Ixodes ricinus --Gemeiner Holzbock

Begonnen von Siegfried, Mai 26, 2024, 19:27:49 NACHMITTAGS

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Siegfried

Hallo zusammen
Vorige Woche stellte meine Frau nach Gartenarbeiten fest, daß sie sich für dieses Jahr ihre erste Zecke eingefangen hat. Ich entfernte sie und stellte fest, die Ixodes ricinus war noch fast unversehrt. Deshalb wollte ich versuchen, ein Dauerpräparat davon zu erstellen.
Zuerst tat ich die Zecke 24h in 80%igen Spiritus. Dann spülen und 48h in 15%ige Kalilauge. Dann spülen und schrittweise in Isopropanol, ebenfalls 24h, überführen. Dann auf einen Objektträger mit Schliffmulde mit Euparal einbetten und 22er rundes Deckglas drauf. Dann Wärmeplatte bei 50 Grad trocknen.
Hier einige erste Bilder.

Ixodes ricinus Weibchen-Stereomikroskop_Bildgröße ändern.jpg

Aufbau Zecke_Bildgröße ändern.jpg

Ixodes ricinus Weibchen125x_Bildgröße ändern.jpg

Stech u. Tastapparat-250x_Bildgröße ändern.jpg

Zecke linkes Vorderbein_Bildgröße ändern.jpg

Stigma_Bildgröße ändern.jpg

Anus500x_Bildgröße ändern.JPG

Sollte ich bei der Beschriftung Fehler gemacht haben, bitte ich um Berichtigung.
Die Fotos bitte in neuem Tab öffnen zur besseren Ansicht.
Werde mich weiter mit diesem Präparat beschäftigen und evtl. eine Fortsetzung folgen lassen.
       Gruß von Siegfried


Siegfried

#1
Hier noch mal die Einzelfotos, da nicht bei jedem Forenmitglied, Grafik in neuem Tab öffnen, geht.  Bericht vorher.

Peter Reil

Hallo Siegfried,

super Fotos - Kompliment!

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Kurt

Hallo Siegfried,

dieser Gemeine Holzbock kann sich nach Deiner Behandlung mit Spiritus, Kalilauge und Iso-Propanol wirklich auf jeder Bühne sehen lassen!!
Besonders gut (hervorragend) finde ich das vorletzte Bild mit der Porenplatte und der Atemöffnung sowie den wellenförmigen "Hautfaltungen" unterhalb der Porenplatte.

Grüße
Kurt

anne

Lieber Sigi,
ganz großes Kino!!!
Wahnsinns Bilder und hervorragend ausgearbeitet.
lg
Anne

Siegfried

Hallo
Peter, Kurt und Anne
Danke für euere positiven Feedback's. Die Arbeit mit diesem Holzbock und dessen fotografischer Dokumentation hat mir Freude bereitet. Nun werde ich mich auch wieder mit anderen Facetten der Mikroskopie befassen.
Diatomeen, Plankton und natürlich mit mikroskopischer Technik, speziell von Carl Zeiss Jena.
  Gruß von Siegfried

Peter_le

#6
Guten Tag Siegfried,

tolle Bilder, da hat sich große Aufwand gelohnt!


Zitat von: Siegfried in Mai 26, 2024, 19:27:49 NACHMITTAGSSollte ich bei der Beschriftung Fehler gemacht haben, bitte ich um Berichtigung.


Einen Fehler habe ich trotzdem entdeckt, ist aber vielleicht Ansichtssache. Oder ist beides richtig?
Ich habe das Bild mal modifiziert. Wenn es nicht passt, lösche ich es wieder.


Grüße
Peter L.

Zecke_beschriftung.jpg

A. Büschlen

Hallo Peter L.
ZitatEinen Fehler habe ich trotzdem entdeckt, ist aber vielleicht Ansichtssache. Oder ist beides richtig?
Ich habe das Bild mal modifiziert. Wenn es nicht passt, lösche ich es wieder.

Du weist schon was der Anus ist? ;)

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Peter_le

Zitat von: A. Büschlen in Mai 27, 2024, 16:35:25 NACHMITTAGSDu weist schon was der Anus ist? ;)

Gruss Arnold Büschlen


Mit Verlaub, Herr Büschlen, Sie sind Keiner  ;)  ;D


Es gibt noch eine Bedeutung: Einfach im Latein-Wörterbuch nachschlagen. In der 6.? 7.? Klasse kam das Wort ernsthaft mehrmals in der Lektion vor. Der Senex - Greis hat da aus Sicht einer Lateinklasse viel mehr Glück als seine Gattin ;)

Grüße
Peter L.

plaenerdd

Hallo Siegfried,
das Ergebnis spricht für sich und bedarf eigentlich keiner weiteren Kommentare. Ich möchte trotzdem meine Erfahrungen aus der Präparation von Zecken und Flöhen hier kurz einfließen lassen.

