Die Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha' als Heilpflanze *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 16, 2025, 09:23:27 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Heute ist die Pfefferminze in Europa (bis Südschweden) und Nordamerika weit verbreitet, außerdem in Chile, Argentinien, Brasilien, Nordafrika, der Levante, Nordost- und Südwestafrika sowie in Australien.

Die Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita ist ein Tripelbastard (Dreifachbastard) Kreuzung zwischen Mentha aquatica (Wasserminze) x Mentha spicata  (Türkische Minze) x Mentha spicata L. emend. Letztere ist selbst ein Bastard aus Mentha longifolia (Rossminze) und Mentha rotundifolia (Rundblättrige Minze).

Mentha spicata L. emend ist der wissenschaftliche Name für verschiedene Minzarten, die umgangssprachlich als Grüne Minze oder Spearmint bekannt sind. Der Zusatz "L. emend." (abgekürzt für Linnaeus emendatus) bedeutet, dass die Pflanze ursprünglich von Carl von Linné beschrieben und die Beschreibung von späteren Botanikern "emendiert" (verbessert, ergänzt) wurde, um die Art präziser abzugrenzen.
Eine Laune der Natur ist sie, zufällig entstanden und zufällig entdeckt.

1696 bemerkte der englische Biologe John Ray (9. Nov. 1827 – 17. Jan. 1705) dass in seinem Garten eine Minze wuchs, die stärker Menthol haltig war als die übrigen Minzen.
Er nannte sie aufgrund ihres schon beinahe scharfen Geschmacks Pfefferminze.

Die Pfefferminze (Mentha × piperita) wurde vom Studienkreis
«Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» zur
Arzneipflanze des Jahres 2004 erklärt.

Bild 01 Habitus, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Foto: H.-J_Koch

'Multimentha' ist eine Züchtung aus der ehemaligen DDR die sich mit ihren unempfindlichen, hellgrünen, spitzen Blättern ausgesprochen für Duftpfade eignet. Sehr robuste und wenig frostempfindliche Minze mit einem köstlichen, kraftvollen Teearoma.

Unter optimalen Bedingungen wächst die reich belaubte Staude Mentha x piperita 'Multimentha' ausläuferbildend und erreicht Größen von bis zu 1 Meter, sowie Breiten von etwa 40 cm.

Pfefferminze ist eine aromatische, mehrjährige Kräuterpflanze mit aufrechten, kurzen, aufrechten Stängeln, gegenständigen Blättern, charakteristischem Minzgeruch und pink-violetten bis weiße Blütenstände.
Die Pfeffer-Minze 'Multimentha' ist als Heilpflanze bekannt.
Beruhigende Wirkung bei Magenbeschwerden, krampflösend, appetitanregend (in manchen Traditionen), kühlend und erfrischend bei Hautreizungen.

Typische Anwendungen: Tee aus frischen oder trockenen Blättern gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Übelkeit; äußerliche Anwendung als Aufguss oder Dampfinhalation bei Erkältungen, Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen.
Zum Würzen kann man frische Blätter zu Lamm, Hammel, Geflügel, Leber oder Gemüse geben. Oder zum Aromatisieren von Fruchtcocktails und Getränken verwenden.

Ein Klassiker ist der Salat Tabouleh.
Tabouleh ist ein traditioneller orientalischer Kräutersalat aus der levantinischen Küche.

Bild 02 Blätter, Die Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Foto: H.-J_Koch
Die eiförmigen, gezähnten Blätter der Garten-Pfeffer-Minze 'Multimentha' sind herrlich, erfrischend im Geschmack. Ihre Farbe ist ein interessantes Mittelgrün.

Bild 03 Blätter, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Ohne Autorenangabe über Wikipedia.
Die aromatischen Blättchen sind dunkelrot geadert und am Rand fein gezähnt.

Bild 04 Blütenstände, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Verfasser:    Sten Porse

Die Thüringer Pfeffer-Minze blüht ab Mai in etwas gedrungen, wirkenden, pink-violetten bis weiße Scheinähren.

Bild 05 Der vierkantige Stängel ist oft dunkelrot., Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Quelle: Von Simon Eugster --Simon 13:37, 2 July 2006 (UTC) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=913969

Bild 06 Illustration, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita

Pfefferminze. Mentha piperita  A blühender Stengel in natürl. Grösse. 1 Knospe, vergrössert; 2 u. 3 Blüthe, desgl.; 4 dieselbe zerschnitten, desgl.; 5 Kelch aufgeschnitten, desgl.; 6 Staubgefäß, desgl.; 7 Pollen, desgl.; 8 Stempel, desgl.; 9 oberer Theil des Griffels mit Narben, desgl.; 10 Fruchtknoten im Querschnitt, desgl.

Quelle: Von Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=255374
Dieses Werk ist gemeinfrei.

Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
Familie: Lippenblütler Lamiaceae
Unterfamilie: Nepetoideae
Tribus: Mentheae
Untertribus: Menthinae
Gattung: Minzen Mentha
Art: Pfefferminze
Trivialnamen: Scharfe Minze, Garten-Pfeffer- Minze, Wüchsige Pfefferminze
Wissenschaftlicher Name: Mentha x piperita 'Multimentha'
Sorte/Sortenname: 'Multimentha'
Englische Bezeichnung: Pepper mint Mentha x piperita
Wissenschaftlicher Name: Mentha × piperita

Die Spezies Mentha × piperita gehört zur Gattung
der Minzen, die 25 Arten (Spezies) umfasst.
Der Gattungsname Mentha ist eine Entlehnung vom griechischen ,,Minthe".
Obwohl im Mittelalter oft statt der Pfefferminze auch die Krauseminze kultiviert und genutzt wurde, konnte aus Funden in altägyptischen Gräbern gesichert werden, dass unsere Pfefferminze bereits um 1200 – 600 v Chr. bekannt war.

