Abbildungsfehler im Hellfeld?

Begonnen von ChristianS, Juni 23, 2025, 16:41:44 NACHMITTAGS

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ChristianS

Ich habe gerade diese Aufnahmen von Koffeinkristallen gemacht. Beide Male 250 fach vergrößert, bei so ziemlich gleichen Foteinstellungen ISO 100 Blende 3.2 und 1/8 sec belichtet. Einmal im Hellfeld einmal im Dunkelfeld, mit einem Dunkelfeldkondensor, den mir Diana verkauft hat. Die Aufnahmen finde ich bisher grandios! Mit dem neuen Kondensor bin ich fast süchtig nach dem Mikrokospieren und ganz besessen auf der Suche nach Kristallen. Das versteht leider nicht jeder in meiner Familie und Schwiegerfamilie ;-) Aber klar Mikroskopieren ist ja auch ein ungewöhnliches Hobby ;-)

Zu den Aufnahmen:

Beim Beobachten hatte ich ein paar unterschiedliche Eindrücke:

- Beim Dunkelfeld sind die Farben nicht mehr so stark ausgeprägt und haben einen leichten Blaustich, dafür sind Farbverläufe viel dezenter. Soviel ich weiß macht das sogar Sinn weil blaues Licht stärker gestreut werden sollte, so hab ich es verstanden.

- Außerdem leuchtet beim Dunkelfeld der Rand ganz hell auf. Das liegt denke ich an der Art der Aufnahme oder? Beim Hellfeld wird das Objekt komplett durchleuchtet beim Dunkelfeld nur von der Seite angeleuchtet, das Licht wird also denke ich mehr oder weniger schon gestreut.

- Drittens und da kommt jetzt meine Frage: Wo kommen beim Hellfeld-Verfahren diese Kleckse her? Die gibt es ja wie die unteren Aufnahmen zeigen gar nicht im Dunkelfeld, oder habe ich bei den Fotoeinstellungen etwas übersehen?

Viele Grüße!

Christian
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

Kameras:

Canon Eos 650d
Nikon Z5

Jürgen Boschert

Hallo Christian,

inwiefern ist die zweite Aufnahme Hellfeld?
Beste Grüße !

JB

Gerd Schmahl

Hallo Christian,
ist das Auflicht oder Durchlicht? Sind da Polfilter im Spiel?
LG Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

ChristianS

Ja, entschuldigt. Ihr habt natürlich recht. Bei beiden Aufnahmen habe ich gekreuzte Polfilter im Durchlicht-Verfahren verwendet. Also einmal mit dem Hellfeld-Kondensor und einmal mit dem Dunkelfeld-Kondensor.

Fehlen noch weitere Informationen?

Oder wäre jemand so nett die Frage zu beantworten?
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

Kameras:

Canon Eos 650d
Nikon Z5

Gerd Schmahl

Hallo Christian,
beim Durchlicht-Dunkelfeld (DL-DF) kommt ausschließlich Licht in das Objektiv, dass am Objekt gestreut oder reflektiert wird. Beim DL-Hellfeld kommt das meiste Licht direkt durch das Objekt ins Objektiv. Dabei spielt Beugung eine große Rolle. Kristalle sind aber sehr spezielle Mikroskopische Objekte, die anders als die meisten biologischen Objekte über klare Flächen verfügen, die dazu neigen Licht auch durch Reflexion und Totalreflexion viel stärker zu beeinflussen. So würde ich jedenfalls die hellen "Spritzer" an den Kristallrändern interpretieren, wo kleine Flächen viel Licht ins Objektiv lenken.
Dazu kommt, dass Du, wie Du selber sagst, unter nahezu gleichen Parametern fotografiert hast. Bei DL-HF kommt aber sehr viel mehr Licht an, als bei DF. Deshalb dürften auch Überstrahlungen eine Rolle spielen.

Noch eine Frage: Sind das Einzelaufnahmen oder Staks? Bei Staks hat man oft mit solchen Lichtspritzern zu kämpfen, die aber durch geschickte Wahl der Stakingparameter minimiert werden können.

Wie steuerst Du eigentlich Die Belichtung? Nach dem Histogramm?

LG Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

Schuhmicro

#5
Hallo Christian,
bei (Kardioid) DunkelFeld-Kondensoren wird das Licht durch Spiegelung abgelenkt, deswegen haben diese  Kodensoren auch sehr wenig Farbfehler bzw. Chromatische Abberration (CA).
[/quote]
Zitat von: ChristianS in Juni 23, 2025, 16:41:44 NACHMITTAGSWo kommen beim Hellfeld-Verfahren diese Kleckse her?
Die Flecken im Hintergrund kommen durch die Polarisation, Der Hintergrund wäre ja Hell(ohne POL), so wird fast das ganze Licht von den Polfiltern geschluckt, während im DF der Hintergrund ja sowieso Dunkel ist und auch weniger Licht insgesamt da ist erscheint er gleichmässiger dunkel.
Dunkelfeld_01.jpg
Ich habe dein Dunkelfeld Bild ein bisschen aufgehellt, der Hintergrund ist dann auch nicht mehr so gleichmässig.
Zitat von: ChristianS in Juni 23, 2025, 16:41:44 NACHMITTAGShabe ich bei den Fotoeinstellungen etwas übersehen?
Ich würde das DF-Bild etwas Länger belichten und RAW fotografieren Die Canon EOS 650D kann sowohl RAW- als auch JPEG-Bilder gleichzeitig aufnehmen (RAW+JPEG). Dies ermöglicht es, die Vorteile beider Formate zu nutzen.
Tip: RAW Bilder dann mit der Software Darktable entwickeln.
Gruss
Martin

ChristianS

Hallo ihr beiden. Danke für die comments.

