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Ulothrix

Begonnen von sirdul, Juni 09, 2010, 19:55:30 NACHMITTAGS

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sirdul

Hallo zusammen,

in einem Zierbrunnen vor der Kronacher Stadtsparkasse mit ca. 15 cm Wassertiefe fand ich einen fadenförmigen Bewuchs, der von der Bodenfläche senkrecht nach nach oben ragte.
Unter dem Mikro ergab sich folgendes Bild:


Bild 1
Ich vermute, dass es sich um die Alge Ulothrix handelt.
Hierzu würde auch die Zoospore passen, die den roten Fleck und die Geiseln - hier nur 3 von 4 sichtbar - besitzt. ( siehe auch "Der Kosmos Algenführer, Seite 266, Ausgabe 2007 ).

Bild 2


Bild 3

Eine Frage zu dem folgenden Bild: Handelt es sich bei der großen runden Struktur um einen Zellkern oder ist es ein Pyrenoid ?

Bild 4

Für eine Bestätigung, dass es sich tatsächlich um die Alge Ulothrix handelt, wäre ich dankbar.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning

P.S. Ist die Fotoqualität i.O. ? Es handelt sich um Aufnahmen mit einem 63 iger und 100 ter Neofluar, Hellfeld, Kamera Canon Eos 500 D, leicht bearbeitet mit PS.

Michael Plewka

hallo Ludger,
mit der Diagnose von Algen tue ich mich auch sehr schwer... Die Dokumentation, insbesondere des Schwärmers, der ja für die Bestimmung sehr wichtig ist, gefällt mir sehr gut. Aufgrund der Informationslage halte ich Ulothrix für richtig, aber vielleicht meldet sich ja noch ein richtiger Algenexperte. Es scheint auch in diesem Präparat noch (zu) viel Wasser unter dem Deckglas gewesen zu sein (erkennbar an der Unschärfe der übereinander liegenden Algen) . Somit ist noch Raum für Optimierung...
beste Grüße Michael Plewka

sirdul

Hallo Michael,

besten Dank für die Antwort, ich denke auch es ist eine Ulothrix. Ich habe auf dein Anraten hin bei den folgenden Aufnahmen einen Algenfaden präpariert und insbesondere auf die Schicht-
dicke geachtet. Meine Deckgläser haben eine gemessene Dicke von 0,15 mm und dies mit einer sehr geringen Streuung von - 0.01 mm. Das 63 iger Objektiv besitzt einen Korrekturring für die Deckglasdicke. Die Scharfstellung erfolgte am Monitor. Fotografiert wurde mit einer Canon Eos 500 D im RAW Format, bei der Entwicklung wurde leicht geschärft.
Nach meinem Empfinden wird der optische Eindruck ab dem 40 iger Objektiv milchig und " matschig ". Da im Forum sehr schöne Aufnahmen mit der schiefen Beleuchtung zu sehen sind, habe ich sie zum Vergleich mit eingestellt. Für jede Aufnahme wurde die Beleuchtung geköhlert und die Aperturblende nach der Zentrierung um 1/3 geschlossen. Alle Objektive Neofluare der Endlichreihe.
Bin ich jetzt nur zu kritisch, oder stimmt etwas mit dem Mikro nicht ?

