Wer mikroskopiert noch mit einem Ortholux I?

Begonnen von Peter V., Februar 19, 2010, 18:40:07 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo!

Genau die Frage stellt sich mir, denn ich finde das Ortholux I hier erstaunlich selten erwähnt, zumindest ist mir kaum erinnerlich, dass jemand einmal im Vorstellungsthread angegeben hätte, mit einem Ortholux I zu mikroskpieren.

Eigentlich ist mir die wohl realtiv geringe Verbreitung in Hobbyistenkreisen nicht so ganz erklärlich, denn das Ortholux I - ehemals ein "Flaggschiff" von Leitz in den Fünfzigern und Sechzigern - hat einige unbestreitbare Vorteile:

1) Es wird relativ häufig bei ebay zu recht moderaten Preisen angeboten bzw. ist zu moderaten Preisen zu ersteigern.

2) Es ist ein grundsolides, extrem robustes ( und ca. 10 kg(!) schweres ) Mikroskop, das sich trotz oft erheblicher Gebrauchsspuren zumeist in mechanisch einwandfreiem Zustand befindet. Ich habe schon mehrere Ortholux-Stative gekauft und hatte nie eines mit defekter Mechanik oder ausgeprägter Verharzung. Bei dieser Leitz-Generation scheint das kein großes Thema gewesen zu sein. Das Ortholux I-Stativ ist nach meinen Erfahrungen das robusteste und fehlerunanfälligste Mikroskopstativ überhaupt. ( Natürlich kann ich mich nicht für den einwandfreien Zustand jedes bei ebay verkauften Ortholuxes verbürgen ;-) )

3) Es kommt bereits standardmäßig bereits mit einem Trinotubus, der für andere Leitz, Zeiss- oder Olympusmikroskope als Zubehör gebraucht praktisch kaum erhältlich ist, und wenn, dann oft zu sehr hohen Preisen.

4) Obgleich es über getrennten Grob- und Feintrieb verfügt, liegen  diese ergonomisch so günstig, das man damit absolut intuitiv und gerne arbeitet und die heute übliche koaxiale Lagerung überhaupt nicht vermisst.

5) Obgleich für 170mm-Optik gerechnet, verweigert es natürlich seinen Dinest auch nicht mit der jüngeren Generation der 160mm-Optik, wobei natürlich auch Fremdoptik ( also Zeiss etc. ) eingesetzt werden kann.

6) Der Lichtweg und die große Dimensionierung und das technische Design der lampenhäuser erlauben viele Eingriffe, z.B. relativ leichten Umbau auf LED. ( Das ist allerdings meist auch notwenig, denn die originale Glühfadenlampe ist nur etzwas für Liebhaber der Morgenröte und schwer erhältlich. )

7) Es ist recht variabel, ausbaubar für Auflicht, Mischlicht.

8) Manche Zubheörteile ( Kreuztisch etc. ) sind bei ebay oft gebarcuht erhältlich.

Aber: man muss natürlich das Design der ( meist schwarzen ) und manchem vielleicht etwas klobig und ausladend erscheinenden Ortholuxe mögen. Ich mag es.....

Nachteile will ich aber auch nicht verschweigen:

Phasenrevolverkondensoren sind sehr schlecht erhältlich, manchmal defekt ( Beschichtung der Ringbleden abgsplittert ) und vergleichsweise teuer.
Schiefe Beleuchtung ist aufgrund des Kondensordesign nicht leicht zu bewerkstelligen.

Wenn man primär im Hellfeld mikroskopiert, ist das Ortholux unter Umständen keine schlechte Wahl.

Ortholux I schwarz mit Auflichtilluminator und 5-fach-Revolver ( ohne Lampenhaus abgebildet )



Das seltenere hammerschlaggraue Ortholux I mit dem neueren, nach hinten geneigtem 5-fach-Objektivrevolver ( zumeist wird findet man aber an Durchlicht-Otholuxen den kleineren, nach vorne geneigten 4-fach-Revolver ) und einem Trinotubus der neueren, eckigen Generation:



Beide alten Schätzchen im Vergleich:




Nun noch einmal meine Frage: Mikroskopiert hier noch jemand mit einem Ortholux I???


Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian Stellmacher

#1
Lieber Peter,

na ich zum Beispiel!



Das Ortholux I ist für mich eines der schönsten Mikroskope überhaupt. Es ist auch das einzige Mikroskop, das ich zu Hause auf dem Schreibtisch tatsächlich zur Arbeit nutze. Ein moderneres Mikroskop fände ich dort einfach aus ästhetischen Gründen unpassend.

Ich habe sogar ein zweites, leider inkomplettes Ortholux I mit einem seltenen Binokulartubus und einem 4-fach-Revolver. Da fehlt allerdings die Beleuchtung.

Dein graues Ortholux I habe ich nach wie vor sonst noch nirgends gesehen (aber Du hast ja noch mehr "Fehlfarben"...)

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

#2
Lieber Florian,

Ups! Dein Orthoplan geht ja auch mit Zeiss KPLs fremd?!  ;D

Die alte KB-Kamera ist aber nur aus Stilgründen auf dem Mikroskop, oder?

