Botanik: Moose 4: Lewinskya affinis *

Begonnen von Peter T., März 06, 2025, 21:06:16 NACHMITTAGS

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Peter T.

Ein Botanik-Beitrag, bei dem schon die Gattung ein Fragezeichen trägt? Richtig, da kann es sich doch nur um Moose handeln!

Spaß beiseite, ich will einfach vorsichtig sein und Fragezeichen kann man später ja noch entfernen.
Ich glaube, dass es scih bei dem vorgestellten Moos um Lewinskya affinis handelt. Aber glauben ist in diesem Metier nicht viel wert.

Zur Vorgeschichte: Vieleicht habt ihr ja meinen Beitrag zur weißbeerigen Mistel gesehen. Holger (Spectrum) hatte mit vom Apfelbaumschnitt der NABU ein paar tolle Stücke zukommen lassen.
An einem von ihnen waren nicht nur Misteln, sondern das hier:

Bild 1
La 7.jpg

Natürlich hat es mich gereizt, auch das auf dem Apfelbaum angesiedelte Moos anzuschauen.

Hier das vom Ast isolierte Moos

Bild 2
La 8.jpg

Und hier ein Einzelpflänzchen

Bild 3
La 9.jpg

Dieses Präparat war bis zur Untersuchung in 70%igem Ethanol. Möglicherweise hat das die ganze Untersuchung beeinflusst. Aber darauf werde ich noch zurückkommen.

Als nächstes zwei der Blättchen

Bild 4
La 2.jpg

Bild 5
La 1.jpg

Sieht man beim zweiten Blatt genau hin, erkennt man die Magenta-Färbung einiger der Zellen. Wie kommt diese zustande? Hat etwa der Alkohol mit irgendetwas reagiert und das Blatt entsprechend eingefärbt?

Die Costa (Mittelrippe) des Blattes reicht bis in die Spitze. Ein hyalines Haar (in Form eines "Stachels" am Ende des Blattes) konnte ich nicht erkennen.

Die Zellen zur Blattspitze hin sind annähernd rund oder mäßig gestreckt

Bild 6
La 3.jpg


An der Blattbasis finden wir dagegen vor allem langgestreckte Zellen

Bild 7
La 6.jpg

In beiden Bildern erkennt man wieder die Magenta-Färbung, offensichtlich sind die Zellinhalte so gefärbt. Wieder die Frage: Handelt es sich um ein Artefakt, vielleicht durch die Aufbewahrung in Ethanol? Wenn jemand dazu etwas sagen kann, würde ich mich freuen.

Die Zellen selbst sind papillös (nicht papillomtös - danke Arnold ;) ), was man gut am Blattrand erkennen kann. Die Papillen sind regelmäßig vorhanden, aber nicht übermäßig häufig. Auch das soll ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arten (bzw. zur Gattung Orthotrichum) sein.

Bild 8
La 4.jpg

Jetzt noch ein Blick auf die Costa

Bild 9
La 5.jpg

Mein Moos hatte leider keine Sporogonen, was natürlich erheblich zur Bestimmung hätte beitragen können. Ich habe das Moos jetzt in einer feuchten Atmosphäre aufbewahrt, vielleicht bilden sich ja noch Sporenkapseln, die ich dann natürlich noch versuchen würde zu mikroskopieren.

Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.



Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Wer bei Bild 1 genau hinschaut, sieht ganz oben am Ast auch noch eine andere Struktur, die ich für eine Flechte halte. Natürlich reizt mich auch das ...  8)
Liebe Grüße
Peter

A. Büschlen

Hallo Peter,

Im Bild 2 zeigst du ein Polster. Darin hat es alte Kapseln! Vielleicht kannst du an der Kapselwand die Lage der Stomata erkennen. Die Frage ist: phaneropor oder kryptopor und , wo liegen die Stomata? Damit kannst du beantworten, ob Orthotrichum oder Lewinskya.

Welche Literatur verwendest du und was machst du mit Ethanol? Und sind Zellwände papillomtös;) NEIN, sondern papillös.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Peter T.

#3
Hallo Arnold,

oha, da muss ich das Polster gleich noch mal checken.

Und bei "papillomatös" ist mir wohl die Medizin dazwischengegrätscht  ;D

Literatur: Alles was im Internet so hergeht und M. Lüth

Ach ja und Ethanol: Das war ja ursprünglich eine Pflanzenprobe (Viscum album), das Moos ist dabei nur ein Beifang. Pflanzen liegen bei mir immer in Ethanol 70%.
Liebe Grüße
Peter

Spectrum

#4
Hallo Peter,
Freut mich das dir die Proben so viel Freude und Beschäftigung bieten.
Sag bescheid falls ich nach Kapseln suchen soll.
Der besagte Baum ist fast komplett bewachsen. Und der Ast von dem die Probe stammt ist gut erreichbar.
LG Holger
Holger
Duzen und meine Bilder (auch ungefragt)  bearbeiten, mit eigenen Aufnahmen ergänzen und weitergeben erwünscht!

