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Prototaxites

Begonnen von Florian D., März 09, 2024, 14:34:49 NACHMITTAGS

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Florian D.

Glückauf Forum,

auf Ebay habe ich letzte Woche zwei schwarze Gesteinsbrocken von etwa 7cm Durchmesser erstanden, die als Prototaxitesfossilien aus dem Hunsrück, Taunusquarzit bezeichnet waren. Bei Prototaxites handelt es sich um einen Pilz oder eine Flechte, die im Silur und Devon einen der ersten Landbewohner darstellte und das mit einer Höhe von bis 7 m! Relativ häufig findet man z. B. an Main, Rhein und Mosel Geröll aus verkieselten Prototaxitesresten.
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Wenn ich die Brocken nicht als Prototaxites erstanden hätte, wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um ein Makrofossil handelt. Eine leichte Zonierung hätte ich wohl als sedimentäre Lamination abgetan. Um die Zonierung besser sichtbar zu machen, wurden die Brocken angefeuchtet.

Das Gestein ist unglaublich hart weshalb wohl das neue Diamantsägeblatt jetzt hinüber ist.
Mit viel Mühe habe ich trotzdem einen schönen Schliff von ca 100 mu Dicke hinbekommen, von dem ich leider nur ein etwas unscharfes Handybild zeigen kann. In Ermangelung großer Deckgläser habe ich ihn vorerst in Glycerin eingebettet, so dass er nicht mehr so recht photogen ist. Die Zonierung ist jetzt aber deutlich sichtbar.

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Mikroskopisch erkennt man mit dem 2,5 Objektiv noch die Zonierung. Das Gestein ist von verheilten Rissen durchzogen, die mit Quarz gefüllt sind. Insgesamt erscheint das Gestein stark metamorphisiert.

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Bei höheren Vergrösserungen (Objektive 10 und 20) erkennt man um die Quarzkörner herum "Kanäle, die feinverteilten Kohlenstoff enthalten. Mit etwas Phantasie könnten das durchaus Hyphen sein, allerdings auch einfach Interstitialräume zwischen den Quarzkörnern.

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Viele Grüsse
Florian

 

Florian D.


Florian D.

Hier habe ich noch ein Bild gefunden. Demnach scheint diese pseudozelluläre Struktur typisch für Taunusquarzite zu sein.
https://steurh.home.xs4all.nl/engprot/epseudo.html

Florian D.

#3
Gelöscht

Florian D.

Noch ein 3d Bild mit Picolay gestackt.

pyrecy_zax40_pd1_vie3_x0_y0_z0.jpg

TStein

Hallo Florian,

hab mal fix in deinen verlinkten Artikel überflogen. Bin jetzt kein Spezialist, aber ich könnte einen deiner Anschliffe mal unter das RAMAN-Mikroskop legen. Dort sollten ja die dunklen Korngrenzen, welche die Überreste der Fossilien als Kohlenstoff beinhalten, eine aussagekräftige RAMAN-Signatur aufweisen (Seite 26-27 in https://www.diva-portal.org/smash/get/diva2:1725382/FULLTEXT01.pdf).

Lg Tino 

Florian D.

Hallo Tino,

wie ich es verstanden habe, wurden in diesem Artikel einerseits die maximale Inkohlungstemperatur und andererseits das Branching Ratio der Kohlenwasserstoffe vermessen. Beides ist sicher interessant.  Einen Anschliff habe ich noch gar nicht gemacht, nur einen Dünnschliff, der allerdings weder poliert noch eingedeckt ist. Was bräuchtest denn genau?

Viele Grüsse
Florian

TStein

Hallo Florian,

das Raman-Mikroskop ist eigentlich ziemlich genügsam bezüglich Oberflächenqualität der Probe. Die Rauhigkeit spielt keine große Rolle. Es sollte nur einigermaßen eben sein, da für die beste Sensitivität die höchstmögliche Apertur zur Anwendung kommen sollte. Ich verwende daher ein 150x/0.95er Fluotar mit ziemlich geringem Arbeitsabstand. Für ein gescheites Übersichtsbild mit Kennzeichung der Messpositionen, wäre es aber nicht ganz schlecht, wenn die Oberfläche nicht übermäßig rau ist. Wenn dein unpolierter Dünnschliff noch nicht abgedeckt ist, sollte es damit schon ganz ordentlich gehen.

Lg Tino


TStein

Ich habe mir den Artikel nochmal etwas näher angeschaut. Ist schon ziemlich interessant, was man aus den verschiedenen Analysen, wie RAMAN, FTIR, usw. so alles Schlußfolgern kann.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Zeugs mehrere 100Mio Jahre alt ist und es sich trotzdem (aufgrund der Analyse des Kohlenstoffverbindungen) noch feststellen lässt, ob es sich um Bakterien, Pilze, Pflanzen oder Tiere gehandelt hat.

Lg Tino 

Florian D.

Dann versuche ich mal, ein Stück anzuschleifen.

Michael L.

Hallo Tino, Florian,

ich habe ein ca 6x15cm Stück Prototaxites aus dem Hunsrück (Fundort bekannt, muss ich nur nachsehen). Wenn Interesse besteht würde ich mich an dem Projekt beteiligen und ein Stück abschneiden und anschleifen und für die Ramanuntersuchung abgeben.

Gruß

Michael

Florian D.

Hallo Michael,

das klingt doch gut! Hast Du auch die Möglichkeit einen Dünnschliff von dem Fossil zu machen?
Vielleicht ist die Struktur ja besser erhalten als bei meinem.

Viele Grüsse
Florian

TStein

Hallo Michael,

die Raman-Vergleichsmessung zu Florians Sample kann ich gerne machen. Wäre interessant, ob sie sich in den Inkohlungstemperaturen unterscheiden.

Lg Tino


Michael L.

Hallo Florian, Tino,

vielen Dank für das Interesse. Einen Anschliff kann ich herstellen, melde mich sobald fertig. Vernünftige Dünnschliffe gehen momentan nicht da meine Säge dafür nicht richtig einsatzbereit ist. Mehr visuell- mikroskopische Details sind auch nicht zu erwarten da der Hunsrückquarzit durch die Konrngröße der gesteinsbildenden Komponennten (Quarzkörner) dafür nicht geeignet ist, mal sehen was ich noch machen kann, interessieren würde es mich.

Viele Grüße

Michael

Michael L.

Hallo Tino,

habe heute eine Probe gesägt ca 2,5mm und einseitig nass mit Korundpulfer bis 800er plangeschliffen. Wenn Du mir mit privater Nachricht Deine Adresse sendest kann ich die Probe verschicken.

@Florian wenn Du einen Beleg haben möchtest (nur einseitig geschnitten) dann sende mir bitte auch eine Adresse

Viele Grüße

Michael

PS Fundortangabe gibt es natürlich dazu