Ich hab bei den Klecksen im Hellfeld auch an Lichtreflexe gedacht. Mir ist aber nicht so ganz klar, wie ich die wegbekomme wenn ich stacke, aber ich nutze da bisher ja auch nur die Voreinstellungen (also z.b. Methode B). Die Software von Helicon kann ja tatsächlich viel mehr...

Und ich gebe schon RAW-Dateien aus, nur Helicon kann leider keine RAW-Dateien ausgeben. Wenn ich die Bilder mit einem Programm bearbeitet habe ist das RAW-Format futsch, da kann man doch glaub ich gar nichts machen, oder? Und was Martin sagt stimmt natürlich schon, im Dunkelfeld einfach länger belichten (Ich wollte ja nur den Vergleich auch zeigen und habe bei sonst gleichen Einstellungen nur den Kondensor gewechselt). Ich denke beim längeren Belichten sieht man mehr Details und der Hintergrund wird halt ein bisschen ungleichmäßiger, aber wenn juckt das schon...Mir gefallen die Aufnahmen auch so!
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

Kameras:

Canon Eos 650d
Nikon Z5

Lupus

Hallo Christian,

ZitatUnd ich gebe schon RAW-Dateien aus, nur Helicon kann leider keine RAW-Dateien ausgeben. Wenn ich die Bilder mit einem Programm bearbeitet habe ist das RAW-Format futsch, da kann man doch glaub ich gar nichts machen, oder?
es geht nicht darum die RAW-Datei "auszugegen", sondern man muss diese Datei, die einen höheren Kontrastumfang enthalten kann (falls man richtig belichtet hat), dann diesen auch mit entsprechender Software in den begrenzten 8-Bit Dynamikbereich der JPG-Bilder komprimieren.

Das Hellfeldbild ist jedenfalls überbelichtet, die Lichter sind "ausgefressen" und verlieren dadurch an Detailstruktur (und Farbwiedergabe), der Hintergrund zu hell. Der hohe Dynamikumfang ist ein typisches Problem bei der Fotografie von Kristallen. In dieser GIF-Animation sieht man das originale HF-Bild im Wechsel mit den Bildbereichen die in diesem Beispiel heller als 250 sind (255 ist bei 8 Bit gesättigte Farbe).

Koffein Kristall HF Lichter250.gif

ZitatAußerdem leuchtet beim Dunkelfeld der Rand ganz hell auf. Das liegt denke ich an der Art der Aufnahme oder?
Typisch für Dunkelfeld ist dass durch die reine Streuung des Lichts primär die Objektkanten hervorgehoben werden weil die bevorzugt zur Lichtstreuung beitragen. In dieser GIF-Animation sieht man im Bildausschnitt deutlicher den Unterschied zwischen Hellfeld und Dunkelfeld. Speziell bei Kristallen entstehen natürlich auch im Hellfeld teilweise ähnliche Effekte durch Lichtbrechung an Kristallkanten.

Koffein Kristall Ausschnitt HF DF.gif

Hubert

M59

..... wenn Du im RAW -format fotografierst, dann exportiere doch deine (richtig belichteten) Bilder in 16-Bit Tiffs fürs stacken in Helicon. So bewahrst Du den vollen Dynamikumfang der Aufnahmen.

Gruß, Michael/M59

ChristianS

Erstens habe ich so eine Software garnicht und noch nie davon gehört, gibts da bitte Beispiele zu? Zweitens habe ich noch nie versucht Helicon mit gif-Dateien zu füttern, aber gut ich kann es natürlich versuchen. Habe da null Erfahrung mit.
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

Kameras:

Canon Eos 650d
Nikon Z5

Peter T.

Zitat von: ChristianS in Juni 24, 2025, 18:24:28 NACHMITTAGSZweitens habe ich noch nie versucht Helicon mit gif-Dateien zu füttern

Hallo Christian,

Michael sprach von Tiff-Dateien, nicht von gifs. Wenn Du RAW-Dateien hast, kannst Du diese aus den meisten (allen?) Programmen als tiff exportieren. Mit welcher Software lädst Du die Dateien von der Disk? Bei mir ist Lightroom im Einsatz. Will ich stacken, exportiere ich die Bilder als .tif, bearbeite sie in Helicon Focus und nehme mir dann die gestackten Bilder zur weiteren Bearbeitung vor. Ansonsten werden, wie hier schon empfohlen, die RAW-Dateien zuerst bearbeitet (die sehen oft sehr unscheinbar aus, aber es stecken unglaublich viele Informationen drin, weswegen Profi-Fotografen nur in RAW speichern).

Es ist einfach so, dass das eine das Mikroskop ist, das andere die Bildbearbeitung. Wenn Du sehr gute Ergebnisse erzielen willst, musst Du Dich beidem widmen.
Liebe Grüße
Peter

ChristianS

Also da hast du allerdings echt Recht. Ich wusste nur nicht, dass man aus den Bildern noch so viel rausholen kann. Das ist ja schon echt enorm.

Let's go for it!
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

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Canon Eos 650d
Nikon Z5

M59

Hallo Christian,
auch wenn es immer mehr o.T. wird. Ich sehe, dass Du auch eine Nikon Kamera hast. Dann empfehle ich Dir die kostenlose Nikon Software Studio NX. Ich will hier nicht in Details gehen, aber mit der relativ einfach zu bedienenden Software erledige ich den Großteil der Bearbeitung meiner Bilder. Zunächst  sortiere ich hier die Bilder vor, lösche unbrauchbares, erledige die grundlegende Bearbeitung z.B. Helligkeitsanpassung  usw.

Dann, mit der Exportfunktion erfolgt die Wandlung ins (16.bit) .tif format für das Stackprogramm.

Viel Erfolg, Michael/M59