Die Heilwirkungen dieser Essenzen beruhen hauptsächlich auf Menthol und seinen Verbindungen Methon und Terpenen.
Der Typus dieser Essenzen ist sowohl flüssig als auch in kristallisiertem Zustand.
Menthol findet, abgesehen von der Medizin, auch in der Herstellung von Likör, Parfüms, Karamellen, Hustenbonbons, Mundwasser und Süßigkeiten Verwendung.

Inhaltsstoffe der Pfefferminze Mentha × piperita:

Menthol: Hauptwirkstoff mit kühlendem Effekt; moderiert Viskosität der Schleimhäute und hat krampflösende Eigenschaften.
Monoterpene mit aromatischem Geruch.

Linalool: weitere Aromastoffe mit verschiedenartigen Düften und leichten pharmakologischen Effekten.

Flavonoide: u. a. Eriocitrin , Hesperidin -ähnliche Verbindungen; tragen zu antioxidativen Eigenschaften bei.

Eriocitrin ist ein hochwirksames Zitrus-Flavonoid, das in Zitronen vorkommt und entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzt.

Hesperidin ist ein Bioflavonoid, das natürlicherweise in der weißen Schale von Zitrusfrüchten vorkommt und für seine antioxidativen, entzündungshemmenden und gefäßschützenden Eigenschaften bekannt ist.

Gerbstoffe: Tannine in geringen Mengen.
Ätherisches Öl: reich an Menthol (typisch 50 – 85% im Öl, je nach Sorte).
Cadinene- und Pulegone-Anteile: können je nach Sorte variieren; Pulegone ist in höheren Dosen relevanter toxikologischer Gesichtspunkt.
Hinweis: Gehalt variiert stark je nach Sorte, Anbau, Erntezeit und Extraktionsmethode.
Die Qualität des Ausgangsmaterials kann recht unterschiedlich sein, da nach der ersten Ernte im Juni und Juli noch 2. und 3. Ernten (meist maschinell) zugelassen sind.

Verwendete Pflanzenteile:
Blätter (Menthae piperitae folium)
Homöopathische Zubereitungen werden noch gelegentlich bei Bronchitis gegeben, haben aber nur geringe Bedeutung in der Homöopathie.

Teil 1
Spross, Querschnitt
35 Mikrometer

Der viereckige Stängel ist schwierig zu schneiden, die Zellen sind butterweich.
Bild 07 Schnittstellen, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Foto: H.-J_Koch


Bild 08 Spross in Styrodur eingespannt.

Foto: H.-J_Koch

Bild 09 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 11 Drüsenschuppe, ungefärbter Schnitt, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Mit einer Lupe erkennt man die Drüsenschuppen als gelbliche Punkte, welche das ätherische Öl absondern. Etliche Drüsen, befinden sich auf der Blattunterseite der Minze.
Die Öldrüsenzellen bzw. glandulären Trichome entwickeln sich aus epidermalen Zellen und entwickeln eine drüsenartige Sekretionsstruktur.

Bild 12 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 13 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'



Bild 14 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 15 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 16 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.15 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
Tipp:
Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000

Bild 17 Übersicht, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Das Kantenparenchym gibt hier dem Stängel die Stabilität.

Bild 18 Detailaufnahme, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 19 Detailaufnahme mit Beschriftung, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

KP = Kantenparenchym, XY = Xylem, MP = Markparenchym, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem


Bild 20 Detailaufnahme, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 21 Detailaufnahme, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 22 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 23 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 24 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Teil 2
Blattstiel, Querschnitt
30 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 25 Übersicht, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 26 Trichome, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 27 Detailaufnahme, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 28 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 29 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Bild 30 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Thüringer Pfeffer-Minze Mentha x piperita 'Multimentha'


Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Hans Joachim Conert ,,Flora in Farben", 1965
Dieter Ennet ,, Lexikon der Heilpflanzen" , ISBN: 3-933203-96-1
Walter Eschrich ,,Pulver – Atlas der Drogen", ISBN: 3-7692-2505-8
E. Löbenberg ,,Drogenkunde", 3-7741-0125-6
Bettina Rahfekd ,,Mikroskopischer Farbatlas der pflanzlichen Drogen", ISBN: 978-3-8274-1951-4
Hans Jürgen Pfänder ,,Farbatlas der Drogenkunde", ISBN: 3-437-00627-4
Schönfelder ,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-1292-6
Schmeil ,,Leitfaden der Pflanzenkunde", 1952
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1966
,,Welche essbare Wildpflanze ist das?", ISBN: 978-3-440-16445-7
,, Heilpflanzen und ihre Kräfte", 1985
,,Welche essbare Wildpflanze ist das ?", ISBN: 978-3-440-16445-7
,,Wildkräuter & Beeren", 978-3-8338-2611-5
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbergen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

ein weiterer wunderbarer Beitrag zur Botanik. Diese quadratischen Stängel sind schon faszinierend.
Auch immer schön, wenn Du Bilder zum Arbeitsablauf zeigst.

Den Beitrag nehme ich gerne in die Botanik-Liste auf.


Beste Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Jürgen Boschert

Beste Grüße !

JB

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter, lieber Jürgen,

danke Euch für die Rückmeldung.

Gruß aus Erichshof
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"