Botanik: Himalaya-Zeder (Cedrus deodara) *

Begonnen von Peter T., November 28, 2025, 14:56:11 NACHMITTAGS

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Peter T.

Die Himalaya-Zeder ist von Nepal bis Afghanistan heimisch. Sie bevorzugt Höhenlagen oberhalb 1200 m.
In Deutschland kann der Baum in milden Lagen winterhart sein. Mein Exemplar stammt aus Kroatien.
Die Himalaya-Zeder erreicht eine stattliche Größe von bis zu 60 Metern. Eine Besonderheit ist, dass die Hauptäste nahezu horizontal mit hängenden Spitzen wachsen. Die Nadeln sitzen auf Kurztrieben, die Zapfen stehen aufrecht auf den Zweigen. Sie fallen nicht in Gänze ab, sondern zerfallen am Ast, so dass nur die Mittelspindel stehen bleibt.

Hier der Habitus:

Bild 1 (Wikimedia, Autor Luigi Chiesa)


Für meinen Beitrag habe ich Sprossachse, Kurztrieb (als Sitz der Nadelbasis), Blatt und jungen Zapfen geschnitten.
Schnittdicke ist durchgehend 30 µm. Gefärbt wurde nach Etzold mit FCA.

Zunächst ein Querschnitt durch den Spross

Teil 1 Querschnitt Spross

Bild 2


Man erkennt die deutliche Verholzung sowie die im Rindenparenchym befindlichen Harzgänge. Das Xylem weist Jahresringe auf. Rechts sieht man den Abgang eines Seitensprosses.

Hier noch zwei Beispiele

Bild 3


Bild 4


Und hier eine Ansicht im polarisierten Licht

Bild 5


Auf dem folgenden Bild sieht man einen dickeren Spross mit dem längs abgehenden Seitenspross

Bild 6


Die "Dynamik" des Sprossabgangs zeigt sich gut im polarisierten Licht

Bild 7


Jetzt einige Detailbilder aus dem Sprossquerschnitt

Bild 8 (Polarisation)


Bild 9 (Harzkanal)


Bild 10 (Markparenchym)



Teil 2 Querschnitt Kurztrieb (Nadelbasis)


An den Kurztrieben sitzen die Nadeln in Büscheln von 20 bis 40 Nadeln pro Trieb.
Der Querschnitt zeigt ein buntes Bild.

Bild 11


Bild 12


Um die rosettenartige zentrale Leitbündelstruktur gruppieren sich Harzkanäle, verholzte Bereiche und Nadelbasen (Bild 12 links und rechts angelagert).

Hier noch ein Schnitt im polarisierten Licht

Bild 13


Interessant sind hier die weißlich leuchtenden Zellverbände. Zunächst dachte ich an Sklerenchymzellen, aber es fehlt die verdickte Zellwand. Die Zellen im Präparat sehen aus wie gewöhnliche Parenchymzellen, nur eben mit stark doppelbrechenden Eigenschaften im polarisierten Licht. Ich gehe davon aus, dass es schleimproduzierende Zellcluster ("mucilage cell complexes") sind. Vielleicht hat aber jemand einen anderen Vorschlag. Ganz offensichtlich sind die Strukturen Steinzellen (siehe die Bilder im Kommentar unten). Da habe ich einfach zu wenig genau reingeschaut.

Hier noch die Zentralrosette im Detail

Bild 14



Teil 3 Querschnitt Nadel

Die Ansätze der Nadeln sind in den Randbereichen des Kurztriebes schon angeschnitten (Bild 12 und 13). Im folgenden jetzt noch ein Querschnitt durch die Nadel.

Bild 15


Man erkennt den "klassischen" Aufbau eines Nadelquerschnitts mit dem durch große Endodermiszellen abgegrenzten inneren Leitbündelbereich, dem dominanten, grünlich/türkis gefärbten Mesophyll ohne Differenzierung in Palisaden- und Schwammparenchym, zwei Harzkanälen sowie einer dicken Epidermis und Hypodermis (die der Nadel ihre feste Struktur verleihen). Bei genauem Hinsehen fallen zahlreiche Stomata (hier fast schwarz) im Bereich der Epidermis auf.