Gruß aus Kronach

Ludger Benning














Michael Plewka

hallo Ludger,
das 40er Schieflicht-Bild zeigt m.E. mehr Details als beide 63er Aufnahmen, da mehr Kontrast mit dem Schieflicht erzeugt wird. Der Relief-Charakter kommt beim 63er nicht zur Geltung, offenbar funktioniert es in dieser Einstellung mit Schieflicht nicht. Das kann am Kondensor liegen (s. entsprechende Ausführungen hier im Forum von M. Kreutz), so dass es prinzipiell bauartbedingt nicht geht, kann aber auch an der Einstellung liegen. Ich arbeite beim Schieflicht/ Kreutz-Blende immer mit voller Öffnung meines Kondensors . 
Es kann aber auch eine Sache des Korrekturings  des Objektivs sein. Es hat bei mir auch sehr lange gedauert, bis ich die Nutzung des Korrekturrings begriffen habe. Zeitweise war ich auch der Meinung, das Objektiv (Zeiss Planapo 40/0,95 trocken) tauge nichts (im Vergleich zu meinem anderen Objektiv (Leitz 40/ 1,3 Öl), was aber nicht zutrifft. Man muss bei den Korrektionsobjektiven den Ring auf max. Kontrast einstellen, wobei sich zwangsläufig die Schärfeebene ändert, welche dann mit dem Fokustrieb neu eingestellt werden muss.  Das ist z.T. sehr subjektiv, da man nie den direkten A/B-Vergleich machen kann. Es reicht aber keinesfalls, aufgrund der Angabe für die Deckglasdicke diesen Wert (in diesem Fall: 0,15 mm) am Objektiv einzustellen und zu glauben, das wars. Die Wasserschicht unter dem Deckglas wird nämlich ebenfalls kompensiert, weshalb die Korrektur für jede Stelle des Präparats neu erfolgen muss (zumindest für Aufnahmen). Ich persönlich bin meist mit einer Ölimmersion schneller am Ziel als mit den Korrektionsobjektiven.

ich hoffe damit ein bisschen geholfen zu haben

beste grüße Michael Plewka

Klaus Henkel

Zitat von: Michael Plewka in Juni 13, 2010, 13:38:16 NACHMITTAGS
hallo Ludger,
das 40er Schieflicht-Bild zeigt m.E. mehr Details als beide 63er Aufnahmen, da mehr Kontrast mit dem Schieflicht erzeugt wird. Der Relief-Charakter kommt beim 63er nicht zur Geltung, offenbar funktioniert es in dieser Einstellung mit Schieflicht nicht. Das kann am Kondensor liegen (s. entsprechende Ausführungen hier im Forum von M. Kreutz), so dass es prinzipiell bauartbedingt nicht geht, kann aber auch an der Einstellung liegen. Ich arbeite beim Schieflicht/ Kreutz-Blende immer mit voller Öffnung meines Kondensors . 
Es kann aber auch eine Sache des Korrekturings  des Objektivs sein. Es hat bei mir auch sehr lange gedauert, bis ich die Nutzung des Korrekturrings begriffen habe. Zeitweise war ich auch der Meinung, das Objektiv (Zeiss Planapo 40/0,95 trocken) tauge nichts (im Vergleich zu meinem anderen Objektiv (Leitz 40/ 1,3 Öl), was aber nicht zutrifft. Man muss bei den Korrektionsobjektiven den Ring auf max. Kontrast einstellen, wobei sich zwangsläufig die Schärfeebene ändert, welche dann mit dem Fokustrieb neu eingestellt werden muss.  Das ist z.T. sehr subjektiv, da man nie den direkten A/B-Vergleich machen kann. Es reicht aber keinesfalls, aufgrund der Angabe für die Deckglasdicke diesen Wert (in diesem Fall: 0,15 mm) am Objektiv einzustellen und zu glauben, das wars. Die Wasserschicht unter dem Deckglas wird nämlich ebenfalls kompensiert, weshalb die Korrektur für jede Stelle des Präparats neu erfolgen muss (zumindest für Aufnahmen). Ich persönlich bin meist mit einer Ölimmersion schneller am Ziel als mit den Korrektionsobjektiven.
ich hoffe damit ein bisschen geholfen zu haben

Das haben Sie bestimmt, Herr Plewka!

Hoffentlich klingt es nun nicht beckmesserisch, wenn ich das ein wenig ergänze. Je höher die Objektivapertur, um so deutlicher wirken sich Veränderungen der Tubuslänge aus. Wenn man Anfänger fragt, ja mitunter regelrecht "verhört", dann weiß man nach einigen Jahren, daß folgender Ablauf anscheinend regelmäßig vorkommt.

