Was tun mit Moosen (Flechten, Pilzen)?

Begonnen von Peter T., Februar 08, 2025, 15:00:45 NACHMITTAGS

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Peter T.

Liebe Foristen,

nachdem ich mittlerweile so einigermaßen weiß, worum es bei den Pflanzenschnitten geht und was "Tümpeln" bedeutet, so frage ich mich aktuell, wie ich mit Moosen, Flechten und Pilzen umgehe.
Es gibt ja einige Literatur dazu, aber so richtig weiß ich nicht, wie ich da vorgehen soll.
Ich habe mal eine Moospflanze vom Balkon zerzupft und in Wasser unter das Mikroskop gelegt.

Da sehe ich jetzt verschiedene Strukturen, die ich aber nicht benennen oder zuordnen kann.

mu1.jpg

mu2.jpg

mu3.jpg

Was ist der beste Einstieg in diese Materie?

Gibt es Bestimmungsliteratur (am besten Apps) zur Moos- und Flechtenbestimmung, damit ich weiß, was unter dem Objektiv liegt?
Was untersucht man bei Moosen, Flechten, Pilzen?
Wird da auch geschnitten und gefärbt?

Ich erwarte keine ausführlichen Antworten, aber vielleicht hat jemand einen link oder Tipp, wie ich mich weiter orientieren kann.

Vielen Dank schon mal.

Liebe Grüße
Peter

Peter V.

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

K. B.

#2
Hallo Peter,

bei Moosen würde ich mit Arten die etwas größere Blätter besitzen anfangen.
Bei Moosen schaut man häufig die Blätter, Stielquerschnitte, Zelltypen etc. an.
Hier ein Dokument vom MKB zu dem Thema https://www.mikroskopie-bonn.de/_downloads/Moose_unter_dem_Mikroskop_neu.pdf
Einfachere Moose kann man schon am Aussehen und nach Bestimmungsbuch unterscheiden, bei spezielleren wird es schnell sehr komplex (Sphagnum etc.).

Flechten sind generell sehr schwierig zu bestimmen weil es da kaum Merkmale wie bei z.B. Pflanzen gibt die man für eine einfache Bestimmung nehmen kann, da gibt es nur sehr wenige Arten die ohne größeren Aufwand und Erfahrung zu bestimmen sind.
Mikroskopisch schaut man da Querschnitte, Aufbau der Oberfläche und Inhaltsstoffe an.
https://blam-bl.de/lichenologie.html
https://www.zobodat.at/pdf/OEKO_2017_01_0022-0026.pdf

Zu Pilzen müssten hier im Forum schon einige Artikel existieren wo man gut sieht worauf es ankommt.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

K. B.

Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Peter T.

Hallo Peter und Kay,

vielen Dank für die Hilfestellung!
Liebe Grüße
Peter

Günter

Hallo Peter,

zu Flechten lese ich mich gerade auch etwas ein.

Zur Mikroskopie speziell habe ich nicht sonderlich viel gefunden. Bei Ralf Wagner findest du etwas dazu https://dr-ralf-wagner.de/ (links der Reiter "Technische Information" und dann ganz unten)  bzw. auf seiner ausgegliederten Flechenseite https://www.lichenes.de/technische-informationen/.

Bestimmungsschlüssel habe ich bislang nur für epiphytische Flechten gefunden, zB:
- Kurzführer zu den epiphytischen Makroflechten Südtirols, Juri Nascimbene, Pier Luigi Nimis
  https://dryades.units.it/online_books/Makroflechten/files/assets/basic-html/index.html#1
  Dort ist im Anhang auch ein schönes bebildertes Glossar zur Flechtenkunde.
  Inhaltsverzeichnis ist ganz am Schluss.
- von Felix Schumm "Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger"
  https://www.researchgate.net/publication/259339371_Epiphytische_Flechten_als_Umweltgutezeiger
- schön auch "Epiphytische Flechten im Saarland (Deutschland) Ein interaktiver Bestimmungsschlüssel"
  https://dryades.units.it/home/index.php?procedure=ext_key_home&key_type=var&key_id=14323

Ein ganzes Buch "Die Flechten" von G. Lindau von 1913 ist hier
https://ulb-digital.uibk.ac.at/download/pdf/10383095.pdf

Viel Freude beim Studieren, Grüße
Günter
über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

Alex H.

Hallo Peter,

zu Moosen und Flechten kenne ich zwei Bücher mit Bestimmungsschlüsseln:

Jan-Peter Frahm, Wolfgang Frey: Moosflora (3. Auflage, Ulmer 1992)
Volkmar Wirth: Flechtenflora (1. Auflage, Ulmer 1980)

Beide Bücher sind mit ein wenig Glück bereits um ein paar Euro antiquarisch zu erwerben. Die Systematik wird wohl nicht mehr durchgehend dem aktuellen Stand entsprechen, aber ich denke mit beiden Büchern lässt sich noch ganz gut arbeiten.







Vielleicht ist auch noch das dreibändige, großformatige Werk "Mosses of Europe - A Photographic Flora" von Michael Lüth für dich interessant: https://www.milueth.de/mosses-of-europe/
Das Werk behandelt angeblich alle europäischen Laubmoose. Es ist zwar relativ teuer hochpreisig, aber mit anderer Literatur erarbeitete Bestimmungsergebnisse lassen sich damit anhand der makro- und vor allem mikroskopischen Aufnahmen überprüfen.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Peter T.

Hallo Günter und Alex,

auch Euch beiden herzlichen Dank für die Mühe des Raussuchens und Postens.