Hier ein Detailbild einer solchen Spaltöffnung

Bild 16


Und hier noch einer der beiden Harzkanäle im Detail

Bild 17


Der Leitbündelbereich

Bild 18


Jetzt die Übersicht über den Blattquerschnitt im polarisierten Licht, was immer noch einen völlig anderen Blick auf die Strukturen ermöglicht

Bild 19



Teil 4 Querschnitt Zapfen

Ich habe einen unreifen weiblichen Zapfen quer geschnitten. Hier zunächst der Größenvergleich des "Zäpflings" mit einem Skalpell (geschnitten wurde nicht mit dem Skalpell, sondern mit dem Schlittenmikrotom).

Bild 20


Zapfen bestehen aus einer zentralen Spindel, den Deckschuppen und den Samenschuppen. In den Samenschuppen finden sich paarig angelegte Samenanlagen. Die Deckschuppen liegen über den Samenschuppen, schützen sie und verleihen dem Zapfen Stabilität.

Im folgenden Querschnitt sieht man diese Elemente

Bild 21


Um den zentralen Markbereich herum gruppieren sich Leitbündel, nach außen hin dann Leitbündelstrahlen ("Metaxylem-Zungen"), die zu den Schuppen verlaufen. Oben im Bild eine Deckschuppe, links davon einige Samenschuppen mit den paarigen Samenanlagen.

Hier eine Detailaufnahme der Schuppen. Rechts eine Samenschuppe ohne Deckschuppe, Mitte und links liegen Deckschuppen über den Samenschuppen.

Bild 22


Und noch näher ran

Bild 23


Unter der Deckschuppe liegt hier die Samenschuppe mit den zwei Samenanlagen. Gefüllt sind die Samenanlagen mit tanninproduzierenden Zellen in unterschiedlichen Formen.

Noch etwas näher ran

Bild 24 (40x, Auschnitt, DIC)


Abschließend eine Aufnahme der von der Zentralspindel zu den Samenschuppen laufenden Leitbündelbahn mit diese begleitenden transfusorischen Tracheiden im polarisierten Licht

Bild 25



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Liebe Grüße
Peter

Wutsdorff Peter

Guten Abend  Namensvetter,
meine Gratulation zu disem wunderbaren Beitrag!! Ich bin wieder einmal, wie man in Berlin sagt, baff!!
Bild 13: könnten das Weiße auch Oxaltkristalle sein?
Gruß  Peter W

M Beier

Hallo Peter,
tolle Schnitte und eine wunderschöne Färbung.
Viele Grüße
Maria

Peter T.

Hallo Peter,

vielen Dank!

Oxalatkristalle sind eine wichtige, weil häufige Differentialdiagnose. Allerdings zeigen die weißen Bereiche keine kristalline Form, sondern füllen die Zellen ohne besondere Struktur aus. Kristalle liegen auch meist mehr disseminiert und nicht in engen Clustern vor.

Hallo Maria,

auch Dir besten Dank für Dein Lob!


Schöne Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Hallo Peter,

ich muss mich korrigieren. Bei Hineinfokussieren wird deutlich, dass es sich bei den weisslichen Strukturen ganz offensichtlich um Steinzellen handelt.

Ich werde das gleich im Text korrigieren.

stze 1.jpg


stze 2.jpg


Liebe Grüße
Peter

Heiko

Hallo Peter,

im Garten habe ich eine C. atlantica, für die meine Wertschätzung steigt, nachdem ich Deine Präsentation genossen habe.

Gruß, Heiko

Peter T.

HalloHeiko,

vielen Dank, das freut mich!

Dann richte ihr mal unbekannterweise* schöne Grüße aus ;)


(* C. atlantica steht noch auf meiner to do list)
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

ein interessanter Baum.
Top Beitrag.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,


besten Dank!

Liebe Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Rawfoto

Hallo Peter

Ich sage nur Daumen hoch, toll, die Zapfenquerschnitte haben es mir besonders angetan, habe die bisher nirgends gesehen.

Liebe Grüße
Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Peter T.

Hallo Gerhard,

ich sage Dankeschön!

Grüße nach Österreich


Peter
Liebe Grüße
Peter