Botanik: Zitronenbaum (Citrus limon) *

Begonnen von Peter T., Februar 23, 2025, 22:19:26 NACHMITTAGS

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Peter T.

Die Geschichte der Zitrone geht zurück bis in antike Zeiten, es sollen schon die Römer diese Frucht gekannt haben. Wikipedia gibt an, dass Citron x limon eine Kreuzung aus der Pampelmuse (Citrus x aurantiacum) und der Zitronatzitrone (Citrus medica) ist. Die Zitrone ist ein echter Kulturbegleiter der Menschen. Der hauptsächliche Anbau in Europa findet natürlich im Süden statt.

Ich habe mir ein Blatt einschließlich des Stiels angeschaut.

Auffällig war gleich zu Beginn, dass das Blatt eine schon fast kunststoffartige Festigkeit aufwies, es war kaum geschmeidig und biegsam, sondern störrisch und immer bereit, irgendwo abzubrechen. Das Blatt lag einige Monate in Ethanol 70%, geschnitten habe ich zwischen Styrodur im Schlittenmikrotom. Die Färbung wurde durch geführt mit Fuchsin, Chrysoidin und Astrablau (FCA) in der Simultanfärbung nach Etzold.

Zunächst der Überblick über den Querschnitt des Blattstiels (Pano aus 5 Bildern mit dem 10x Objektiv)

Cl s1.jpg

Man erkennt den zentral gelegenen Leitbündelring und das massiv ausgeprägte Rindenparenchym. Sowohl in diesem als auch im Mark fallen "schmutzige" Zellen auf, die grisselige Inhaltsstoffe enthalten.

Im polarisierten Licht sieht das so aus

Cl s6.jpg

Hier sehen wir auch die Erklärung für die fehlende Geschmeidigkeit und das spröde Erscheinungsbildes des ganzen Blatts. Der Querschnitt ist voll von Kristallen, die der Pflanze einen starken Halt geben und natürlich als Fraßschutz dienen. Einen nicht geringen Anteil an diesem Bild dürften aber auch Stärkekörner haben. Malteserkreuze konnte ich allerdings nicht sehen.

Hier noch ein Überblick über die Einlagerungen in den Zellen, die das insgesamt "schmutzige" Erscheinungsbild verursachen.

Cl s3.jpg

Und hier noch der Leitbündelring im Detail

Cl s2.jpg

Eine weitere Besonderheit des Zitronen-Blattstiels sind Ölbehälter, in denen das für den Zitrusduft verantwortliche Öl gespeichert wird. Im der Übersicht im polarisierten Licht oben sind mehrere dieser Ölbehälter zu erkennen. Wie ich gelesen habe, sind es schizolysigene Ölbehälter. Dieses schöne Wort weist darauf hin, dass die Hohlräume durch ein Auseinanderweichen von Zellen (schizogen) entstehen, deren Zellwände sich dann auflösen (lysigen). Das Ergebnis sind die großen Behälter, die sich nicht in jedem, aber in den meisten Schnitten zeigen.
Hier noch ein solcher Ölbehälter im Detail

Cl s5.jpg

Den Blattstiel abschließen soll noch einmal eine Gegenüberstellung von Hellfeld und polarisiertem Licht eines identischen Schnittes. Man kann so die unterschiedlichen Zelltypen gut vergleichen

Cl s7a.jpgCl s7b.jpg

Im zweiten Teil zeige ich dann noch das Blatt.





Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Im zweiten Teil des Zitronenbaums möchte ich das Blatt zeigen.
Wie bereits angedeutet, war es schwierig, einen Schnitt über die gesamte Spannbreite des Blattes zu bekommen. Immer wieder sind die Enden der ,,Flügel" abgebrochen.

Interessanterweise hat sich das Blatt viel intensiver anfärben lassen als der Blattstiel, was ich mir nicht erklären kann. Sowohl das Färbeprotokoll (FCA nach Etzold) als auch die Schnittdicke (30 µm) waren identisch.

Hier als erstes ein Überblick über das Blatt im Querschnitt

Cl b1.jpg

Dann eine Detailaufnahme des Leitbündelringes mit Skleroderm, Phloem und Xylem

Cl b2.jpg

Auch die Ölbehälter sind im Blattquerschnitt gut zu erkennen

Cl b3.jpg

Die inhaltsreichen Zellen mit Kristallen und Stärkekörpern sind auch im Blatt reichlich vertreten. Das erklärt die spröde Beschaffenheit. Das Blatt hat sich fast nicht biegen lassen, war überhaupt nicht geschmeidig. Als Fraßschutz sind diese Einlagerungen natürlich sehr effektiv.

Cl b4.jpg

Jetzt noch einige Bilder des Blattes im polarisierten Licht. Neben der ästhetischen Wirkung sind hier die Kristallen und Stärkekörner sehr eindrucksvoll zu sehen

Cl b6.jpg

Cl b7.jpg

Im letzten Bild erkennt man, dass das Palisadenparenchym des Blattes (die "hochkant" gestellten Zellen am oberen Rand des Schnittes) hier sehr wenig ausgeprägt ist

Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen


Liebe Grüße
Peter

Wutsdorff Peter

Grüß´ Dich Namensvetter
Gratulation zu diesem informativen Beitrag.
Ich erstarre vor Ehrfurcht
Gruß Peter W

Peter Reil

Hallo Peter,

schöne Arbeit!
Vielleicht sollte ich von meinem Zitronenbäumchen auch ....

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Peter T.

@ Peter W.: Weg mit der Ehrfurcht, vor allem, wenn sie Erstarrung auslöst ;)
Es soll Spaß machen und bissl Info bringen, freut mich, wenn es Dir gefällt.

@ Peter Reil: Vielen Dank! Und ja, Du solltest unbedingt ... :)
Liebe Grüße
Peter

Fahrenheit

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe!

Beste Grüße
Jörg
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Peter T.

Lieber Jörg,

vielen Dank für Deinen Kommentar und das Listing!

Liebe Grüße
Peter