Aronstab, Querschnitt Pollenschläuche

Begonnen von Ralf, Juni 18, 2010, 20:17:45 NACHMITTAGS

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Ralf

Hallo,

beim letzten Mikronachmittag bei mir zu Hause war Herr Uibel so freundlich einen Aronstab (Dracunculus vulgaris) für uns zur Untersuchung mitzubringen:



Der Schnitt durch die Pollenschläuche ist recht dick (ca. 80µm), aber auch so ein dicker Schnitt kann meiner Meinung nach optisch recht ansprechend wirken und alle hier enthaltenen Details zeigen (Stack aus 19 Einzelbildern, Etzold, Euparal):



A. Büschlen

Hallo Ralf,

die Blüten der Aronstabgewächse sind sehr eindrückliche Gebilde mit einer  faszinierenden Anordnung und Ausbildung der Blütenteile. Dir ist ein sehr schöner Querschnitt gelungen. Hast du das Material vor dem schneiden fixiert und zum schneiden eingebettet?

Freundlich grüsst Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

reblaus

Hallo Ralf -

eigentlich habe ich unter dem Titel "Querschnitt Pollenschläuche" was Elektronenmikroskopisches erwartet! Aber hier handelt es sich doch eher um zwei Pollensäcke einer Theke?
Die Pollenschläuche, die ich in meiner Jugend vermessen habe sind nach der Pollenkeimung aus den Pollen herausgewachsen und sehr lang geworden aber immer dünn geblieben!
Habe trotzdem meine Freude an den Bildern gehabt.

Gruß
Rolf

Rolf-Dieter Müller

Hallo Ralf,

Dein Schnitt ist sehr interessant, denn so etwas sieht man eigentlich nur nach aufwändiger Parraffineinbettung und anschließendem Mikrotomschnitt.

Jetzt zeigst Du aber, das es auch einfacher geht und zwar nur mit Rasierklinge(?). Die beherrscht Du ja virtuos was Deine Flechtenschnitte immer wieder zeigen.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Ralf

Hallo @ all,

das habe ich natürlich vergessen zu erwähnen:

- geschnitten wurde das frische Material, unfixiert und ohne Einbettung, einfach so.

- Schneidegerät war mein Jung Studentenmikrotom (http://fotoalbum.web.de/g...eidling/Mikroskopzubehoer) ausgerüstet mit einem Klingenhalter für die bekannten Leica Mikrotom-Einmalklingen. Wir haben eine Schnittdicke von 80 µm eingestellt.


Das Mikrotom habe ich angeschafft um einfach eine größere Anzahl an guten Schnitten zu bekommen. Bei Handschnitten ist einer von zehn Schnitten gut, bei dem Jung Studentenmikrotom ist einer von zehn Schnitten schlecht.



Alfons Renz

Hallo Ralph,

Die Bemerkung von Reblaus-Rolf bezüglich des kleinen Unterschieds zwischen Pollensack und Pollenschlauch (das ist der feine Schlauch, der aus dem Pollenkorn nach Kontakt mit dem Stempel der weibliche Blüte zur Eizelle wächst, und durch den sich der männliche Kern zwängen muss), gibt hier die Gelegenheit, an den historischen Disput zwischen dem Botaniker Schleiden und dem Mikroskopiker, Physiker und 'Hobby'-Botaniker Amici zu erinnern. Letzterer hatte es 'gewagt', seine Beobachtungen zum Wachstum des Pollenschlauchs zu publizieren und gegen die Ansichten Schleidens zu argumentieren, was diesen sehr erboste. Gegen solche damals z.B. in der Botanischen Zeitung öffentlich ausgetragenen Dispute sind die Emotionen dieses Forums vergleichsweise harmlos.

Amici, so wird berichtet, habe sich jedoch nicht provozieren lassen und schickte Schleiden eines seiner neuen Mikroskope mit Immersionsoptik, verbunden mit der Bemerkung: Vide ipse - schau es Dir selbst an. Daß er das Mikroskop kostenlos geliefert habe, wie manchmal behauptet wird, ist aber nicht belegt.

Soweit mein Wissen als Nicht-Botaniker, und daraus folgend meine Frage, ob vielleicht Jemand aus dem Forum Näheres zu diesem historischen Disput wüsste: Was genau war die Ansicht Schleidens, und worin unterschied sich diese von der Beobachtung Amicis?

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons

Jürgen Boschert

Hallo Alfons,

Giovanni Battista Amici erkannte, dass der pflanzliche Embro aus der pflanzlichen Eizelle entsteht, nachdem der Pollenschlauch in die Samenanlage eingewachsen ist, während Matthias Jacob Schleiden felsenfest der Auffassung war und diese Auffassung auch vehement vertrat, dass der pflanzliche Embro direkt aus dem Ende des Pollenschlauches selbst entstehe. Schleiden attackierte Amici heftig: " Soll aber die Wissenschaft wirklich sicher fortschreiten, so müssen, fernerhin alle keck ausgesprochenen Phantasien, ohne gründliche Kenntnis der Vorgänger auf einige unvollkommene Beobachtungen gestützt, völlig ausgeschlossen bleiben. Insbesondere gilt dies auch für die unbedeutenden, obwohl mit vieler Selbstgefälligkeit vorgetragenen neuen Arbeiten von Amici ... "  (nach Gerlach: Geschichte der Mikroskopie. Verlag Harri Deutsch, 2009).

Schleiden wurde natürlich später widerlegt und hatte auch nebenbei mit seiner Vorstellung über die Zellentstehung Schiffbruch erlitten.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB