Kanadabalsam - Handhabung, Verdünnung und Viskosität?

Begonnen von Quento, November 12, 2024, 11:07:24 VORMITTAG

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Quento

Guten Tag,

ich bin neu hier in diesem Forum und habe mich angemeldet, weil ich mir Inforamtionen und Erfahrungswerte zum Umgang mit Kanabalsam erhoffe.

Ich präpariere auschließlich Insekten, vorwiegend Thripse, und möchte diese in Kanadabalsam eindecken. Aber ich habe folgendes Problem: Mein Canadabalsam (Fa.Roth) ist sehr zähflüssig und ich schaffe es nicht, einen vernünftigen Tropfen auf das Deckgals zu bringen.
Ich weiß, dass man ihn mit Xylol zu einer verdünnen kann, aber ich weiß nicht wie das am besten geht.

Was ich tun will: Eine Teilmenge des Kanadabalsam aus dem Vorratsglas in ein Gebrauchsglas überführen, mit Xylol (oder Isopropanol?) verdünnen und mit einem Glasstab als Tropfhilfe verwenden.

Was ich gerne wüsste:
1.) Mischungsverhältnis Kandablasam:Xylol und ggf. Kanadablasma:Isopropanol
2.) Wie vermischt sich Xylol mit Kanadabalsma am besten?
2.) Wie wichtig ist es den Kanabalsam für den Gebrauch zu erwärmen?
3.) Welche nützlichen Utensilien gibt es zum entnehmen und abmessen von Kanadabalsam?

Also wenn hier jemand Erfahrungswerte hat und meine Fragen beantworten kann oder einfach beschreiben möchte wie er oder sie in der Praxis mit Kanabalsam hantiert, wäre ich überaus dankbar!

Sehr herlzich Dank im Voraus und liebe Grüße






Gerd Schmahl

#1
Hallo Quento,
willkommen im Forum!
Zur Einbettung von Thripsen frage bitte Manfred R. Ulitzka.  wenn jemand Dir speziell zu dieser Tiergruppe weiterhelfen kann, dann er.

Kanadabalsam, Neutalbalsam  oder Malinol, die alle auf Xylolbasis hergestellt werden sind nicht mit Isopropanol verdünnbar! Es muss Xylol sein. Ich gebe in das kleine Gebrauchsglas (10ml) 3 bis 5 Tropfen Xylol, wenn das Harz zu dick geworden ist, stelle das geschlossene Glas auf die Heizung und rühre ganz langasm nach ca. 5min mit einem Glasstab um. Wichtig: ganz langsam, sonst gibt 's Blasen.. Es sollte honigartige Konsistenz haben. Das Problem: Je verdünnter das Harz, desto größer der Schwund beim Trocknen. Damit sich das relativ zähe Harz "anlegt" an das Objekt, ohne an Vorsprüngen Blasen zu bilden, sollte das Objekt nach dem Entwässern immer noch in ein Intermedium überführt werden, das sich mit dem Harz verträgt. Das kann Xylol sein, aber auch Nelkenöl oder Orangenöl (immer 100%ig!). Wenn das Objekt auf dem Objektträger liegt, zieht man das überflüssige Intermedium mit Filterpapier ab und gibt dann einen (oder je nach Größe auch mehrere)Tropfen Harz drauf. Dieses bildet nun leider sehr schnell eine Haut. Um das Deckglas genauso gut anlegen zu können wie das Objekt selber, benetze ich dieses ebenfalls mit dem Intermedium, das ich wiederum mit Papier abziehe, weil sonst wie gesagt das Harz zu sehr verdünnt wird, was zu Schwund beim Trocknen und dem Einziehen von Luftblasen führen kann.

