Liebes Forum,
zur Zeit blüht wieder der Raps (Brassica napus) auf den Feldern und das war für mich die Gelegenheit, einmal Sprossquerschnitte dieser alten Kulturpflanze anzulegen.
Der Raps gehört zu den Kreuzblütengewächse (Brassicaceae), er stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und war schon den Römern bekannt. Die Pflanze diente hauptsächlich der Gewinnung von Lampenöl. Das aus den Samen gewonnene Öl wurde aber auch damals schon - trotz seines auf einem recht hohen Gehalt von
Erucasäure basierenden bitteren Geschmacks - als Speiseöl genutzt.
In Indien gibt es bereits Hinweise zur Nutzung der Rapspflanze, die aus der Zeit um 2000 v.Chr. stammen. bei uns in Mitteleuropa wird Raps allerdings erst seit dem 14. Jahrhundert angebaut.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Rapsöl dann vermehrt zur Margarineherstellung genutzt. Dabei griff man auf Züchtungen mit geringerem Säuregehalt zurück (00-Raps).
Die Rapspflanze ist ein- oder zweijährig und von krautigem Wuchs. Sie erreicht in der Regel eine Größe zwischen 30 und 150 cm. Einmal habe ich allerdings auch schon in einem Rapsfeld gestanden, dessen Pflanzen mich deutlich überragten und somit höher als zwei Meter waren.
Bild 1: Blick über ein Rapsfeld an den Siegauen

Bild 2: Die Rapspflanzen

Bild 3: Makroaufnahme der Rapsblüten

Die Blüten des Rapses sitzen am oberen Ende des Stängels in einer Traube aus 20 bis 60 Einzelblüten. Diese zeigen den klassischen Blütenaufbau der Kreuzblütler, der der Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben hat.
Bild 4: eine schöne Illustration aus Köhlers Medizinalpflanzen (Franz Eugen Köhler, um 1905, gemeinfrei)

Nun aber zu den Querschnitten eines Seitensprosses. Der Schnitt erfolgte mit Zylindermikrotom, Klingenhalter und Leica-Einmalklingen. Die Schnittdicke beträgt ca. 50 µm.
Gefärbt habe ich mit Wacker W3A und anschließend die Schnitte mit Euparal eingedeckt.
Die Aufnahmen entstanden wie immer auf meinem Leica DM-E mit N- und C-Plan Objektiven sowie der Canon A520 über den Herrmannschen Kameraadapter.
Bild 5: der Querschnitt im Überblick, Vergrößerung 50x, Stapel aus 9 Bildern

Der Durchmesser des Schnittes beträgt ca. 2,8 mm. Die Leitbündel liegen in einem Gewebering mit verstärkten Zellwänden.
Bild 6a/b: Ausschnitt mit einem Leitbündel, Vergrößerung 100x, Stapel aus 7 Bildern, Bild 6b mit Beschriftung


PXL: Protoxylem
Xl : Xylem
C : Cambium
PL : Phloem
Ko : Ein Kolenchym? Vielleicht will das aber auch mal ein Sklerenchym werden ...

MP : Markparenchym
Ep : Epidermis mit Cuticula
RP : Rindenparenchym
Ich gestehe, ich war vom Ergebnis der Wacker-Färbung zunächst etwas enttäuscht. Andererseits weisen die seltenen Rottöne darauf hin, dass es in dem jungen Seitenspross bis auf die Tracheen keine wirklich verholzten Gewebe gibt. Die Färbung ist somit zwar nicht so schön bunt, aber im anatomischen Sinne korrekt.
Bild 7: Ausschnitt aus dem offen kollateralen Leitbündel, Vergrößerung 200x, Stapel aus 6 Bildern

Man erkennt im Phloem Siebzellen mit ihren Geleitzellen und noch einmal schön die rot gefärbten Tracheen.
Bild 8a/b: Detail aus dem Phloem mit Siebzellen und Geleitzellen, Vergrößerung 400x, Stapel aus 3 Bildern. Bild 8b mit Bemaßung der Sieb- und Geleitzellen.


Der Durchmesser der Siebzellen erreicht im Schnitt etwa 15µm, die kleineren Geleitzellen messen in der Regel 8 bis 9µm.
Bild 9: Die Epidermis des Sprosses wird von einigen Stomata durchbrochen, davon hier eines zentral im Bild. Vergrößerung 400x, Stapel aus 3 Bildern

Die Spanne des Stoma einschließlich der Schließzellen beträgt etwa 15 µm.
Danke für's Lesen und herzliche Grüße!
Jörg
Edit: Ein wenig Textschliff vorgenommen und ein paar Bugs geschossen.
Edit: Beitrag wieder hergestellt, die Fotos waren zwischenzeitlich mal verschwunden.