Schädlinge am Olivenbaum?

Begonnen von othum, März 13, 2024, 11:09:16 VORMITTAG

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othum

Liebes Forum,

heute setze ich mal auf die Schwarmintelligenz bzgl etwaiger Pflanzenschädlinge...

Hintergrund:

Ich hatte vor einiger Zeit als Erstlingswerk meinen Olivenbaum hier mikroskopisch vorgestellt.

Seit ein paar Jahren kann ich auch immer mal Oliven ernten, aufarbeiten und einmachen. Nicht viel aber so etwa 500-1000g fallen ab, reicht um ein paar Gläser zu füllen und zu verschenken; nicht schlecht für den 51. Breitengrad.

Letztes Jahr (2023) ist die Ernte aber "nix geworden". Die Oliven waren zum ersten mal ungenießbar und sind auch recht klein geblieben.
Folgendes ist mir aufgefallen, siehe auch das folgende Bild:
1. Viele Früchte wachsen nicht über ein erbsengroßen Stadium hinaus (gut unten im Bild zu sehen)
2. Einige der Früchte hatten "Dellen" (gut zu sehen bei der Frucht oben links im Bild)
3. Die Schwarzfärbung beim Reifen verlief "fleckig" und weniger gleichmäßig als sonst (auch gut bei der Frucht oben links zu sehen und bei der mitte-rechts)
4. An den Blättern ist mir nichts aufgefallen, keine Flecken, kein Befall ausser ein paar Wolläusen


Frage nun: Was kann das sein? Ist das ein Befall oder ein Nährstoffmangel und wenn ja, was kann man dagegen tun?

Für sachdienliche Hinweise bin ich sehr dankbar!

Besten Dank im Voraus,

Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

liftboy

Hallo Oliver,

tja, da hilft nix... Gift, Gift, Gift!
Die Krankheit ist bekannt und hat in Italien schon tausende von Bäumen dahingerafft. Ich kann mal meinen Olivenbauern fragen, was er da so macht. Die Italiener stellen jedenfalls auf resistente Sorten um.

mitleidige Grüße
Wolfgang

PS
Ich liebe Oliven!
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

dicentra

Hallo Oliver,

ich sehe zwar keine Bilder, aber deiner Beschreibung nach könnte es ein Befall mit Gloesporium olivarum sein. 
Die Dellen an den Früchten sind da typisch. Wolfgang meint wahrscheinlich Xylella fastidiosa, das ist eine ganz üble Seuche, die sich stark ausbreitet, momentan aber doch eher nur im erweiterten Mittelmeerraum vorkommt.
Es handelt sich also um eine Erreger aus der Gruppe der Schorfkrankheiten, die gibt es auch bei Äpfeln etc. Ein entsprechendes Spritzmittel sollte helfen.  Der Pilz überwintert in befallenen Stellen an der Pflanze selbst. Wichtig ist aber die Behandlungsdauer (möglichst lange und konsequent).

Erst wenn Teile der Pflanze absterben könnte es sich um Xylella oder auch Verticillium handeln. Ein Xylella-Befall ist an sich das Ende der Pflanze, Verticillium kann sie überleben.

Ich drücke die Daumen!
Grüße vom Oli

M59

Hallo,

für nicht gewerbliche Anwender gibt es kein in D zugelasssenes Fungizid für die Anwendung an Oliven.
 

Ich würde es mit Gesteinsmehl versuchen, die Pflanzen im Abstand von ein paar Wochen mehrmals einstäuben und/oder sportlich nehmen und mich über ein nicht alltägliches mikroskopisches Präparat freuen.


Viel Erfolg,

Michael/M59


othum

Wie erwartet: Ihr seid super!

Anthracnose ist das richtige Stichwort, die Fotos dazu im Netz sehen meinem Befund doch sehr ähnlich.
Ich denke, da finde ich eine Lösung ;)

Besten Dank und Gruß, Oliver

PS: Keine Ahnung, wo das Bild hin ist...

Hier nochmal ein Link zum Foto:
https://www.thum.li/Mikro/20231111_140002.jpg
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liftboy

Noch einen hinterher:
So schlimm sich das auch anhört: zurückschneiden! Das hilft dem Baum beim regenerieren.

Wolfgang
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Claus Egger

Moin, ja die Pflanzenkrankheiten werden im interesanter, wie sich diese über den Planeten verbreiten. Bei Xylella fastidiosa handelt es sich um eine Krankheit eingeschleppt aus Südamerika mit den Kaffeebohnen. Dort sind die Bäume/Pflanzen resistet gegen dieses Feuerbakterium. Wir gehen davon aus das uns die Natur auch immer zu jeder Krankheit ein Gegenmittel bereit stellt. Da es sich um ein Bakterium handelt welches durch Vektoren übertragen wird. Haben wir seit 3 Jahren versuche gemacht den Befall und die Krankheit mit einem von uns selbst hergestellten Extrakt aus Bambus (Karrikin) zu behandlen. In Zusammenarbeit mit der LMU München haben wir in vitro und in Planta versuche durchgeführt die eine eindeutige Eindämmung beider Varianten, Pauka; Multiplex zeigen. Die seit 3 Jahren behandelten Olivenbäume, zwischen einer und 3 Behandlungen pro Jahr, auf Plantagen in Apulien haben sich von dem Befall erholt und tragen wieder viele große Oliven. Dieses Jahr werden wir die Feldversuche deutlich ausweiten, es scheit das ein Mittel gegen die schlimmste Pflanzenkrankhiet der Welt gefunden worden ist. LG Claus

M59

Hallo Claus,

Gibt es Erkenntnisse zum Wirkstoff? Wenn Du einen Link zu mehr Infos hast wäre das sehr interessant.

Grüße,
Michael/M59

othum

Kleines Update:
Tatsächlich scheint Kupfer ganz gut zu funktionieren (ist ja bei uns auch im Öko-Weinbau zugelassen). Da in D aber keine Oliven gewerbsmäßig angebaut werden, gibt es auch keine entsprechenden Zulassungen in D. In Spanien oder Italien zugelassene Formulierungen (spezifisch gegen Anthranose am Olivenbaum) sind aber gut erhältlich,  vermutlich funktionieren aber auch andere in D erhältliche Cu Formulierungen...
Ich werde im Herbst nochmal berichten.

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
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Heiko

#9
Hallo Oliver,

nach Deiner Schilderung des Schadbildes habe ich unserem 20-jährigen Kübel-Terrassen-Liebling zwei Früchte abgeknöpft. Makroskopisch bestehen Parallelen zu den Früchten, die Du zeigst.
Nach eine Woche in der feuchten Kammer schritt die ,,Mumifizierung" schnell voran und es zeigten sich schwarze Pünktchen (Perithecien), die Konidien würstchenförmig auspressten. Die mir zur Verfügung stehende Literatur (Brandenburger) und Angaben im Netz erlauben die Vermutung, dass es sich um Septoria oleae handeln kann.

Viele Grüße,
Heiko

Septoria oleae auf Olea europaea, Frucht, Perithecien, Mai 24.jpg
Septoria oleae auf Olea europaea, Frucht, Perithecien

Septoria oleae auf Olea europaea, Konidien, Mai 24.jpg
Septoria oleae auf Olea europaea, Konidien

othum

Hallo Heiko,

Das ist interessant! Ich werde mal schauen, wie die Früchte dieses Jahr aussehen und ob Kupfer geholfen hat (aktuell ist ja bestes Pilz-Wetter....).
Wenn nicht, versuche ich die Früchte auch mal näher anzuschauen; vielleicht brauche ich dann etwas Stärkeres....

Beste Grüße, Oliver
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