Botanik: Terpentin-Pistazie (Pistacia terebinthus) *

Begonnen von Peter T., Oktober 29, 2025, 13:26:24 NACHMITTAGS

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Peter T.

Die Terpentin-Pistazie gehört zu den Sumachgewächsen (Anacardiaceae). Sie ist ein bis zu 6 m hoher Baum und im Mittelmeerraum beheimatet. Sie hybridisiert mit dem verwandten Mastixstrauch (Pistacia lenticus).
Ihren Namen hat sie von dem ätherischen Öl, das sie bidet und das unter anderem Alpha-Terpineol enthält.
Der Baum kann zur Gewinnung von Terpentin genutzt werden.
Die Terpentin-Pistazie ist auch bekannt  durch ihre Neigung, Gallen zu bilden. Mehrere Arten von Blttläusen sind für dieses Phänomen verantwortlich, die jeweiligen Gallen unterscheiden sich in ihrer Form.
Mein Exemplar stammt aus Istrien (Kroatien)

Hier zunächst der Habitus

Bild 1 (Wikimedia Commons, Javier Martin)



Eine Nahaufnahme der Früchte. Sie sind essbar

Bild 2 (Wikimedia Commons, Javier Martin)


Das nächste Bild zeigt Gallen, die wahrscheinlich durch die Laus Forda formicaria hervorgerufen wurden

Bild 3 (Wikimedia Commons, Balles2601)


Als erstes habe ich einen verholzten Spross geschnitten. Verholzte Sprosse sind "schwierige Kunden" und bei mir ist die Ausbeute an brauchbaren Schnitten begrenzt.
Hier ist der Sproß, frisch aus 70% Ethanol

Bild 4


Am besten gelang das Schneiden beim "Einbetten" in einen Korken

Bild 5



Die Schnitte sind zwischen 30 und 40 µm dick und mit FCA nach Etzold gefärbt.
Als erstes zeige ich einen Schnitt durch den Spross (re.) mit angrenzender Knospe (li.)

Bild 6


Ganz artefaktfrei ist er nicht geworden (Risse und Luft), aber das ist auch nicht das primäre Ziel.

Im polarisierten Licht lassen sich manche Einzelheiten gut erkennen.

Bild 7


Im Bereich der Knospe sieht man sehr viele eingelagerte Kristalle, die Festigkeit und Fraßschutz bedingen. Der Spross selbst zeigt ein ausgeprägtes Markparenchym, ein kräftiges Xylem, ringförmig angeordnete Leitbündel mit zentral gelegenen Sekretkanälen (Harzkanälen) und ein eher schmales Rindenparenchym.

Dazu noch Detailaufnahmen

Bild 8


Ein dichter Wall von Sklerenchym trennt die Sekretkanäle vom Rindenparenchym. Im Bereich des Periderms eine Lentizelle

Bild 8


Bei näherer Betrachtung erkennt man Sklereiden (Steinzellen, hier leicht gelblich gefärbt), die das Sklerenchym weiter verstärken.

Leichter zu schneiden waren junge Sprosse. Schnittdicke 30 µm. Der prinzipielle Aufbau ist gleich.

Bild 9


Jetzt noch im polarisierten Licht

Bild 10


Weiter geht es mit Blattstiel und Blatt

Bild 11


Auch hier im leicht schräg geschnittenen Blattstiel sehen wir Sekretkanäle

Und wieder im polarisierten Licht

Bild 12


Auch hier fällt eine Fülle an eingelagerten Kristallen auf.

Dann weiter in Richtung der Blattquerschnitte

Bild 13


Bild 14


Bild 15


Die Blattspreiten zeigen ein einreihiges Palisadenparenchym und ein ausgedehntes lockeres Schwammparenchym

Bild 16


Da ja immer wieder der an Gesichter erinnernde Querschnitt der Hauptrippe angesprochen wird, noch einige Detailbilder, die gut in die Zeit des nahenden Halloween zu passen scheinen (Hellfeld und polarisiertes Licht)

Bild 17


Bild 18


Bild 19


Noch ein Detail aus der Blattspreite (polarisiertes Licht)

Bild 20


Zuletzt noch ein Blick auf eine Galle. Ich habe sie quer geschnitten, Schnittdicke 30 µm

Bild 21


Das Gewebe der Gallenwand ist durchzogen mit zahlreichen, teils konfluierenden Kanälen, eine Reaktion der Pflanze auf die von der Laus eingebrachten Speichelsekrete.

Bild 22


Bild 23


Die Sekretgänge sind gefüllt mit Öltröpfchen

Bild 24


Die Innenseite der Gallen ist dicht mit Trichomen bewachsen, möglicherweise als Unterstützung für die Nymphen der Blattläuse

Bild 25 (polarisiertes Licht)


Leider konnte ich keine Läuse im Inneren der Galle in situ präparieren, es waren zwar etliche Nymphen vorhanden, aber sie haben sich bei Fixierung und Färbung aus dem Präparat gelöst.

Ich zeige noch eine Nymphe, wahrscheinlich von Forda formicaria. Kein schönes Bild, aber immerhin als Doku geeignet.

Bild 26 (nativ, Dunkelfeld)




Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.



Liebe Grüße
Peter

anne

#1
Lieber Peter,
Bild 17,18,19 passt wunderbar zum heran nahenden Helloween!
lG
Anne

Peter T.

Liebe Grüße
Peter

Jürgen Boschert

Lieber Peter,

wieder ein toller Beitrag, diesmal mit vielen Halloween-Smileys.
Beste Grüße !

JB

Peter T.

Lieber Jürgen,

auch Dir besten Dank und Happy Halloween! 🎃
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

eine schöne, mir unbekannte Pflanze.
Top Beitrag, besonders das Bild 9.
Ich sehe gerade, dass du deinen neuer Klingenhalter benutzt hast.
Wenn die verholzten Pflanzenteile sich beim Schneiden aufrollen, bitte versuche einmal die Einwegklinge nicht bis zum Anschlag im Halter zu fixieren. 2 mm kann die Klinge mehr aus der Halterung herausragen.
Ein Versuch ist es wert.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Dein Lob!

Ja, das ist Dein Messerhalter, der mir viel Freude bereitet. Den Tipp mit der breiteren Schneidefläche werde ich gleich beim nächsten Schnitt ausprobieren, vielen Dank auch dafür! Solche praktischen Hinweise sind unbezahlbar.
Liebe Grüße
Peter