3%A4ubling
(abgerufen am 22.2.2024).


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

Bernd Miggel

Makroskopische Merkmale (weitgehend nach GALLI, R. (1996)

Hut bis 100 mm, in Ausnahmefällen bis 130 mm breit, fleischig, jung halbkugelig, dann konvex, schließlich flach ausgebreitet, oft mit vertieftem Zentrum, nur im Alter kurz gerieft. Huthaut bis zur Hälfte des Radius abziehbar, trocken, glatt, matt, wie bereift, weinbraun, rotbraun, rosabraun, lederbraun, zimtbraun, violettbraun, purpurbraun, sogar in der Farbe des Speisetäublings Russula vesca. Lamellen breit, zuerst elfenbeinweiß, später ockerfarben. Stiel zylindrisch, zuerst voll, später schwammig oder ausgehöhlt, weiß. Fleisch zuerst fest, später weich, brüchig, weiß, Geruch schwach, evtl. etwas obstig, Geschmack mild.

Makrochemische Farbreaktionen
Fleisch mit FeSO4 schwach rosa, mit Phenol ,,normal" braun.

Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers hellgelb, IVa-IVb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.



Mikroskopische Merkmale (weitgehend nach KRÄNZLIN F. 2005)

Bild 2 –  Mikromerkmale von R. sericatula : ph = inkrustierte Primordialhyphen, eh = Epikutishaare, sp = Sporen, hz = Hymenialzystiden. Aus MARXMÜLLER 2014.

Bernd Miggel

#2
Die Sporen sind rundlich bis breit ellipsoid und 6,9-9,3  x 5,8-8 µm groß, mit einem Schlankheitsgrad Q von 1,1-1,2; die Ornamentation ist isoliert stachelig und bis zu 1,3 µm hoch. Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren und inkrustierten Primordialhyphen. Die Epikutishaare sind vielgestaltet, zylindrisch, verzweigt, mitunter auch mit angeschwollene Hyphenabschnitten, 3-9 µm breit. Die inkrustierten Primordialhyphen sind zylindrisch, 3-6 µm breit.

Ähnliche Täublinge (Auswahl)
•    Brauner Ledertäubling (Russula integra): Nadelbaumbegleiter, Epikutis komplex aufgebaut: mit Pileozystiden, die nicht oder stark inkrustiert sind, sowie mit wenigen, inkrustierten Primordialhyphen.
•    Zedernholz-Täubling (Russula badia): sehr scharf schmeckend, bodensaure Nadelwälder, subretikuliert warzige Sporen, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Fleischvioletter Heringstäubling (Russula graveolens) und Buchen-Heringstäubling (Russula faginea) : Fleisch mit Heringsgeruch und mit FeSO4 grün, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Rotstieliger Ledertäubling (Russula olivacea): rot überhauchter Stiel, Fleisch mit Phenol rotviolett, Epikutis mit nicht inkrustierten Primordialhyphen.
•    Kurzstieliger Ledertäubling (Russula curtipes): Stiel meist recht kurz, Epikutis mit Pileozystiden.
•    Scharfer Brauntäubling (R. adulterina): Nadelbaumbegleiter, scharf schmeckend, Apfelkompott-Geruch, Epikutis mit inkrustierten Primordialhyphen.
•    Wiesel-Täubling (Russula mustelina): saure Bergfichtenwälder, Sporen warzig/gratig mit offenen Netzen, Epikutis mit wenigen, schlecht färbbaren Pileozystiden.

Literatur

•    Eder, M. - 1986 - Russula sericatula Romagn. – Schwachreagierender Ledertäubling, Mykolog-Mitt-Blatt Jg. 29: 0075-0076.
•    GALLI, R. (1996): Le Russule: 394-395.
•    KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 216-217.
•    KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 4.8.
•    KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 200.
•    MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 554-557.
•    PIDLICH-AIGNER, H., (2009): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 6: Russula carminipes und Russula sericatula. – Österr. Z. Pilzk.: 59-468.
•    ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord. Neudruck der Ausgabe von 1967 mit Ergänzungen: 743-749.
•    SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa: 1439-1444.
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwachreagierender_Leder-T%C3%A4ubling
(abgerufen am 22.2.2024).
•    https://fundkorb.de/pilze/russula-sericatula-wildleder-t%C3%A4ubling

Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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