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HISTOLOGIE: Hämochromatose

Begonnen von Florian Stellmacher, März 20, 2010, 17:55:12 NACHMITTAGS

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Florian Stellmacher

Liebe Freunde der Histologie,

endlich kann ich jetzt auch zu Hause einigermaßen vorzeigbare Bilder knipsen, da ich seit Vorgestern stolzer Besitzer einer gebrauchten Nikon Coolpix 990 bin. Soeben hatte ich das erste Mal Zeit, die Kamera auszuprobieren; auch wenn ich noch keinen Fernauslöser habe (ist bestellt) und ich sicher noch einiges optimieren muss, bin ich von den Möglichkeiten der Kamera sehr angetan.

Als erste Objekte habe ich mir zwei histologische Schnitte der Leber vorgenommen, die von einem Patienten mit einer primären Hämochromatose stammen. Diese genetisch determinierete, autosomal-rezessiv vererbte Eisenspeicherkrankheit beruht auf einer stark gesteigerten Resorption von Eisen im Dünndarm. Hierdurch steigt der Eisenspiegel des Körpers stark an, und das Eisen wird in Form von Hämosiderin in sehr unterschiedlichem Maße in den einzelnen Organen abgelagert. Vor allem die Leber ist hierbei betroffen, in der das Hämosiderin in den Leberzellen (Hepatozyten) deponiert wird. Die Lebezellen werden hierdurch langfristig geschädigt und z. T. abgeräumt, wodurch es in fortgeschrittenem Stadium zunächst zur Bindegewebsvermehrung (Fibrose) und schließlich zur Leberzirrhose kommt.

Bild 1: Ein Schnitt durch die Leber. Im linken unteren Bildabschnitt ist ein Periportalfeld zu erkennen, in dem man hier einen Pfortaderast sowie einen kleinen runden Gallengang erkennt. Dazu gehört auch eine kleine Arterie, die jedoch außerhalb des Bildausschnitts liegt. Angrenzend die in Bälkchen (bei dreidimensionaler Vorstellung eigentlich in ,,Platten") gelagerten Hepatozyten mit kleinen violetten Kernen. In der Bildmitte erkennt man in den Zellen kleine bräunliche Klumpen, bei denen es sich um Hämosiderin handelt. Am rechten Bildrand zeigen die Leberzellen hypoxische Veränderungen; diese Anteile liegen nahe der Zentralvene und werden im Vergleich zu den periportalwärts gelegenen Leberanteilen schlechter mit Sauerstoff versorgt. Diese – wie die Pathologen sagen – auf der ,,letzten Wiese" grasenden Zellen sterben z.B. bei einem Kreislaufschock als erste ab.


HE, Leitz Ortholux II, Planachromat 16x

Bild 2: Eine Übersicht mit rechts oben, zentral und links unten gelegenen Periportalfeldern und dazwischen gelegenen, kaum erkennbaren Zentralvenen. In der Berlinerblau-Reaktion sind die Hämosideringranula leuchtend blau zu erkennen. Das Eisen erreicht vom Darm kommend über die Pfortader die Leber und bleibt vermehrt in der Nähe der Pfortaderäste, also periportal, liegen, wohingegen in der Nähe der Zentralvenen weniger Eisen abgeladen wird.


Eisenfärbung, Leitz Ortholux II, Planchromat 10x

Bild 3: Wiederum Leber in der Berlinerblau-Reaktion mit rechts und links gelegenen Periportalfeldern und am unteren rechten Rand erkennbarer Zentralvene. Die Verteilung des Hämosiderins ist hier gut erkennbar, um die Zentralvene herum ist deutlich weniger blaues Pigment nachweisbar.


Eisenfärbung, Leitz Ortholux II, Planchromat 10x

Bild 4: Das selbe Präparat in höherer Vergrößerung. Hier sind die blauen Granula in den Hapatozyten besser zu erkennen.


Eisenfärbung, Leitz Ortholux II, Planchromat 16x

Vielleicht ja für den Einen oder Anderen interessant – und ich sehe mal, wie die Bilder der neuen Kamera online aussehen...

