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Methylzellulose

Begonnen von treinisch, Mai 22, 2010, 23:35:25 NACHMITTAGS

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treinisch

Liebe Mitglieder des Forums,

zur Verlangsamung von schnellen Einzellern kann man ja
Methylzellulose einsetzen.

Wie geht ihr dabei vor? Verwendet man eine Stammlösung, die man
zur Probe dazupippetiert oder legt man eine Stammlösung vor oder
verwendet man direkt das Pulver?

Herzliche Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Mila

Hallo Timm,

zum Gebrauch der Methylcellulose als "Retardierungsmittel für Einzeller" kann ich nicht direkt etwas sagen, aber ich arbeite viel mit diesem Gelbildner in der Arzneimittelherstellung.
Wässrige Sole oder Gele sind mikrobiell sehr anfällig, müssen also konserviert bzw. immer wieder frisch angesetzt werden. Je nach Konzentration oder auch Kettenlänge der Methylcellulose (also Anzahl der Moleküleinheiten) klumpt der wässrige Ansatz ziemlich. Celluloseether quellen in der Regel besser in der Kälte, die Quellzeit kann also durch Kühlung im Eisbad oder quellen lassen im Kühlschrank verkürzt werden.
Es sollte nur vorsichtig mit einem Glasstab gerührt werden, um das Einarbeiten von Luftblasen zu vermeiden.

Bei Celluloseethern wird häufig die Viskosität einer 2%igen Lösung (Dispersion) in mPa*s angegeben, so kann man ihre gelbildendede Eigenschaften miteinander vergleichen.

Viele Grüße
Mila

Bernhard Lebeda

Hallo Timm

Steffen Clauss ist der grosse alte Mann des Tapetenkleisters  ;D

Lies doch mal das hier

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,50670,50670#msg-50670

Die Bilder sind leider futsch, daher noch mal dasjenige das meine erste Antwort begleitete





Viel Spass denn

Frohe Pfingsten


Bernhard

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

treinisch

Vielen Dank für die Tipps!

ich habe jetzt etwas mit einer 24mg/ml Lösung herumexperimentiert, die 100mg/ml
aus dem Buch von Bernhard, würden bei meiner MC mit Sicherheit nicht die Konsistenz
von Honig ergeben, naja vielleicht von Rapshonig.
Die Methode mit dem heißen Wasser und bei 10°C lagern ,,bis klar" aus diesem Buch funktioniert
allerdings unglaublich gut.

Danke für den Tipp mit der Verderblichkeit Mila, habe die Lösung einfach in Eppis portioniert und
tiefgefroren.

Ich bin nach ersten Versuchen extrem begeistert von der Technik. Es scheint, dass besonders die
kleinen schnellen Einzeller extrem stark gebremst werden, während die Coleps sp. praktisch ungebremst
in dem Kleister schwimmen, aber auch für die lohnt sich der Kleister, da das Absinken des
Deckgläschens extrem verlangsamt wurde. Hatte ich ohne Kleister gefühlte 120s Zeit zwischen festlegen und platzen
der Coleps, hatte ich mit Kleisterring bestimmt 5-6 Minuten Zeit, bevor überhaupt Plasma austrat und dann hat
es nochmal Minuten gedauert, bis sie geplatzt sind.

Herzliche Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

steffenclauss

#4
Hallo Timm,

da mich Bernhad schon als "alten Mann" erwähnt ;), möchte ich kurz dazu etwas schreiben.
Als erstes bin ich nicht alt! ;D ;D ;D
Zweitens ist die Ausbremsung flinker Einzeller durch Methylcellulose eine hervorragende Sache. So wie ich deine Begeisterung verstehe hast Du auch schon gute Erfolge erziehlt. Nach meiner Erfahrung ist Tapetenkleister nicht besonders gut geeignet. Abgesehen das er mit Sicherheit Fungizide enthält, beeinflusst er in der meist benötigten Konzentration stark den Diffusionsdruck vieler Viecher, so dass diese sich stark aufblähen und deformiert werden. Es gibt die verschiedensten Celluloseether (Methy,- Ethy-Propy-...) welche auf Grund ihrer unterschiedlichen Kettenlänge sowie dem Anteil der OH-Gruppen unterschiedliche Löslichkeiten (Wasser) und daraus folgend unterschiedliche Diffusiondrücke ergeben. Dem entsprechend haben diese auch Einfluss auf den Osmothischen Druck. Für hochauflosende Aufnahmen müsste man sogar für die verwendeten Bremsmedien den Brechungsindex berücksichtigen. Ich hatte die verschiedensten Celluloseether ausgiebig getestet.
Fazit: Nach meiner eigenenen Erfahrung funktioniert am besten "Methylhydroxyethylcellulose" und "Methylhydroxypropylcellulose". Diese hatten geringsten zerstörerischen Einfluss auf viele Ciliaten (Metopus!) und sind zu dem problemlos in Apotheken erhältlich. Mit der Konzentration und Viscosität muss man selbst experimentieren. Für mich war eine Viscosität um die 800 cSt. ideal. Es macht sich am besten eine Kühlschrankgelagerte Stammlösung hoher Viscosität anzusetzten und diese für die Präparation entsprechend verdünnt in kleine Fläschen abzufüllen. Wichtig: Lösung nie warm ansetzten oder später nochmals erwärmen. Viel Methylcellulosen zerfallen oder polymerisieren dadurch und flocken aus.  Die kalt angesetzte Lösung enthält durch Rühren meist Blasen, welche sich mittels Vakkuum besten entfernen lassen (z.B.: leere 100ml PE-Spritze aufziehen).
Die Anwendungstechnik ist entsprechend wie sie Bernhard mit den Buchauschnitt gepostet hat. Man kann auch nur die Ecken benetzten oder einen Tropfen vorher auf dem OT der Untersuchungslösung zusetzten und verrühren.  Da sollte jeder seine eigene Technik entwickeln. Wenn alles Funkioniert eine tolle Sache fürs Fotografieren!
Das kurz soweit zu meiner Erfahrung mit dem Kleister.

