Dichroismus - wie geht das nochmal?

Begonnen von Miner, Juni 26, 2010, 10:17:34 VORMITTAG

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Miner

Liebe Dünnschliff-Experten,
ich habe ein großes Stück Glimmer, von dem ich auf Grund seiner bräunlichen Farbe glaube, dass es Biotit ist. Von diesem großen Fundstück habe ich ein kleineres, geschätzt 0,1-0,5 mm dickes Stück abgespalten und unter's Mikroskop gelegt. Ich hatte erwartet, dass ich beim Drehen des Tisches (mit eingeschwenktem Polarisator) verschiedene Farben sehen würde, aber nichts da. Kann man nun schlussfolgern, dass das Mineral nicht Biotit ist? Oder gibt es Biotit, der nicht dichroitisch ist? Oder ist mein Spaltstück einfach nur zu dünn?
Ich freue mich über jeden sachdienlichen Hinweis.
Grüße
Ole

Ragin

Hallo Ole
Hast Du mit Auflicht gearbeitet? da währe die Dicke natürlich egal. Für Durchlicht fürchte ich, dass deine Probe bei weitem zu dick ist.
In meinen Schliffen ist es mir kaum mal gelungen, einen Glimmereinschluss so dünn zu schleifen, dass er transparent wird. Der spiegelt das von unten kommende Licht wohl einfach zurück.
Ich muss aber gestehen, dass ich doch noch mehr Gärtner als Mineraloge bin. Da werden Dir andere hier sicher mehr dazu sagen können.
Schöne Grüße,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

derda

Hallo Ole,

du solltest in jedem Fall einen starken Pleochroismus erkennen können (zumindest parallel und schräg zu 001).







VG

Erik


Miner

Hallo Rainer,
ich habe Durchlicht gemacht. Zu dick wird die Probe sicher nicht sein, denn es kommt jede Menge Licht durch, sie erscheint weißlich-gelblich.
Erik,
genau so was wie auf deinen Fotos hatte ich auch von früher in der Uni in Erinnerung, und so schaut's jetzt halt überhaupt nicht aus. Wenn ich den Tröger richtig interpretiere, sollte man aber auch Dichroismus sehen, wenn man senkrecht auf die (001)-Fläche = Spaltfläche schaut. Und das ist nun bei mir nicht der Fall. Bleibt die Frage: warum nicht?
Ole

derda

Hallo Ole,

Zitat"... Wenn ich den Tröger richtig interpretiere, sollte man aber auch Dichroismus sehen, wenn man senkrecht auf die (001)-Fläche = Spaltfläche schaut. Und das ist nun bei mir nicht der Fall. Bleibt die Frage: warum nicht? ..."

So steht es auch in "Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff" von Pichler / Schmitt-Riegraf.

Verhält sich das Mineral unter gekreuzten Polfiltern auch isotrop?

VG

Erik


Miner

Hallo Erik,
nein, es ist doppelbrechend. Allerdings nicht doll. Die Interferenzfarben (die Dicke variiert ja leicht von Ort zu Ort) sind von 1. oder 2. Ordnung.
Ole

Ragin

Hallo Erik
Deine Bilder sehen wirklich toll aus. Was ist das denn für ein Gestein?
Bei dem besagten Glimmer handelt es sich ja sicher um die dunklen Kristalle in der Mitte der Bilder bzw. den schwarzen Flächen oder?
Ich muss gestehen, dass ich da noch nicht so fit bin mit der Bestimmung der diversen Mineralien, die so ein Gestein bilden und kann mir vorstellen, dass es anderen hier auch nicht besser geht.
Es freut mich sehr, mal wieder einen Gesteinsdünnschliff zu sehen. Ich hätte da ja gerne mehr davon hier im Forum.
Einen schönen Gruß,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

derda

#7
Hallo Rainer,

Zitat"... Deine Bilder sehen wirklich toll aus. Was ist das denn für ein Gestein?
Bei dem besagten Glimmer handelt es sich ja sicher um die dunklen Kristalle in der Mitte der Bilder bzw. den schwarzen Flächen oder? ..."

Das weiss ich nicht => es war irgend ein Fundstück, daß  ich mal zu einem Dünnschliff verarbeitet habe. Ich fand es nur schön, dort Biotitkristalle in allen möglichen Ausrichtungen vorliegen zu haben.

Zitat"... Ich muss gestehen, dass ich da noch nicht so fit bin mit der Bestimmung der diversen Mineralien, die so ein Gestein bilden und kann mir vorstellen, dass es anderen hier auch nicht besser geht. ..."

