Tiere unserer Heimat: Notommata groenlandica

Begonnen von Michael Plewka, Mai 30, 2010, 19:02:32 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

Liebes Forum,
in den Proben aus der Wahner Heide habe ich mehrfach das Rädertier Notommata groenlandica beobachtet. Diese Art ist mir wegen ihres schlanken Körpers und dem dazu fast blasig aufgetriebenen Kopf-Mastax-Bereich aufgefallen.(Größe ca. 130µ) Hier eine Ventralansicht mit Fokus auf das Räderorgan:






Lateralansicht: Das Retrocerebalorgan hat orangefarbige Einschlüsse, ein dorsaler Muskel (dMu) zieht vom Ende des RCO über den Rücken bis zum Hinterleib. Enbenso erkennbar ein ventraler Muskel (vMu) Vom Oesophagus reichen lange Cilien (Ci) bis in den Magen hinein, wie im Video deutlich zu erkennen ist:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Filme/Rotifer/source/Notommata%20groenlandica.html

Am Kopf ein kleines Rostrum, darunter ein stark lichtbrechendes Körperchen (siehe unteres Bild) :




Kopfbereich eines leicht gequetschten Exemplars:  Links im Bild der Kauer, rechts ist ist das nierenförmige Körperchen (s.o.) :




Weitere Bilder hier: http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/source/Notommata%20groenlandica.html

beste Grüße Michael Plewka


Holger Adelmann

Hallo Michael,

tolle Aufnahmen, besonders #2 - aber wofür hat 'man' denn ein Retrocerebalorgan ??

Herzliche Grüsse
Holger


Michael Plewka

#2
hallo Holger,
da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen: es muss natürlich RetrocerebRalorgan heißen!  Ich vermute aber mal, dass sich Deine Frage  eher auf die Funktion dieses Organs als auf dessen Rechtschreibung bezieht.  Meines Wissens ist die Funktion immer noch nicht geklärt; hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass meine ,,jüngste" Literatur diesbezüglich schon 32 Jahre alt ist. Im Netz habe ich hierzu auch nichts  wesentlich erhellendes gefunden.  Das Retrocerebralorgan besteht aus dem  unpaarigen retrocerebralen Sack  (RCS) und den zwei subcerebralen Drüsen.  Der RCS hat einen  ausführenden Gang, welcher sich gabelt und im Räderorgan mündet.  Man hat festgestellt, dass das Cerebralauge, soweit vorhanden, immer in Kontakt zum Gehirn und dem RCS ist, und dass, falls paaarige Stirnaugen vorhanden sind, diese immer in der Nähe der Ausführgänge des o.a. Kanals liegen. Der RCS enthält offensichtlich Stoffe, die teilweise (z.B. bei Euchlanis) als Vakuolen ins Wasser abgesondert werden.
Über die Funktion dieser Stoffe ist viel spekuliert worden, die Vermutungen reichen von Schmierung des Räderorgans bis zur Pheromonwirkung. Bei der Gattung Notommata sind im RCS manchmal auch  Einschlüsse zu finden (sog. Bakteroide), wie man auf dem folgenden Bild zumindest erahnen kann (vermutlich Notommata aurita):





Soweit reicht mein Kenntnisstand. Vielleicht hat ja Ole Riemann weitere/ aktuellere Informationen...

beste Grüße Michael