Viele Grüße
Steffen Clauss

Klaus Henkel

Dem ungeheuren Fortschritt, der sich bei dieser Frage gerade seinen Weg bahnen möchte, will ich ja nicht im Wege stehen. Doch sei mir der Hinweis erlaubt, daß Quittenkernschleim noch immer das zuverlässigste und unschädlichste Mittel zu sein scheint, dazu in jeder Hinsicht unproblematisch. Wem es also auf ein Vierteljahr nicht ankommt, bis die Qu. reif werden, könnte das ja mal probieren. Quitte schneiden, Kerne herauspulen, etwas zerstampfen, zerdrücken, meinetwegen auch zerschneiden, mit Wasser überschichten, nach 3 Tagen umrühren und verwenden.

Den Vorschlag möchte ich als Diskussionsbeitrag verstanden wissen, wobei mich selbst vor allem interessiert, was man gegen gegen Quittenschleim einwenden könnte.

Gruß KH

Peter V.

ZitatDen Vorschlag möchte ich als Diskussionsbeitrag verstanden wissen, wobei mich selbst vor allem interessiert, was man gegen gegen Quittenschleim einwenden könnte.

...dass man ihn nicht einfach als Pülverchen in der Apotheke bekommt  ;)

Herzliche Grüße
Peter Voigt

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

treinisch

Hallo,

vielen vielen Dank für die Anmerkungen und Kommentare!

@Steffen:
Ja ich bin begeistert. Die Technik ist einfach, billig und ungefährlich und ich hatte tatsächlich schon gute
Erfolgserlebnisse!

Ich habe Ph.Eur. MC aus der Apotheke verwendet, Caelo Typ 400. Die Cellulosen mit den schwereren Substituenten werde ich mir vormerken falls bei den weiteren Versuchen Probleme auftreten, danke für den Hinweis!

Das osmotischer Druck hier eine Rolle spielt kann ich mir gar nicht vorstellen! Schließlich ist die Konzentration
an Cellulose absolut vernachlässigbar, meine Lösung dürfte so in der Gegend von 0,5 bis 0,05 µM liegen?

Neutrale Methylzellulosen sollten meiner bescheidenen Meinung nach nicht hydrolysieren und erst recht nicht
polymerisieren, wenn man sie nicht tagelang kocht. Das Ausfallen bzw. gar nicht erst Auflösen liegt meiner
Meinung nach daran, dass bei der hohen Temperatur wegen der sehr großen negativen Lösungsenthalpie einfach
eine Mischungslücke entsteht, beim Abkühlen hat sich das dann unverklumpte und vollständig benetzte Pulver vollständig
gelöst und eine glasklare blasenfreie Lösung ergeben.

@Herr Henkel
Für Quittenschleim spricht in jedem Fall schonmal das Sammeln der Quitten! Den Duft finde ich einfach
herrlich, da ich verschiedene Dinge aus Quitten herstelle (Gelee, Saft und Quittenbrot) werde ich selbstverständlich
den Schleim auch ausprobieren!

Was aus meiner Sicht wirklich für Methylcellulose spricht ist tatsächlich, dass sie zu jedem Zeitpunkt in
gleichbleibender Qualität mühelos erhältlich und als Pulver beliebig lange lagerbar ist.

Herzliche Grüße

Timm Reinisch
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Werner

Das mit dem Quittenkernschleim ist ein prima Tip!
Wir haben einen Quittenstrauch im Garten, an dem hängen noch welche vom letzten Jahr.
Mal testen, ob die auch noch gehen.

