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Identifizierung von Asbest

Begonnen von T. Ebbinghaus, Mai 31, 2010, 09:33:46 VORMITTAG

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Werner

Hallo Rainer!
Ich glaube, die Verwitterung an der Unterseite kann man vernachlässigen. Die ursprünglich vorhandenen Fasern sind vermutlich schon abgebrochen, wie sollen weitere freigelegt werden? Auf der Oberseite wird dagegen ständig von Wind und Mineralstaub sowie Regen und Mineralstaub "geschmirgelt". An der Unterseite sind nur die überall vorhandenen Spinnen ohne Interesse am Material.
Wirkliche Gewißheit kann aber nur eine genau durchdachte Probennahme von dort (kein Fremdstaub!) und die Staubanalyse bringen.
Ist knifflig.
Viele Grüße   -   Werner

Hape

Hallo,

man wird sich sicherlich keinen irreparablen Gesundheitsschaden beim einmaligen Probenehmen (z.B. Abraspeln von einer Eternitplatte) zuziehen, Gesundheitsschäden auch mit in Verdacht stehenden krebserzeugenden Materialien betreffen hauptsächlich Arbeiter, die über Jahre hinweg täglich damit arbeiten.
Langsam wird hier in Deutschland alles etwas übertrieben; in meiner Jugendzeit konnte man bei Chemieversandhandlungen zB. auch Kaliumdichromat od. Bleiacetat bestellen, wenn man eine Ausweiskopie beigelegt hat als Beweis daß man schon volljährig ist.

Heutzutage sind zB. gerade diese beiden Substanzen als teratogen, mutagen und karzinogen eingestuft und für den privaten Hobbychemiker nicht mehr erhältlich...

Ich selbst habe auch schon Proben von übrigens frei erhältlichen Uranmineralien genommen und erfreue mich immer noch guter Gesundheit! Man sollte nicht alles verteufeln, aber natürlich umsichtig damit umgehen.

lg Hape

Ragin

Hallo,
ich habe mal einen Scherben vom Eternit zur Beprobung herangezogen und als erstes einfach mal ein Stückchen zerkrümelt. Unter dem Stemi konnte ich ganz gut erkennen, wie die Oberfläche von Flechten und Algen besiedelt war und dass sich der Zement teils aufgelöst und wie Tropfstein auch wieder als Calcitschicht abgelagert hat. Auch die Asbestfasern waren großteils mit Calzit ummantelt.
Dann habe ich was zerdrückt und mit Glycerin unter einem Deckglas im teils polarisierten Durchlicht betrachtet. Die Zementkrümel leuchteten aber deutlich stärker als die Asbestfasern was zur Überstrahlung geführt hat. Zudem sind die Fasern aus ganz vielen feinen Kristallnadeln zusammengesetzt die alle für sich etwas leuchten was eher diffus wirkt. Am besten erkennt man die Fasern eigentlich im normalen Durchlicht an ihren zerfaserten Enden. Ich habe mal versucht, das so halbwegs darzustellen. Eine weitere Probe liegt in Zitronensäure um mal den Kalk aufzulösen. Vielleicht gelingt es mir dadurch ja einige Fasern zu isolieren und vielleicht mal bessere Bilder hin zu bekommen.

also hier mal was zum gucken:
Schönen Abend noch
Rainer





Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Werner

Sehr schön Rainer!
Aber nimm statt Zitronensäure besser Essig. Das Kalzuimsalz der Zitronensäure ist ziemlich schwer löslich und bleibt bei viel Kalk als Krümel oder Schlamm zurück. Das essigsaure Kalzium löst sich sehr gut und kann weggespült werden.
Grüße   -   Werner

Ragin

Hallo Werner
Ich hatte leider grade nur die Zitronensäure da. Hat auch nicht sonderlich viel aufgelöst aber es sind schon Fasern sichtbar geworden. Ich hätte ja Salzsäure genommen wenn das schnell gehen soll aber no have no can do wie der Bayer sagt ;D
Vielleicht würde das aber auch die Asbestfasern angreifen. Ich könnte auch mal einen Dünnschliff probieren aber dazu muss die Probe erst mal trocken werden denn hier regnet es ohne Ende, ist alles voll gesaugt. Ich mag auch nicht gerade so einen Schliff im Haus machen trotz Nassschliff, das saut doch immer ziemlich, dann lieber mal im Garten bei Sonnenschein. Mal sehen, wann ich dazu komme.
Schöne Grüße
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Ragin

Hallo, da bin ich wieder
hat ein bisschen gedauert denn das Hochwasser hat auch vor unserem Keller nicht halt gemacht, musste alles leer geräumt und ab gepumpt werden.
Jetzt hab ich zur Entspannung mal die Eternitprobe angesehen die ich in die Säure gelegt hatte. Anfangs dachte ich es hätte sich nicht viel verändert.
Der Krümel war entgegen meiner Erwartung gar nicht zerfallen. Es stellte sich aber heraus, dass er ganz weich geworden war wie nasses gepresstes Papier.
Ich hätte nicht erwartet, wie hoch der Asbestanteil im alten Eternit ist. Eine Probe von dem in einer Reibschale zerriebenen und mehrmals ausgewaschenen Faserbrei
ermöglichte es mir etwas bessere Bilder hin zu bekommen. Dabei bin ich vom Meopta auf mein Panphot umgestiegen wo ich eine Poleinrichtung gebastelt habe.
Als Beleuchtung dient mir eine LED-lenser P7 Taschenlampe wo ich auf der niedrigen Leuchtstufe gearbeitet habe. Die Lampe lege ich in den Lampengang wo
ursprünglich die Kohlenbogenlampe angebaut war. Diese war beim Kauf aber nicht mit dabei. Als Kamera bediente ich mich meiner Nikon Coolpix L 22, noch
etwas gewöhnungsbedürftig aber ich mag das große Display. Ich habe mit dem original 12er Periplan Okular am Fototubus fotografiert und das 10er Objektiv verwendet.
Dazu noch etwas Zoom der Kamera um den Rand auszublenden
Die Asbestfasern sehen aus wie Glasfaserkabel mit unglaublich vielen feinsten Fasern. Hat mich schon beeindruckt, was da in der kleinen Probe, die gerade mal mit der
Pinzettenspitze gefasst werden konnte an Fasern alles drinnen steckt. Und wenn ich da an die ganze Dachfläche des Schuppens denke...







