Interessante Pilz- und Flechtenfunde 171 – Ebenästige Rentierflechte

Begonnen von Bernd Miggel, März 14, 2025, 09:10:28 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Ebenästige Rentierflechte (Cladonia portentosa)

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Bild 1 - Cladonia portentosa (1), Liss_b.jpeg
Bild 1 – Fundort mit mehreren, hell grünlichgrauen Thalli der Ebenästigen Rentierflechte. Vermooster, stark verrotteter Baumstumpf zwischen Blaubeerbüschen. Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Am 21. Februar 2025 fanden wir in einem lichten Kiefernwald im Nordschwarzwald in 720 mNN auf und neben einem völlig vermorschten und bemoosten Baumstumpf etliche Lager (Thalli) einer wunderschönen, lichtgrünlichgrauen Rentierflechte, der Ebenästigen Rentierflechte (Cladonia portentosa). Wir haben dort sauren, feuchten, torfigen Boden. Es handelt sich um eine seltene, in der Roten Liste der Flechten Deutschlands in der Gefährdungsstufe 3 geführte Art.

Bild 2 - Cladonia portentosa,(B,R8,S4)Bernd_b, 1000x.jpg
Bild 2 – Ebenästige Rentierflechte am Fundort, bei Waldkiefern, zwischen Rotstengel- und Gabelzahn-Moos . Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)

Diese Rentierflechte zeigt hell grünlichgraue, reich verzweigte Lager (Thalli), beim Fund mit Durchmessern zwischen 5 und 8 cm. Die Äste sind im feuchten Zustand weich und biegsam, trocken jedoch hart und spröde. Sie streben teils in alle Richtungen (allseitswendig), teils sind sie in eine Vorzugsrichtung gekrümmt (einseitswendig). Weiterhin sind sie rund und hohl und oft nur zu einem geringen Teil grün berindet; der restliche, weiße Astbereich stellt das Mark dar (Bild 3). Die Äste gehen von den Achseln zu zweit, dritt oder viert ab. Was uns auffiel: Die äußersten Astspitzen erscheinen schwach rosabräunlich. Apothecien sind sehr selten vorhanden.

Bild 3 - Cladonia portentosa,(B,R8,S4)Bernd_b, zoom.jpg
Bild 3 – Details der Ebenästigen Rentierflechte. Die Hauptäste sind nur teilw. grün berindet, die Astspitzen leicht rosa. Foto: Bernd Miggel.

Tüpfelreaktion
K-, C-, P-

Notizen
• Die Rentierflechten zählen zur Gattung Cladonia, allerdings besitzen sie keine Grundschuppen, und die Podetien bestehen aus vielen, reich verzweigten ,,Stämmchen".

Ähnliche Arten
• Fahlgelbe Rentierflechte (Cladonia arbuscula): Äste einseitswendig;  Tüpfelreaktion meist P+ orange/rot.
• Echte Rentierflechte (Cladonia rangifera): Äste einseitswendig;  Tüpfelreaktion K+ gelblich/gelb, P+ orange/rot.
• Zarte Rentierflechte (Cladonia ciliata): Äste einseitswendig; oberer Teil der Äste deutlich rotbraun; Tüpfelreaktion P+ rot.

Literatur

• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 295-297, 334-335.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 47.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 372-374, 378, 406-407.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 338, 346.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cladonia_portentosa
https://www.lichenes.de/cladonia-portentosa/
https://www.flechten-deutschland.de/organismen/cladonia-portentosa-dufour-coem
https://britishlichensociety.org.uk/resources/species-accounts/cladonia-portentosa
https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=819


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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