Erwäremen: Kann man machen, muss man aber nicht. Vorteil: das Harz wird flüssiger ohne zusätzlich verdünnt zu werden. Dann sollte man aber auch gleich auf einer kleinen Heizplatte (z.B. Tassenwärmer), präparieren, damit auch der Objektträger entsprechend vorgewärmt ist. (max 60 Grad Celsius)

In diesem Beitrag #31 findest Du unter ein PDF angehängt zu Präparation von Flöhen. Vieles davon dürfte für Deine Zwecke übertragbar sein, besonders das Arbeiten mit Durchlicht und Polfiltern am Stereomikroskop.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Quento

Hallo Gerd,

Vielen Dank!

Die Lösbarkeit von Kanadbalsam wurde hier in einem Astronomieforum beiläufig erwähnt (-> https://forum.astronomie.de/threads/objektiv-neu-verkitten.217367/#post-1160230). Gut zu wissen, dass es nicht funktioniert. Ich habe mir so etwas schon gedacht, es ist aber auch etwas Schade, weil Xylol leider doch ziemlich gesundheitsschädlich ist. Ich weiß, die Dosis macht das Gift, aber irgendwie finde ich es doch etwas bedenklich.

Habe ich dich richtig verstanden, dass du auf 10 ml Kanadabalsam 3-5 Tropfen gibst oder ist das das Volumen des Gebrauchsglas? Ich habe so ein klassisches Kanadabalsam-Glas, weiß nur noch nicht, wie ich es am besten fülle, aber das wird irgendwie gehen. Ich werde das Gefäß auf jeden Fall vorher auslitern, um die Menge Kanadabalsam abschätzen zu können.

Wie ziehst du das Nelkenöl vom Deckgläschen ab? Das Papier seitlich anlegen, wenn das Deckglas aufliegt,  so wie man manche Färbemittel durch Präparate zieht?

Was verstehst du unter honigartige Konsistenz? In etwa wie Akazienhonig?

Das pdf sieht sehr interessant aus, ich werde es mir zusammen mit deinem Beitrag in den nächsten Tagen durchlesen.

Danke, dass du deine Erfahrungen mi mit teilst, das hilft mir wirklich sehr!

Einen schönen Abend!

Aljoscha

Zitat von: Quento in November 12, 2024, 17:21:27 NACHMITTAGSGut zu wissen, dass es nicht funktioniert. Ich habe mir so etwas schon gedacht, es ist aber auch etwas Schade, weil Xylol leider doch ziemlich gesundheitsschädlich ist.


Hallo,

Mach dich nicht verrückt. Das fachmännische Hantieren mit Xylol ist deutlich weniger gesundheitsschädlich als Rauchen, Alkohol trinken, Steaks vom Holzkohlengrill verzehren oder der Konsum von zuckerhaltigen Softdrinks. Panik ist hier fehl am Platze.

Viele Grüße

Alexander

Gerd Schmahl

#4
Hallo ..... (wir reden uns hier ja gerne mit einem Namen an)
Zitat von: QuentoWie ziehst du das Nelkenöl vom Deckgläschen ab? Das Papier seitlich anlegen, wenn das Deckglas aufliegt,  so wie man manche Färbemittel durch Präparate zieht?

Ich nutze fast nur Xylol, um die Deckglaser zu benetzten, weil das dünnflüssiger ist und schnell verdunstet. Nelkenöl wird vor allem zum Aufhellen von Chitin benutzt, was aber recht lange dauert. Man muss dann nicht noch über die Xylolstufe gehen.
 Ich setzte das gereinigte Deckglas, auf das ich einen Tropfen Xylol gegeben habe, mit Hilfe einer Pinzette senkrecht, also nur mit der Kante, auf ein Stück Papier, mit dem meine Objektträger getrennt werden. Diese feinen Papierstreifen fusseln so gut wie gar nicht. Wenn der Tropfen abgerollt ist, hat man noch etwa eine knappe halbe Minute Zeit, das DG aufzulegen, bevor der dünne Xylol-Film verdunstet ist.