Wem geht es da nicht so? Bei jedem Dünnschliff geht das Rätseln wieder los, man schaut und meint, ändert seine Ansichten und revidiert... man ist eben Anfänger.

Zitat"... Es freut mich sehr, mal wieder einen Gesteinsdünnschliff zu sehen. Ich hätte da ja gerne mehr davon hier im Forum. ..."

Scheinbar stellt das Schleifen eine ziemlich große Hürde dar. Viele sind auch Tümpler oder Botanikfreunde. Polmikroskopie machen eben nur wenige.

Du hast auch lange nichts gezeigt...

VG

Erik


Ragin

Hallo Erik
Du hast recht, ich habe lange nichts gezeigt. Das liegt erstrangig mal daran, dass ich mich mit dem Fotografieren noch ziemlich schwer tue.
Ich habe auch nicht all zu viel geschliffen die letzte Zeit.
Meine letzten Schliffe habe ich mit Nummuliten, Onkoidenkalk und Rotkalken gemacht, welche Fossilien enthalten. Da ist die Polarisation nicht so wichtig.
Ich habe auch mal versucht, solche Schliffe im Dunkelfeld anzusehen. Das ist auch ziemlich interessant.
Deinen gezeigten Schliff zu bestimmen währe auch mal ganz spannend.
Schöne Grüße
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

TPL

Hallo Dünnschliff-Freunde,
dünne Biotit-Blättchen zeigen bei Betrachtung senkrecht (001) - also einem Basisischnitt - kaum Pleochroismus. Ich habe es gerade noch an einem Präparat geprüft. Dickere Präparate können schwach pleochroitisch sein.
Im Pichler & Schmitt-Riegraf (1987) steht zum Biotit "...mit starkem Pleochroismus, der vor allem in Schnitten senkrecht oder schräg zu (001) stark auffällt (...), parallel (001) dagegen herrscht fast keine Absorbtion." Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Tröger anders wäre (habe ihn gerade verliehen).

Biotit ist immer anisotrop - unabhängig davon, wie er zur optischen Achse orientiert ist. Dass viele doppelbrechende, besonders wirtelige, Kristalle, die senkrecht zur optischen Achse geschnitten sind, bei jedem Azimut des Drehtischs auslöschen macht sie nicht isotrop. Biotit ist aber auch nicht einmal einachsig, obwohl bei geringem Eisen-Gehalt der Achsenwinkel bis auf 0° heruntergeht. Ein solcher Biotit würde als Spaltblättchen zwischen gekreuzten Polfiltern wie ein einachsiger Kristall wirken (orthoskopisch: Auslöschung in allen Drehrichtungen; konoskopisch: Isogyrenkreuz). Isser aber nich.

Schwach pleochroitische Grüße, Thomas

Miner

Zitat von: TPL in Juni 28, 2010, 01:39:38 VORMITTAG
Im Pichler & Schmitt-Riegraf (1987) steht zum Biotit "...mit starkem Pleochroismus, der vor allem in Schnitten senkrecht oder schräg zu (001) stark auffällt (...), parallel (001) dagegen herrscht fast keine Absorbtion." Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Tröger anders wäre (habe ihn gerade verliehen).
Isses auch nicht. Man muss nur genau hinschauen (was ich erst nicht getan habe). Steht doch klar bei sowohl der Y- wie der Z-Achse (die der b- und fast der a-Achse entsprechen) "dkl.-braun-dkl.-grün". Also kein Dichroismus bei Blickrichtung senkrecht auf die (001)-Fläche. Ok, Problem gelöst.

Zitat
Biotit ist immer anisotrop - unabhängig davon, wie er zur optischen Achse orientiert ist. Dass viele doppelbrechende, besonders wirtelige, Kristalle, die senkrecht zur optischen Achse geschnitten sind, bei jedem Azimut des Drehtischs auslöschen macht sie nicht isotrop. Biotit ist aber auch nicht einmal einachsig, obwohl bei geringem Eisen-Gehalt der Achsenwinkel bis auf 0° heruntergeht. Ein solcher Biotit würde als Spaltblättchen zwischen gekreuzten Polfiltern wie ein einachsiger Kristall wirken (orthoskopisch: Auslöschung in allen Drehrichtungen; konoskopisch: Isogyrenkreuz). Isser aber nich.
Hm, du meinst er ist noch stets zweiachsig, obwohl beide optischen Achsen zusammenfallen? Und er sich folglich genauso verhält wie alle einachsigen Kristalle? Dann sollte man ihn doch auch einachsig nennen, oder nicht?
Grüße
Ole