Mikroskopieren mit Kindern der Grundschule

Begonnen von Victoria, März 19, 2010, 14:18:20 NACHMITTAGS

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Victoria

Erstmal ein herzliches Hallo an Alle!

Ich bin Studentin der Uni Dortmund und schreibe zur Zeit meine Bachelorarbeit über das Thema "Mikroskopieren mit Kindern der Grundschule".

Ich bin überzeugt davon, dass man mit Kindern durch aus einfache Präparate herstellen und unter dem Mikroskop anschauen kann. Nun benötige ich Hilfe bei folgenden Fragen:

1. Welches Mikroskop eignet sich für Kinder bzw. für die Schule?
2. Welche Präparate können Kinder selbst herstellen? Oder welche Präparate sind besonders anschaulich? Gibts ne Kombination?

Schonmal vielen Dank im Voraus!!! :)

moniaqua

Das find ich ja mal cool!

Zum geeigneten Mikroskopen können Dir die Herren der Schöpfung sicher besser weiterhelfen als ich :) Robust sollten sie sein, mit wenig Schnickschnack, würde ich mal sagen.

Meine eigenen Kinder finden/fanden eigentlich bisher alles interessant; Wassertropfen (Mulm!) mit all seinen Lebewesen ist natürlich super, aber auch Haare (wenn es die eigenen sind, da sind sie sogar sehr unzimperlich, sich welche auszureißen), Mundschleimhaut (auch bevorzugt die eigene) und was da so rumkreucht und -fleucht.

Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter mir mal als Kind Blut in diversen Variationen gezeigt hat, das geht leider an Schulen aus hygienischen Gründen nicht. Da evtl ein käufliches Dauerpräparat nehmen, wenn das erlaubt ist.

Die Kinder werden schätzungsweise schon selber mit Vorschlägen ankommen, die Kunst der Lehrerin wird dann sein, das ansprechend zu präparieren (blanke Zwiebelschalen z.B. sind eher langweilig, auch wenn sie der Standard schlechthin für Präparationskurse sind. Gefärbt ist da schon besser).

Ich könnte mir auch vorstellen, dass die schön bunten Polbilder gut ankommen. Das ist dann halt schon mehr Aufwand, auch an Mikroskop.
cu,
Monika
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Wenn ich einfach so duze, ist das keinesfalls Zeichen mangelnden Respektes, sondern einfach Gewohnheit, also bitte ned bös nehmen :) s. dazu auch meine Vorstellung

Nomarski

Hallo Victoria,

Zitat2. Welche Präparate können Kinder selbst herstellen?
Neben den bereits genannten fällt mir noch das berühmte Zwiebelhäutchen ein, darüber wurde sogar neulich hier diskutiert.
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5045.0
Das hatten wir in der Grundschule auch schon.
Digitalkameras und Foto-Handys hatten wir damals noch nicht, also mußten wir immer auf einem Blatt Papier abmalen, was wir im Okular gesehen hatten.

Beste Grüße
Bernd

CMB

#3
Hallo,
wie man das mit Grundschülern  machen kann , kann man schon in einem Buch aus dem 19. Jahrhundert nachlesen: Junge: Der Dorfteich als Lebensgemeinschaft

Da gibt es eine längere Passage, wo sich Junge mit den Objekten aber auch den praktischen Problemen der Unterrichtsorganisation auseinandersetzt.

Schöne Objekte sind Bärtierchen, die in praktisch allen Moosen vorkommen, durch schlichtes eintrocknen lassen konserviert werde können und durch hinzugabe von Wasser leicht wiederzubeleben sind. Informationen dazu gibt es im Bärtierchenjournal(online).

Freundliche Grüsse

CMB

Fahrenheit

#4
Liebe Victoria,

für den Einsatz in der Grundschule könntest Du überlegen, bei einfachen Stereomikroskopen zu bleiben. Die sind leicht zu bedienen und der Blick entspricht dem des unbewaffneten Auges, nur vergrößert (räumliches, seitenrichtiges sehen ...).
Es lässt sich alles betrachten, was unter das Stativ passt und der Präparieraufwand ist minimal.

Damit fallen allerdings einige Klassiker der Durchlichtmikroskopie (Zwiebelhäutchen, Schleimhautzellen ...) flach.

Flechten und Moose sind frisch gesammelt sehr interessante Objekte, da sie immer auch Kleinlebewesen enthalten, die für das eine oder andere Ah und Oh sorgen werden.
In Petrischalen lassen sich auch Wasserproben (am besten inklusive Wasserpflanzen, aus dem freien Wasser müsste mit einem Planktonnetz gefischt werden) gut untersuchen und die interessanten Krebstierchen, Hydras und Würmer sind auch mit dem Stemi gut zu sehen.

