Nürnberger Holz -oder Papp Mikroskop um 1800

Begonnen von hotte, Juni 05, 2024, 15:43:50 NACHMITTAGS

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hotte

Nürnberger Holz -oder Papp Mikroskop um 1800, oder auch Nuremberg ,,Toy Microscope" genannt



Diese Art von Nürnbergern Mikroskopen wurden zwischen 1780 -1850 gebaut. Es sind sehr einfache, aus Holz und Pappe hergestellte Mikroskope mit einer sehr mäßigen Optik.
Nürnberger Mikroskope werden sie wohl genannt, da Nürnberg auch schon im 18.Jahrhundert ein sehr berühmter Handelsplatz für Spielzeuge aber auch für jede Art von Sonnenuhren war. Gefertigt wurden sie eher im Schwarzwald durch die Drechsler und Uhrmacher, oder in Bayern, und nur in Nürnberg vertrieben.
Der Korpus besteht aus Holz von Obstbäumen oder einfachem Fichtenholz und gepresstem, zusammengerolltem Papier. Oder Karton Die Tuben wurden dann mit einer Art Marmorpapier belegt.

Es sind drei unterschiedliche Ausführungen bekannt

Culpeper Typ: Als Vorbild diente hier die Form, die der Engländer Edmund Culpeper entwickelte. Auf einer gedrechselten runden Holzscheibe werden drei Beine aufgesetzt, die wiederum in einer konischen Holzscheibe festgemacht sind. Darauf wird ein gedrehter Holzring befestigt, der zur Aufnahme des hölzernen Objektträgers an den beiden Seiten durchbrochen ist. Eine mit koloriertem Papier bezogene Pappröhre nimmt das Tubusrohr mit dem Okular auf, die in der Röhre zur Fokussierung verschoben werden kann.  Auf das Okular wird eine Abdeckung aus Holz geschraubt. Das Objektiv hat ebenfalls einen hölzernen Schutz.
Das Okular und das Objektiv sind einfache Glaslinsen, oft nicht zentrisch geschliffen und von sehr mäßiger Qualität (Ausnahmen) Um Rand- Unschärfen zu mildern, werden sie mit einer durchbohrten kleinen Apertur-Scheibe versehen.
Deshalb wird das Nürnberger Mikroskop oft als Spielzeug Mikroskop bezeichnet
Der Objektträger wird durch eine Feder, versehen mit einer kleinen hölzernen Einlage, gegen den Holzring gepresst.


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   Cuff Typ: hier wurde das Mikroskop von John Cuff als Vorbild genommen

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Nicht in meiner Sammlung
aus dem Internet entnommen


Der dritte Typ ist dem von Benjamin Martin entwickeltem Mikroskop nachempfunden.
Hier ist die Basis eine quadratische Holzplatte mit einem aufgesetzten Korpus aus Holz mit einem rechteckigen Durchbruch zur Objektträger Aufnahme und einer Aussparung für den zentral gelagerten Spiegel, der mit den seitlichen Handrädern gedreht werden kann. Der obere Aufbau entspricht den vorgenannten Mikroskopen.

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Die Namen der Hersteller sind nicht bekannt. Vielmehr sind auf den Holzböden der Instrumente mit einem Brenneisen ein ,,Logo" eingebrannt wie ,,JFF umrandet mit einem Herz" oder ,,iM in einem Kreis"
Dies wurde entweder vom Hersteller oder vom Händler vorgenommen.
Oft sind die Tuben der einzelnen Hersteller austauschbar. Dies deutet auf arbeitsteilige Arbeitsweise von Drechsler und Tubenhersteller hin

Durch diese preisgünstigen Instrumente wurde es auch einer breiteren Bevölkerungsschicht ermöglicht, ein Mikroskop zu besitzen.
Es wurde in größeren Stückzahlen gebaut und ist heute ein beliebtes Sammler Objekt.


In einigen bedeutenden Sammlungen findet man auch Instrumente, die vollständig aus Elfenbein gefertigt wurden. Diese waren sicherlich dem Adel vorbehalten.

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Golub Collection                                   Hampel Kunstauktion


Referenzen
Gloede, Wolfgang Vom Lesestein zum Elektronenmikroskop, VEB Verlag Berlin 1986
Schmitz, E.-H. Handbuch zur Geschichte der Optik
Turner, Anthony, Early Scientific Instruments
Deutsches Museum München
Boerhave Museum Leiden, Holland