Interessante Flechtenfunde - Fachbegriffe, Abkürzungen

Begonnen von Bernd Miggel, März 22, 2024, 07:43:38 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Flechten - Fachbegriffe, Abkürzungen (aus KIRSCHBAUM & WIRTH 2010 sowie WIRTH 1995)

anthropogen: vom Menschen beeinflusst oder geschaffen
Apothecium: (pl. Apothecien) offene schüssel-, scheiben- oder becherförmige Fruchtkörper vieler Flechtenarten (gibt es auch bei vielen Schlauchpilzarten)
Apothecienfläche: Oberfläche der Apothecien innerhalb des Apothecienrandes
Apothecienrand: äußere Berandung des Apotheciums
Bartflechten: bartig herabhängende Flechten mit fädigen Abschnitten
Blattflechten: Flechten mit blätterförmigem Lager
Cilien: siehe Wimpern
DC: Dünnschicht-Chromatografie
Dünnschicht-Chromatografie (DC, TLC): Verfahren, das zur Untersuchung der Zusammensetzung von Proben genutzt wird, beispielweise, um die Inhaltsstoffe von Flechten nachhzuweisen
Eigenrand:  Apothecienrand, wenn dieser in gleicher Farbe wie die Apothecienscheibe ist.
epiphytisch: Gehölze bewohnend
Fibrillen: hauptsächlich bei Bartflechten benutzte Bezeichnung für kurze, meist mehr oder weniger waagerecht abstehende Seitenäste
Flechten: Lebensgemeinschaft zwischen Pilz und Grün- und/oder Blaualge
Grundschuppen: grundständige Blättchen bei Arten der Gattung Cladonia
Isidien: stiftförmige bis korallenartig verzweigte oder halbkugelige bis fast kugelige, leicht abbrechende Auswüchse aus dem Flechtenlager. Sie bestehen aus Rinde und Algenschicht und dienen der vegetativen Vermehrung.
krenuliert: fein gekerbt
Krustenflechten: krustenartig das Substrat überwachsende Flechten (Flechten mit krustenförmigem Lager)
Lager: Vegetationskörper der Flechte
Lagerrand: Apothecienrand, wenn dieser eine andere Farbe besitzt als die Apothecienscheibe
Lappen: ± flächige, oft langgestreckte, Lagerabschnitte der Laub- und vieler Strauchflechten
leprös: Lager ausschließlich aus winzigen Körnchen bestehend. Es erscheint deshalb mehlig-pulverig
Lirelle: strichförmiges Apothecium (Gattungen Graphis, Opegrapha)
Loben: siehe Lappen
makrochemische Farbreaktion: siehe Tüpfelreaktion
Papille: kleiner, meist mehr oder weniger regelmäßig rundlicher, gewölbter Auswuchs aus dem Lager, nicht scharf von Isidie getrennt
Podetien: die meist vertikal orientierten, stift-, horn-, trompeten- oder strauchähnlichen, Fruchtkörper tragenden Teile der Cladonia-Arten (Becher- und Rentierflechten)
Pseudocyphellen: Sich auf der Flechtenoberfläche entwickelnde weißliche, punkt- bis strichförmige oder netzförmige Durchbrechungen der Rinde, dem Gasaustausch dienend. Hier können Sorale entstehen.
Pyknidien: Organe, in denen asexuelle Keime (Pyknosporen) gebildet werden; meist punktartig klein und ins Lager eingesenkt, selten warzenförmig oder zylindrisch vorstehend, im Inneren mit meist kugeligem oder birnenförmigem Hohlraum
Rhizinen: längliche, der Haftung auf dem Substrat dienende Organe an der Unterseite von Blattflechten
Rinden-Eigenschaften von Gehölzen (nach WIRTH 1995):
  sehr sauer: Nadelbäume, Birke;
  ziemlich sauer: Eiche, Schwarzerle, Apfel, Birne, Vogelkirsche, Pflaume, Hainbuche;
  mäßig sauer: Buche, Esche, Linde;
  mäßig sauer bis suneutral: Pappel, Ahorn, Ulme, Walnuss;
  subneutral: Schwarzholunder.
  mineralarm: Birke, Fichte, Tanne; mäßig bis ziemlich mineralreich: Esche, Buche, Eiche;
  mineralreich: Holunder, Zitterpappel, Spitzahorn, Nussbaum.
Sorale: Organteile der Flechten, auf denen sich die Soredien entwickeln (Punktsorale, Flecksorale, Lippensorale, Kopfsorale, Helmsorale...)
Soredien: körnchenartige, sehr kleine Klümpchen, die Pilzhyphen und Algen enthalten und – vom Wind verweht - der vegetativen Vermehrung der Flechte dienen.
sorediös: Soredien enthaltend
sterile Flechte: Die Flechte besitzt keinerlei geschlechtlichen Vermehrungsorgane, wie z.B. Apothecien oder Perithecien
Strauchflechten: Flechten mit strauchförmigem Lager
Thallus: siehe Lager
TLC: Thin-layer chromatography (Dünnschicht-Chromatographie)
Tüpfelreaktionen:
  C+/C-: pos./neg. Farbreaktion mit  Calcium- oder Natriumhyphchlorit-Lösung
  K+/K-: pos./neg. Farbreaktion mit Kalilauge
  KC+/KC-: pos./neg. Farbreaktion, zuerst mit Kalilauge, direkt danach mit Calcium- oder Natriumhyphchlorit-Lösung betupfen
UV-Reaktion:
  UV+/UV-: pos./neg. Fluoreszenz-Farbe (bei mir bei 365 nm Wellenlänge einer UV-Taschenlampe)
Wimpern: haar- oder borstenartiges Anhangsorgan am Rand von Lagerlappen, selten am Rand von Apothecien
Zentralstrang (bei Usnea): Zentraler, zäher, dehnbarer Hyphenstrang in den fadenartigen Lagerabschnitten