Interessante Pilz- und Flechtenfunde 127 – Gabelflechte

Begonnen von Bernd Miggel, März 28, 2024, 18:13:41 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Bernd Miggel

Gabelflechte (Pseudevernia furfuracea)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806

Norbert Kühnberger danke ich für Bild 4.

Bild 1 - P1020789_b, 800x, bl-10gn-10.JPG
Bild 1 – Herabgefallener Kiefernzweig mit halbkugeligem Thallus von Pseudevernia furfuracea. Foto: Bernd Miggel.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Die Gabelflechte (Pseudevernia furfuracea), auch unter den Namen Baummoos, Kleienflechte, Elchflechte... bekannte Strauchflechte ist in Deutschland sehr häufig und weit verbreitet. Sie wächst auf der Rinde verschiedener Bäume mit saurer Rinde (Nadelbäume, Buche, Eberesche, Eiche), vielfach im lichten Kronenbereich, aber auch am Stamm. Außerdem findet man sie auf Silikatgestein. Nach einem ausgiebigen Regen oder bei windigem Wetter liegen Thalli dieser Art oft massenhaft auf dem Waldboden. Der hier beschriebene Fund (Bilder 1-3) stammt aus einem Kiefernforst auf feuchten, sauren Boden in etwa 720 Metern NN.

Bild 2 - P1020792, 800x.JPG
Bild 2 – Schwarze Unterseite von Pseudevernia furfuracea. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (vorwiegend nach WIRTH & DÜLL 2000)

Der bis über 10 cm breite Thallus dieser Strauchflechte ist an einer einzigen Stelle am Substrat angewachsen und besteht aus bandartigen, geweihartig verzweigten Abschnitten. Die Oberseite ist grau mit nach unten eingebogenen Rändern und ist mit unzähligen zylindrischen oder verzweigten, grauen Isidien besiedelt (Bild 3), die Thallus-Unterseite dagegen ist schwarz (Bild 2). Apothecien sind eher selten zu finden (Bild 4).

Bild 3 - P1020777, Detail, 800x.JPG
Bild 3 – Isidien an den gegabelten Ästen. Foto: Bernd Miggel.


Vermehrung
Mit Hilfe der Isidien erfolgt die ungeschlechtliche Vermehrung. Über die Sporen der seltenen Apothecien kann aber auch eine geschlechtliche Vermehrung stattfinden.

Bild 4 - pseudevernia_furfuracea_2, Norbert Kühnberger.jpg
Bild 4 – Thallus mit zahlreichen Apothecien, ein seltenes Bild. Foto: Norbert Kühnberger.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Rinde K+ gelb, C-, KC-, P-; Mark C- oder C+ rot.

Notizen
Pseudevernia furfuracea ist oft mit Plasmatia glauca und Hypogymnia physodes vergesellschaftet.

Ähnliche Flechtenarten (nach WIRTH & DÜLL 2000)
• Die Ramalina-Arten sind unterseits nicht schwarz, sondern graugrün.
• Das ,,Eichenmoos" (Evernia prunastri) ist oberseits gelbgrün, unterseits weiß und außerdem sorediös.
• Die sehr seltene Gefranste Wimpernflechte (Anaptichia ciliaris) besitzt weder Isidien noch Soredien, ist jedoch fein behaart.

Literatur
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 162-163.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 782-783.
• FRAHM, J.-P., SCHUMM, F., STAPPER, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 157.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 36.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 28.3.2024)
1. https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudevernia_furfuracea
2. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806