Ein schönes Wochenende allerseits
Gruß
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Florian D.

Glückauf Forum,

nachdem ich jetzt dank einer grosszügigen Spende  von Jochen53 und des geliehenen Dispersion Staining Objektivs von Olaf in der Lage bin, die Asbestbestimmung nach DIN notfalls bis zum bitteren Ende durchzuführen, habe ich mich wieder dem schönen Stein mit Asbestüberzug zugewandt, dem ich extra eine schöne Plexiglashülle angefertigt habe.
Trotzdem war ich wegen der vortgeschrittenen Zeit zu faul, zu sehr herumzupritscheln.
Ich habe also statt bei genau n=1.55 in Fenchelöl (n=1.548) gemessen und bin erwartungsgemäss auf einen Amphibol gekommen. Statt  Immersion mit n=1.67 bin ich mit Bromnaphthalin n=1.659 fortgefahren.
Dort zeigten sich Dispersionsfarben und die Fasern wurden in bestimmten Stellungen bei 590 nm unsichtbar. Ich gehe daher von Brechungsindexgleichheit aus.
Mit Rot I oder Berek Kompensator zeigt sich, dass die Längsachse in Additionsstellung ist. Mithin ist der Asbest längsschnell, womit ich bei Amosit lande. Die Kristalle sind farblos bis leicht grünlich. Die Auslöschung ist schief.
Anbei ein paar Photos aus der Immersion.
1. Geöffnete Objektivblende
2. Geschlossene Objektivblende (Dispersion staining)
3. + Filter 590 nm
4. Um ca 90 Grad gedreht
5. - Filter
6. Offene Blende


Viele Grüsse,
Florian

Holger x

Hallo Torsten,
hast Du noch das Pdf aus dem Link Deines ersten Beitrages vom 31. Mai 2010 (der Link ist nicht mehr aktiv)? Wäre nett, wenn Du mir das Pdf zur Verfügung stellen könntest.

MfG
Holger

olaf.med

#23
Lieber Florian,

sehr schöne Dokumentation, und die Tatsache, dass Du eine Immersion von 1,548 statt 1,55 benutzt hast, ist wirklich kein Problem. Zwei Dinge habe ich jedoch anzumerken:

  • wie hast Du denn herausgefunden, dass die Fasern schief auslöschen? Hast Du eine Faser unter dem Deckglas um seine Längsachse gewälzt un dabei den Gang der Auslöschung beobachtet?
  • Die Amerikaner hinken nicht nur beim Mauerbau der Zeit hinterher, sondern messen ja auch noch nichtmetrisch  :-\. Leider nutzen sie auch in der Kristalloptik nach meiner Meinung eine idiotische Nomenklatur, die sich vom gesamten Rest der Welt unterscheidet und zur Konfusion beiträgt. Length-slow und length-fast bezieht sich auf die Lichtgeschwindigkeit, auf die sich im Rest der Welt seit Einführung der Fletscherschen Indikatrix kein Mensch mehr bezieht - bis auf die Amis  >:(. Ich würde hier immer die Begriffe Charakter der Längserstreckung bzw. Elongation benutzen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

Lieber Olaf,

Um zu sehen, ob etwas schief auslöscht, langt es doch nur eine Faser zu finden, die dies tut? Etwas anderes ist es, wenn man auch den Winkel wissen möchte. Den habe ich nicht geprüft. Ich schaue mal, ob sich da was rollen lässt.
Mit der Längserstreckung hast du, als gewiefter Studentenschreck, mich erwischt und ich bin auch etwas verwirrt. Ich habe das in Deiner Tabelle (Asbestbestimmung.doc) gelesen, wusste aber nicht, was da sich in die Länge streckt.
Nach deinen Ausführungen vermutlich die Indikatrix und zwar in Bezug auf die Längserstreckung des Kristalls.
Ich finde jedenfalls, dass mit einem Rot I Plättchen die Faser in Additionsstellung ist, wenn sie parallel der Sütterlin c Achse (kleinste Hauptlichtgeschwindigkeit also gamma) liegt. Also positive Elongation oder "length slow"?

Viele Grüsse,
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

ZitatNach deinen Ausführungen vermutlich die Indikatrix und zwar in Bezug auf die Längserstreckung des Kristalls.

das ist ja das Verrückte an den Amis. Einerseits nutzen sie die Indikatix als Modell der Lichtausbreitung, aber dann parallel dazu auch die Wellengeschwindigkeit - daher slow und fast - und das im gleichen Atemzug. Wer da nicht durcheinander kommt...

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0