Herzliche Grüße
Peter
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Rene


RainerTeubner

Hallo Florian,

auf ein Ortholux gehört aber keine Zorki. javascript:void(0);

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Florian Stellmacher

Hallo Rainer,

stimmt, aber eine Schraub-Leica für einen vernünftigen Preis ist schwer zu bekommen.

Doswidanje,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Florian Stellmacher

Lieber Peter,

die Zorki ist nur ein Staubschutzstopfen, aber der Mikas sieht ohne Kamera irgendwie kofplos aus.

Die Zeiss-Okulare sind zwar ein Sakrileg, für Brillenträger sind sie aber viel besser geeignet als die Brillenträger-Periplane. Das ist nicht die reine Lehre - aber es geht.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

TPL

#7
Zitat3) Es kommt bereits standardmäßig bereits mit einem Trinotubus, der für andere Leitz, Zeiss- oder Olympusmikroskope als Zubehör gebraucht praktisch kaum erhältlich ist, und wenn, dann oft zu sehr hohen Preisen.

Hallo Peter,
das alte Ortholux (in den Versionen I und II meistens schwarz lackiert*) wurde nach Wunsch mit ganz unterschiedlichen Beobachtungstuben ausgeliefert, darunter auch monokulare Tuben! Der "Phototubus mit binokularem Schrägeinblick" (Trinotubus) war keineswegs die Standardausrüstung.

ZitatMikroskopiert hier noch jemand mit einem Ortholux I???

Ich war lange Zeit in Versuchung, denn die ursprüngliche Stativform, bei der die Auflichtbeleuchtung über zwei Spiegel im Stativhals nach oben geführt wurde - also ohne den direkten Durchbruch, der erst mit dem Ortholux II kam - hat mir besonders gut gefallen. Ich hatte auch schon ein Stativ hergerichtet, aber dann fiel die Entscheidung für die andere große Mikroskop-Firma. Schließlich brachte das Photomikroskop, dass ich dann gekauft habe, den binokularen Fototubus im Gegensatz zum Ortholux gleich mit :P
Mein Ortholux hatte nur einen "Monokulartubus mit Schrägeinblick" und separate, funktionstüchtige Pol-Trinotuben kosten ein Vermögen.

Schöne Grüße, Thomas

* die eckigen , grau lackierten Ortholux-Mikroskope, die in den 1970er Jahren kamen, hießen je nach verwendetem Tubus (!) Ortholux MK oder Ortholux BK.

Peter V.

Lieber Thomas,

zweifellos kennst Du Dich in der Geschichte der Mikroskope besser aus als ich.

Zitatdas alte Ortholux (in den Versionen I und II meistens schwarz lackiert*)

Haben wir ein Verständnisproblem? Bislang war für mich immer das Ortholux I das "runde Schwarze" und das Ortholux II das spätere "eckige Graue". Irre ich mich da?

Zitatmit ganz unterschiedlichen Beobachtungstuben ausgeliefert, darunter auch monokulare Tuben!

Monokulare Tuben mit Fotoausgang habe ich auch schon gesehen, einen reinen Binotubus oder reinen Monotubus eigentlich nie, zuimndest ist mir der Anbliock eines derart ausgestateten Ortholux nicht erinnerlich. Natürlich gab es auch andere Tuben, aber offenbar wurde die weit überwiegende Zahl der Ortholuxe z.B. ganz im Gegensatz zu den Zeiss Standards ( wenngleich die "Mikroskopklassen ja auch nicht vergleichbar sind ) mit "Phototubus mit binokularem Schrägeinblick" ausgeliefert. Zumindest sind die auf dem Gebrauchtmarkt zu findenden Ortholuxe ( also die schwarzen ) fast immer mit "Trinos" ausgestattet.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

Lieber Peter,
Zitat
Zitatdas alte Ortholux (in den Versionen I und II meistens schwarz lackiert*)
Bislang war für mich immer das Ortholux I das "runde Schwarze" und das Ortholux II das spätere "eckige Graue". Irre ich mich da?
Ich glaube schon. Aber in räumlicher Nähe zu Dir kann Olaf Dir sicher noch fundiertere Auskunft zu Leitz-Mikroskopen geben.