Herzliche Grüße
Jörg

Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hugo Halfmann

Liebe Victoria,

das wesentliche haben meine Vorredner (-schreiber) ja schon gesagt.
Ich finde deine Idee klasse !!!
Bei Grundschulkindern (ich hab´ selbst eins) sollten die Präparate auf jeden Fall OHNE Rasierklinge herzustellen sein. Und da fallen mir dann die Moose ein.
Einzelne, dünne Moosblättchen können die Kinder besser abzupfen wie wir Erwachsenen, und in einem Tropfen Wasser unterm Deckglas sind diese Blättchen auf jeden Fall interessanter als Zwiebelhaut (weil grün).

Weitere schön anzusehende Viecher wären Wasserflöhe, die fand unsere Kleine "total cool". Vorteil: Die Viecher kannst du als Lebendfutter im Aquaristikbedarf kaufen und die sind ungefährlich.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

moniaqua

Zitat von: Hugo Halfmann in März 19, 2010, 15:37:09 NACHMITTAGS
Bei Grundschulkindern (ich hab´ selbst eins) sollten die Präparate auf jeden Fall OHNE Rasierklinge herzustellen sein
Das möchte ich so nicht zu 100% unterschreiben. Kinder können sehr, sehr viel, wenn sie dürfen und die Rahmenbedingungen stimmen. Wenn bestimmte Regeln eingehalten werden, z.B. einseitige Rasierklingen verwendet werden, die Regeln vorher abgesprochen werden, Kinder nur schneiden, wenn es erlaubt ist etc, traue ich Grundschulkindern gerade in den höheren Klassen auch das Schneiden zu. Es hängt natürlich immer auch von der Klasse ab.
cu,
Monika
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Wenn ich einfach so duze, ist das keinesfalls Zeichen mangelnden Respektes, sondern einfach Gewohnheit, also bitte ned bös nehmen :) s. dazu auch meine Vorstellung

Mila

Hallo Victoria,

schau Dir mal den Mikroskopielehrgang der Kopernikusschule an. Der Kurs richtet sich zwar an Schüler der Klassen 9 und 10, aber einige Versuche (Lackabdücke, Bananenstärke) kann man sicher auch mit jüngeren Kindern machen:

http://www.kopernikusschule.de/WPU-WEB-Mikroskopie/Mikroskopie00.htm


Herzliche Grüße
Mila

liftboy

Ha, erwischt!

Vor dem gleichen Problem stehe ich auch!
Für die Kurzen gibts einwandfrei nur eine Lösung: Stemi, durchaus die preiswerteren Geräte (kann man immer noch als Präpariermikro verwenden).
Nur leider, wenn erstmal der Appetit geweckt ist, kommt Lust auf mehr.
Da wäre wieder das normale Mikro mit Bino erste Wahl.
Das Problem ist einfach die Vergrößerung; das einfache Stemi hört bei 40x auf, da fängt das Bino mit 4er Objektiv an; außerdem ist der Stereoeffekt beim Stemi nicht zu unterschätzen!!
Es wirkt halt alles "lebendiger".
Also, wie man sich dreht und wendet (es sei denn, man hat Knete ohne Ende -aber wer hat das schon).
Irgendjemand muss schließlich das Geld bewilligen; gut wenn man demjenigen schonmal vorab eine Einblick gewährt.
Uner Umständen hilft das.
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Peter Reil

Zitat1. Welches Mikroskop eignet sich für Kinder bzw. für die Schule?
2. Welche Präparate können Kinder selbst herstellen? Oder welche Präparate sind besonders anschaulich? Gibts ne Kombination?

Hallo Studentin Victoria,

zu 1.: Auf jeden Fall Stereomikroskope (Stereolupen) mit einfacher Auflichtbeleuchtung. Eine Vergrößerung von 20-fach ist ausreichend (evtl. auch ein/zwei Geräte mit zusätzlicher 40-facher Vergrößerung). Stabile Geräte sind für 100-200 Euro zu haben.
"Normale" Mikroskope sind wegen des Präparationsaufwandes für Grundschüler nicht geeignet. Die Kopernikusschule hat da tolle Sachen gemacht, aber das ist Klasse 9/10 und somit nicht vergleichbar.

zu 2.: Kinder haben verdammt viel Fantasie und suchen sich selbst Präparate. Man nehme sie nur mal mit auf eine Wiese. Die finden selbst, was sie interessiert. Auch Küche, Klassenzimmer, Pausenhof ,.. geben viel her. Präparieren muss man die Gegenstände dann eigentlich nicht.

Wenn Sie unbedingt präparieren wollen, dann können Sie die Aufgabenstellung so wählen, dass Präparation notwendig wird. Z. B. sind die Gegenstände zu groß zum drunter legen (Baumrinde, zu großer Stein, zu großer Ast, Tapete, Melone...), dann müssen sie passgerecht zugeschnitten werden.
Tierchen interessieren Kinder besonders, laufen aber immer weg. Da könnten x Konstruktionen herhalten (Gläschen, "Karton-Gefängnis", Plastikbeutel, Petrischalen, Kunststoffverpackungen, ...), damit die Tierchen lebend beobachtet werden können. Vielleicht finden Sie ja auch was, was die Tierchen für eine Weile betäubt, damit sie "stillhalten".

