Botanik: Orientalische Christrose (Helleborus orientalis) *

Begonnen von Peter T., März 25, 2025, 17:13:17 NACHMITTAGS

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Peter T.

Helleborus orientalis hat mehrere deutsche Namen, z.B. orientalische Nieswurz oder Lenzrose. Ich bevorzuge den Namen, den ich seit meiner Kindheit kenne. Die "eigentliche" Christrose Helleborus niger, war immer schon eine meiner Lieblingsblumen, ist sie doch eine der ersten, die noch im Winter durch den Schnee spitzen.

Die orientalische Christrose gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae). Beheimatet ist sie in der Türkei und im Kaukasus. Man sieht sie häufig auch bei uns. Im historischen Münchner Südfriedhof, von dem mein Exemplar stammt, ist sie zum Beispiel deutlich häufiger anzutreffen als Helleborus niger.

Hier ein Bild von der Pflanze am Standort

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Leider sind die Schnitte nicht so gut geworden, wie ich gehofft hatte. Beim Übergang vom Ethanol zum Wasser hat sich vorzugsweise die Epidermis abgelöst. Aber gut, muss nicht immer alles perfekt sein, um sich ans Tageslicht zu wagen.
Gefärbt wurde nach Wacker mit Acridinrot, Acriflavin und Astrablau (beim Blattstiel in der Variante mit Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1 im letzten Färbeschritt, beim Blatt nur mit Astrablau im letzten Schritt).

Hier die Übersicht über den Blattstiel

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Man erkennt die ringförmig angeordneten Leitbündel und das ausgeprägte Markparenchym.

Hier noch ein Leitbündel im Detail

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Wir sehen von links nach rechts die eindrucksvolle Sklerenchymkappe, dann die kleinen unregelmäßig geformten Zellen des Phloems, daran anschließend (und hier mal deutlich erkennbar) die ziegelförmig gestapelten Kambiumzellen und ganz rechts das Xylem mit seinen Tracheen und den dazwischen liegenden rundlichen Xylemparenchymzellen.

Ganz selten findet man Drüsenhaare, hier ein Köpfchenhaar

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Jetzt die Übersicht über den Blattquerschnitt

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Das Blatt ist insgesamt sehr fest und nach einer Woche in Ethanol 70% schon fast spröde und kunststoffartig wenig biegsam.

Das zentrale Leitbündel im Detail ...

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... und im polarisierten Licht

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Der Übergang von der Blattrippe zur Blattspreite

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Und hier im DIK das Blatt mit dem Pallisadenparenchym (oben) und dem lockeren Schwammparenchym. Für mich als bekennendem Liebhaber von Zellinhalten stellt DIK bei Pflanzenschnitten eine wunderbare Ergänzung dar.

Ho 9.jpg

Rätselhaft für mich waren die rechteckigen Zellen im Bereich des Rindenparenchyms. Beim ersten Drüberschauen dachte ich zuerst, es wären Kristalle, aber das stimmt nicht. Weiß jemand etwas über Entstehung und Funktion dieser Zellen?

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Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Hallo Peter,

eine interessante Pflanze.
Der Blattquerschnitt ist super.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

jcs

Hallo Peter,
sehr schöner Beitrag, danke für's Zeigen! Die Wackerfärbung macht schon etwas her, sowohl inhaltlich als auch rein aus ästhetischer Sicht.

Bei einzelnen Aufnahmen scheint das Rot etwas auszubluten. Bei mir war das immer dann der Fall, wenn ich die Schnitte nach der Färbung zu kurz in der finalen Isopropanol-Stufe "gebadet" habe. Dann kann noch einiges vom roten Farbstoff ins Eindeckmittel diffundieren.

LG
Jürgen


Peter T.

Hallo Hans-Jürgen,

ganz herzlichen Dank für Dein Lob  für diesen doch etwas "zerfledderten" Beitrag.


Hallo Jürgen,

vielen Dank, auch für den Hinweis. Ich hatte die Info, dass möglichst schnell entwässert werden und die erste Isopropanol-Stufe sofort abgesaugt werden soll. Ich werde versuchen, das Iso-Bad noch etwas auszudehnen. Das Acridinrot ist wirklich kritisch zu handhaben, aber ich will nicht immer "nur" Etzold färben, sondern etwas variieren.
Liebe Grüße
Peter

jcs

Hallo Peter,

die erste Iso-Stufe muss kurz sein, sonst ist das Rot aufgrund des vorhandenen Rest-H2O schnell weg. Aber in der dritten Stufe kann man sich ruhig viel Zeit lassen.
LG
Jürgen

anne

Lieber Peter,
das erinnert mich sehr an mein Botanik Praktikum im Studium, Helleborus niger war hier die erste Pflanze die wir bearbeiten durften.  Aufbau des bifazialen Laubblattes.
Lang ist es her...
lG
anne

Fahrenheit

Lieber Peter,

vielen Dank für den schönen und informativen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Beste Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter T.

Liebe Grüße
Peter