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Optikreinigung

Begonnen von Ralf Feller, März 21, 2010, 03:02:52 VORMITTAG

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Ralf Feller

Liebe Kollegen,
wie jeder Mikroskopiker habe auch ich oft Probleme mit Staub auf meinen Optiken, besonders Okulare außen und innen. In der letzten Woche fand ich bei ALDI "opti wisch Anti Staubtücher". Die sind sehr weich und entfernen Staub durch elektrostatische Aufladung. In der Praxis funktioniert das an meinen Mikroskopen fast schon perfekt, ist viel einfacher und schneller als mit Augenwatte und Benzin. Nun habe ich gehört, dass Mikrofasertücher Oberflächenvergütungen beschädigen können. Hat Jemand Erfahrungen mit diesen Tüchern, die eigentlich eher wie Zewa und nicht wie Mikrofaser aussehen?

Gruß Ralf

Werner Jülich

Unsere Techniker nehmen zur Staubbeseitigung einen Blasebalg. Hält man das hintere Luftloch zu, dann hat man einen wirksamen Staubsauger. Augenwatte und Waschbenzin nur gegen Verschmierung, aber wenn Niemand zuschaut können Sie auch Waschbenzin auf einen Baby-Wattestab tun und die unvermeidlichen 2 Flusen anschliessend mit dem Blasebalg entfernen. Das funktioniert garantiert genauso gut, geht viel schneller, verstößt allerdings gegen die reine Lehre.
Staubwischen bedeutet immer Mikroskratzer und damit irgendwann sichtbaren Kontrastverlust.
Werner Jülich

Klaus Henkel

Zitat von: Ralf Feller in März 21, 2010, 03:02:52 VORMITTAG
Liebe Kollegen,
wie jeder Mikroskopiker habe auch ich oft Probleme mit Staub auf meinen Optiken, besonders Okulare außen und innen. In der letzten Woche fand ich bei ALDI "opti wisch Anti Staubtücher". Die sind sehr weich und entfernen Staub durch elektrostatische Aufladung. In der Praxis funktioniert das an meinen Mikroskopen fast schon perfekt, ist viel einfacher und schneller als mit Augenwatte und Benzin. Nun habe ich gehört, dass Mikrofasertücher Oberflächenvergütungen beschädigen können. Hat Jemand Erfahrungen mit diesen Tüchern, die eigentlich eher wie Zewa und nicht wie Mikrofaser aussehen?
Gruß Ralf

Auf jeden Fall Mikrofasertücher meiden. Die winzigen, kurzen Fasern sind sehr hart, machen allerfeinste Kratzer auf Möbeloberfächen, die man mit bloßem Auge nicht sieht, in denen sich dann aber Feinststaub absetzt, der kaum mehr herauszubekommen ist.
Auch Fotoobjektive werden in der Regel nach Jahren der Behandlung mit Mikrofasern "blind". Bei Brillengläsern sorgt unser Gehirn dafür, daß es die Objekte so scharf interpretiert, wie sie nach seiner Erfahrung sein sollten.

Mikroobjektiven, die man weder reparieren noch nachkaufen kann, würde ich das aber nicht zumuten.

KH

Dr. Jekyll

Hallo Mikroskopiefreunde,

darf ich mit Wundbenzin auch das Innere der Objektive reinigen, da hier die Beschichtung ja empfindlicher ist?

Gruß
        Harald
Beste Grüße
Harald

Werner Jülich

Nach unserer Erfahrung sollte man immer mit dem nötigen Respekt an optische Flächen herangehen, man kann es aber mit der Ehrfurcht auch übertreiben. Sie schreiben nicht, um welche Innenflächen es sich handelt. Das Problem ist ja nicht so sehr die Empfindlichkeit, sondern die Zugänglichkeit, schließlich will man nicht Fungizide, Fett oder halbgelöste Schwärzung beim "Reinigen" auf der Optik verteilen. Wirklich vorsichtig müssen Sie nur bei verspiegelten oder teilverspiegelten Flächen sein, da würde ich prüfen, ob Ausbauen und Spülen nicht die schonendere Methode ist.
Nur zur Sicherheit.
Dies ist keine Aufforderung die eigenen Grenzen zu überschreiten, da ist jeder Leser für sein Tun und eventuelle Schäden selber verantwortlich.