Herzliche Grüße,
Florian


Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Mila

Lieber Florian,

von der Erkrankung las ich schon mehrmals, aber ich sah noch nie Gewebefotos. Nun habe ich wieder dazu gelernt, vielen Dank für die Dokumentation mit den aussagekräftigen Fotos

und Glückwunsch zur Kamera, mögest Du uns noch viele Bilder mit ihrer Hilfe zeigen :)

viele Grüße
Mila

A. Büschlen

Hallo Florian,

deine Dokumentation ist wiederum eine Bereicherung. Ich staune immer wieder über die Arbeit von euch Histologen und wie ihr diese Bilder analysiert!-

Wie hast du die Coolpix adaptiert? Und wie kontrollierst du das Bild: auf dem Kameramonitor oder  auf einem externen Bildschirm?

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen (auch ein Nikon Coolpix Fan )
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Florian Stellmacher

Liebe Mila,

danke, danke, danke!


Lieber Arnold,

die Coolpix habe ich mit dem berühmten Leitz-Periplan 10x/SZ18 Brille in den Fotostutzen des Trinokulartubus eingesetzt. Scharfgestellt habe ich über den Kameramonitor, was ich nicht so gut hin bekomme. Auch die Auswahl des richtigen Bildausschnitts bereitet mir noch Schwierigkeiten, da man auf dem Kameramonitor bei Schnittpräparaten die Feinheiten wirklich nicht gut sieht. Die Lösung, einen externen Monitor anzuschließen, ist sicherlich nicht verkehrt (siehe z.B. http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3258.msg20252#msg20252).

Wie hast Du die Kamra adaptiert?

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
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A. Büschlen

Hallo Florian,

ich verwende auch das Leitz Periplan. Für die Bildkontrolle verwende ich einen kleinen Bildschirm der mit der Kamera über ein Videokabel verbunden ist.
Ich stelle die Kamera mit der Fokustaste auf unendlich und arbeite im Modus A. Ich verwende auch das Weissabgleichprogramm und setze dem Messwert manuell.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Holger Adelmann

Lieber Florian

Glückwunsch zu Deinen ersten Aufnahmen zuhause, die sind doch schon sehr schön geworden !
Hast Du mal den Kontrast der Bilder mittels Histogramm überprüft, da liesse sich sicher in der Nachbearbeitung noch was optimieren.
Um Dein tolles schwarzes Orthoplan beneide ich Dich allerdings  ;D welchen Bildausschnitt bekommst Du denn mit der Coolpix und dem Periplan ?
Es ist ja immer wieder die Frage zwischen
- soll ich möglichst viel vom sichtbaren Objektfeld fotografieren oder
- bekomme ich bei einem kleineren Ausschnitt nicht evt. doch ein besseres Verhältnis zwischen der Auflösung des Mikroskopes und der Anzahl der Pixel pro Fläche

Herzliche Grüsse
Holger

Florian Stellmacher

Lieber Holger,

Ortholux nicht Orthoplan - schwarze Orthopläne sind wirklich sehr sehr selten, ich habe zwei weiße und ein graues aber kein schwarzes  ;).

Tja, das mit dem Bildausschnitt muss ich noch mal genau abmessen; ich habe den Kamera-Zoom soweit ausgefahren, dass ich keine Vignettierung im Sucher erkenne. Inwieweit dieser Bildausschnitt mit dem Gesichtsfeld der Okulare übereinstimmt, muss ich erst noch herausfinden.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
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Holger Adelmann

Sorry Florian, ich meinte doch Ortholux - das tolle runde schwarze ...