Danke   -   Werner

Klaus Henkel

Zitat von: treinisch in Mai 24, 2010, 15:19:45 NACHMITTAGS
@Herr Henkel
Für Quittenschleim spricht in jedem Fall schonmal das Sammeln der Quitten! Den Duft finde ich einfach
herrlich, da ich verschiedene Dinge aus Quitten herstelle (Gelee, Saft und Quittenbrot) werde ich selbstverständlich
den Schleim auch ausprobieren!

Was aus meiner Sicht wirklich für Methylcellulose spricht ist tatsächlich, dass sie zu jedem Zeitpunkt in
gleichbleibender Qualität mühelos erhältlich und als Pulver beliebig lange lagerbar ist.



Lieber Herr Reinisch!

Wissen Sie eigentlich, wie lange Obstbaumfruchtkerne, also von Äpfeln oder Quitten "lagerbar" sind?! Ich glaube, da gibt es keine Grenzen, wenn man sie zuvor auf ein Stück Papier oder Pappe zum trocknen gelegt hatte.
Sodann frage ich verwundert, weil ich das (noch) nicht nachvollziehen kann, warum die Qualität gleichbleibend sein muß? Ist das nicht ein bißchen überkandidelt? Sollte da die Ciliatengewerkschaft etwa auf absoluter Gleichbehandlung bestehen? Egal woraus der Kleister besteht, aus Bioschleim oder Methylzellulose, der hat sich doch nach einer Stunde in seinen Eigenschaften so verändert, daß von gleichbleibender Qu. überhaupt nicht die Rede sein kann. - Ich habe jetzt die Uranfänge dieses Threads nicht sorgfältig nachgelesen, das gebe ich gerne zu. Aber das eigentliche Problem ist doch, die Beweglichkeit, vor allem die Ortsbewegung der Einzeller zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Was aber haben die - oder Sie - von "gleichbleibender Qualität"?

Ich verstehe Ihr Argument, aber ich halte es für nicht stichhaltig. Sie klären mich auf?

Gruß KH

treinisch

Lieber Herr Henkel,

Argument ist ein großes Wort, so gravierend würde ich das alles nicht sehen,
schließlich verdiene ich nicht meinen Lebensunterhalt mit dem Mikroskop.

Tatsächlich habe ich nicht daran gedacht, dass man Quittenschleim in Form
von getrockneten Quittenkernen lagern könnte. Das ist eine gute Idee!

Das mit der gleichbleibenden Qualität ist nicht so ein großes Ding, sicherlich
sitzt mir nicht der Ciliatenschutzbund mit Unterlassungserklärungen im Nacken.

Ich mag es halt einfach, wenn ich genau weiss, welches Protokoll zu befolgen ist,
um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Das mag mit Quittenschleim genau so gut
gehen oder viel besser als mit Methylcellulose, wir werden sehen! Und zum Trost
bei Fehlschlägen kann ich mir ja gleich noch einen schönen Aufgesetzten machen,
dann spielt die Anzahl der Ciliaten in der Probe auch nicht so die große Rolle ...


Herzliche Grüße

Timm Reinisch
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Werner

Liebes Forum!
Das mit den Quitten im Garten hat nicht geklappt. Der blöde Strauch hat alle abgeworfen, sind nicht mehr da.
Aber es sind schon neue in Erbsengröße dran.
Geht das wirklich auch mit Apfelkernen? Meine Oma hatte die Quitten gebraucht, um Apfelgelee herzustellen,
Opekta gabs damals noch nicht.
Schönen Tag noch   -   Werner

Mila

Hallo Werner,

Apfelsamen bilden nicht viel Schleim aus. Aber ich dachte darüber nach, dass die Inhaltsstoffe der Schalen von Flohsamen und Leinsamen Gele bilden. Wobei die Schleimbildung bei Flohsamen viel beeindruckender ist. Beides gibt es ebenfalls preiswert z.B. in der Apotheke (abfüllen lassen, Leinsamen nicht schroten, keine Fertigarzneimittel kaufen: teurer).
Ob das jetzt allerdings hilfreich ist ??? Nur so als Idee...
Hauptsache: die Apotheker verdienen... ;D ;D ;D

Viele Grüße
Mila


treinisch

Hallo,

ist zwar irgendwie OT, aber diese Flohsamen scheinen laut
Wikipedia ja ein ganz außerordentlich potentes Hausmittelchen bei allen
Fragen der Verdauung zu sein!

Herzliche Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Mila

(OT: Flohsamen immer mit genügend (viel!) Wasser einnehmen bzw. vorquellen lassen => Volumenzunahme des Stuhls => Defäkationsreiz wird ausgelöst, außerdem wird der Stuhl gleitfähiger gemacht => Defäkation wird erleichtert; OT-Ende)

Viele Grüße
Mila