Werner Jülich


Eckhard F. H.

Zitatda würde ich prüfen, ob Ausbauen und Spülen nicht die schonendere Methode ist.

Wohl, wohl, Herr Jülich. Groben Schmutz entfernt die Spülung leicht und schonend. So eine erfährt meine Brille nach Aufenthalt im Hobbykeller. Aber ein Schleier verbleibt und es muß nachgeputzt werden. Bisher fand sich kein Spülmittel, das eine völlig saubere Glasfläche hinterließ.
Gruß - E. Nowack

Werner Jülich

Hier kann man keine pauschale Anwort geben. Jeder mechanische Reinigungsvorgang wird/kann zu feinen Oberflächenschäden führen. Es kommt auf den Einzelfall an, ob man diese kleinen Schäden in Kauf nimmt oder nicht.
Es klingt trivial, aber viele Reinigungsvorgänge lassen sich bei sachgerechtem Umgang mit dem Mikroskop vermeiden bzw. minimieren.
Mit Nachdruck und zur Abschreckung, etwa 3-5% aller von unseren Technikern überprüften Mikroskope haben irreparable Optikschäden, die die optische Leistung beeinflussen. Die Entscheidung, ob ersetzen oder nicht, liegt dann beim Kunden.

Werner Jülich

Siggi O.

Wie sieht es den mit der Ultraschallreinigung (für Optik ohne Kleber oder Kitt) aus?

Viele Grüße
Siggi
Gerne per Du!
Vorstellung: Hier klicken!

Werner Jülich

Unsere Erfahrungen mit Ultraschall sind gemischt. Ich möchte dazu keine Empfehlung aussprechen, denn nicht jede Beschichtung ist wirklich so fest, wie man glaubt.

Werner Jülich

reblaus

Hallo -

hier einige Erfahrungen mit Opti-Wisch: In der Packung sind zwei Tücher, ein gröberes "Universal" und eine feines "Speigeltuch".

Ersteres nehme ich um Imm.-Öl, nach Vorwischen mit L.papier, vollständig von fest eingedeckten Präparaten zu entfernen. Die Fasern sind so aggressiv, dass sie den feinen Ölschleier bestens wegnehmen - allerdings mühelos auch Tuschbeschriftungen etc.!
Das Poliertuch habe ich einige Male für Optik verwendet, insbesonders für Fingerabdrücke und ähnliches. Obwohl der Erfolg wirklich verblüffend war und in der Summe vor allem mit weniger Reiben verbunden, bin ich trotz anfänglicher Begeisterung vorsichtig geworden, weil ich um Vergütungen fürchte.
Weiß jemand, wie hart Polyester in Vergleich zu Zellulosefasern tatsächlich ist?

Die Diskussion hat mich angeregt, die Sache mal vergrößert zu betrachten: Universaltuch, Spiegeltuch und das mythische, oft gewaschene Leinenläppchen (eigentlich feines Baumwolltaschentuch).
Zusätzlich werde ich mal mit meiner Linsensammlung aus kaputten Fotoobjektiven ein paar brutale Dauer-Reibexperimente durchführen und davon berichten.







Freundliche Grüße

Rolf

Werner Jülich

Ob "brutale Dauerexperimente" die Realität abbilden müssen sie selber entscheiden. Ich vermute, dass eine unübliche Dauerbelastung nicht die normale Reinigung über einen langen Zeitraum komprimiert, sondern dass es andere, vielleicht thermische Effekte gibt.
Aussagekräftiger finde ich die Untersuchung benutzter Okulare kombiniert mit der Frage, wie man diese typischerweise reinigen würde.
Sie können jedenfalls davon ausgehen, dass gebrauchte Optik zerkratzte Optik ist und dass man Staub wegblasen und nicht wegwischen sollte und, egal mit welchem Material. möglichst wenig auf den Flächen herumhantieren sollte.
Werner Jülich

Ralf Feller

Liebe Kollegen,
vielen Dank für die Diskussion und die Infos.