Hast Du hierzu denn eine Heine Phasenkontrast Einrichtung ? Wenn nicht, kann ich Dir diese sehr ans Herz legen. Es ist ja nicht allgemein bekannt dass der Heine Kondensor mit seiner Immersionskappe laut Leitz-Originalbeschreibung eine Beleuchtungsapertur bis 1.40 ermöglicht ! Es wird ja oft diskutiert, dass der Phasenkontrast dem DIC unterlegen ist da die mittels der üblichen Ringblenden erzielbaren Beleuchtungsaperturen deutlich unter denen liegen die im Hellfeld oder DIC erzielt werden. Das ist mit dem Heine Kondensor anders. Ausserdem sind die hierfür konstruierten alten Pv Apo toll in der Leistung, wenn auch nicht geebnet. Es gibt hierzu auch im Web einen schönen Artikel, ich glaube bei Miscape.

Herzliche Grüsse
Holger


Florian Stellmacher

Lieber Holger,

zwar habe ich einen Heine-Kondensor, dem fehlt aber 1. die Frontlinse und 2. die Schlittenfühung, um ihn in den Kondensorträger des Ortholux einzusetzen. Der muss also ursprünglich wohl in irgend einem anderen Leitz-Mikroskop mit abweichender Kondensorhalterung verbaut gewesen sein. Nun gut - er war ein Geschenk und macht sich jetzt hübsch im Regal.




Für die Orthopläne habe ich zwei Phasenkontrasteinrichtungen nach Zernike, ebenso für ein Zeiss-Phomi und auch ein LOMO Biolam. Im Prinzip ähneln sich alle, wobei ich sehr gerne auch eine DIC-Einrichtung hätte; da habe ich leider einen Schieber für den alten Zeiss-DIC und einen Kondensor für den neuen Zeiss-DIC, was nicht funktioniert. Nun warte ich, bis mir das eine oder das andere Teil über den Weg läuft...

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
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Mikro22


CaDi

Klasse Florian, danke für die Bilder und die sehr ausführliche Beschreibung!
Ich finde besonders das 4. Bild sehr schön, ein klasse Leberpräparat.

Viele Grüße,
Carsten

Ronald Schulte

Florian,

An meinen Kunststoff Schnitte ist die Berlin-Blau Reaktion auch möglich. Ich habe die Stoffe zwar noch nicht aber bin neugierig was durch die Reaktion zu sehen ist.
In dein schönes Bild 4 schreibst du: 'Eisenfarbung'!
Bitte erkläre mal was näheres über die Reaktion?

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Florian Stellmacher

#12
Lieber Ronald,

die "Eisenfärbung" meint die Berlinerblau-Reaktion, kontrastiert mit Kernechtrot.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Ronald Schulte

Florian,

Danke! Könnte ich da z.B. Eisen nachweisen in Makrophagen die Erythrozyten phagozytieren? Wo anders wird es noch eingesetzt?

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

purkinje

@Florian Stellmacher: uiui da fällt mir nur noch meine aus Ungarn stammende Histologieprüferin ein, die zu sagen pflegte: Büberle, schau genou hiiin, der(!) Leber ist wie eine große Staaadt, von oben sieht olles gleeeich auus, aber unteen ist dooch olles anders! ;-)
Wirklich schön.. ich bastele noch an ner Kameralösung, bisweilen gibts nur (alte) moticam-Bilder.

@Roland Schulte: nachdem ich mich viel mit der Untersuchung von Liquor cerebrospinalis (landläufig "Nervenwasser" genannt) befasse und dort öfters mal die Frage des Nachweises von frischeren Sickerblutungen im Hirne bei z.B. stärkeren neuartigen Kopfschmerzen auftritt, welche dann ja auch von Makrophagen abgeräumt wird, will ich anmerken, dass das Zeitfenster in dem die "verdauten" Erythrozyten als zweiwertige Eisenionen vorliegen eng ist.
Will sagen nur etwa 8-24 Stunden nach der Phagozytose von eisenhaltigem Eiweiß (wie etwa Erys) sind die Makrophagen Berliner Blau +, danach sieht man nur noch gelbliche und schließlich schwarze Ablagerungen in den Makrophagen (Hämosiderin) und die Reaktion ist wieder -.
Die "Liquorologen" messen deshalb nur noch Ferritin und färben die Liquorzellen gar nicht mehr auf Berliner Blau (unsicher, aufwendig, dauert länger).
LG an Alle