Botanik: Pflasterritzenflora 16: Breitwegerich (Plantago major) *

Begonnen von Peter T., Juli 15, 2025, 08:17:46 VORMITTAG

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Peter T.

Der Breitwegerich ist eine typische Pflasterritzenpflanze. Widerstandsfähig, weltweit verbreitet, kaum verwechselbar. Zur Familie der Plantaginaceae gehörend, ist er auch als Heilpflanze im Einsatz. (Das wissen auch die Tiere: Wenn Hunde Bauchweh haben, fressen sie "Gras". Als unser Hund noch klein war und Bauchgrimmen hatte, hat sie immer nur die kleinen Breitwegerich-Blätter gefressen.)
Der Breitwegerich wächst mit einer Blattrosette. Die eigentliche Sprossachse ist kurz, man müsste die Pflanze knapp über der Erde schneiden, wenn man die Sprossachse sehen wollte.
Allerdings hat der Breitwegerich einen Blütenstängel (Pedunculus), der in einem ährigen Blütenstand endet.

Hier eine Übersicht (Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Bild 1


Und hier der klassische Pflasterritzenstandort

Bild 2


Für den Beitrag habe ich mir den Blattstiel und den Blütenstängel angeschaut. Mit letzterem möchte ich beginnen. Gefärbt wurde mit FCA nach Etzold

Bild 3


Ein durchgehender Sklerenchymring trennt das Rindenparenchym von den Leitbündeln und dem dominanten Markparenchym. Einige spärliche kleine Trichome sind erkennbar.

Dieser Querschnitt noch im polarisierten Licht

Bild 4


Jetzt einige Details zum Pedunculus

Bild 5


Man sieht hier noch einmal den "Wall" aus Sklerenchymzellen und die eher zarten Leitbündel.

Bemerkenswert ist, dass der Blütenstängel auch über Spaltöffnungen verfügt

Bild 6 (DIC, 40x, Ausschnitt)


Schneidet man den Stängel auf Höhe des Blütenstandes, so kann man auch Knospenquerschnitte sehen

Bild 7


Man sieht auch schön, dass der Pedunculus seine Querschnittsform geändert hat. Die Ansätze der Blüten geben dem Stängel jetzt eine unregelmäßige Form mit vielen Auszipfelungen.
Noch ein weiteres Beispiel hierzu

Bild 8


Hier erkennt man, wie die Leitbündel sich teilweise eng zusammenschließen.

Dazu noch eine Detailaufnahme

Bild 9


Der Sklerenchymring ist hier deutlich dünner, an manchen Stellen grenzt auch Markparenchym an Rindenparenchym.

Jetzt zum Blattstiel. Bereits im ISO-Bad nach de Färbung zeigen die Blattquerschnitte ihre schöne Form

Bild 10



Bild 11


Wenig ausdifferenzierte Zellen, in denen die Leitbündel zu "schwimmen" scheinen. Man erkennt auch mehrere Haare.

Der Anblick im polarisierten Licht

Bild 12


Eines der eindrucksvollen Leitbündel

Bild 13 (DIC)



Und noch ein Haar im polarisierten Licht

Bild 14



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Ergänzungen und Berichtigungen.
Liebe Grüße
Peter

Orkim

Hallo Peter,
vielen Dank für deinen Beitrag und die beeindruckenden Bilder. Großartig! Kann ich noch etwas Information zum HowTo bekommen? Wo hast du geschnitten, womit hast du geschnitten / fixiert etc. Also etwas Hintergrund zum Arbeitsablauf. Vielleicht möchtest du dazu noch etwas ergänzen?

Gruß, Peter
"It is a good thing to own a microscope; it is a far better thing to use the microscope"
(H.Scherren - Ponds and Rock Pools)

Jürgen Boschert

Lieber Peter,

herrlicher Beitrag und tolle Schnitte! Danke fürs Teilen.
Beste Grüße !

JB

Peter T.

Hallo Peter,

vielen Dank für Dein Lob und für das Interesse am Arbeitsablauf.

Die Schnitte sind a) im unteren Drittel des Blütenstängels, b) auf Höhe der Blütenansätze am Blütenstängel und c) auf Höhe eines der Blattstiele. Diese gehen ja sehr schnell in die recht breiten Blätter über, weswegen ich  diesmal nur den Blattstiel geschnitten habe.

Schneidewerkzeug war mein Leitz Schlittenmikrotom mit einem Messer Stärke C.

