Hauptmenü

Dünnschliffrätsel

Begonnen von Holger, März 02, 2010, 17:54:16 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

beamish

Hallo Holger,

wäre Seifhennersdorf ein gültiges Stichwort?

Grüße,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

TPL

Zitat von: beamish in März 05, 2010, 20:08:28 NACHMITTAGSwäre Seifhennersdorf ein gültiges Stichwort?

Hallo Martin,
ist das ein Wessi-Witz? Holger schrieb doch:
Zitatwurde im Steinbruchbetrieb abgebaut, und zwar innerhalb des Territoriums der alten Bundesrepublik Deutschland
::)

Schönen Gruß, Thomas

beamish

Oh Gott! Ich habe "alten" übersehen...
Ich denk halt schon so gesammtdeutsch! (obwohl ich gar keiner bin)

Herzlich,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

beamish

Dann sag ich jetzt halt "Habichtswald"! Der liegt im Westen und hat das gleiche... ;-)
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Holger

Hallo Rätselrater,

Wetzsteine für Sicheln und Sensen ist richtig 8); da diese Werkzeuge in der industrialisierten Landwirtschaft ausgedient haben, brauchte man auch konsequenterweise keine Wetzsteine mehr. Die Abbauregion lag in den Ammergauer Alpen (bei Unterammergau bzw. Schongau). Der Stein, der diesen Dünnschliff geliefert hat, wurde allerdings (als Gletscher-bzw. Flußgeschiebe) am Ufer der Isar aufgelesen.

Gruß,
Holger

wimeisrhi

Hallo zusammen,
zu schönen Bildern eine interessante Erklärung.
An Thomas noch eine Frage: Ist dieser Vorgang des Auflösens des Silkats der Radiolarie vergleichbar mit der Bildung von Pseudomorphosen, wie sie in der Geologie bekannt sind? Ich bin kein Geologe, nur ein einfacher Chemiker, habe aber lange in Oberfranken gewohnt, wo aus der Specksteingrube Göpfersgrün Specksteinpseudomorphosen von Quarz bekannt sind.
Viele Grüße ais Kärnten
Wilhelm Meister

Klaus Herrmann

Hallo Holger,

ein wirklich schönes Rätsel mit "Tiefe" - zu der auch noch entscheidend die Erklärung von Thomas beigetragen hat vielen Dank.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass man beim Anfertigen eines Dünnschliffs aus so einem "Radiolarit" auf jeden Fall viele Radiolarien treffen wird, oder ist das eher ein seltener Zufall?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

TPL

#22
Hallo Holger,
danke für Dein schönes Rätsel, das mir die Gelegenheit gegeben hat, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, mit dem ich mich selbst am liebsten beschäftige: die Ablagerungsgesteine (synonym: Sedimentgesteine, Sedimentite). Faszinierend, dass man sich bei diesem Gestein offensichtlich die innige, natürliche Einbettung der kleinen, abrasiven Chalzedon/Quarz-Körnchen in einer weichen Karbonatmatrix zunutze gemacht hat.

@ Wilhelm: ohne mich auf nomenklatorische Feinheiten einlassen zu wollen (mal was ganz Neues bei mir ;D), würde ich sagen, dass dies sogar ein gutes Beispiel eines pseudomorphen Ersatzes im Bereich der Sedimente ist. Der Chalzedon/Quarz ersetzt den Opal-A der Radiolarie. Wie angedeutet ist das hier keine isovolumetrische Umwandlung "vor Ort" (also ohne signifikante Stoffflüsse in den Hohlraum), sondern es muss, um das Volumen der Radiolarie komplett zu füllen, kieseliges Material in diesen Hohlraum eingewandert sein. Woher dies kam? Vielleicht wurden andere, kleinere oder filigranere Kieselschalen-Organismen (z.B. Diatomeen) gelöst...

À propos "einfacher Chemiker": die gehören hier im Forum (speziell bei diesem Thema!) zu den aktivsten und kundigsten Dünnschliff-Petrografen. Chapeau!