1. Das neue Mikroskop ist da! Auspacken, auf Vollständigkeit prüfen. Dann alle Einstellschrauben ausprobieren, ob sie sich auch wirklich drehen lassen. Den Papierkram erst einmal zur Seite legen, auch die Mikrofibel, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Ein Präparat machen oder ein fertiges drunter legen. Man sieht ein Bild! Klar und scharf, und so schön groß.

2. Wasserorganismen fangen und beobachten. Den Streble/Krauter neben dem Mikroskop, um zu lernen, was man da sieht. Lesebrille fürs Buch, Fernbrille für den Blick in die Okulare. Die eine ab, die andere auf. Jeweils zehn bis zwanzig Mal in der Minute. Umständlich. Sehr umständlich. Wer tut sich das an - freiwillig? Man sieht bei Altersweitsicht doch auch ohne Brille ganz gut, wenn man an der Feintriebschraube ein wenig nachkorrigiert, sieht man doch genau so scharf. Bald kommt man dann in den Bereich mit dem 40er Objektiv. Jaa, da geht das schon auch noch. Und mit dem Öl-100er, naja schweigen wir lieber. Dann erwirbt man ein gebrauchtes 40er Apo 0,9 oder gar 1,10 nA. Also so ganz scharf ...?
Mancher erworbene Augenfehler verändert sich öfter einmal mit den Jahren, man bräuchte eigentlich längst eine andere Brille ...

3. Unser Großhirn gleicht Fehlbedienung optischer Instrumente vielfach in gewissen Grenzen aus, indem es uns Bilder so empfinden läßt, wie sie eigentlich aussehen sollten. Aber der Film oder der Chip in der Kamera tun das nicht.

4. Erste Grundregel: Wer Bilder mit der Kamera erhält, die nicht genau so scharf und kontrastreich sind wie beim Blick ins Okular: Sofort zum Augenarzt oder zum Augenoptiker. Nur mit Fernbrille scharfstellen, sofern man eine hat. Jede Verletzung dieses Grundsatzes führt bei Verwendung von hochaperturigen Objektiven unweigerlich zu flauen und unscharfen Aufnahmen. Denn jede Ausgleichsdrehung am Feintrieb, um auch ohne Brille oder gar mit der Lesebrille scharf zu sehen, führt zu einer Fehlanpassung des Objektivs, zu seiner Defokussierung. Auge und Hirn mögen das gerade noch tolerieren, der Kamerachip aber hustet uns 'was. Und zwar um so mehr, je höher die Objektivapertur ist. Solche Obj. haben so gut wie keinerlei Einstelltoleranz, sie nehmen jeden Fehler übel, zeichnen dann weder scharf noch kontrastreich.

5. ZweiteGrundregel: Kamera und Mikroskop gemeinsam aufeiander abstimmen NUR nach genauer Anleitung von Zeiss oder Leica - oder nach der Mikrofibel. Vorherige Sonntagslektüre der entsprechenden Kapitel - nach Besuch und Prüfung durch Augenarzt oder -optiker.

6. Fazit: Wer eine nicht ideale Kombination von Augen, Okularen, Objektiven, Augenfehlern und korrigierenden Brillen hat, wird niemals, selten oder nur durch Zufall zu scharfen Mikrofotografien kommen.

Scharfe Mikrogrüße
von KH

liftboy

Hallo Klaus,
insbesondere zum Punkt 2 muss ich Dir völlig recht geben!
Als genervter Brillenträger hatte ich mich also entschlossen, für den "Tagesbedarf" mit einer Analog-Videokamera zu arbeiten.
Das Bild ist recht gut auf dem Monitor zu sehen, Pixel hat es nicht (analog!), und den Maßstab habe ich nur einmal ermitteln müssen (wegen der Nachvergrößerung).
Allerdings lebe ich da ziemlich am Rand der förderlichen Vergrößerung.
Die Fotos mache ich dann mit digital (für Video viel zu ruckelig).
Die wahre Brillianz erhält man natürlich nur bei der Direktbeobachtung, und schon klappert die Brille am Okular javascript:void(0)
Welch ein Elend....
Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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