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Kratzer auf Linse beseitigen

Begonnen von Michael K., Juni 12, 2025, 20:24:18 NACHMITTAGS

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Michael K.

Hallo zusammen,

Ich habe hier eine Linse die im Fototubus sitzt. Diese weist jedoch feinste Kratzer auf die beim
normalem durchschauen nicht sichtbar sind. Erst wenn man eine Lupe nimmt und von der Seite drauf
schaut sind die Kratzer sichtbar. Beim Mikroskopieren / Fotoausgang ergeben diese immer leichte Schatten sprich unsauberer Hintergrund.  Diese Linse stammt aus der Bastelkiste und war wohl in einem Video oder Fotoobjektiv eingebaut. Solche Objektive habe ich seit meiner Lehre auseinander genommen und die Linsenaufbewahrt. Es ist also schon sehr lange her. 

Meine Frage ist nun, kann man diese Kratzer beseitigen oder mit irgend einem Mittelchen auffüllen?
Gibt es so etwas wie Optik Versiegelung oder ähnliches?


LG
Michael




Jürgen Boschert

Hallo Michael,

also das sind für mich keine feine Kratzer mehr, das sind Canyons. Auffüllen geht leider nicht. Müsste man die Oberfläche komplett neu schleifen und Plieren, ein Vergütung gäbs dann nicht mehr; außerdem ändern sich natürlich beim Nachschleifen die optischen Parameter. Ich würde die Brennweite bestimmen und nach einer neuen suchen.
Beste Grüße !

JB

Michael K.

Hallo,

Es ist eine Kombi aus 2 Linsen.  Wie bestimme ich die Brennweite richtig?
Ich würde jetzt hergehen und die Linse auf ein Stück Brett senkrecht kleben. Damit gehe ich an das Fenster
und versuche mit einer alten Mattglasscheibe (Dia) den weit entferntesten Punkt scharf zu stellen. Und das
von beiden seiten. Beide Linsen sind konvex, die eine Seite stärker, die andere schwächer.
Wenn ich Werte habe kann ich ja mal bei Edmund Optics schauen.

Wenn ich auf dem Schreibtisch mache und als Leuchtmittel eine Taschenlampe nutze und versuche die LED auf der Mattscheibe scharf zu stellen, bekomme ich unterschiedliche Werte, je nach dem wie weit die Lampe von der Linse entfernt ist.

Also was ist die richtige Methode? 


LG
Michael

Michael K.

Nachtrag:

Hier die Linse bei Tageslicht:
Da sind die Kratzer kaum sichtbar.


Jürgen Boschert

Hallo Michael,

 es ist also wahrscheinlich ein achromatisches Doublet, hatte ich auf den ersten Bildern zwar vermutet, war aber nicht sicher. Es reicht ja eigentlich die ungefähre Brennweite. Versuche, ein weit entferntes Objekt (Blick aus dem Fenster) auf ein Blatt Papier oder eine Mattscheibe scharf zu projizieren und messe die Entfernung zwischen etwa Mitte des Doublet und der Projektionsfläche. Welche Funktion hat die Linse? Welchen Durchmesser hat sie? und ist da System plan-konvex? Frage nur, weil ich Dir evtl. Ersatz geben könnte.
Beste Grüße !

JB

Werner

#5
Hallo Michael!
Die Brennweitenmessung geht (grob) mit beiden Methoden. Wiki: Brennweite zur Info.
Ich nehme das Bild eines Kamins bei offenem Fenster und ein Stück Pappe sowie einen Zollstock oder Lineal. Die Linse wird an das Ende gehalten und die Pappe mit der anderen Hand bis zur scharfen Abbildung verschoben und das Maß abgelesen. Das ist die schnellste Methode.
Mit scharf abgebildeter Schreibtischlampe muß man auch noch den Linsenabstand zur Birne ausmessen und die Abbildungsgleichung anwenden (rechnen oder grafisch). Das ist mehr Aufwand.
Die dritte (sogar genauere) Methode, braucht eine Mattscheibe und eine LED sowie einen Planspiegel. Als Mattscheibe nimmt man ein Stück Plexiglas, das mit feinem Sandpapier (120er o.ä.) mattiert wird. Seitlich kommt ein Loch, in das man eine Led einsetzt (grün ist am bestem sichtbar). Die Linse legt man auf einen Planspiegel und bewegt die Mattscheibe mit der Led so lange, bis diese auf der Mattscheibe scharf abgebildet wird, der Abstand wird gemessen (Autokollimation).
Aber: Das ist nicht die Brennweite, sondern die "Schnittweite" zur Linsenachse. Die Brennweite ist etwas länger, weil sie von der "Hauptebene" gemessen wird, und die liegt innerhalb der Linse, besonders weit bei dicken Linsen. Bei dünnen Linsen kann man die Mitte nehmen. Genau (bis auf 0,01mm) bekommt man die Brennweite nur auf einer optischen Bank gemessen, aber das ist nicht nötig, weil gekaufte Linsen eine Toleranz bis 2% haben.

Du kannst die Linse natürlich auch zum Augenoptiker tragen und mal schnell messen lassen, der hat ein Lensmeter (deutsch: Scheitelbrechwertmeßgerät), das geht ruckzuck.