Alles eine Frage des "was wollen/sollen die Kinder denn damit machen"?

Freundliche Grüße
Peter Reil

PS: Fertigpräparate würde ich nicht nehmen. Gerade das "Selbstendecken" macht ja den Reiz aus.

Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

Ralf

Hallo Victoria,

meine Frau hat das vor Jahren mal in der Grundschule gemacht. Mein Jüngster war damals im 4. Schuljahr. Unsere Erfahrung war die, dass die Kinder mit einem Durchlichtmikroskop und der zugehörigen Präparation eigentlich überfodert waren. Sehr gut angekommen ist dagegen die Stereolupe, weil die einfach "direkter" ist. Der Bezug zum unvergrößerten Objekt bleibt weitgehend erhalten. Von Rasierklingen in einer Grundschulklasse rate ich dringend ab, ich kenne Erwachsene, denen ich nur ungern so ein Gerät in die Hand geben würde.




Dragan Z.

Hallo Victoria,

ich kann mich der Meinung von Wolfgang nur anschließen. Ich bin inzwischen der Meinung, dass je jünger die Kinder sind, je mehr müssen Sie anfassen. Anders: je Jünger, desto greifbarer muss es sein. Ausserdem: Es macht Riesenunterschied zwischen einem Erstklässler und einem Viertklässler bezüglich des Beweungsdrangs. Ein Viertklässler kann sich schonmal 40 min konzentrieren, ohne gleich Fußball spielen zu müssen. Das kann man von Kindern, die gerade aus dem Kindergarten entsprungen sind, nicht erwarten. In jedem Fall macht tut man sich leichter, mit den Kindern rauszuhegen. Und hierfür gibt es Stereo-Mikroskope, die dann im Freien nutzbar sind. Für meine Kleine hätte ich beinahe so ein Nikon Naturescope gekauft (hab dann doch zu lange gezögert).

Ich halte auch nichts von Fertig-Präparaten, solange die Kinder das nicht selbst präpariert haben (Begreifen). Zum Thema Sicherheit möchte ich noch auf ein ein kleines aufmunterndes Video verweisen.  Wer nun denkt, so etwas gäbe es in Deutschland nicht, der möge einen Waldkindergarten oder einen "Aktiv-Spielplatz" besuchen.

liebe Grüße,

Dragan.
--
Über mich.

derda

#12
Hallo Victoria,

als Präparate für das Stereomikroskop würden mir noch viele andere Dinge einfallen:

1. Lebensmittel => Mehl, Zucker,...

2. Natur => Steine z.Bsp. mit Bewuchs (Flechten, Moose)

3. mechanische Dinge => ein geöffnetes Uhrwerk

4. Textilien

Zur Orientierung kann man die sachbezogenen Unterichtsfächer heranziehen und schauen, ob sich da nicht etwas vertiefen lässt. Ein Mikroskop soll als Arbeitsmittel für die verschiedensten Anwendungsgebiete dienen...

VG

Erik


beamish

Hallo,

auch von mir eine private Erfahrung: meine Kinder sind 9 und 12. Am meisten Spaß macht es ihnen, durch das Stereomikroskop in ein Gefäß zu schauen, in dem sich was bewegt. Ich nehme dazu eine Probe aus unserem Gartentümpel in einer gläsernen Teelichtschale.
Ansichten durch das "große" Mikroskop auf eher statische Präparate finden sie langweilig.

Herzlich,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

moniaqua

Zitat von: Ralf in März 19, 2010, 20:11:11 NACHMITTAGS
Von Rasierklingen in einer Grundschulklasse rate ich dringend ab, ich kenne Erwachsene, denen ich nur ungern so ein Gerät in die Hand geben würde.
Andereseits kenne ich eine Kindergärtnerin, die mit den Kindern kocht. Warm, mit Elektroherd. Vielleicht sind die Erwachsenen, die Du da kennst, als Kind einfach nur gehindert worden, zu lernen, vernünftig mit so etwas umzugehen? ;)

An die Stimmen gegen Dauerpräparate: Ihr habt mein vollstes Verständnis. Auf den Gedanken kam ich, weil ich damals das But unheimlich spannend fand und es eben leider aus hygienischen Gründen ein Ding der Unmöglichkeit ist, so etwas in einer Schule frisch anzuschauen. Abgesehen davon, dass gerade die hübschen Erythrozyten etwas aufwendiger präpariert werden müssen, soweit ich mich erinnere.
cu,
Monika
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Wenn ich einfach so duze, ist das keinesfalls Zeichen mangelnden Respektes, sondern einfach Gewohnheit, also bitte ned bös nehmen :) s. dazu auch meine Vorstellung