Ein sonniges Wochenende, Thomas

Nachtrag: speziell für Dich, Klaus, wird's jetzt doch nochmal nomenklatorisch - aber nur, weil ich weiß, dass Du das so liebst ;). Ich kenne von diesem Gestein zwar weiter nichts als den von Holger gezeigten Ausschnitt, aber danach würde ich sagen: eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Oder anders: Das scheint ein Kalkstein zu sein, der als wichtige, aber volumetrisch eher untergeordnete Komponente Radiolarien enthält - also ein Radiolarien-Kalkstein, oder ein Kieselkalk, oder... Ein Radiolarit wäre es erst bei mehr als 50% Radiolarien (oder aus diesen abgeleitetes Kieseliges Material).

Klaus Herrmann

Hallo Thomas,

Du hast mein eigentliches Innerstes erfasst!

ZitatEin Radiolarit wäre es erst bei mehr als 50% Radiolarien (oder aus diesen abgeleitetes Kieseliges Material).

Wenn ich das richtig verstehe müsste man zur Klärung einfach ein paar 100Tausend Erbsen respektive Radiolarien zählen? ;)

Schönen Sonntach

Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

TPL

Zitat von: Klaus Herrmann in März 06, 2010, 15:08:05 NACHMITTAGSWenn ich das richtig verstehe müsste man zur Klärung einfach ein paar 100Tausend Erbsen respektive Radiolarien zählen? ;)

Hallo Klaus,
genau das ist der Grund, warum Geologen solche Stubenhocker sind :P. Die sitzen über ihren teuren Pol-Axioskopen und zählen Radiolarien. Und zählen, und zählen...

Aber im ernst: wenn man es genau wissen will, dann müsste man die relativen Volumina bestimmen. Das kann man im Prinzip durch Auszählen im mikroskopischen Bild lösen und dabei auch mit wesentlich niedrigeren Messpunkt-Zahlen (300-1000 sind ein häufig benutzter Werte) auskommen. Allerdings muss man sich - speziell bei Sedimentgesteinen - immer fragen, wie repräsentativ die Probe ist, denn da kann man nicht darauf spekulieren, dass die im mikroskopischen Bild beobachteten Partikel/Minerale miteinander in irgendeinem Gleichgewicht stehen (wie bei den magmatischen und metamorphen Gesteinen).

Erschwerend kommt noch dazu, dass die Konzentration solcher Partikel im allgemeinen nicht homogen ist - auch nicht auf geringe Distanzen. Aus diesem Grund ist es oft zweckmäßiger, die Volumenanteile anhand von schematischen Abbildungen abzuschätzen (natürlich auf der Basis gemessener Werte!) und diese Schätzungen an möglichst vielen Proben zu wiederholen. Damit bekommt man einen - nicht ganz so scharfen - aber oftmals realistischeren Eindruck der Zusammensetzung und ihrer natürlichen Variation.

Schönen Gruß aus der verschneiten Südheide, Thomas

wimeisrhi

Hallo Thomas,
vielen Dank für die Erläuterungen. Ich kannte das Phänomen bisher nicht.
Das mit dem Chemiker war natürlich mit Augenzwinkern gemeint.
Viele Grüße aus dem heute wirklich sonnigen Kärnten
Wilhelm

Holger

Zitat von: Klaus Herrmann in März 06, 2010, 13:54:00 NACHMITTAGS
Gehe ich richtig in der Annahme, dass man beim Anfertigen eines Dünnschliffs aus so einem "Radiolarit" auf jeden Fall viele Radiolarien treffen wird, oder ist das eher ein seltener Zufall?

Hallo Klaus,

entschuldige meine reichlich verspätete Antwort, aber ich war gerade zwei Wochen an der schönen (wenn auch kalten) Nooordseeeeküsteee... und damit wieder mal weit entfernt von so profanen Dingen wie Internetzugang ;D ;D ;D

Bei diesem Gestein liegen die Radiolarien häufig dicht an dicht, so dass ein Schliff Hunderte von Querschnitten zeigt; allerdings sind diese nicht immer günstig getroffen oder auch nur so gut erhalten wie die gezeigten Exemplare. Generell schwankt auch der Erhaltungszustand: Mal findet man die Radiolarien vollständig mit Carbonaten ausgefült (und dann meist nicht mehr so schön erhalten); mal teilweise verkieselt, teilweise carbonatisiert; und manchmal vollständig von Kieselsäure erfüllt. Wer selbst nach solchen Gesteinen sucht, wird also nicht darum herumkommen, von einem "höffigen" Gestein einen Probeschliff zu machen.

Gruß,
Holger