@Rolf, ja, man sollte als Mikroskopiker auch mal das
Mikroskop benutzen.
Hier eine Aufnahme von meinem opti wisch Antistaubtuch
(24ger Packung von Aldi). Damit ist die Nutzung fürs
Mikroskop wohl vom Tisch.


Die zweite Aufnahme zeigt ein Mikrofasertuch, das ich
schon oft von Mikrovid als Beilage bekommen habe.
Die Oberfläche ist deutlich feiner.


Auch BW-Optik bietet Mikrofasertücher für Mikroskope an???

Was ist von der Reinigung der Ölimmersionen mit Zewa
oder Tempo mit Benzin getränkt zu halten? Ich habe nicht
so viele Leinentücher.

Lieber Herr Jülich,
Okulare verstauben doch ständig, und das sieh man besonders
bei abgeblendetem Kondensor sehr deutlich. Im Labor putzen
wir oft einfach mit dem Kittelärmel drüber. Man kann doch nicht
ständig Augenwatte auspacken und auf Bambusstäbchen rollen.

Gruß Ralf

reblaus

Lieber Herr Jülich -

selbstverständlich stimme ich Ihnen in allem voll zu!

Tatsache ist aber auch, dass das Öl gelegentlich von den I-Objektiven muss und da stellt sich halt die Frage, ob das berühmte Reinbenzin (oder was immer die Optikfirma empfiehlt) mit Leinenläppchen oder Mikrofaserläppchen besser ist oder ob vielleicht sogar die trockenen Mikrofaser schonender ist - zumal diese Objektive glaube ich nicht vergütet sind und das Lösungsmittel gelegentlich auch Objektive umbringt.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Blaich

Werner Jülich

Hallo Herr Feller,
ich halte Ihre Vorgehensweise für weit verbreitet und unter Kostengesichtspunkten auch für OK. Sie müssen dann halt ab und zu die Okulare austauschen oder mit den Folgen Ihrer Reinigung (= Aufrauhen der Oberfläche = besserer Schmutzhaftung) leben. Ich bin auch ein großer Gegner dieser Augenwatte-Zeremonie, aber das habe ich am Anfang ja schon beschrieben.

Hallo Herr Blaich,
Immersionsöl völlig abwischen wird wohl nur mit Lösemittel gehen, wenn Sie das trocken versuchen, wird es wohl sehr mühsam, besonders dann, wenn man auch die Ränder säubern möchte.
Ich weiß, dass in den vielen Laboren die Immersionsobjektive nur ganz selten gründlich gesäubert werden, weil der Arbeitszustand ölbenetzt ist und die Mikroskope ständig im Einsatz sind.
Sollte ein Trockenobjektiv versehendlich ins Öl geschwenkt worden sein, da würde ich der Schnelligkeit Priorität geben und ohne Bedenken auch ein sauberes Tempotuch mit Waschbenzin benutzen, immer in dem Bewußtsein, dass die Trockenobjektive nicht dicht sind.
Das berühmte, 135mal biologisch unbedenklich gewaschene Leinentuch wird genauso zum Staubfänger wie alle anderen Gewebe und letztlich ist es egal, in welchem Material harte Partikel eingebettet über die Flächen gekratzt werden.
Werner Jülich


Nomarski

Hallo,

da gerade dieses berühmte Thema angeschnitten wurde, folgende Frage:
Es gibt Fälle, bei denen Immersionsöl in das Innere von Objektiven, teilweise sogar Immersionsobjektive!, eingedrungen ist, die normalerweise dicht sein sollten.
Oder sind die gar nicht so dicht, wie man glaubt? Reicht der dünne Spalt zwischen Fassungsröhre und Linsenfassung aus, daß Immersionsöl, ggf. verdünnt mit Wundbenzin, in die Innenräume gelangen kann?
Oder wandert das Öl die Frontlinsenverkittung?

Gruß
Nomarski