Wozu das Bad in 80%-igem Ethanol? Einer Fixierung bedarf es nicht, wenn man mit Kali- oder Natronlauge mazeriert. Man löst ja ohnehin alles außer der Chitinhülle auf. Etwas anderes ist es natürlich, wenn man nicht gleich dazu kommt die Präparation in Angriff zu nehmen. Ich habe derzeit auch 4 Zecken in ca. 60%-igem Alkohol schwimmen, die ich auf meinem letzten Waldspaziergang gesammelt habe, in dem ich sie von den Spitzen der Grashalme am Wegesrand gesammelt habe, bevor sie sich auf mir nieder lassen konnten. Hier sieht man sie mit den "Armen" wedeln, an denen sich die Hallerschen (Sinnes-)Organe befinden, weit ausgebreitet für besseren Stereoeffekt. Sicher hat sie mich auch schon erspäht, aber es hat ihr nichts genützt.
ZeckeBeimOrten.jpg

Hohe Alkoholkonzentrationen sind gefährlich. Ich würde die Tiere nie in einer höheren Konzentration als 70% aufbewahren, da der Alkohol die Tiere starr und spröde macht. Es ist dann oft schwer die Beine ordentlich auszurichten. Oft brechen sie ab dabei. Die hohen Alkoholkonzentrationen benutze ich erst nach dem Ausrichten, wenn das Tier schon unter dem Deckglas liegt. Dann kann man auch gleich in die Vollen gehen und erst Brennspiritus und dann wasserfreien Alkohol darunter hindurch saugen. Danach sind die Gliedmaßen dann wirklich starr. Zum Einbetten in viele Kunstharze ist ja auch eine Entwässerung notwendig. Ich nutze dazu am liebsten MALINOL, denn es ist auch für sehr dicke Präparate geeignet, weil der Schwund sich in Grenzen hält.

Ich hoffe das Euparal schwindet nicht zu sehr. Wenn es für so dicke Objekte verwendet wird, kann man sich schnell Luftblasen einziehen.

Noch drei Fragen:
1. Das Übersichtsbild zeigt auch die präparierte Zecke unter dem Deckglas oder ist das noch vor der Präparation entstanden? Mich wundert, dass die Farben so erhalten geblieben sind.

2. stören die Riefen in der ausgeschliffenen Mulde nach dem Füllen mit Euparal nicht mehr? Bei Frischpräparaten mit Wasser stören sie mich gewaltig.

§. Hast Du die Kalilauge nur kalt angewendet oder auch kurz gekocht? Das Kochen (bei Zecken je nach Größe etwa 8 bis 12 Minuten) verkürzt die Präparationsdauer erheblich. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist die Tiere mindestens einen Tag vorher in der Lauge "weichen" zu lassen. Vorsicht beim Kochen im Reagenzglas: Die beiden Laugen haben beide einen tückischen Siedeverzug und neigen sehr zum Spritzen. Genmaßnahme: ein kleines Holzstück z.B. 1 cm vom Zahnstocher) mitkochen. Wenn das vollgesogen ist und niedersinkt, sofort ein neues hinzu tun. Und natürlich Schutzbrille und -Handschuhe tragen, Öffnung des Reagenzglases muss vom Körper weg zeigen. Wenn man das ein paar mal gemacht hat, weiß man sehr genau wie hoch über der Flamme man die Suppe am Köcheln halten muss.

Danach ist die Zecke nur noch ein weicher Lappen aus Chitin, den man sehr vorsichtig händeln muss. Am besten immer nur in Flüssigkeiten bewegen. Nicht austrocknen lassen. Die eingedrungene Luft ist nur sehr schwer wieder zu entfernen.

Der nächste Schritt nach der Lauge ist immer das Spülen in angesäuertem Wasser: Ein paar Tropfen HCl ins erste Spülwasser, denn es bilden sich oft Kalk-Niederschläge bei der Laugenbehandlung, die unter dem Mikroskop als hässliche weiße Belege erscheinen, wenn man sie nicht vor der Einbettung auflöst.