Die Pflanzen liegen bei mir in der Regel mindestens eine Woche in 70% Ethanol, bevor sie aufs Mikrotom kommen. In den meisten Fällen (so auch hier) sind die Pflanzen in eine Möhre eingebettet. Es hat sich als wichtig erwiesen, dass die Möhre (kühlschrank)frisch ist. Nach meiner Erfahrung sollte die Aushöhlung in der Möhre (also das "Bett" für das Schneidmaterial) nicht zu ausgeprägt sein. Meist verzeihen die Schnitte eine leichte Quetschung in der Möhre eher als wenn sie zu locker eingebettet sind. Ich glaube, dass da sehr viel Erfahrung drin stecken muss, weswegen die Schnitte bei mir auch oft nicht meinen Ansprüchen entsprechen. (Gerade in diesem Beitrag siehst Du ja, dass einige der Schnitte eingerissen sind. Zeigen sollte man sie trotzdem, denke ich, da es hier ja nicht um Schönheitspreise geht.) Bin insgesamt selber noch viel am Experimentieren.

Meist beginne ich mit dickeren (50µm) Schnitten, um zu testen, wie der Schnitt liegt. Falls möglich, gehe ich dann über 40 µm auf 30 µm runter, gel. auch auf 25 µm. Die Wegerich-Schnitte in dem aktuellen Beitrag sind 30 µm dick.

Gefärbt wurde hier nach Etzold mit FCA nach folgendem Protokoll:

https://mikroskopie-bonn.de/_downloads/Arbeitsplan_Etzold_FCA.pdf

Die Arbeitsschritte mit 50 und 30%igem Ethanol erziele ich durch Beigabe von Aqua dest zum 70%igen Bad, in das ich die Schnitte direkt nach dem Schneiden mit einem Pinselchen verbringe, also etwas Pi mal Daumen.

Eingebettet werden die Schnitte dann in Euparal.

Solltest Du weitere Fragen haben, immer gerne.
:)

Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Lieber Jürgen,

ganz herzlichen Dank für Deine freundlichen und unterstützenden Worte!
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Hallo Hans-Jürgen,

herzlichen Dank für Dein Lob. Das motiviert mich zum Weitermachen.
:)
Liebe Grüße
Peter

Siegfried

Hallo Peter,
fachlich kann ich leider nichts beitragen, aber deine Schnitte werden immer besser. Die Färbung spricht mich angenehm an und auch, besonderes die Bilder 3, 5,7, und 8 haben nach meiner Meinung genau die richtige Kontrastierung.
  lg von Siegfried

Peter T.

Hallo Siegfried,

auch Dir herzlichen Dank für Deine schöne Rückmeldung.
Liebe Grüße
Peter

Orkim

Hallo Peter,

ich danke dir für deine ergänzenden Erläuterungen bezüglich Fixierung / Vorbereitung und Durchführung zu der kleinen Studie von Plantago major. Ich hätte da noch so einige Fragen, will aber dieses Posting nicht damit stören. Evtl. melde ich mich mal per PN und frage mal das ein- oder andere, wenn du erlaubst.

Gruß, Peter
"It is a good thing to own a microscope; it is a far better thing to use the microscope"
(H.Scherren - Ponds and Rock Pools)

Peter T.

Hallo Peter,

sofern von allgemeinem Interesse gerne hier, ansonsten aber natürlich auch gerne per PN.

Alternativ könntest Du einen neuen Thread eröffnen, weil zum Thema Botanik und Präparation hier ja noch wesentlich Berufenere als ich schreiben können.

Liebe Grüße
Peter

Peter Reil

Hallo Peter,

wieder mal ein schöner Beitrag von dir!
Und diesmal kenne ich sogar die Pflanze.  ;)

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Peter T.

Hallo Peter,

ganz herzlichen Dank!

... und alles geschnitten mit dem von Dir erworbenen Mikrotom. Bist sozusagen Pate meiner Pflanzenbeiträge. ;)
Liebe Grüße
Peter

Bernhard Lebeda

Hallo Peter

bin auch schwer beeindruckt!

Dass Möhre am Schlitten funktioniert, hätte ich nicht gedacht!

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Peter T.

Hallo Bernhard,

freut mich sehr, dass es Dir gefällt.
Vielen Dank für Deine ermunternden Worte!
:)
Liebe Grüße
Peter