Interessante Pilz- und Flechtenfunde 126 – Blaugraue Tartschenflechte

Begonnen von Bernd Miggel, März 28, 2024, 10:37:17 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Blaugraue Tartschenflechte (Plasmatia glauca)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806

Bild 1 - P1020783, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 1 – Herabgefallener Kiefernzweig mit feuchtem, grünlichem Thallus von Plasmatia glauca. Foto: Bernd Miggel.

Bild 2 verdanke ich Norbert Kühnberger.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Die Blaugraue Tartschenflechte (Plasmatia glauca) wächst auf der Rinde verschiedener Laub- und Nadelbäume mit saurer, nährstoffarmer Rinde, oft hoch oben im Kronenbereich; auch auf saurem Gestein gedeiht die Art. Ich finde diese sehr häufige, weit verbreitete Blattflechte meist an am Boden liegenden Zweigen, wenn ich nach einem Unwetter einen Bergnadelwald betrete. Den hier beschriebene Fund (Bild 1) machte ich in einem Kiefernforst auf feuchten, sauren Boden in etwa 720 Metern NN.

Bild 2 - platismatia_glauca_2, Norbert Kühnberger, 800x.jpg
Bild 2 – Trockener, grünlichgrauer Thallus von Plasmatia glauca. Foto: Norbert Kühnberger.


Morphologische Merkmale (vorwiegend nach FRAHM et al. 2010)

Thallus bis 15 cm breit, unregelmäßig blattartig, aufrecht wachsend, mit dünnen, bis 2 cm breiten, gewellten Loben, Rand mit korallenartigen Isidien (Bild 5). Insgesamt besitzt der Thallus ein krauses Aussehen, erinnert an Friseesalat. Oberseite meist bläulichgrün, aber auch grünlich, gelblichgrün, graugrün, grau, oder bräunlich; Unterseite creme bis braun, meist mit schwarzen Zonen, schwarze Rhizinen nur vereinzelt (Bild 4).

Bild 3 - 1939px-Platismatia_glauca_060408, Bernd Haynold, x800 .jpg
Bild 3Plasmatia glauca mit gelblichem Thallus.  Foto: Bernd Haynold - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4799160

Bild 4 - P1020786, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 4 – Teils schwarze, teils cremefarbige Unterseite des untersuchten Thallus,  außerdem einige spärliche, schwarze Rhizinen. Foto: Bernd Miggel.


Vermehrung
Die Lobenränder von Platismatia glauca sind meist traubig isidiös. Mit Hilfe dieser Isidien erfolgt die ungeschlechtliche Bermehrung. Apothecien für eine geschlechtliche Vermehrung werden nur selten gefunden.

Bild 5 - (B,R8,S4)Video_00075_b, 800x.jpg
Bild 5 – Isidiöser Lobenrand des untersuchten Thallus. Foto: Bernd Miggel.


Makrochemische Farbreaktionen
Rinde K+ gelb, C-, KC-, P-.

Ähnliche Flechtenarten (nach WIRTH & DÜLL 2000)
• Die Olivgrüne Tartschenflechte (Cetraria chlorophylla) besitzt ähnlich krause Loben, doch ist ihre Farbe olivgrün, und die Thallus-Unterseite hell, niemals schwarz.

Literatur

• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 160.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 750.
• FRAHM, J.-P., SCHUMM, F., STAPPER, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 143.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 80.
•    Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 28.3.2024)
1. https://de.wikipedia.org/wiki/Platismatia_glauca
2. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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beamish

Lieber Bernd,
Vielen Dank, daß du eine Serie über unsere Flechten begonnen hast, die ja sonst immer viel zu kurz kommen!

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Bernd Miggel

Lieber Martin,

das mache ich gerne. Die pilzarme Jahreszeit bietet sich dafür geradezu an.

Herzlichen Gruß
Bernd

mikrowastl

lieber Bernd,
auch ich möchte Dir Danke sagen für Deine Flechtenbeschreibungen, die ich sehr gerne studiere.
Schöne Ostertage!
Hans
Vorstelllung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33417.0
Axiostar plus /Wild M7s

Bernd Miggel

Hallo Hans,
das freut mich! Auch dir eine schöne Osterzeit.
Herzliche Grüße
Bernd

Bernd Miggel

Zitat von: Bernd Miggel in März 28, 2024, 10:37:17 VORMITTAGBlaugraue Tartschenflechte (Plasmatia glauca)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806

Bild 1 - P1020783, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 1 – Herabgefallener Kiefernzweig mit feuchtem, grünlichem Thallus von Plasmatia glauca. Foto: Bernd Miggel.

Bild 2 verdanke ich Norbert Kühnberger.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Die Blaugraue Tartschenflechte (Plasmatia glauca) wächst auf der Rinde verschiedener Laub- und Nadelbäume mit saurer, nährstoffarmer Rinde, oft hoch oben im Kronenbereich; auch auf saurem Gestein gedeiht die Art. Ich finde diese sehr häufige, weit verbreitete Blattflechte meist an am Boden liegenden Zweigen, wenn ich nach einem Unwetter einen Bergnadelwald betrete. Den hier beschriebene Fund (Bild 1) machte ich in einem Kiefernforst auf feuchten, sauren Boden in etwa 720 Metern NN.

Bild 2 - platismatia_glauca_2, Norbert Kühnberger, 800x.jpg
Bild 2 – Trockener, grünlichgrauer Thallus von Plasmatia glauca. Foto: Norbert Kühnberger.


Morphologische Merkmale (vorwiegend nach FRAHM et al. 2010)

Thallus bis 15 cm breit, unregelmäßig blattartig, aufrecht wachsend, mit dünnen, bis 2 cm breiten, gewellten Loben, Rand mit korallenartigen Isidien (Bild 5). Insgesamt besitzt der Thallus ein krauses Aussehen, erinnert an Friseesalat. Oberseite meist bläulichgrün, aber auch grünlich, gelblichgrün, graugrün, grau, oder bräunlich; Unterseite creme bis braun, meist mit schwarzen Zonen, schwarze Rhizinen nur vereinzelt (Bild 4).

Bild 3 - 1939px-Platismatia_glauca_060408, Bernd Haynold, x800 .jpg
Bild 3Plasmatia glauca mit gelblichem Thallus.  Foto: Bernd Haynold - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4799160

Bild 4 - P1020786, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 4 – Teils schwarze, teils cremefarbige Unterseite des untersuchten Thallus,  außerdem einige spärliche, schwarze Rhizinen. Foto: Bernd Miggel.


Vermehrung
Die Lobenränder von Platismatia glauca sind meist traubig isidiös. Mit Hilfe dieser Isidien erfolgt die ungeschlechtliche Bermehrung. Apothecien für eine geschlechtliche Vermehrung werden nur selten gefunden.

Bild 5 - (B,R8,S4)Video_00075_b, 800x.jpg
Bild 5 – Isidiöser Lobenrand des untersuchten Thallus. Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Rinde K+ gelb, C-, KC-, P-.

Ähnliche Flechtenarten (nach WIRTH & DÜLL 2000)
• Die Olivgrüne Tartschenflechte (Cetraria chlorophylla) besitzt ähnlich krause Loben, doch ist ihre Farbe olivgrün, und die Thallus-Unterseite hell, niemals schwarz.

Literatur

• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 160.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 750.
• FRAHM, J.-P., SCHUMM, F., STAPPER, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 143.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 80.
•    Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 28.3.2024)
1. https://de.wikipedia.org/wiki/Platismatia_glauca
2. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806