Dann Alkoholreihe bis max 70%

Auf den Objektträger und ausrichten, Deckglas drauf, egal ob schräg

Behandlung mit 96% Alkohol zum Härten und Fixieren der Stellung, in dem man so viel davon an den DG-Rand gibt, dass keine Luft mehr darunter bleibt.

Deckglas wieder runter und Alkoholreihe fortsetzen. Ich spüle das Tier dazu über eine Ecke des Objekträgers mit einer Pipette voll wasserfreiem Ethanol in ein Blockschälchen und tausche den Alkohol noch einmal aus.

Alkohol abpipettieren und ggf. mit Filterpapier absaugen und Xylol drauf träufeln, das auch noch einmal gewechselt wird.

Dann einen Tropfen MALINOL auf die Mitte eines Objekträgers geben und die noch Xylol-nasse Zecke mit einer ganz feinen Federstahlpinzette oder auf eine Lanzettnadel balancierend da hinein tauchen. Mit Präpariernadeln ggf. nochmal etwas ausrichten sowie Luftblasen und Fusseln zur Seite herausziehen. Ggf. 3 Abstandshalter (z.B. sehr dünne Angelschnur, Deckglassplitter sind für solche ausgewachsenen Zecken zu dünn) in den Rand der Tropfens schieben. Deckglas mit Xylol betropfen. Tropfen mit Papier absaugen und DG schnell auflegen, so lange es noch feucht ist. So legt es sich blasenfrei an den MALINOL-Tropfen an, der schon nach sehr kurzer Zeit eine Haut bildet. Die Einschluss-Zeremonie mache ich grundsätzlich unter dem Stereomikroskop bei sehr geringer Vergrößerung und unter Zuhilfenahme von Polarisatoren im Durchlich, um eventuell vorhandene Staubfusseln noch vor dem Auflegen des Deckglases zu finden.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Kurt

Hallo Siegfried und Gerd,

hier habe ich eine Anregung für neue Fotos von solchen kleinen Tierchen. Ich meine damit die Rote Samtmilbe, Trombidium holosericeum. Diese Milbe findet man bei warmen und trockenen Wetter an fast jeder Trockenmauer, an Hauswänden, Steinen usw.
Hier ein Schnappschuß mit dem 6,3er-Objektiv.

Grüße
Kurt

plaenerdd

Hallo Kurt,
ja die sind gewiss auch mal ein Präparat wert, aber es wird schwer werden die schöne Farbe im Dauerpräparat zu erhalten. Und diese Tierchen sind ungemein empfindlicher als der Gemeine Holzbock, bei dem man schon Gewalt anwenden muss, um ihn zu zerdrücken. Die allgemeinen Rezepte für die Präparation von Gliederfüßern muss man immer wieder an das konkrete Objekt anpassen und mit diesem Erfahrungen sammeln, um gute Präparate hin zu bekommen. Da hilft nur probieren.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Alex H.

Hallo Siegfried,

ich finde die Bilder sensationell!

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Siegfried

#13
Hallo
@ Peter_le: So richtig schlau werd ich mit deiner Antwort nicht. Irgendwie komisch. ::)
@ Gerd: Danke für deine passende Ergänzung zur Präparation von Zecken und Flöhen. Ich hatte auch schon vor, dich als Experte anzuschreiben, war aber dann selbst doch etwas ungeduldig und laß im Forum. Na ja, noch sieht das Präparat sehr gut aus. Muß aber abwarten wie das Langzeitverhalten sich zeigt. Das erste Bild mit dem Stereomikroskop hab ich aufgenommen, als der Holzbock in der Petrieschale im 80%igen Spiritus lag. Die Hohlschliff-Objektträger hatte ich vor Jahren mal gekauft. Von Riefen sehe ich da nichts. die Kalilauge hatte ich kurzzeitig erhitzt.
@ Kurt: Danke für deine Anregung mit den roten Samtmilben. Wie hast du das klasse Foto aufgenommen? Dunkelfeld? Blitz?
@ Alex: Freue mich, daß dir meine Fotos gefallen. Danke.
   Gruß von Siegfried

Kurt

Hallo Siegfried,

ja, mit Dunkelfeld und Blitz und einem speziell für schwache Objektive (bis 12,5/0,35) angepassten alp. achr. Kondensor 0,5. Wegen der Farbe habe ich natürlich einen Apo genommen...

Peter_le's Text verstehe ich auch nicht, hat aber definitiv keinen Einfuss auf Deine Bilder!

Grüße
Kurt