Wenn ich die DG nach der WACKER-Methode auflege, tropfe ich das Xylol auf das DG und setze so einen Papierstreifen mit dem Rand in den Xyloltropfen, bis genug aufgesaugt ist. Dann drehe ich den vorbereiteten Objektträger schnell um und senke ihn mit dem hängenden Harztrofen so auf das Deckglas ab, das diese das DG möglichst mittig berührt und heranzieht. Das geht oft besser, als wenn man versucht, das DG mit einer Pinzette auf den Tropfen zu legen, weil dieser dann breiter läuft und es schwierig ist die Mitte zu treffen, was oft dazu führt, das das DG etwas zur Seite weggleitet und nicht mittig über dem Objekt zu liegen kommt.

Zitat von: QuentoWas verstehst du unter honigartige Konsistenz? In etwa wie Akazienhonig?
Wenn ich mit einem kleinen Glasstab in das Harz tauche und ihn wieder heraus ziehe, fällt nach ca. 1..2 Sek. der erste Tropfen ab. Bei flüssigeren Eindeckmitteln wie z.B. EUPARAL habe ich den Glasstab noch nicht aus dem Gefäß heraus, bevor der erste Tropfen abgeht. Ich lasse den ersten Tropfen grundsätzlich ins Gefäß zurückfallen, bei EUPARAL sogar die ersten beiden. Sonst hat man zu wenig Zeit den Glasstab an die richtige Stelle zu setzten.

Diese Dinge sind schwer zu beschreiben. Man lernt sie erst durch das Tun richtig, natürlich mit erheblicher Ausschussquote am Anfang. Davon darf man sich nicht abbringen lassen. Man muss überlegen wie man es besser hinbekommen kann und viel herumprobieren. Das Beste ist natürlich, jemanden mit Erfahrung über die Schulter blicken zu können. Viele hier im Forum kennen sich auch persönlich und lernen auf regionalen und überregionalen Treffen voneinander. Aus welcher Ecke kommst Du denn? Es wäre überhaupt eine gute Idee, wenn Du Dich, Deine vorhandene Technik und Deinen bisherigen mikroskopischen Werdegang in der Rubrik Mikroskopiker im Netz kurz vorstellst. Ein ungefähre geografische Angabe zu Deinem Aufenthaltsort ist dabei in sofern ratsam, als es doch einige regionale Gruppen gibt oder vielleicht auch "Einzelkämpfer" in der Nähe, mit denen Du Dich vernetzten könntest, so sie denn wüssten, das Du in ihrer Nähe bist.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Beatsy

Hello all,

A general observation. A 5-50µl adjustabe micro-pipette (and disposable tips) is good for applying consistent amounts of solvent or mountant. They're easy to find and quite cheap now. I use one with toluene and Darax/Zrax for diatom mounts. There's no wasted mountant to trim off the edge of the coverslip and my working vial of diluted Darax lasts much longer than when I applied the drops with a thin glass rod.

Cheers
Beats
Knowledge is cheap. Experience is not.

Sourdough

Hi,
kennt Ihr das, vom Meister persönlich und frei!

Ulitzka, M. R. (2014). Fang und Präparation von Thysanopteren. http://www.mikroskopie-bonn.de/downloads/

Dank an den Meister und viele Grüße von der Donau
Michael
Only those who
Greatness see in little things
Worthy are the simple
They're happy in their ways
(Runrig, Running to the Light)

Gerd Schmahl

Hallo Michael,
ich kannte das Papier, wusste aber nicht, wo ich es gesehen hatte. Zum leichteren Finden, hier ein vollständiger Link, der direkt zur Veröffentlichung führt.
LG Gerd
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Quento

Hallo zusammen,

Vielen Dank für eure Hilfe und die Tipps! Das hat mir sehr weitergeholfen. In jedem Fall hat Gerd ganz bestimmt recht. man muss üben, üben, üben.

Viele Grüße,
Quentin