eiweißglycerin haltbarkeit

Begonnen von Jürgen H., April 05, 2010, 23:11:09 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Zum Aufkleben von Paraffinschnitten wird u.a. Eiweißglycerin empfohlen. Zur Haltbarkeit bzw. Klebefähigkeit findet sich allerdings Widersprüchliches. Im Leman Braune beispielsweise liest man, die Lösung sei unbegrenzt haltbar. Haltbar mag sein. Aber an anderen Stellen finde ich, die Klebefähigkeit sei bereits nach einem Monat weitgehend verloren.

Ein Monat ist in meinen Mikroskopikerbegriffen eine ziemlich kurze Zeit. So häufig klebe ich nicht, versuche es meist auch ohne jegliches Klebemittel, weil das Bild dann einfach entschieden sauberer ist. Manchmal ist das Kleben  aber anscheinend schwer zu umgehen. Bisher habe ich dann stets eine neue Lösung angesetzt: Eine zeitraubende Angelegenheit. Bis man ein paar Tröpchen des geschlagenen Eiweißes durch den Filter gezogen hat...Aber wenn ich schon klebe, dann soll der Klebes auch halten. Wie alt darf also die Lösung sein?

Und: Gab es da nicht auch bereits beschichtete fertige O-Träger? Ich gebs ja zu, ich bin ein bequemer Mensch, und die Zeit, die Zeit, zumal ich noch ein paar andere Hobbys habe...

Mikrogrüße

Jürgen

Hyperion

Ja es gibt fertig beschichtete Objektträger. Die meisten Laborsupplier haben sowas auf Lager.

Klaus Henkel

Zitat von: Jürgen Harst in April 05, 2010, 23:11:09 NACHMITTAGS
Zum Aufkleben von Paraffinschnitten wird u.a. Eiweißglycerin empfohlen. Zur Haltbarkeit bzw. Klebefähigkeit findet sich allerdings Widersprüchliches. Im Leman Braune beispielsweise liest man, die Lösung sei unbegrenzt haltbar. Haltbar mag sein. Aber an anderen Stellen finde ich, die Klebefähigkeit sei bereits nach einem Monat weitgehend verloren.
Ein Monat ist in meinen Mikroskopikerbegriffen eine ziemlich kurze Zeit. So häufig klebe ich nicht, versuche es meist auch ohne jegliches Klebemittel, weil das Bild dann einfach entschieden sauberer ist. Manchmal ist das Kleben  aber anscheinend schwer zu umgehen. Bisher habe ich dann stets eine neue Lösung angesetzt: Eine zeitraubende Angelegenheit. Bis man ein paar Tröpchen des geschlagenen Eiweißes durch den Filter gezogen hat...Aber wenn ich schon klebe, dann soll der Klebes auch halten. Wie alt darf also die Lösung sein?
Und: Gab es da nicht auch bereits beschichtete fertige O-Träger? Ich gebs ja zu, ich bin ein bequemer Mensch, und die Zeit, die Zeit, zumal ich noch ein paar andere Hobbys habe...
Mikrogrüße
Jürgen

Lieber Herr Harst!

Seitdem ich auf den Mikro-Arbeitswochen auf dem Wohldenberg Herrn Brügmanns Methode kennen gelernt hatte, habe ich nie mehr eine andere praktiziert - für Mikrotomschnitte. Schnitt aus dem warmen Streckbad direkt auf den Objektträger legen, am Rand des Schnitts mit Fließpapier oder Toilettenpapier absaugen - Ende. Wenn man die Objekträger wirklich sauber gereinigt hat, schwimmen bei den nachfolgenden Prozeduren nur ganz selten Schnitte ab. Drei von Hundert etwa. Für dickere Handschnitte oder Schnitte, die sich wölben wie Holz-Schnitte, empfehle ich die Methode von Krauter gem. Mikrofibel Kapitel 5.5.1.1 Sie ist sehr sicher und gelingt mühelos.auf dem Wohldenberg.
Die fabrikfrischen als sofort verwendbaren deklarierten O.träger sind niemals sauber genug, bestenfalls haften Detergenzien an.
Gruß KH

Dieter Stoffels

Hallo Herr Harst,

Eiweißglycerin selber herzustellen ist sicher eine unnötige und zeitraubende Tätigkeit. Ich arbeite seit vielen Jahren mit Eiweißglycerin, das ich von der Firma Chroma/Waldeck beziehe. Ich habe vor ca. 4 Jahren das letzte Eiweißglycerine gekauft und lagere es bei 3 Grad Celcius im Kühlschrank. Das Eiweißglycerin in leider phenolisch konserviert. Eine Abnahme der Klebefähigkeit habe ich bisher noch nicht feststellen können. Bitte beachten Sie, dass Schnitte von Insekten häufig schwer klebbar sind. Als Alternative zum Eiweißglycerin können Sie auch Polylysinlösungen verwenden. Diese werden zum Beispiel zum Kleben von Gefrierschnitten im Laborfachhandel angeboten.

Beschichtete Objektträger zu kaufen ist natürlich auch möglich. Ich selbst würde es aber immer vorziehen, eine eigene Beschichtung vorzunehmen, da ich auf diese Weise die Schichtdicke des Klebers dem jeweiligen Schnitt/en (d.h. dem Präparat) anpassen kann. Vermutlich werden vorbeschichtet Objektträger auch relativ teuer sein. Ob diese nach einer längeren Lagerzeit (Trockenzeit) noch kleben werden, kann ich nicht beurteilen.

Viele Grüße!

Dieter

Jürgen H.

Lieber Herr Henkel,

selbstverständlich habe ich auch S. 173 Ihrer Mikrofibel gelesen und befolge diese Reinigungsmethode. Der Teufel liegt nur manchmal im Detail: Insektenschnitte sind keine Pflanzenschnitte. Die Cornea der Augen zum Beispiel bleibt oft isoliert stehen, weil das Chitin nicht im gleichen Maße schrumpft, wie das Innere des Insektenkörpers. Dann reißt die Cornea schon im Paraffinbad ab. Oder die quer geschnittene Flügel. Auch sie haben kaum Zusammenhalt mit dem Rest. Die inneren Organe liegen ebenfalls  im Schnitt oft isoliert. Wenn sie sehr klein sind, sind sie erhöht gefährdet abzuschwimmen. Es fehlt eine histologische Verbindung aller Teile im Schnitt, wie Botaniker das bei ihren Pflanzen gewohnt sind. Dort halten halt andere Strukturen das mit fest, was vielleicht nicht ganz fest auf dem O-Träger sitzt. Vielleicht ist auch das nicht gut benetzungsfähige Chitin eine Ursache für das Abschwimmen gerade dieser Teile. So stelle ich mir das jedenfalls vor.

Lieber Dieter Stoffels,

vielen Dank für Ihre mich beruhigenden Worte. Meine letzte Tranche selbst hergestelltes Eiweißglycerin stammt von 11/2009. Da sollten also die gestern damit aufgeklebten Schnitte halten...

Mikrogrüße

Jürgen Harst