Freut mich, dass ich mit meinem Interesse an diesen, ja, irgendwie archaischen Wesen nicht alleine bin.
Liebe Grüße
Peter

Alex H.

Hallo Peter,

Zitat von: Peter T. in Februar 09, 2025, 13:43:50 NACHMITTAGSFreut mich, dass ich mit meinem Interesse an diesen, ja, irgendwie archaischen Wesen nicht alleine bin.

du bist mit deinem Interesse an Moosen und Flechten hier im Forum ganz und gar nicht alleine. Es gibt hier sogar Leute, die sich richtig gut damit auskennen. Allgemein scheint das Interesse an diesen beiden Organismen-Gruppen gar nicht so selten zu sein. Falls du am 15. März in Wien sein solltest, nahe Wien findet eine Moos-Exkursion statt. Geleitet wird sie von Dr. Harald Zechmeister, einem bekannten Bryologen von der Universität Wien.

https://naturschutzbund.at/terminreader-1096/events/moose-kennenlernen.html

Ich reise extra aus Vorarlberg an, habe aber eine Übernachtungsmöglichkeit, da meine Tochter in Wien lebt.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

A. Büschlen

#9
Hallo Peter,

ich möchte deine Frage die du am Anfang gestellt hast aufnehmen: "nachdem ich mittlerweile so einigermaßen weiß, worum es bei den Pflanzenschnitten geht und was "Tümpeln" bedeutet, so frage ich mich aktuell, wie ich mit Moosen, Flechten und Pilzen umgehe".

Alle oben erwähnte Literatur was die Flechten und die Moose betrifft, ist vor allem Bestimmungsliteratur. Darin findest du leider kaum zielführende Anleitung für die Herstellung mikroskopischer Dauerpräparate.
In der Praxis der angewandten Flechten-Moos- und Pilzmikroskopie die zur Bestimmung dient, werden fast ausschliesslich Frischpräparte erstellt. So gut wie nötig. Entspechend ist die fotografische Dokumentation.

Laub- und Lebermoose bieten dem Betrachter wunderschöne mikroskopische Strukturen.
Hilfsmittel sind die Handlupe 10x; ein Stereomikroskop mit einer optimalen Auflichtbeleuchtung und ein Mikroskop. Vor allem Durchlicht Hellfeld aber auch Phasenkontrast, DIC und schiefe Beleuchtung sind geeignete Kontrastverfahren um im ungefärbten Frischpräpart die mikroskopischen Strukturen sichtbar zu machen.
Blattquerschnitte macht man vor allem freihändig am Stereomikroskop bei Stängel und Setaquerschnitten reicht ein kleines Tischmikrotom.
Siehe dazu:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35334.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35245.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=36480.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=24445.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=37565.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34137.0

Viele Grüsse Arnold

Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Peter T.

Hallo Arnold,

Deine Beiträge habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Bei Dir sieht alles immer so clean und wirklich perfekt aus!

Unter dem Strich werde ich bei den Moosen wohl mein mir ans Herz gewachsenes Leitz-Schlitten-Mikrotom, das ich von Peter Reil erworben habe, nicht verwenden können. Handschnitte, Tischmikrotom werden also zu ihrem Recht kommen.

(Das erinnert mich daran, dass ich vor vielen Wochen versucht habe, eine Erika-Blüte mit dem großen Mikrotom zu schneiden. Das Ergebnis wollte ich eigentlich unter dem Titel "Achtsam scheitern mit Erika" hier posten, weil es total schief gegangen ist. Die zarten Zellverbände hatten kaum mehr Halt untereinander.)

Für mich ist das Fazit, dass ich mir sicher ein Bestimmungswerk zulegen (ohne Versuch einer Bestimmung macht es mir keinen Spaß) und dann die Rasierklinge zücken werde.

Vielen Dank nochmal an alle, dieses Forum  ihr Foristen seid super hilfreich!

Liebe Grüße
Peter

MaJun97

Ein spannendes Thema! 🌿🔬

Besonders die Tipps zur Moosmikroskopie und die empfohlenen Bestimmungsliteraturen sind extrem hilfreich. Ich finde es faszinierend, wie vielfältig Moose, Flechten und Pilze unter dem Mikroskop aussehen!

Eine Frage hätte ich noch: Gibt es bestimmte Färbetechniken, die sich besonders für die Untersuchung von Moosen und Flechten eignen, um Zellstrukturen besser sichtbar zu machen?
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K. B.

Hallo MaJun,

für Flechten kann man z.B. die LAS Färbung (Lactophenol-Anilinblau-Säurefuchsin) oder abdere Farbgemische wie PAS-Reagenz die Pilze und Pflanzen getrennt anfärben nutzen.
Zur besseren aber unspezifischen Sichtbarmachung von Strukturen geht auch Baumwollblau.
Auch Fluoreszenzmikroskopie kann sich lohnen, da das Chlorophyll in den Algen und viele Flechtenfarbstoffe leuchten.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Florian D.

Der Klassiker für die Pilzmikroskopie ist das leider vergriffene Buch
Methods for Working with Macrofungi: Laboratory Cultivation and Preparation of Larger Fungi for Light Microscopy
Heinz Clémençon
IHW-Verlag, 2009 - 88 Seiten

Viele Grüsse
Florian

Peter T.

Liebe Moosforisten,

hat jemand von euch die Moose Europas

https://www.milueth.de/mosses-of-europe/

im Einsatz und kann über Erfahrung und Zufriedenheit damit berichten?

Ich nehme an, das ist ein reines Bildwerk. Es sieht insgesamt sehr verlockend aus.
Liebe Grüße
Peter