Aber: Bist Du sicher, daß die Flecken von diesen Kratzern kommen? Dann müßte die Abbildung dieser Linsenfläche nahe am Fotoausgang liegen. Zum Test einen Schnipsel Klebeband (bei klarem Tesa schwärzen) auf die Linse kleben und schauen. ob der wirklich abgebildet wird.
Vielleicht hilft auch Umdrehen der Linse, wenn die andere Seite ok ist.

Bei Planflächen (Okular) kann man Kratzer beseitigen, wenn man ein zugeschnittenes Deckglas einfach aufkittet oder mit ImmÖl aufpappt.

Gruß - Werner

Lupus

Hallo,

speziell bei kurzbrennweitigen, dicken Achromaten ist die Messung des Abstandes des Mattscheibenbildes eines weit ("unendlich") entfernten Gegenstandes von der Linsenfrontfläche etwas ungenau, weil die Brennweite von der jeweiligen sog. Hauptebene zu messen ist.

Die Hauptebene (H) für die Brennebene F auf der Seite der konvexen Linse (die Linse mit geringer Breite am Rand des Achromaten) liegt typischerweise dicht hinter der Frontfläche, für die Brennebene F' auf der Seite der konkaven Linse liegt die zugehörige Hauptebene (H') etwa in der Mitte des Achromaten. Genauer hängt das aber vom speziellen optischen Aufbau des Achromaten ab. Das Bild zeigt die typischen Verhältnisse als Anhaltspunkt. Zur Kontrolle kann man die Bildabstände auf beiden Seiten der Linse messen.

Achromat Hauptebenen Brennweite.jpg

Hubert

Michael K.

Hallo,

Vielen Dank für eure Hilfestellung. Die Linse dient als Relaislinse im Kameratubus. Sie hat das beste
Verhältnis zwischen Kamerabild und Okularbild, sprich Sie zeigt fast den selben Bildausschnitt wie der Blick durchs Okular. Wenn ich ein Projektiv nehme muss ich ein "Ofenrohr" nutzen und das möchte ich nicht.

Hier die Maße gemessen von der Mitte bis zur Mattscheibe. Zur besseren Verständnis wie ich vorgegangen
bin, dient das zweite Bild.  Zur besseren beurteilung der Schärfe auf der Mattscheibe habe ich eine eine weitere Linse hinter der Mattscheibe angebracht und die Kombi (Scheibe+Linse) zusammen verschoben bis das Bild scharf ist.


LG
Michael

Jürgen Boschert

Hallo Michael,

verstehe ich das richtig: Du verwendets die Linse anstatt eines Kameraobjektivs zusammen mit einem Mikroskopokular, als wirklich als Relaisobjektiv? Dann muss die Planseite des Doublets zur Okular hinzeigen, sonst bekommt man dtl. Qualitätseinbußen. Welches Okular (Vergrößerung) hast Du im Einsatz? Dürfte die Linse auch 20mm Durchmesser haben?
Beste Grüße !

JB

Michael K.

Hallo,

Es ist nur die Linse im Fototubus im Einsatz, ich habe alle Kombinationen durch was ich an optischen Komponenten da habe. Und diese Linse hat halt das beste Verhältnis zwischen Okular Einblick und Kamerabild. Alle anderen haben nur einen kleineren Teil des Okularbildes als Kamera Bild (kleiner Cam Chip). Heisst das Kamerabild ist grösser als das was ich im Okular sehe.


LG
Michael

Lupus

Hallo Michael,

die Messung dürfte nicht ganz stimmen da eigentlich die konvexere Seite einen größeren Abstand zwischen Brennebene und Linsenmitte haben müsste. Von der Form her könnte es sich um den Edmund-Achromaten f=35 mm mit 18 mm Durchmesser handeln mit der Mittendicke 7.6 mm.

Hubert

Michael K.


Lupus

Hallo Michael,

die habe ich auch gemeint  https://www.edmundoptics.de/document/download/374496
Die technische Zeichnung passt recht genau auf das Foto

Achromat f 35mm.jpg

Deutlich billiger, mit etwas größerer Brennweite (zur Qualität kann ich nichts sagen) wäre dieser Achromat
https://astromedia.de/OptiMedia-Achromat-OA52
Ist aktuell aber nicht auf Lager.

Hubert

Tilman

Hallo,
sind die Kratzer wirklich so schlimm? Es wird überliefert, dass Fraunhofer, als man ihn wegen seiner angeblich schlechten Linsenoberflächen ansprach, sagte seine Linsen seien zum Durchgucken und nicht zum Angucken.
Liebe Grüße
Tilman

Michael K.

Hallo Tilman,


Ja die Kratzer sind schon störend. Für mich sieht es so aus als sei nur die Vergütung verkratzt.
mit dem Fingernagel ist nichts zu spüren, also keine Kratzer im Glas.
Bis vor ein paar Jahren störte mich das nicht, aber mittlerweile habe ich einen höheren Qualitätsanspruch an den Bildern.

Hier ist nun ein Beispiel, wie störend das ist. Es ist kein Objekt unter dem Mikroskopobjektiv.
Zwischen den Bildern habe ich noch die Schutzscheibe vor der Cam so gut es geht gereinigt.
Es darf wirklich kein Körnchen darauf sein. Aber das ich ein Thema für sich.
Solche kleinen "harten" Spots sind leichter zu bearbeiten als grossflächige unscharfen Schatten.
Ja ich weis, man kann mit der Cam Software eine HG Korrektur machen. Das möchte ich aber nicht
jedesmal machen.



Gruss
Michael