K. B.

Halo Peter,

bei der Flechte könnte es sich um Xanthoria parietina handeln, da könntest du mal ein Apothecium in dünne scheibchen schneiden und den Querschnitt ansehen, generell sehen viele Apothecien im Querschnitt spannend aus und man kann einiges über den Aufbau lernen.
Mit KOH könntest du auch testen ob es Makroskopisch eine Farbreaktion gibt.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Peter T.

Hallo Holger,

das will ich wirklich nicht von Dir verlangen. Aber wenn es keine Mühe bedeutet (aber wirklich nur dann!) wäre ich natürlich froh um ein Polster mit Kapseln.
Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Hallo Kay,

vielen Dank zu dem Hinweis mit der Flechte. Ich nehme an, dass das Schneiden wieder mit Rasierklinge unter dem Stemi erfolgt?
Mit Flechten habe ich bislang keine Erfahrung.

In dem Moospolster konnte ich leider keine alten Kapseln finden.
Liebe Grüße
Peter

Spectrum

Zitat von: Peter T. in März 06, 2025, 22:51:58 NACHMITTAGSHallo Holger,

das will ich wirklich nicht von Dir verlangen. Aber wenn es keine Mühe bedeutet (aber wirklich nur dann!) wäre ich natürlich froh um ein Polster mit Kapseln.


Klar, das ist doch gar kein Problem. Der Baum steht keine 500m von mir entfernt. Ich kann auch gerne Aufnahmen machen. (Hab da zufällig ein paar Mikroskope bei mir rumstehen ;D ).
Es geht um die "Pünktchen" auf der Außenseite der Kapseln, richtig?
Holger
Duzen und meine Bilder (auch ungefragt)  bearbeiten, mit eigenen Aufnahmen ergänzen und weitergeben erwünscht!

K. B.

Hallo Peter,

ja, das wäre die einfachste Methode, sonst geht bei Flechten auch PEG-Einbettung und Mikrotomschnitte gut, das lohnt sich aber eher nur bei komplexeren Flechten.
Die Apothecien sind ähnlich aufgebaut wie Becherlingsfruchtkörper und können entsprechend Mikroskopiert werden.

Gruß
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Peter T.

Hallo Holger,

ja genau. Es geht darum, ob die Stomata eingesenkt (kryptopor) sind oder ob sie oberflächlich (phaneropor) liegen. Die kryptoporen sind, wie der Name schon sagt, schwerer zu finden, weil sie tiefer drinnen liegen.

Wäre natürlich schon cool, wenn Du da Bilder beisteuern könntest.
Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Liebe Grüße
Peter

A. Büschlen

Hallo,

zur Frage der Lage der Stomata in der Kapselwand bei Sporophyten von Laubmoosen zwei Beispiele.

Bild 1 zeigt eine kryptopore Stomata bei O. alpestre

O. alpestre Stomata Detail 800.jpg

Bild 2 zeigt eine phaneropore Stomata bei L. affine

O. affine Stomata 800.jpg

Die Schlüsselfrage bei den Ortotrichen ist:
- wo liegen die Stomata in der Kapselwand verteilt?
- ist die Stomata phaneropor >>> - nicht in der Kapselwand versenkt und nicht mit Zellen vom Rand her überdeckt.
- ist die Stomata kryptopor >>> - in der Kapselwand vesenkt und mehr oder weniger stark mit Zellen vom Rand her überdeckt.
Alle Arten der Gattung Orthotrichum haben kryptopore Stomata.
Alle Arten der Gattung Lewinskya haben phaneropore Stomata.

Grüsse Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

A. Büschlen

Hallo Peter,

ZitatIn dem Moospolster konnte ich leider keine alten Kapseln finden.

Auf dem Bild 2 in Stellung 6 Uhr findest du Kapseln.

Grüsse Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Spectrum

#14
Hallo,
In Absprache mit Peter, dem Ersteller dieses Beitrags reiche ich hier noch ein paar Aufnahmen nach.

Habitat:
Das Moos sitzt auf den Ästen der Ost- bzw Südseite eines alten Apfelbaumes auf:
IMG_20250307_220901.jpg

Hier Nahaufnahmen der Sporangien:
IMG_20250307_203100.jpg
Holger
Duzen und meine Bilder (auch ungefragt)  bearbeiten, mit eigenen Aufnahmen ergänzen und weitergeben erwünscht!