ZitatMonokulare Tuben mit Fotoausgang habe ich auch schon gesehen, einen reinen Binotubus oder reinen Monotubus eigentlich nie, zuimndest ist mir der Anbliock eines derart ausgestateten Ortholux nicht erinnerlich. Natürlich gab es auch andere Tuben, aber offenbar wurde die weit überwiegende Zahl der Ortholuxe z.B. ganz im Gegensatz zu den Zeiss Standards ( wenngleich die "Mikroskopklassen ja auch nicht vergleichbar sind ) mit "Phototubus mit binokularem Schrägeinblick" ausgeliefert. Zumindest sind die auf dem Gebrauchtmarkt zu findenden Ortholuxe ( also die schwarzen ) fast immer mit "Trinos" ausgestattet.
Meines kam leider ganz ohne Tubus. "Tuben mit binokularem Schrägeinblick" sind in einigen Ortholux-Broschüren auf den Titelseiten abgebildet. Der "Tubus mit monokularem Schrägeinblick", den ich dann benutzt habe war zwar günstig, aber er lässt sich leider nicht zu einem Pol-Tubus ausbauen (wie es bei Zeiss durch schlichtes Einschieben eines Analysators geschieht!). Ein bisschen bereue ich immer noch, das Ortholux verkauft zu haben, denn gegenüber den großen Zeiss-Stativen hat es einen unbestreitbaren Vorteil: es ist schwarz ;D. Denn wie schrieb schon René: If it ain't black, send it back! http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/imgmar08/go-leitz_microscopes5rev.pdf

Schöne Grüße, Thomas

Päule Heck

Hallo Peter,

wie war noch mal die Frage? Ach ja, "wer mikroskopiert noch mit einem Ortholux I ?"  -  Na, ich oute mich auch mal. Hier mein altes Schätzchen, auf die Schnelle ohne Blitz fotografiert...:



Allerdings muss ich gestehen, dass ich es nur noch selten hervorhole, und das obwohl ich es mit der Hillerschen LCD aufgerüstet habe. Ein passender Auflichttubus mit Fluoreszenzfiltereinsatz ist auch vorhanden, wird aber (bislang) nicht genutzt. Ebenfalls dabei: Ein Heinekondensor für Phasenkontrast mit den entsprechenden Objektiven...  Inzwischen bin ich mit meinem AMPLIVAL (Endlichoptik) sehr zufrieden und "arbeite" eigentlich nur noch mit diesem, vor allem nachdem ich eine EOS 500 D adaptiert habe....

Schönes Wochenende und herzliche Grüße

Päule


Thilo Immel

Grüße in die Runde!

Ja, ich mikroskopiere auch gelegentlich mit einem Ortholux I, schwarz und werksseitig mit Interferenzkontrast ausgerüstet. Herr Hiller hat mir dafür freundlicherweise eine LED nachgerüstet, was ich gegenüber den Niedervoltlampen als einen großen Fortschritt empfinde. Bemerkenswert ist, dass beim DIC keinerlei Delaminierungsprobleme bestehen.

Daneben steht ein Zeiss GFL, welches ich häufiger benutze als das Ortholux. Während des Studiums hatte ich ein GFL (welches ich nach einiger Zeit der Nichtnutzung blöderweise verkauft hatte) und bin eben wieder beim GFL gelandet.

Dies sind meine 'beiden schwarzen Grazien'.


Liebe Grüße

Thilo Immel

TPL

#12
Liebe Ortholux-Freunde,
ich möchte Euch nicht den Spaß verderben, aber nach meinen Leitz-Unterlagen* sind alle bisher hier gezeigten Mikroskope die Modelle Ortholux II (mit dem direkten Auflicht-Durchbruch im Stativhals)! Die Urform des Ortholux hat stattdessen (ähnlich wie das CZ Photomikroskop und die ganz frühen STANDARD Universal) einen Hebel, mit dessen Hilfe die Lichtführung über Spiegel zwischen Durchlicht und Auflicht gewechselt werden kann. Die Ortholux-Urform wurde von 1937 bis etwa Ende der 1950er Jahre gebaut.

Allerdings scheint Leitz diese Bezeichnung dann mit ein paar Varianten der Schreibweise auch für das eckige, graue Ortholux der 1970er und 1980er Jahre übernommen zu haben: Ich habe mehrmals (aber keineswegs durchgehend) die Bezeichnung "Ortholux 2" (mit arabischer 2) gefunden. Ausgerechnet diese Stative hatten allerdings (alle?) eine gravierte römische II auf dem Stativhals zum Tisch hin. Auch das Handbuch dieses Stativ ist mit "Orthlux II" überschrieben.

Alle Klarheiten beseitigt?
Schönen Gruß, Thomas

* Liste 512-26a: Anleitung Mikroskop ORTHOLUX II mit eingebauter Beleuchtung, Ernst Leitz GmbH Wetzlar, VII/59/DX/B.

Robert Götz

#13


Hier die Version mit dem Hebel zum Umschalten zwischen Auflich und Durchlicht (untem im Fuß gut zu erkennen), Seriennr. 356104



Im Gegensatz dazu die spätere Version mit den getrennten Öffnungen (hier als Metallux)
Die untere Beleuchtung (aus dem ersten Bild) kann mit einem Adapter auch oben verwendet werden.



Gruß
Robert Götz


Jürg Braun

Hallo

Da ich nur zum Otholux ein Ultropak habe ist es neben dem Orthoplan noch regelmäßig in Gebrauch. Besonders schätze ich den prismenfreien Weg für die Fotografie. Das gibt knackig scharfe Bilder.
Für die schiefe Beleuchtung hebe ich die im Sockel eingelegte Leuchtfeldblende leicht an. Das geht trotz Berekkondesor bestens.

Gruß
Jürg